"Ich will doch nur, dass ihr mich liebt" ist ein Film von Rainer Werner Fassbinder (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1976 und beruht auf einer wahren Begebenheit, aufgezeichnet von Klaus Antes und Christiane Ehrhardt in dem Buch "Lebenslänglich - Protokolle aus der Haft".
Peter (Vitus Zeplichal) ist ohne Liebe groß geworden. Seine Eltern (Alexander Allerson und Erni Mangold) betreiben eine Gastwirtschaft in einem kleinen Ort und kümmern sich kaum um ihren Sohn. Schon früh hat er erkannt, sich die Liebe seiner Eltern "kaufen" zu müssen, um überhaupt von ihnen beachtet zu werden. Als er als kleiner Junge seiner Mutter Blumen im Nachbargarten pflückt, wird er zur Strafe von ihr geschlagen.
Als Erwachsener baut der gelernte Maurer den Eltern in seiner kargen Freizeit ein Haus, arbeitet aber noch nebenbei in der Gastwirtschaft mit und kann doch trotzdem ihre Liebe nicht gewinnen, egal wie sehr er sich auch anstrengt. Peter heiratet Erika (Elke Aberle) und zieht nach München. Dort findet er schnell Arbeit auf dem Bau und eine kleine Wohnung. Der Bauleiter (Wolfgang Hess) und der Polier (Armin Meier) sind mit seiner Arbeit sehr zufrieden, aber der Verdienst ist eher gering.
Erika folgt Peter nach München und zusammen richten sie die Wohnung ein. Schnell häufen sich Schulden an, denn alles wird natürlich auf Abzahlung gekauft. Peter macht seiner Frau teure Geschenke, weil er glaubt, sich auch ihre Liebe erkaufen zu müssen und weil er das nicht anders gelernt hat. Als Erika schwanger wird und nicht mehr arbeiten kann, fangen die finanziellen Probleme an, die Peter erst noch vor seiner Frau verheimlichen will. Die vielen Raten sind nicht mehr zu begleichen und bald steht der Gerichtsvollzieher vor der Tür.
Peter traut sich nicht, seinen Vater um Geld zu bitten und der kommt von sich aus auch nur mit kleineren Beträgen an, die vorne und hinten nicht ausreichen. Ein Teufelskreis entsteht, Peter wird krank, "psychosomatisch" wie der Arzt ihm sagt, und nimmt ein paar Tage Urlaub. Er will jedoch wieder früher zur Arbeit zurück und sich den restlichen Urlaub auszahlen lassen, weil das Geld dringend benötigt wird, aber er schafft es nicht, wieder auf der Baustelle zu erscheinen. Stattdessen landet er in einer Kneipe, deren Wirt (János Gönczöl) seinem Vater zum Verwechseln ähnlich sieht und den er, inzwischen völlig mit den Nerven am Ende, in einer Affekthandlung erschlägt.
Eine Psychologin befragt ihn in der Haft zu seinen Motiven für die Tat, seinem Leben und dem Verhältnis zu seinen Eltern. Er erzählt ihr von seiner verzweifelten Sehnsucht nach Liebe und Anerkennung. "Liebe kostet Geld", das hat man ihm immer vorgelebt und daran hat er sich gehalten, bis zum bitteren Ende.
Fassbinder hat hier erneut einen packenden Film gedreht, der unter die Haut geht und berührt. In nur wenigen, aber dafür sehr genauen Szenen, stellt er die Kaltherzigkeit der Eltern dar, die Strenge und Lieblosigkeit der Mutter und das Desinteresse des Vaters. Das Thema des Films ist auch heute noch erschreckend aktuell, die Handlung könnte problemlos in der jetzigen Zeit spielen.
Auf der neu veröffentlichten DVD befindet sich als Extra noch die Dokumentation "Von der Liebe und von den Zwängen" von Robert Fischer, in dem die damals am Film beteiligten Personen, unter anderem auch Kameramann Michael Ballhaus, von der Entstehung dieses Projekts berichten. Beides, sowohl der Film, als auch die Dokumentation sind absolut empfehlenswert und für Fassbinder-Fans sowieso ein Muss. Nicht verpassen.
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