"Unter der Haut" ist ein Film von Claudia Lorenz (Regie) aus dem Jahr 2015 und gleichzeitig ihr Spielfilmdebüt. Das Drehbuch schrieb Claudia Lorenz zusammen mit Rolando Colla.
Erzählt wird die Geschichte einer Familie in der Schweiz, die gerade in eine neue Wohnung auf dem Land gezogen ist. Vater, Mutter, ein Sohn und eine Tochter im Teenager-Alter und noch eine kleine Tochter. Alles ist harmonisch, eine kleine Idylle. Aber Alice (Ursina Lardi) bemerkt an ihrem Ehemann Frank (Dominique Jann) bald ein paar Merkwürdigkeiten. Er ist verschlossen, wirkt unzufrieden, redet aber nicht darüber.
Als Alice auf dem Familien-Computer auf schwule Webseiten stößt, denkt sie zuerst an ihren Sohn, der ihre Bedenken aber gleich entkräftet. Langsam aber sicher stellt sich heraus, dass Frank auf diesen Seiten verkehrt, der bald auch nicht mehr leugnet, sich zu Männern hingezogen zu fühlen. Für Alice bricht eine Welt zusammen, aber noch will sie das alles nicht wahrhaben. Zunächst versucht sie noch, ihren Mann zum Reden zu bringen und ihn davon zu überzeugen, nur einer Laune zu folgen. Doch je mehr sie bettelt und fleht, ihn mit Körperlichkeiten an die gemeinsame Vergangenheit zu erinnern versucht, umso mehr entgleitet ihr Frank, der inzwischen schon in einen anderen Mann verliebt ist.
Bald schon ist klar, dass ein weiteres Zusammenleben nicht mehr möglich ist. Frank ist zerrissen zwischen der Liebe zu seiner Familie und der Liebe zu seinem Freund Pablo (Antonio Buil) und zieht aus der Familienwohnung aus.
Der Film bleibt nun ganz bei Alice und ihrem Umgang mit den Geschehnissen. Liebe, Wut und Verzweiflung reichen sich hier die Hand, bis zum totalen Zusammenbruch, aus dem die Kinder ihre Mutter herausholen müssen. Bis es einen Neuanfang gibt, ist ein Jahr vergangen. So etwas wie Normalität tritt langsam wieder ein und auch Frank taucht wieder in der Geschichte auf, über den wir in der Zwischenzeit nichts weiter erfahren haben.
Die Stärke dieses Films liegt auch darin, eben nicht alles bis zum Erbrechen zu erzählen, sondern durchaus auch Dinge auszulassen. Was genau Frank antreibt, wie sein Verhältnis zu Pablo ist, warum alles passiert ist, das wird nicht weiter thematisiert und das macht auch nichts. Dieser Film überzeugt in erster Linie durch perfektes Schauspiel und wunderbar starke Darsteller, die einfach in jeder Sekunde überzeugen können und den ganzen Film zu einem sehr sinnlichen Erlebnis machen. Das muss man auch erstmal schaffen.
Hier sind es vor allem Ursina Lardi und Dominique Jann, die ausgezeichnete Arbeit leisten und den Film durch ihre ausgesprochen sensible Darstellung extrem sehenswert machen. Ich kann nur eine ganz große Empfehlung aussprechen, es lohnt sich auf jeden Fall.
Sonntag, 13. Dezember 2015
Donnerstag, 1. Oktober 2015
Traumland
"Traumland" ist ein Film von Petra Volpe (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2013. Kamerafrau war hier Judith Kaufmann, die Musik stammt von Apparat (Sascha Ring).
Zürich an Heiligabend. "O du fröhliche...", nein, eher nicht. Die Stadt ist im Weihnachtsrummel, die Menschen hetzen umher, bereiten sich auf das Fest am Abend vor. Alle sind glücklich, alle haben sich lieb, nein, auch das trifft hier nicht zu, das ist nur die Illusion, die Weihnachten verbreitet. Nicht nur hier, sondern überall.
Die Hauptperson in diesem außergewöhnlichen Film ist die achtzehnjährige Mia (Luna Zimic Mijovic), eine junge Prostituierte die aus Bulgarien stammt und hier in Zürich auf den Straßenstrich geht, um Geld für ihre Familie zu verdienen. Am nächsten Tag will sie nach Hause fahren und endlich wieder ihre kleine Tochter sehen, die derweil bei ihrer Mutter lebt. Doch im Laufe dieses Tages wird Mia vier Menschen begegnen, die ihr weiteres Schicksal, ohne es direkt zu wollen, auf furchtbare Weise bestimmen werden.
Die Sozialarbeiterin Judith (Bettina Stucky) arbeitet in der 'Oase', dem Anlaufpunkt für die Prostituierten auf dem Straßenstrich. Sie kümmert sich hingebungsvoll um die Frauen und lebt ihre eigenen Sexfantasien mit einem fremden Mann in einem Hotelzimmer aus, was ihr Ehemann Jonas (Stefan Kurt) schließlich herausfindet. Dieser Heiligabend ist schon mal gelaufen, denn Jonas verlässt Judith.
Der geschiedene Rolf (André Jung) ist ein Kunde von Mia und will den Abend eigentlich mit seiner Tochter verbringen, die aber nichts von ihm wissen will. Seinen alten Vater, der im Pflegeheim wohnt, stößt er vor den Kopf, als er ihn nicht wie geplant abholt, sondern ihm erzählt, er würde mit seiner Familie über Weihnachten verreisen, weil er ihm aus lauter Feigheit noch immer nichts von seiner Scheidung gesagt hat.
Die ältere Spanierin Maria (Marisa Paredes) ist verwitwet und ebenfalls einsam. Ihre einzige Tochter lebt in Hongkong. Maria ist die Nachbarin von Mia und nicht glücklich darüber, mit einer Nutte Tür an Tür zu leben. An diesem Tag fasst sich Maria ein Herz und lädt den ebenfalls verwitweten Spanier Juan (José Ángel Egido) ein, den Abend mit ihr zu verbringen, nicht ganz ohne Hintergedanken und in der Hoffnung auf ein wenig liebevolle Zuneigung.
