"Despair" ist ein Film von Rainer Werner Fassbinder und entstand 1977/1978. Das Drehbuch schrieb hier der englische Dramatiker Tom Stoppard, basierend auf dem Roman "Verzweiflung" von Vladimir Nabokov aus dem Jahr 1934.
Hermann Hermann (Dirk Bogarde) ist ein russischer Immigrant und lebt in Berlin, Ende der 1920er Jahre, und besitzt dort eine Schokoladenfabrik. Er hat eine hübsche, aber etwas einfältige Ehefrau namens Lydia (Andréa Ferréol), die sich einen Liebhaber hält, den sie als ihren Cousin ausgibt. Ardalion (Volker Spengler) ist ein erfolgloser Maler, der sich von Hermann durchfüttern lässt. Die Beziehung zwischen den beiden scheint Hermann zu ignorieren, jedenfalls geht er zu keiner Zeit darauf ein.
Hermann ist extrem gelangweilt, die Zeiten sind mies, er möchte aus seinem Leben ausbrechen. Immer öfter scheint es ihm, als könne er sich selbst bei seinen Handlungen zuschauen. Dieser Gedanke lässt ihn nicht mehr los. Auf einer Geschäftsreise lernt er zufällig den Landstreicher Felix Weber (Klaus Löwitsch) kennen und redet sich ein, dass ihm dieser zum Verwechseln ähnlich sieht. Er bleibt in Kontakt mit Felix und plant gewissenhaft seinen Ausstieg aus seinem bisherigen Leben.
Hermann will die Identität von Felix annehmen, da ihm seine eigene schon abhanden gekommen scheint. Er macht Felix zu seinem "Doppelgänger", aber nur um ihn anschließend zu erschießen und dann unterzutauchen. Er glaubt, das perfekte Verbrechen begangen zu haben, aber da irrt er sich gewaltig.
Dieser bisher eher unbekannte Film, der im Mai 1978 in Cannes Premiere hatte, ist nun erstmals und neu überarbeitet auf DVD erschienen. Es war die erste internationale Produktion von Fassbinder und stellte eine neue Herausforderung für ihn dar. Kameramann Michael Ballhaus hat auch hier wieder wirklich einzigartige Bilder eingefangen, die Ausstattung ist sehr edel, es gibt viel Glas und Spiegel, insgesamt eine tolle Bildersprache.
Die Wohnungseinrichtung von Hermann besteht aus vielen Art-Déco-Gegenständen, an denen man sich gar nicht sattsehen kann. Die handelnden Figuren umkreisen einander, es ist zu jeder Zeit viel Bewegung im Bild. Das alles wirkt sehr künstlich, was wohl auch so gewollt ist, ermüdet aber mit der Zeit ein wenig, weil auch die Dialoge eher fremd erscheinen.
Wie auch immer, das Projekt an sich ist hervorragend, angefangen vom ersten Treffen zwischen Hermann und Felix in einem Spiegelkabinett, bis zum Ende in den Schweizer Bergen, das an den Schluss von "Sunset Boulevard" erinnert.
Als Extra befindet sich auf der DVD noch der Dokumentarfilm "Das Kino und sein Double: Erinnerungen an Rainer Werner Fassbinders Despair", ein Film von Robert Fischer, der sich mit der Entstehung dieses Films befasst und wirklich unglaublich sehenswert ist. Hier gibt es auch noch schöne Anmerkungen von den Beteiligten, die man nicht verpassen sollte.
Insgesamt gesehen ein sehr großer Film, der erneut beweist, was für ein Genie Rainer Werner Fassbinder gewesen ist. Seine Fans werden diese Veröffentlichung wohl nicht versäumen und einige Neue werden hoffentlich dazukommen. Absolut empfehlenswert.
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