"Der Todesengel" - "La vittima designata" ist ein Film von Maurizio Lucidi aus dem Jahr 1971. Das Drehbuch schrieb Lucidi unter anderem zusammen mit Fulvio Gicca Palli.
Stefano Augenti (Tomas Milian) führt in Mailand eine erfolgreiche Werbeagentur, die aber auf dem Papier seiner vermögenden Frau Luisa (Marisa Bartoli) gehört. Seit einiger Zeit schon hat Stefano eine Affäre mit der schönen Fabiàne (Katia Christine), einem seiner Models. Da er Luisa nicht mehr liebt und außerdem noch ein verlockendes Angebot für den Verkauf seiner Anteile an der Agentur erhält, plant Stefano schon eine gemeinsame Zukunft mit Fabiàne in Venezuela.
Für den Verkauf seiner Anteile benötigt Stefano aber die Unterschrift seiner Frau, die nicht bereit ist, ihn und die Agentur zu verlieren. Stefano reist mit Fabiàne nach Venedig, um ein paar Tage abzuschalten. Dort trifft er mehrfach auf den jungen Grafen Matteo Tiepolo (Pierre Clémenti), der ihn in seinen Bann zieht. Matteo bietet Stefano seine Freundschaft an und macht ihm schon bald ein unmoralisches Angebot.
Matteo will Stefanos Ehefrau ermorden, wenn Stefano dafür im Gegenzug Matteos ungeliebten und sadistischen Bruder tötet. Stefano nimmt diesen Vorschlag nicht ernst und vergisst die ganze Angelegenheit. Wieder zurück in Mailand, fälscht Stefano die Unterschrift seiner Frau, um den geplanten Verkauf der Agentur abwickeln zu können. Da erscheint plötzlich Matteo, offenbar körperlich misshandelt von seinem Bruder und erinnert Stefano an den vermeintlichen Handel.
Stefano blockt ab, aber die Ereignisse lassen sich nicht mehr aufhalten. Nach einem heftigen Streit mit Luisa verbringt Stefano die Nacht mit einer Unbekannten in seinem Haus am Comer See. Am nächsten Morgen ist Luisa tot und Stefano gerät unter Mordverdacht, weil alle Beweise gegen ihn sprechen. Da taucht Matteo wieder auf, gesteht den Mord an Luisa und zwingt Stefano dazu, nun seinen Teil der Abmachung einzuhalten.
Stefano sitzt in der Falle, weil er kein Alibi für die Mordnacht hat. Sämtliche Beweise seiner Unschuld hat Matteo in der Hand, der ihm nun genaue Instruktionen gibt, wie und wann er seinen Bruder zu töten hat. Es ist ein Spiel auf Leben und Tod und es gibt kein Entrinnen...
Zur Handlung nur noch so viel, es gibt ein wirklich atemberaubendes Finale, das noch lange nachwirkt. Dieses Schlussbild gehört definitiv zu den Besten, die ich je gesehen habe.
Der Film ist einfach wunderbar anzuschauen, grandios gespielt von den beiden Hauptdarstellern Tomas Milian und Pierre Clémenti und mit großartiger Filmmusik unterlegt. Besonders der Song "My Shadow in the Dark", gesungen von Tomas Milian, bleibt im Ohr und ist sensationell.
Die Figuren sind sehr gut entwickelt, der nüchtern ermittelnde Commissario Finzi (Luigi Casellato), die eher unwichtigen Frauen in diesem Spiel und die beiden herausragenden männlichen Hauptdarsteller, zwischen denen eine ganz besondere und beinahe schon prickelnde Beziehung entsteht. Da kann man viel zwischen den Zeilen lesen. Stefano erscheint zwar als das unschuldige Opfer, das er aber eigentlich gar nicht ist. Immerhin betrügt er seine Frau und will auch noch an ihr Geld. Trotzdem bleibt man ganz bei ihm. Matteo dagegen ist von Anfang an eher surreal. Seine Auftritte sind hochdramatisch und verfehlen ihre Wirkung nicht.
Wie gesagt, das Schlussbild ist überaus gelungen und faszinierend, mehr geht nicht. Der Film erinnert natürlich an den Hitchcock-Klassiker "Der Fremde im Zug". Beide beruhen auf dem Roman von Patricia Highsmith, aber dieser Film ist in meinen Augen doch wesentlich spannender und vielfältiger als der von Hitchcock. Er ist dramatisch, intensiv und sehr gut gespielt, mit anderen Worten: sehr sehenswert. Ein schöner kleiner Thriller, den man nicht verpassen sollte.
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