Die hochschwangere Lena (Ursina Lardi) lebt mit ihrem Mann Martin (Devid Striesow) und ihrem gemeinsamen kleinen Sohn in einem schicken Haus in guten Verhältnissen. Hier scheint alles perfekt zu sein, das Haus, die Familie, bis Lena durch Zufall ein Päckchen Gleitmittel im Auto findet. Die Großeltern reisen zum Heiligabend an, doch Lena löchert ihren Mann weiterhin mit der Frage, ob und warum er zu Nutten geht. Im Familienkreis werden Plätzchen gebacken, alles geht seinen Weg, doch Lena lässt die Frage keine Ruhe.
Judith, Rolf, Maria und Lena, sie alle werden an diesem Tag auf Mia treffen, nicht ahnend, was sie damit anrichten. Mehr will ich hier nicht verraten, das sollte man sich selbst anschauen. Die eine oder andere Episode wird dabei sehr schmerzhaft werden, wenn man sich ansieht, wozu Menschen fähig sind. Es geht hier nicht nur um körperliche Gewalt, es geht um so viel mehr.
Viele Menschen sind einsam, das ganze Jahr über, aber Heiligabend ist der Tag, an dem sie es nicht ertragen können und vor allen Dingen nicht zugeben können, dass sie alleine sind. Es ist ein Makel, den man nicht sichtbar machen will. Petra Volpe greift dieses Thema ganz hervorragend auf und hat einen Film geschaffen, der nachdenklich macht.
Hier ist wirklich alles gelungen, die Bilder von Kamerafrau Judith Kaufmann, die unaufdringliche Musik von Apparat und die fabelhaften Leistungen der durchweg großartigen Schauspieler. Ein absolut sehenswerter Film, der unter die Haut geht und unbedingt angeschaut werden sollte. Ganz große Empfehlung von mir. Sollte man nicht verpassen, denn Filme wie diesen gibt es viel zu selten.
Zürich an Heiligabend. "O du fröhliche...", nein, eher nicht. Die Stadt ist im Weihnachtsrummel, die Menschen hetzen umher, bereiten sich auf das Fest am Abend vor. Alle sind glücklich, alle haben sich lieb, nein, auch das trifft hier nicht zu, das ist nur die Illusion, die Weihnachten verbreitet. Nicht nur hier, sondern überall.
Die Hauptperson in diesem außergewöhnlichen Film ist die achtzehnjährige Mia (Luna Zimic Mijovic), eine junge Prostituierte die aus Bulgarien stammt und hier in Zürich auf den Straßenstrich geht, um Geld für ihre Familie zu verdienen. Am nächsten Tag will sie nach Hause fahren und endlich wieder ihre kleine Tochter sehen, die derweil bei ihrer Mutter lebt. Doch im Laufe dieses Tages wird Mia vier Menschen begegnen, die ihr weiteres Schicksal, ohne es direkt zu wollen, auf furchtbare Weise bestimmen werden.
Die Sozialarbeiterin Judith (Bettina Stucky) arbeitet in der 'Oase', dem Anlaufpunkt für die Prostituierten auf dem Straßenstrich. Sie kümmert sich hingebungsvoll um die Frauen und lebt ihre eigenen Sexfantasien mit einem fremden Mann in einem Hotelzimmer aus, was ihr Ehemann Jonas (Stefan Kurt) schließlich herausfindet. Dieser Heiligabend ist schon mal gelaufen, denn Jonas verlässt Judith.
Der geschiedene Rolf (André Jung) ist ein Kunde von Mia und will den Abend eigentlich mit seiner Tochter verbringen, die aber nichts von ihm wissen will. Seinen alten Vater, der im Pflegeheim wohnt, stößt er vor den Kopf, als er ihn nicht wie geplant abholt, sondern ihm erzählt, er würde mit seiner Familie über Weihnachten verreisen, weil er ihm aus lauter Feigheit noch immer nichts von seiner Scheidung gesagt hat.
Die ältere Spanierin Maria (Marisa Paredes) ist verwitwet und ebenfalls einsam. Ihre einzige Tochter lebt in Hongkong. Maria ist die Nachbarin von Mia und nicht glücklich darüber, mit einer Nutte Tür an Tür zu leben. An diesem Tag fasst sich Maria ein Herz und lädt den ebenfalls verwitweten Spanier Juan (José Ángel Egido) ein, den Abend mit ihr zu verbringen, nicht ganz ohne Hintergedanken und in der Hoffnung auf ein wenig liebevolle Zuneigung.
Die hochschwangere Lena (Ursina Lardi) lebt mit ihrem Mann Martin (Devid Striesow) und ihrem gemeinsamen kleinen Sohn in einem schicken Haus in guten Verhältnissen. Hier scheint alles perfekt zu sein, das Haus, die Familie, bis Lena durch Zufall ein Päckchen Gleitmittel im Auto findet. Die Großeltern reisen zum Heiligabend an, doch Lena löchert ihren Mann weiterhin mit der Frage, ob und warum er zu Nutten geht. Im Familienkreis werden Plätzchen gebacken, alles geht seinen Weg, doch Lena lässt die Frage keine Ruhe.
Judith, Rolf, Maria und Lena, sie alle werden an diesem Tag auf Mia treffen, nicht ahnend, was sie damit anrichten. Mehr will ich hier nicht verraten, das sollte man sich selbst anschauen. Die eine oder andere Episode wird dabei sehr schmerzhaft werden, wenn man sich ansieht, wozu Menschen fähig sind. Es geht hier nicht nur um körperliche Gewalt, es geht um so viel mehr.
Viele Menschen sind einsam, das ganze Jahr über, aber Heiligabend ist der Tag, an dem sie es nicht ertragen können und vor allen Dingen nicht zugeben können, dass sie alleine sind. Es ist ein Makel, den man nicht sichtbar machen will. Petra Volpe greift dieses Thema ganz hervorragend auf und hat einen Film geschaffen, der nachdenklich macht.
Hier ist wirklich alles gelungen, die Bilder von Kamerafrau Judith Kaufmann, die unaufdringliche Musik von Apparat und die fabelhaften Leistungen der durchweg großartigen Schauspieler. Ein absolut sehenswerter Film, der unter die Haut geht und unbedingt angeschaut werden sollte. Ganz große Empfehlung von mir. Sollte man nicht verpassen, denn Filme wie diesen gibt es viel zu selten.
