Dienstag, 27. September 2011

Fahrstuhl zum Schafott

"Fahrstuhl zum Schafott" - "Ascenseur pour l'échafaud" ist ein Film von Louis Malle aus dem Jahr 1958 und sein erster Spielfilm. Das Drehbuch schrieb Malle zusammen mit Roger Nimier, basierend auf dem gleichnamigen Roman von Noel Calef.

Die Geschichte handelt von einem fast perfekten Mord, der aber letztlich doch gründlich schiefgeht. Der ehemalige Fremdenlegionär Julien Tavernier (Maurice Ronet) arbeitet für den Waffenhändler Simon Carala (Jean Wall). Julien hat ein Verhältnis mit Florence (Jeanne Moreau), Caralas Ehefrau, die ihn zum Mord an Carala anstiftet. Der Mord, den Julien wie einen Selbstmord aussehen lässt, geht wie geplant über die Bühne, alles funktioniert so wie gedacht. Aber dann muss Julien feststellen, dass er ein Beweisstück am Tatort vergessen hat und so macht er sich erneut auf in das Bürogebäude seines, inzwischen toten, Arbeitgebers. Als er im Aufzug unterwegs ist, schaltet der Hausmeister den Strom ab und Julien sitzt fest.

Florence wartet am Abend beim vereinbarten Treffpunkt, doch Julien erscheint nicht. Stattdessen sieht sie Juliens Cabrio an sich vorbeifahren, mit einer jungen Frau auf dem Beifahrersitz. Was sie nicht weiß, der Fahrer des Wagens ist der junge Louis (Georges Poujouly), der den Wagen geklaut hat und mit seiner Freundin Veronique (Yori Bertin) eine Spritztour unternimmt. Das junge und naive Paar hat noch keine Ahnung, was am Ende dieser verhängnisvollen Nacht auf sie warten wird und Florence zweifelt immer mehr an ihrem Geliebten, während Julien weiterhin im Fahrstuhl festsitzt.

Louis und Veronique sind auf der Autobahn unterwegs und liefern sich ein Rennen mit einem Mercedes, dessen Fahrer und seine Frau aus Deutschland kommen und in einem Motel übernachten wollen. Die beiden jungen Leute mieten sich als Ehepaar Tavernier ebenfalls in dem Motel ein und verbringen den Abend mit den Deutschen. Mitten in der Nacht will Louis aber das Motel verlassen und den Mercedes stehlen, als er von dem Fahrer des Wagens dabei erwischt wird. Louis erschießt die beiden Touristen mit der Waffe von Tavernier, die im Handschuhfach des Cabrios lag.

Unterdessen irrt Florence durch das nächtliche Paris, auf der Suche nach einer Spur von Julien. Hat er ihren Ehemann getötet oder hat er sie einfach nur verlassen? Verzweifelt sucht sie die Orte auf, wo sie Julien getroffen hat und hofft vergeblich darauf, etwas über ihn zu erfahren. Als sie spät nachts auf einem Polizeirevier landet, von der Sittenpolizei aufgegriffen, teilt ihr der ermittelnde Inspektor Cherier (Lino Ventura) mit, dass Tavernier wegen Doppelmordes gesucht wird.

Am nächsten Morgen tauchen Polizisten in dem Bürogebäude auf, um Ermittlungen über Tavernier anzustellen. Julien kann endlich aus dem Fahrstuhl entkommen, während die Leiche seines Chefs gefunden wird. Julien geht ahnungslos ins nächste Bistro um zu frühstücken, als auch schon die Polizei erscheint.

Dieser beeindruckende Film des damals erst vierundzwanzigjährigen Louis Malle zählt mit zu den Werken der Nouvelle Vague und ist auch eine Anlehnung an den Film Noir. In fantastischen Schwarzweiß-Aufnahmen hat hier der Kameramann Henri Decae ein Bild geschaffen, das damals wie heute sensationell wirkt. Gezeigt wird ein modernes Paris, das Bürogebäude, die Autobahn, das Motel (das sich gar nicht in Paris befand) und das Gesicht von Jeanne Moreau, kaum geschminkt und ohne jedes künstliche Licht. Und was für ein Gesicht das ist, man kann gar nicht aufhören zu schwärmen.

Louis Malle hat hier in seinem Erstling alles richtig gemacht. Er und sein Co-Autor Nimier haben die Rolle von Florence wesentlich erweitert und Jeanne Moreau dankt es ihnen mit einer absolut großartigen Darstellung. Sie ist eine wunderbare Femme Fatale, ihr Gesicht spricht Bände und ihre Verzweiflung ist ihr anzusehen. Genau wie sie glänzen auch Maurice Ronet und Lino Ventura mit einer fabelhaften und sehr zurückgenommenen Leistung, die jederzeit glaubhaft ist, ohne irgendwelche Mätzchen machen zu müssen.

Insgesamt gesehen ein Film, der einfach ein Ereignis ist und den man nicht verpassen sollte. Der Soundtrack von Miles Davis unterstreicht die Handlung ganz wunderbar. Absolut empfehlenswert.

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