Montag, 14. November 2011

Die untreue Frau

"Die untreue Frau" - "La femme infidèle" ist ein Film von Claude Chabrol (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1968.

Charles (Michel Bouquet) und Hélène (Stéphane Audran) sind seit elf Jahren verheiratet und leben mit ihrem neunjährigen Sohn in Versailles, weit außerhalb von Paris, in einem großen Haus mit Hausmädchen und allerlei Luxus. Die Ehe ist glücklich, das Familienleben harmonisch, der kleine Sohn ist lieb und klug. Charles fährt täglich nach Paris in sein Anwaltsbüro, während Hélène sich die Zeit vertreibt und auch gelegentliche Ausflüge nach Paris unternimmt.

Irgendwann wird Charles allerdings misstrauisch, als sich die Fahrten seiner schönen Frau in die Stadt häufen. Geht sie wirklich nur zum Friseur, zur Kosmetik und ins Kino? Er engagiert einen Privatdetektiv, der auch bald schon erste Ergebnisse zu bieten hat. Hélène hat ein Verhältnis mit dem Schriftsteller Victor (Maurice Ronet), den sie alle paar Tage in seiner Wohnung besucht.

Charles ist geschockt, aber er will diesen Mann kennenlernen und so fährt er zu dessen Wohnung. Es kommt zu einem etwas angespannten Gespräch zwischen den beiden Männern. Charles berichtet von der angeblich offenen Ehe, die er und seine Frau führen würden, aber Victor weiß nicht so recht, was er davon halten soll. Im Laufe des Gesprächs kommen immer mehr vertrauliche Details ans Licht und irgendwann kann Charles sich nicht mehr beherrschen. Nur einen Moment lang vergisst er sich und dann liegt Victor tot auf dem Boden.

Wieder bei Sinnen, beseitigt Charles alle Spuren und lässt die Leiche verschwinden. Zu Hause warten Frau und Kind auf ihn und alles ist wie immer. Am nächsten Tag wird Hélène von zwei Polizisten zum Verschwinden von Victor befragt und nach und nach muss sie feststellen, dass Charles mehr weiß, als er zugibt, doch weder Hélène noch Charles lassen sich in die Karten blicken. Der Vorfall schweißt das Paar wieder mehr zusammen, doch das Ende ist offen.

Kühl und distanziert erzählt Chabrol diese Geschichte und kommt seinen Figuren nie zu nah. Er verurteilt sie auch nicht, sondern zeigt sie ganz einfach so wie sie sind. Hélène ist gelangweilt, ihr fehlt die Abwechslung, das Leben in der Großstadt und der Sex. Sie liebt ihren Mann und ihr luxuriöses Leben, der Geliebte läuft nur nebenbei und ist eigentlich niemals eine Gefahr für ihre Ehe gewesen. Charles erkennt das aber erst, als es schon zu spät ist.

Michel Bouquet und die wunderschöne Stéphane Audran überzeugen auf ganzer Linie als gutsituiertes Ehepaar, welches nach Außen immer den Schein des Anstands wahrt, aber unter der Oberfläche gelegentlich brodelt. Der fabelhafte Maurice Ronet hat zwar nur einen recht kurzen Auftritt und ist auch leider schon sichtlich vom Alkohol gezeichnet, aber er ist trotzdem sehr sehenswert.

Insgesamt gesehen ein böser kleiner Film, in dem Claude Chabrol mal wieder Abgründe aufzeigt, wo man sie eigentlich nicht erwarten sollte oder auch wollte. Sehr empfehlenswert.

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