Sonntag, 27. September 2015
Bullhead
"Bullhead" - "Rundskop" ist ein Film von Michaël R. Roskam (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2011 und das Langfilmdebüt des Belgiers.
Die Handlung beginnt als Krimi, die Polizei ist hinter der 'Hormonmafia' her, die florierende Geschäfte betreibt. Es geht um illegalen Fleischhandel und den verbotenen Einsatz von Hormonpräparaten in der Viehzucht. Daneben wird auch der Konflikt der Einwohner Belgiens untereinander angesprochen, nämlich zwischen den Bewohnern des Nordens, den Flamen, und den Bewohnern des Südens, den Wallonen. Nicht nur, dass man sich nicht mag, man versteht sich auch nicht, denn der Norden spricht niederländisch, der Süden aber französisch.
Das ist aber nur die Rahmenhandlung, die irgendwann auch nicht mehr so wichtig ist. Vielmehr geht es hier um den jungen Viehzüchter Jacky Vanmarsenille (Matthias Schoenaerts), der in der Provinz Limburg lebt. Er betreibt seinen Hof zusammen mit seinem Bruder Stieve (Kristof Renson), der dort mit seiner Familie lebt. Jacky ist ein Außenseiter, ein wortkarger Mensch, der sich aber durch seine imposante Statur Respekt verschafft. Schon früh wird der Zuschauer Zeuge, wie Jacky seinen Körper selbst mit Hormonen und Testosteron behandelt und diese Mittel nicht nur seinen Rindern spritzt.
Schon in seiner Kindheit hat Jacky von seinem Vater gelernt, das Vieh mit den entsprechenden Präparaten zu versorgen, um den Profit zu steigern. Ganz selbstverständlich hat er das übernommen und fortgeführt. Zusammen mit seinem Onkel Eddy (Jean-Marie LeSuisse) und dem befreundeten Veterinär Sam (Frank Lammers) führt er seine Geschäfte aus.
Sam will neue Kontakte knüpfen und in ein Geschäft mit Wallonen einsteigen, was Jacky jedoch missfällt. Gerade erst wurde ein Polizist ermordet, der gegen die Fleischmafia ermittelt hat. Zur gleichen Zeit taucht in Jackys Umfeld sein früherer Jugendfreund Diederik (Jeroen Perceval) auf, der als heimlicher Informant für die Polizei arbeitet. Die beiden ehemaligen Freunde haben sich seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen und Diederiks Auftauchen bedeutet für Jacky die Wiederkehr schmerzhafter Erinnerungen, die nun nicht mehr unterdrückt werden können.
Jacky fährt nach Lüttich, um Kontakt zu Lucia (Jeanne Dandoy) aufzunehmen, die dort eine Parfümerie betreibt. In Lucia hatte er sich zwanzig Jahre zuvor verliebt, diese aber nie angesprochen. Sein linkisches Auftreten verunsichert die junge Frau, die in dem bulligen Mann aber nicht den Jungen von früher erkennt. Währenddessen ermittelt die Polizei weiter und durch Zufall gerät Jacky ins Visier der Beamten. Diederik erkennt die Situation und will seinen Freund retten, aber dafür ist es längst schon zu spät. Jacky weiß, dass er nichts mehr zu verlieren hat und versucht erneut, sich Lucia anzunähern. Die Katastrophe lässt sich jedoch schon nicht mehr aufhalten.
Wow, was für ein Film. Wer ihn bereits gesehen hat, der weiß wovon ich rede. Ich habe hier auch ganz bewusst die tragische Geschichte in Jackys Kindheit unerwähnt gelassen, um die Spannung nicht zu verderben. Der Vorfall wird zwar schon im ersten Drittel des Films gezeigt, ist aber dennoch von enormer Sprengkraft und erklärt das tragische Leben und Leiden Jackys genauer und verdeutlicht gleichzeitig, wie er zu dem wurde, der er heute ist.
Die Darstellung von Matthias Schoenaerts lässt sich eigentlich nicht in Worte fassen, er haut den Zuschauer glatt um. Immer wieder wird er halbnackt in seinem Badezimmer gezeigt, wo er seinen massigen Körper trainiert und sich mit Hormonpräparaten versorgt. Sein trauriges Gesicht nimmt einen dabei gefangen, weil man mit ihm mitleidet. Seine unerfüllte Suche nach Liebe und Zuneigung, nach einem normalen Leben, brennt sich ein. Ich habe selten etwas so Berührendes gesehen.
Kameramann Nicolas Karakatsanis hat großartige Bilder eingefangen und damit eine Atmosphäre geschaffen, die unter die Haut geht. Die Landschaft ist gleichzeitig schön und trist und passt ganz wunderbar zur Handlung. Insgesamt gesehen ist der Film natürlich schwere Kost und nicht für einen netten Filmabend geeignet, aber manchmal muss so etwas auch genau so sein: Ein Film, der nachwirkt und den man so schnell nicht wieder vergisst. Das ist dem Regisseur hier definitiv gelungen.
Von mir gibt es auf jeden Fall eine ganz große Empfehlung, es lohnt sich. Matthias Schoenaerts ist für mich persönlich die Entdeckung des Jahres und gerade in dieser Rolle absolut sehenswert.
Die Handlung beginnt als Krimi, die Polizei ist hinter der 'Hormonmafia' her, die florierende Geschäfte betreibt. Es geht um illegalen Fleischhandel und den verbotenen Einsatz von Hormonpräparaten in der Viehzucht. Daneben wird auch der Konflikt der Einwohner Belgiens untereinander angesprochen, nämlich zwischen den Bewohnern des Nordens, den Flamen, und den Bewohnern des Südens, den Wallonen. Nicht nur, dass man sich nicht mag, man versteht sich auch nicht, denn der Norden spricht niederländisch, der Süden aber französisch.
