"In einem Jahr mit 13 Monden" ist ein Film von Rainer Werner Fassbinder (Regie, Drehbuch und Kamera) aus dem Jahr 1978.
Die Geschichte erzählt die letzten fünf Tage im Leben von Elvira Weishaupt (Volker Spengler). Elvira ist eine Transsexuelle, geboren als Erwin Weishaupt. Aus Liebe zu einem Mann hat sie sich in Casablanca operieren lassen, der Mann wollte aber trotzdem nichts von ihr wissen. Ihr derzeitiger Freund Christoph (Karl Scheydt) trennt sich von ihr, nachdem er sie vorher noch übel beschimpft hat.
Gebrochen und ohne Lebensmut zieht Elvira durch ein kaltes und unfreundliches Frankfurt, begleitet wird sie dabei von einer Prostituierten, der roten Zora (Ingrid Caven). Zusammen mit ihr besucht Elvira die Orte, die sie von früher kennt. Das Waisenhaus, in dem sie aufgewachsen ist, und den Schlachthof, ihren früheren Arbeitsplatz, als sie noch Erwin war. Sie besucht auch Irene (Elisabeth Trissenaar) und die gemeinsame Tochter Marie Ann (Eva Mattes), doch auch bei ihnen findet sie kein Verständnis.
So landet sie schließlich auch bei dem Immobilienspekulanten Anton Saitz (Gottfried John), dem besagten Mann, für den sie alles aufgegeben hat, der jedoch nur Verachtung und Spott für sie übrig hat. Elvira ist auf der verzweifelten Suche nach Identität, nach Geborgenheit, Wärme und Liebe, muss aber schließlich erkennen, nichts davon finden zu können. Ihr Leben ist vorbei, alles ist sinnlos, niemand braucht sie und niemand vermisst sie. Also fasst sie einen letzten, endgültigen Entschluss.
Elvira verzweifelt an ihrem Leben, weil sie letztlich weder Mann, noch Frau ist. Alle anderen begegnen ihr scheinbar nur mit Ablehnung, was ihre innere Zerrissenheit nur noch mehr fördert. So ist ihr Abgang von dieser Welt der Kaltherzigkeit der einzige Ausweg, den sie für sich sieht.
Mit diesem Film hat Fassbinder den Selbstmord seines Freundes Armin Meier verarbeitet, der im Mai 1978 eine Überdosis Schlaftabletten genommen hatte, nachdem sich Fassbinder von ihm trennen wollte. Die beiden hatten sich 1974 kennengelernt und Armin Meier hatte danach in diversen Fassbinder-Filmen kleine Rollen gespielt.
"In einem Jahr mit 13 Monden" ist ein sehr sperriger Film, für den man Geduld und Ruhe braucht. Viele Szenen sind nur schwer zu ertragen, wie etwa der Besuch im Schlachthaus, wo man beim Abschlachten der Tiere direkt dabei ist. Das ist natürlich sehr speziell, gehört aber in diesem Fall einfach zum Film und zu Elviras Lebensgeschichte.
Empfehlenswert ist dieser Film selbstverständlich schon, aber wahrscheinlich nur für Fassbinder-Fans, alle anderen werden wohl eher Probleme damit haben. Um das Gesamtwerk zu überblicken, gehört der Film aber auf jeden Fall zu den sehenswerten Beiträgen, auch wenn es weh tut. Die Darsteller sind hier allerdings großartig, allen voran natürlich der wunderbare Volker Spengler mit einer überwältigenden Leistung.
Kleine Anmerkung: Die Figur eines Mannes, der sich aus Liebe zu einem anderen einer Geschlechtsumwandlung unterzieht und trotzdem von diesem verlassen wird, taucht bereits in einem frühen Theaterstück (Tropfen auf heisse Steine) auf, das Fassbinder schon 1964 geschrieben hat, aber das erst nach seinem Tod uraufgeführt wurde. Der französische Regisseur Francois Ozon, ein erklärter Fassbinder-Fan, hat dieses sehenswerte Stück im Jahr 2000 verfilmt ("Tropfen auf heisse Steine").
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