"Brighton Rock" ist ein Film von Rowan Joffe (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010 und beruht auf dem gleichnamigen Roman von Graham Greene aus dem Jahr 1938. Angeblich ist dieser Film aber kein Remake der ursprünglichen Verfilmung von John Boulting aus dem Jahr 1947, sondern eine Neuinterpretation des Buches. Na ja, so kann man sich das natürlich auch Schönreden.
Wie auch immer, der Inhalt ist hier fast identisch. Aber halt, die Handlung spielt in diesem Fall im Brighton des Jahres 1964. Hatte Graham Greene etwa hellsichtige Fähigkeiten und wollte sein Werk bewusst in den Sechziger Jahren anlegen oder sind die Filmemacher hier einfach nur übers Ziel hinausgeschossen? Fragen über Fragen...
Zurück zur Handlung. Der Gangsterboss Kite wird von einer rivalisierenden Gang ermordet. Der junge Pinkie (Sam Riley) rächt diesen Mord und tötet Hale (Sean Harris), den er für den Mörder hält. Doch damit ist die Sache nicht erledigt, denn die junge und ahnungslose Kellnerin Rose (Andrea Riseborough), die zufällig Bekanntschaft mit Hale gemacht hat, besitzt ohne ihr Wissen einen Beweis für das Verbrechen. Zudem war ihre Chefin Ida (Helen Mirren) mit Hale befreundet und will den Tod ihres Freundes aufklären.
Pinkie sucht die Nähe von Rose, um sie auf seine Seite zu bekommen. Die sehr naive junge Frau verliebt sich in den spröden jungen Mann und die beiden heiraten sogar. Pinkie nutzt die Liebe von Rose allerdings nur aus, weil er weiß, dass sie als seine Ehefrau nicht gegen ihn aussagen muss. Doch als die Polizei und Ida ihm immer mehr auf den Fersen sind, beschließt er kurz entschlossen, etwas Endgültiges zu unternehmen.
Ganz kurz gesagt, das intelligente Original von 1947 ist wesentlich besser als dieses eher schwache Remake, wie so oft. Dieser Film versucht zwar bombastisch zu wirken, aber das ist zumeist nur lächerlich und oft nur ungewollt albern. So gibt es Klischees ohne Ende, wie z. B. den Gangsterboss Colleoni (Andy Serkis), der mit dicker Zigarre und Cognacglas in der Hand nur wie eine schlechte Karikatur wirkt, und auch die Auseinandersetzungen zwischen Mods und Rockern sind einfach nur überflüssig und ohne jeden weiteren Verlauf für die Handlung eingestreut. Die Figur der Rose mutiert hier auch ein bisschen zu schnell und unmotiviert zum Gangsterliebchen und die ganze religiöse Symbolik nervt zunehmend.
Nun zu den Darstellern. Helen Mirren ist natürlich immer sehenswert, auch wenn die ursprüngliche Rolle der Ida etwas anders angelegt war, sie überzeugt auf ganzer Linie. Andrea Riseborough ist ganz die naive junge Frau, die man von ihr erwartet, auch wenn man ihre Motivation und Liebe nicht unbedingt nachvollziehen kann. Sam Riley hingegen hat mich überhaupt nicht überzeugt, irgendwie kann ich ihm einfach nichts abgewinnen. Er hat allerdings auch einen schweren Stand hier und mit Richard Attenborough einen Vorgänger, der seinen Part wesentlich subtiler und glaubhafter gestaltet hat. Attenborough hatte keinerlei Mätzchen nötig, um seinen Charakter verstörend und bedrohlich zu präsentieren, dagegen wirkt das Spiel von Sam Riley manchmal nur wie Schultheater. In einer kleinen Nebenrolle ist übrigens noch der fabelhafte John Hurt zu sehen.
Insgesamt gesehen also nur eine sehr eingeschränkte Empfehlung für diesen Film, der teilweise einfach nur nervt und natürlich eine große Empfehlung für das viel stimmungsvollere Original "Brighton Rock (Original), das wesentlich interessanter und sehenswerter ist.
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