Das ist aber nur die Rahmenhandlung, die irgendwann auch nicht mehr so wichtig ist. Vielmehr geht es hier um den jungen Viehzüchter Jacky Vanmarsenille (Matthias Schoenaerts), der in der Provinz Limburg lebt. Er betreibt seinen Hof zusammen mit seinem Bruder Stieve (Kristof Renson), der dort mit seiner Familie lebt. Jacky ist ein Außenseiter, ein wortkarger Mensch, der sich aber durch seine imposante Statur Respekt verschafft. Schon früh wird der Zuschauer Zeuge, wie Jacky seinen Körper selbst mit Hormonen und Testosteron behandelt und diese Mittel nicht nur seinen Rindern spritzt.
Schon in seiner Kindheit hat Jacky von seinem Vater gelernt, das Vieh mit den entsprechenden Präparaten zu versorgen, um den Profit zu steigern. Ganz selbstverständlich hat er das übernommen und fortgeführt. Zusammen mit seinem Onkel Eddy (Jean-Marie LeSuisse) und dem befreundeten Veterinär Sam (Frank Lammers) führt er seine Geschäfte aus.
Sam will neue Kontakte knüpfen und in ein Geschäft mit Wallonen einsteigen, was Jacky jedoch missfällt. Gerade erst wurde ein Polizist ermordet, der gegen die Fleischmafia ermittelt hat. Zur gleichen Zeit taucht in Jackys Umfeld sein früherer Jugendfreund Diederik (Jeroen Perceval) auf, der als heimlicher Informant für die Polizei arbeitet. Die beiden ehemaligen Freunde haben sich seit zwanzig Jahren nicht mehr gesehen und Diederiks Auftauchen bedeutet für Jacky die Wiederkehr schmerzhafter Erinnerungen, die nun nicht mehr unterdrückt werden können.
Jacky fährt nach Lüttich, um Kontakt zu Lucia (Jeanne Dandoy) aufzunehmen, die dort eine Parfümerie betreibt. In Lucia hatte er sich zwanzig Jahre zuvor verliebt, diese aber nie angesprochen. Sein linkisches Auftreten verunsichert die junge Frau, die in dem bulligen Mann aber nicht den Jungen von früher erkennt. Währenddessen ermittelt die Polizei weiter und durch Zufall gerät Jacky ins Visier der Beamten. Diederik erkennt die Situation und will seinen Freund retten, aber dafür ist es längst schon zu spät. Jacky weiß, dass er nichts mehr zu verlieren hat und versucht erneut, sich Lucia anzunähern. Die Katastrophe lässt sich jedoch schon nicht mehr aufhalten.
Wow, was für ein Film. Wer ihn bereits gesehen hat, der weiß wovon ich rede. Ich habe hier auch ganz bewusst die tragische Geschichte in Jackys Kindheit unerwähnt gelassen, um die Spannung nicht zu verderben. Der Vorfall wird zwar schon im ersten Drittel des Films gezeigt, ist aber dennoch von enormer Sprengkraft und erklärt das tragische Leben und Leiden Jackys genauer und verdeutlicht gleichzeitig, wie er zu dem wurde, der er heute ist.
Die Darstellung von Matthias Schoenaerts lässt sich eigentlich nicht in Worte fassen, er haut den Zuschauer glatt um. Immer wieder wird er halbnackt in seinem Badezimmer gezeigt, wo er seinen massigen Körper trainiert und sich mit Hormonpräparaten versorgt. Sein trauriges Gesicht nimmt einen dabei gefangen, weil man mit ihm mitleidet. Seine unerfüllte Suche nach Liebe und Zuneigung, nach einem normalen Leben, brennt sich ein. Ich habe selten etwas so Berührendes gesehen.
Kameramann Nicolas Karakatsanis hat großartige Bilder eingefangen und damit eine Atmosphäre geschaffen, die unter die Haut geht. Die Landschaft ist gleichzeitig schön und trist und passt ganz wunderbar zur Handlung. Insgesamt gesehen ist der Film natürlich schwere Kost und nicht für einen netten Filmabend geeignet, aber manchmal muss so etwas auch genau so sein: Ein Film, der nachwirkt und den man so schnell nicht wieder vergisst. Das ist dem Regisseur hier definitiv gelungen.
Von mir gibt es auf jeden Fall eine ganz große Empfehlung, es lohnt sich. Matthias Schoenaerts ist für mich persönlich die Entdeckung des Jahres und gerade in dieser Rolle absolut sehenswert.
Mittwoch, 23. September 2015
Eine neue Freundin
"Eine neue Freundin" - "Une nouvelle amie" ist ein Film von François Ozon (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2014 und beruht lose auf einer Kurzgeschichte von Ruth Rendell.
Claire (Anaïs Demoustier) und Laura (Isild De Besco) waren unzertrennliche Freundinnen seit Kindestagen und ihre Freundschaft sollte für "immer und ewig" halten. Sie teilten alles miteinander, die lebenslustige Laura und die eher schüchterne Claire und waren immer füreinander da. Selbst ihre Hochzeiten fanden am gleichen Tag statt. Laura heiratete David (Romain Duris) und Claire heiratete Gilles (Raphaël Personnaz). Als Laura und David ein Baby bekamen, ein Mädchen namens Lucie, wurde Claire selbstverständlich ihre Patentante. Da war Laura schon schwer erkrankt und starb kurze Zeit später. Bei ihrer Trauerfeier versprach Claire, sich immer um Lucie und David kümmern zu wollen.
Was bis hier schon recht umfangreich klingt, erzählt Ozon in nicht einmal acht Minuten, denn diese Vorgeschichte bereitet den Anfang der eigentlichen Handlung vor, die ab da losgeht. Claire ist in ihrer Trauer um Laura gefangen, sie schafft es nicht David und Lucie zu besuchen, weil sie dort alles nur an ihre tote Freundin erinnern würde. Als sie sich doch endlich zu einem Besuch aufrafft, trifft sie im Wohnzimmer des stattlichen Hauses auf eine blonde Frau, die dem Baby gerade sein Fläschchen gibt. Entsetzt erkennt sie David, der eine Perücke trägt und eines von Lauras Kleidern.
