"I Shot My Love" ist ein Film von Tomer Heymann (Regie, Buch und Kamera) aus dem Jahr 2009. Der israelische Dokumentarfilmer folgt dabei mit seiner Kamera den beiden Menschen, die ihm am meisten bedeuten, seiner Mutter Noa und seinem Freund Andreas.
Im Jahr 2006 ist Tomer Heymann zusammen mit seiner Mutter erstmals in Berlin, wo er im Rahmen der Berlinale einen Preis für seinen Film Paper Dolls erhält. Noa Heymanns Eltern hatten siebzig Jahre zuvor Berlin verlassen, um sich vor den Nazis in Sicherheit zu bringen und flohen damals nach Israel.
Den Abend nach der Preisverleihung verbringt Tomer in der Panorama-Bar des "Berghain", wo er den jungen Tänzer Andreas kennenlernt. Ab jetzt läuft die Kamera und zeichnet immer wieder die Gespräche zwischen den beiden Männern auf, zeigt ihr Leben und ihre Familien. Die ersten Aufnahmen sind scheinbar nach der gemeinsam verbrachten Nacht entstanden. Es gibt zaghafte Fragen nach einem eventuellen Wiedersehen und eine deutlich spürbare aufkommende Verliebtheit auf beiden Seiten der Kamera.
Auch wenn Tomer und Andreas vorerst getrennte Wege gehen müssen, werden sie sich schon bald wiedersehen. Andreas zieht zu Tomer nach Tel Aviv und lernt dessen Familie kennen, die ihn herzlich aufnimmt. Tomer filmt weiter die Gespräche mit seiner Mutter und mit Andreas, fragt sie nach ihrem Leben, ihrer Haltung zu den Juden und den Deutschen usw. Tomers Mutter betont, keine Probleme damit zu haben, dass ihr Sohn einen deutschen Partner hat, aber in einem anderen Gespräch fragt sie ihn dann doch, ob er wohl der Richtige ist und ob ihre Leben nicht doch zu verschieden sind.
Noa Heymann wird krank, kommt ins Krankenhaus und muss operiert werden. Auch hier ist Tomer mit seiner Kamera immer dabei. Er und Andreas kümmern sich liebevoll um sie und bringen sie schließlich auch wieder nach Hause, wo sie weiter gepflegt wird.
Tomer und Andreas verbringen ein Weihnachtsfest bei Andreas' Eltern in Süddeutschland. Da wird es furchtbar verkrampft, auch wegen der Tatsache, dass Andreas als Kind von einem Priester sexuell missbraucht wurde, einem Freund der Familie. Der Herzlichkeit von Tomers Familie in Israel steht ein sehr sprödes Fest in Deutschland gegenüber, bei dem sich selbst der Zuschauer unwohl fühlt. Dieser Missbrauch ist auch ein weiteres Thema zwischen Andreas und Tomer, weil Andreas laut eigener Aussage immer wieder erstaunt ist, wie sehr ihn das alles immer noch beschäftigt und aufwühlt.
Am Ende der siebzig Minuten, die diese Dokumentation dauert, hat man viel über Tomer und Andreas erfahren, denn die Aufnahmen sind sehr persönlich, fast schon zu intim. Beide haben zusammen eine Wohnung in Tel Aviv bezogen und man wünscht ihnen, dass sie noch sehr lange sehr glücklich miteinander sein mögen. Ganz große Empfehlung für dieses schöne Projekt.
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