"Faustrecht der Freiheit" ist ein Film von Rainer Werner Fassbinder (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1975. Kameramann war hier wieder Michael Ballhaus.
Franz Bieberkopf (Fassbinder selbst) arbeitet bei seinem Freund Klaus (Karl Scheydt), der Schausteller ist, als "Fox, der sprechende Kopf". Als Klaus ins Gefängnis muss, verliert Franz sowohl seinen Freund, als auch seinen Job. Er schlägt sich als Stricher durch und lernt dabei den Antiquitätenhändler Max (Karlheinz Böhm) kennen. Als Franz überraschend 500.000 Mark im Lotto gewinnt, gelangt er durch Max in höhere Kreise und lernt dabei Eugen (Peter Chatel) kennen, in den er sich verliebt. Der schnöselige Eugen will zunächst nichts von Franz wissen, aber als er von dessen Reichtum erfährt, ändert sich die Situation schlagartig. Eugen trennt sich von seinem Freund Philip (Harry Baer) und wendet sich nun Franz zu.
Die Firma von Eugens Vater (Adrian Hoven) steckt in Zahlungsschwierigkeiten und Franz gibt ein großzügiges Darlehen, das ihn gleichzeitig zum Teilhaber machen soll. Doch diese Klausel enthält der Vertrag überhaupt nicht, was der ahnungslose Franz aber nicht bemerkt, da er Eugen und seinem Vater blind vertraut. Als nächstes wird eine Eigentumswohnung angeschafft, die mit teuren Möbeln ausgestattet wird, ein gutes Geschäft für Max. Eugen lässt sich von Franz aushalten und dieser bezahlt alles, wonach Eugen der Sinn steht. Im Gegenzug will Franz von Eugen unterrichtet werden, um in der "besseren" Gesellschaft anerkannt zu werden.
Eugen gibt sich keine große Mühe, seine Verachtung für Franz zu verstecken, aber der liebeskranke Franz bemerkt selbst das nicht. Franz steckt in einem Teufelskreis, denn die Welt, in der er sich nun bewegt, ist nicht die seine und wird es auch nie sein. Er wird höchstens toleriert, aber auch nur so lange, bis sein Geld aufgebraucht ist. Andererseits kann er aber auch nicht mehr zu seinen Freunden von früher zurück, weil er nun nicht mehr zu ihnen gehört, was man ihn auch spüren lässt. Selbst sein Freund Klaus, inzwischen wieder aus dem Gefängnis entlassen, kommt nur vorbei um sich Geld zu leihen.
Franz wird schließlich krank, denn der Druck der auf ihm lastet, wird ihm zu viel. Sein Arzt verschreibt ihm Valium, aber helfen kann ihm das auch nicht, eher im Gegenteil. Franz und Eugen trennen sich, doch durch einen geschickten Schachzug ist schon längst nicht mehr Franz der Eigentümer der gemeinsamen Wohnung, sondern Eugen. Das erfährt Franz von Philip, der inzwischen schon zu Eugen gezogen ist. Beide führen ihre Beziehung fort, als hätte es Franz nie gegeben. Franz hat alles verloren, sein Geld ist weg, ebenso seine Freunde, die echten und die falschen. Ihm bleiben nur die Tabletten und ein trauriger und einsamer Tod.
Dieser wie üblich sehr sehenswerte Film ist großartig besetzt, neben den schon erwähnten Hauptdarstellern glänzen in den Nebenrollen noch unter anderem Kurt Raab, Peter Kern, Walter Sedlmayer, Bruce Low, Brigitte Mira und Ingrid Caven, die natürlich mal wieder singen muss. Fassbinder selbst ist eine erstklassige Besetzung als Franz, dem einfachen und auch einfältigen Mann, der eigentlich nur geliebt und akzeptiert werden will. Besonders erwähnenswert ist hier noch Karlheinz Böhm, der von Fassbinder geradezu neu erfunden wurde und bereits in "Martha" schön gegen sein bisheriges Image besetzt wurde. Trotz zwei Stunden Laufzeit hat der Film überhaupt keine Längen, sondern ist durchgehend unterhaltsam.
"Faustrecht der Freiheit" gehört für mich zu Fassbinders besten Filmen, wobei ich mich nie für einen Bestimmten entscheiden kann, denn dazu ist sein Werk zu umfangreich und bietet so viel Sehenswertes. Fassbinder hat vor allem intelligente Filme gemacht und immer sehr genau hingeschaut. Sein Blick auf die Befindlichkeiten war präzise und teilweise auch schmerzlich, weil er oft genug den Finger sozusagen mitten in die Wunde gesteckt hat. Es ist ein Jammer, dass er so früh gestorben ist, denn einen Regisseur wie ihn wird es nie wieder geben. Seine Filme allerdings bleiben und ihre Geschichten fesseln noch heute. Ganz große Empfehlung deshalb von mir und das nicht nur für diesen Film.
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