David ist bemüht, Claire seine Verkleidung zu erklären. Zuerst tat er es, um das Baby zu beruhigen, das in ihm die vertraute Mutter zu erkennen glaubte, aber eigentlich hatte er schon immer großes Vergnügen daran, sich Frauenkleider anzuziehen. Laura wusste davon, aber während ihrer gemeinsamen Zeit hat David ihre Weiblichkeit gereicht und das Verlangen ließ nach. Nun aber würde er gerne seine weibliche Seite ausleben wollen und mit Lust Kleider tragen, Perücken aufsetzen und sich schminken. Claires anfängliche Bedenken beginnen zu schwinden, sie freundet sich mehr und mehr mit dem Gedanken an und wird für David zur Verbündeten.
Aus David wird Virginia, erst nur im Geheimen, aber dann unternehmen die beiden auch gemeinsame Shoppingtouren im Einkaufszentrum und haben dabei viel Spaß. David/Virginia wird im Laufe der Zeit immer stilsicherer und auch Claire verändert sich. Sie entdeckt ihre eigene Weiblichkeit und ihre Sexualität neu und profitiert davon. Ihr Ehemann Gilles weiß derweil nichts von Davids Geheimnis. Nur durch Zufall erfährt er von einem gemeinsamen Ausflug der beiden ins Landhaus von Lauras Eltern.
Viel mehr will bzw. kann ich hier nicht erzählen, das muss man sich schon selbst anschauen. Es wird auch noch ein bisschen dramatisch, aber es wird auch noch wunderschön und es ergibt sich eine Liebesgeschichte, wie man sie so wohl noch nicht sehr oft in Filmen gesehen hat.
François Ozon liebt das Melodram, die üppigen Bilder, die großen Gefühle, einfach alles was nicht in den Mainstream passt und das ist auch gut so. Wir sehen Häuser und Grundstücke, die nicht der Norm entsprechen und in denen ohne jeden Zweifel auch ein Douglas Sirk-Film spielen könnte. Genau das ist das Anliegen von Ozon, der sich stets das märchenhafte bewahrt und auch auskostet. Sein Film soll nicht die Realität abbilden, sondern seine Sicht der Dinge, wie sie sein könnte. Und das gelingt ihm auch hier wieder grandios. Vergessen wir hier einfach mal alle überflüssigen Gender-Debatten und erfreuen wir uns an einer zauberhaften Liebesgeschichte, die einfach schön, aber nicht unmöglich ist.
Unterlegt ist das alles mit einer sehr gelungenen Musikauswahl und natürlich mit Bildern, die einfach wunderschön sind. Die Besetzung ist traumhaft gewählt, neben Romain Duris, der mich hier doch sehr positiv überrascht hat, ist es vor allem Anaïs Demoustier, die alle Blicke auf sich zieht. Sehr gelungen.
Was soll ich noch sagen? Ach ja, meine 900. Filmkritik auf diesem Blog und noch dazu ein Film von meinem Lieblings-Regisseur. Da kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen und da ist auch ein bisschen Schwärmerei (wie üblich) erlaubt. Bitte auch auf den kleinen Cameo-Auftritt von Ozon (im Kino) achten. Für den Film gibt es, wie könnte es anders sein, eine ganz große Empfehlung von mir. Unbedingt anschauen und verzaubern lassen. Es lohnt sich.
Claire (Anaïs Demoustier) und Laura (Isild De Besco) waren unzertrennliche Freundinnen seit Kindestagen und ihre Freundschaft sollte für "immer und ewig" halten. Sie teilten alles miteinander, die lebenslustige Laura und die eher schüchterne Claire und waren immer füreinander da. Selbst ihre Hochzeiten fanden am gleichen Tag statt. Laura heiratete David (Romain Duris) und Claire heiratete Gilles (Raphaël Personnaz). Als Laura und David ein Baby bekamen, ein Mädchen namens Lucie, wurde Claire selbstverständlich ihre Patentante. Da war Laura schon schwer erkrankt und starb kurze Zeit später. Bei ihrer Trauerfeier versprach Claire, sich immer um Lucie und David kümmern zu wollen.
Was bis hier schon recht umfangreich klingt, erzählt Ozon in nicht einmal acht Minuten, denn diese Vorgeschichte bereitet den Anfang der eigentlichen Handlung vor, die ab da losgeht. Claire ist in ihrer Trauer um Laura gefangen, sie schafft es nicht David und Lucie zu besuchen, weil sie dort alles nur an ihre tote Freundin erinnern würde. Als sie sich doch endlich zu einem Besuch aufrafft, trifft sie im Wohnzimmer des stattlichen Hauses auf eine blonde Frau, die dem Baby gerade sein Fläschchen gibt. Entsetzt erkennt sie David, der eine Perücke trägt und eines von Lauras Kleidern.
David ist bemüht, Claire seine Verkleidung zu erklären. Zuerst tat er es, um das Baby zu beruhigen, das in ihm die vertraute Mutter zu erkennen glaubte, aber eigentlich hatte er schon immer großes Vergnügen daran, sich Frauenkleider anzuziehen. Laura wusste davon, aber während ihrer gemeinsamen Zeit hat David ihre Weiblichkeit gereicht und das Verlangen ließ nach. Nun aber würde er gerne seine weibliche Seite ausleben wollen und mit Lust Kleider tragen, Perücken aufsetzen und sich schminken. Claires anfängliche Bedenken beginnen zu schwinden, sie freundet sich mehr und mehr mit dem Gedanken an und wird für David zur Verbündeten.
Aus David wird Virginia, erst nur im Geheimen, aber dann unternehmen die beiden auch gemeinsame Shoppingtouren im Einkaufszentrum und haben dabei viel Spaß. David/Virginia wird im Laufe der Zeit immer stilsicherer und auch Claire verändert sich. Sie entdeckt ihre eigene Weiblichkeit und ihre Sexualität neu und profitiert davon. Ihr Ehemann Gilles weiß derweil nichts von Davids Geheimnis. Nur durch Zufall erfährt er von einem gemeinsamen Ausflug der beiden ins Landhaus von Lauras Eltern.
Viel mehr will bzw. kann ich hier nicht erzählen, das muss man sich schon selbst anschauen. Es wird auch noch ein bisschen dramatisch, aber es wird auch noch wunderschön und es ergibt sich eine Liebesgeschichte, wie man sie so wohl noch nicht sehr oft in Filmen gesehen hat.
François Ozon liebt das Melodram, die üppigen Bilder, die großen Gefühle, einfach alles was nicht in den Mainstream passt und das ist auch gut so. Wir sehen Häuser und Grundstücke, die nicht der Norm entsprechen und in denen ohne jeden Zweifel auch ein Douglas Sirk-Film spielen könnte. Genau das ist das Anliegen von Ozon, der sich stets das märchenhafte bewahrt und auch auskostet. Sein Film soll nicht die Realität abbilden, sondern seine Sicht der Dinge, wie sie sein könnte. Und das gelingt ihm auch hier wieder grandios. Vergessen wir hier einfach mal alle überflüssigen Gender-Debatten und erfreuen wir uns an einer zauberhaften Liebesgeschichte, die einfach schön, aber nicht unmöglich ist.
Unterlegt ist das alles mit einer sehr gelungenen Musikauswahl und natürlich mit Bildern, die einfach wunderschön sind. Die Besetzung ist traumhaft gewählt, neben Romain Duris, der mich hier doch sehr positiv überrascht hat, ist es vor allem Anaïs Demoustier, die alle Blicke auf sich zieht. Sehr gelungen.
Was soll ich noch sagen? Ach ja, meine 900. Filmkritik auf diesem Blog und noch dazu ein Film von meinem Lieblings-Regisseur. Da kann ja eigentlich nichts mehr schiefgehen und da ist auch ein bisschen Schwärmerei (wie üblich) erlaubt. Bitte auch auf den kleinen Cameo-Auftritt von Ozon (im Kino) achten. Für den Film gibt es, wie könnte es anders sein, eine ganz große Empfehlung von mir. Unbedingt anschauen und verzaubern lassen. Es lohnt sich.
Montag, 21. September 2015
Die Verlobung des Monsieur Hire
"Die Verlobung des Monsieur Hire" - "Monsieur Hire" ist ein Film von Patrice Leconte aus dem Jahr 1989. Das Drehbuch stammt von Patrice Leconte und Patrick Dewolf und beruht auf dem gleichnamigen Roman von Georges Simenon, der 1933 erschienen ist. Die Musik stammt von Michael Nyman.
Monsieur Hire (Michel Blanc) ist ein Eigenbrötler und hat nur wenige soziale Kontakte. Der Schneider arbeitet allein in seinem kleinen Atelier, wo er sich ein paar weiße Mäuse hält, um die er sich liebevoll kümmert. Die Menschen in seiner Umgebung meiden den Außenseiter weitestgehend und die Kinder spielen ihm Streiche. Gelegentlich besucht Monsieur Hire ein Bordell, aber daran hat er nun auch kein Vergnügen mehr.
Seit einiger Zeit lebt die junge Alice (Sandrine Bonnaire) im Haus gegenüber und Monsieur Hire kann von seiner Wohnung aus das Leben der hübschen Frau, die ihn immer mehr fasziniert, beobachten. Da er nie das Licht einschaltet, dauert es lange, bis Alice ihn am Fenster bemerkt. Während eines Gewitters sieht sie das bleiche Gesicht des Mannes und erschrickt. Mit einer Mischung aus Neugier und Misstrauen versucht Alice nun, die Bekanntschaft von Monsieur Hire zu machen. Will sie ihn nur kennenlernen oder will sie wissen, was er in ihrer Wohnung gesehen hat?
Eine junge Frau aus der Nachbarschaft wurde ermordet aufgefunden, im gleichen Alter wie Alice. Es war ein Raubmord und das Opfer hat sich gewehrt, so dass der Täter sie im Affekt getötet hat. Der ermittelnde Inspektor (André Wilms) verdächtigt Monsieur Hire, genau wie die Nachbarn, denen der Sonderling schon immer suspekt war, mit dem musste ja etwas nicht stimmen. Wer so zurückgezogen und ohne Freunde lebt, dem ist schließlich alles zuzutrauen, so die Meinung der Leute. Monsieur Hire jedoch weiß, wer für den Mord verantwortlich ist. Emile (Luc Thullier), Alices Freund, ein junger Mann mit zweifelhaftem Charakter, hat die Handtasche der ermordeten jungen Frau in der Wohnung seiner Freundin versteckt.
Monsieur Hire bietet Alice an, mit ihm zusammen in die Schweiz zu ziehen. Dort hat er ein kleines Haus und sie wären in Sicherheit. Er schenkt ihr eine Fahrkarte und wartet am Bahnhof auf sie, leider vergeblich. Alice hat sich anders entschieden und setzt damit eine Kette von Reaktionen in Gang, die sich nicht mehr aufhalten lässt. Die einzige Liebe im Leben von Monsieur Hire stürzt ihn ins Verderben.
Was für ein wunderbarer kleiner und stiller Film, gerade mal gut 80 Minuten lang. Für mich wirkte das alles ein bisschen aus der Zeit gefallen, der Film hätte auch gut in den sechziger Jahren spielen können. Im Mittelpunkt stehen die sensationellen Darstellerleistungen von Michel Blanc und Sandrine Bonnaire, die absolut authentisch und berührend sind. Besonders Michel Blanc muss hier erwähnt werden, der seinen Part unglaublich gut spielt, fast immer undurchsichtig bleibt und seinen Monsieur Hire mit einer Strenge und Zärtlichkeit ausstattet, dass einem die Worte fehlen. Die wenigen Begegnungen mit Alice sind voll von unterdrückten Gefühlen, die in seinem Inneren brodeln und dabei fast greifbar werden. Fast meint man, auch Alice würde sich zu ihm hingezogen fühlen und vielleicht tut sie das insgeheim auch. Aber leider will die Geschichte ihren handelnden Personen einfach kein Glück gönnen.
Was bleibt, ist eine tragische Lebens- und Liebesgeschichte, die unter die Haut geht, wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen. Ich kann nur eine ganz große Empfehlung aussprechen, es lohnt sich definitiv, diesem Film eine Chance zu geben.
Monsieur Hire (Michel Blanc) ist ein Eigenbrötler und hat nur wenige soziale Kontakte. Der Schneider arbeitet allein in seinem kleinen Atelier, wo er sich ein paar weiße Mäuse hält, um die er sich liebevoll kümmert. Die Menschen in seiner Umgebung meiden den Außenseiter weitestgehend und die Kinder spielen ihm Streiche. Gelegentlich besucht Monsieur Hire ein Bordell, aber daran hat er nun auch kein Vergnügen mehr.
Seit einiger Zeit lebt die junge Alice (Sandrine Bonnaire) im Haus gegenüber und Monsieur Hire kann von seiner Wohnung aus das Leben der hübschen Frau, die ihn immer mehr fasziniert, beobachten. Da er nie das Licht einschaltet, dauert es lange, bis Alice ihn am Fenster bemerkt. Während eines Gewitters sieht sie das bleiche Gesicht des Mannes und erschrickt. Mit einer Mischung aus Neugier und Misstrauen versucht Alice nun, die Bekanntschaft von Monsieur Hire zu machen. Will sie ihn nur kennenlernen oder will sie wissen, was er in ihrer Wohnung gesehen hat?
Eine junge Frau aus der Nachbarschaft wurde ermordet aufgefunden, im gleichen Alter wie Alice. Es war ein Raubmord und das Opfer hat sich gewehrt, so dass der Täter sie im Affekt getötet hat. Der ermittelnde Inspektor (André Wilms) verdächtigt Monsieur Hire, genau wie die Nachbarn, denen der Sonderling schon immer suspekt war, mit dem musste ja etwas nicht stimmen. Wer so zurückgezogen und ohne Freunde lebt, dem ist schließlich alles zuzutrauen, so die Meinung der Leute. Monsieur Hire jedoch weiß, wer für den Mord verantwortlich ist. Emile (Luc Thullier), Alices Freund, ein junger Mann mit zweifelhaftem Charakter, hat die Handtasche der ermordeten jungen Frau in der Wohnung seiner Freundin versteckt.
Monsieur Hire bietet Alice an, mit ihm zusammen in die Schweiz zu ziehen. Dort hat er ein kleines Haus und sie wären in Sicherheit. Er schenkt ihr eine Fahrkarte und wartet am Bahnhof auf sie, leider vergeblich. Alice hat sich anders entschieden und setzt damit eine Kette von Reaktionen in Gang, die sich nicht mehr aufhalten lässt. Die einzige Liebe im Leben von Monsieur Hire stürzt ihn ins Verderben.
Was für ein wunderbarer kleiner und stiller Film, gerade mal gut 80 Minuten lang. Für mich wirkte das alles ein bisschen aus der Zeit gefallen, der Film hätte auch gut in den sechziger Jahren spielen können. Im Mittelpunkt stehen die sensationellen Darstellerleistungen von Michel Blanc und Sandrine Bonnaire, die absolut authentisch und berührend sind. Besonders Michel Blanc muss hier erwähnt werden, der seinen Part unglaublich gut spielt, fast immer undurchsichtig bleibt und seinen Monsieur Hire mit einer Strenge und Zärtlichkeit ausstattet, dass einem die Worte fehlen. Die wenigen Begegnungen mit Alice sind voll von unterdrückten Gefühlen, die in seinem Inneren brodeln und dabei fast greifbar werden. Fast meint man, auch Alice würde sich zu ihm hingezogen fühlen und vielleicht tut sie das insgeheim auch. Aber leider will die Geschichte ihren handelnden Personen einfach kein Glück gönnen.
Was bleibt, ist eine tragische Lebens- und Liebesgeschichte, die unter die Haut geht, wenn man bereit ist, sich darauf einzulassen. Ich kann nur eine ganz große Empfehlung aussprechen, es lohnt sich definitiv, diesem Film eine Chance zu geben.
Samstag, 14. März 2015
Zombiber
"Zombiber" - "Zombeavers" ist ein Film von Jordan Rubin aus dem Jahr 2014. Das Drehbuch schrieb Rubin zusammen mit Al und Jon Kaplan.
Was erwartet man von einem Film mit dem Titel "Zombiber"? Nachdem ich einiges darüber gelesen habe natürlich nur eins, nämlich sauguten Trash und genau den bekommt man hier auch geboten. Also bitte alle Gehirne und Bedenken an der Garderobe abgeben und rein ins Vergnügen.
Ich fasse die Handlung hier auch nur kurz zusammen, alles Weitere muss selbst angeschaut werden, wenn man sich denn traut. Die hübschen jungen Mädels Jenn, Mary und Zoe wollen allein ein Wochenende am See in einer abgelegenen Hütte verbringen. Jenn hat Liebeskummer, weil ihr Freund sie wahrscheinlich betrogen hat. Mary und Zoe stehen ihr bei, sind aber sauer, in der Wildnis keinen Handyempfang zu haben. So ganz ohne ihre Boyfriends wollen sie nämlich auch nicht sein.
Am Anfang des Films kann man sehen, wie zwei Volltrottel einen Laster mit Giftmüll durch die Gegend kutschieren und bei einem Unfall eines der Fässer verlieren. Dieses Fass landet dann natürlich genau in der Nähe der Hütte am See, schlägt Leck und ergießt seinen giftigen Inhalt an einem Biberbau. Die sonst so niedlichen Tierchen mutieren dadurch zu geifernden Monster-Bibern, die alles angreifen, was sich ihnen so bietet und nicht totzukriegen sind. Eben Zombie-Biber.
Doch bevor unsere Mädels davon Wind bekommen, müssen sie sich einer anderen Bedrohung stellen, nämlich ihren Freunden, die ihnen gefolgt sind und unaufgefordert vor der Hütte stehen. Sam, Tommy und Buck leiden bereits an Sex-Entzug und fordern ihre Rechte ein. Also sind die Ausflügler erst mal mit sich selbst beschäftigt, bevor die Zombiber an der Reihe sind und nach und nach ihre Opfer fordern. Es gibt ein paar Versuche, ihnen zu entkommen, aber glücklich endet keiner von diesen. Da aber auch keiner der Charaktere einem irgendwie ans Herz wachsen kann, enden sie eben alle als Kanonenfutter. Ist nicht anders zu erwarten, aber spaßig anzuschauen. Das Ende ist dann sehr tragisch, wenn die beiden Vollpfosten vom Anfang noch einmal auftauchen und erneut für einen Knaller sorgen, den man sich so sicher nicht gewünscht hat.
Die Namen der Darsteller habe ich hier bewusst nicht erwähnt, die kennt sowieso niemand, also muss ich mir die Arbeit auch nicht machen. Der einzig bekannte Name ist hier Rex Lynn als Jäger Smyth, den kennt man als Detective Frank Tripp aus CSI:Miami. Der macht seine Sache auch sehr gut, bleibt aber leider auch auf der Strecke.
Warum sollte man sich diesen Film aber trotzdem anschauen? Ganz einfach, weil er Spaß macht und herrlicher Trash ist. Zudem sind die Biber nicht aus dem Computer, sondern handgemacht und mit viel Liebe gefertigt. Ich fühlte mich jedenfalls sehr gut unterhalten und kann somit nur eine klare Empfehlung aussprechen.
Was erwartet man von einem Film mit dem Titel "Zombiber"? Nachdem ich einiges darüber gelesen habe natürlich nur eins, nämlich sauguten Trash und genau den bekommt man hier auch geboten. Also bitte alle Gehirne und Bedenken an der Garderobe abgeben und rein ins Vergnügen.
Ich fasse die Handlung hier auch nur kurz zusammen, alles Weitere muss selbst angeschaut werden, wenn man sich denn traut. Die hübschen jungen Mädels Jenn, Mary und Zoe wollen allein ein Wochenende am See in einer abgelegenen Hütte verbringen. Jenn hat Liebeskummer, weil ihr Freund sie wahrscheinlich betrogen hat. Mary und Zoe stehen ihr bei, sind aber sauer, in der Wildnis keinen Handyempfang zu haben. So ganz ohne ihre Boyfriends wollen sie nämlich auch nicht sein.
Am Anfang des Films kann man sehen, wie zwei Volltrottel einen Laster mit Giftmüll durch die Gegend kutschieren und bei einem Unfall eines der Fässer verlieren. Dieses Fass landet dann natürlich genau in der Nähe der Hütte am See, schlägt Leck und ergießt seinen giftigen Inhalt an einem Biberbau. Die sonst so niedlichen Tierchen mutieren dadurch zu geifernden Monster-Bibern, die alles angreifen, was sich ihnen so bietet und nicht totzukriegen sind. Eben Zombie-Biber.
Doch bevor unsere Mädels davon Wind bekommen, müssen sie sich einer anderen Bedrohung stellen, nämlich ihren Freunden, die ihnen gefolgt sind und unaufgefordert vor der Hütte stehen. Sam, Tommy und Buck leiden bereits an Sex-Entzug und fordern ihre Rechte ein. Also sind die Ausflügler erst mal mit sich selbst beschäftigt, bevor die Zombiber an der Reihe sind und nach und nach ihre Opfer fordern. Es gibt ein paar Versuche, ihnen zu entkommen, aber glücklich endet keiner von diesen. Da aber auch keiner der Charaktere einem irgendwie ans Herz wachsen kann, enden sie eben alle als Kanonenfutter. Ist nicht anders zu erwarten, aber spaßig anzuschauen. Das Ende ist dann sehr tragisch, wenn die beiden Vollpfosten vom Anfang noch einmal auftauchen und erneut für einen Knaller sorgen, den man sich so sicher nicht gewünscht hat.
Die Namen der Darsteller habe ich hier bewusst nicht erwähnt, die kennt sowieso niemand, also muss ich mir die Arbeit auch nicht machen. Der einzig bekannte Name ist hier Rex Lynn als Jäger Smyth, den kennt man als Detective Frank Tripp aus CSI:Miami. Der macht seine Sache auch sehr gut, bleibt aber leider auch auf der Strecke.
Warum sollte man sich diesen Film aber trotzdem anschauen? Ganz einfach, weil er Spaß macht und herrlicher Trash ist. Zudem sind die Biber nicht aus dem Computer, sondern handgemacht und mit viel Liebe gefertigt. Ich fühlte mich jedenfalls sehr gut unterhalten und kann somit nur eine klare Empfehlung aussprechen.
Cold in July
"Cold in July" ist ein Film von Jim Mickle aus dem Jahr 2014. Das Drehbuch schrieb Mickle zusammen mit Nick Damici und beruht auf dem gleichnamigen Roman von Joe R. Lansdale.
Texas, im Jahr 1989. Richard Dane (Michael C. Hall) ist ein unbescholtener Familienvater und führt zusammen mit seiner Frau Ann (Vinessa Shaw) und dem gemeinsamen kleinen Sohn ein eher unauffälliges Leben. Das ändert sich schlagartig, als eines Nachts ein Einbrecher in sein Haus eindringt und von dem nervösen Richard unbeabsichtigt erschossen wird. Nach Angaben des zuständigen Polizisten Ray Price (Nick Damici) handelt es sich bei dem Toten um den gesuchten Verbrecher Freddy Russel. Die Akten werden geschlossen und Richard als Held gefeiert, aber er selbst findet keine Ruhe und geht als einziger Trauergast zu Freddys Begräbnis. Dort trifft er auf Ben Russel (Sam Shepard), der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde und sich als Freddys Vater entpuppt. Der wortkarge Mann spricht Richard auf seinen eigenen Sohn an und fortan ist Richard um seine Familie besorgt, da er befürchtet, Ben sei auf Rache aus.
Tatsächlich taucht Ben öfter in der Nähe von Richards Familie auf und schließlich auch in deren Haus. Die Polizei kann Ben aber schon bald überwältigen und verhaften. Durch Zufall findet Richard einen Hinweis darauf, dass der Mann, den er erschossen hat, nicht Freddy Russel sein kann. Ray Price wischt seine Bedenken beiseite, erklärt seine Unsicherheit mit den für ihn schockierenden Ereignissen in jener Nacht und schickt Richard nach Hause. Doch Richard lässt die Sache keine Ruhe. Auf eigene Faust forscht er weiter nach und kommt dabei einer unglaublichen Geschichte auf die Spur, die sein bisheriges braves Leben komplett auf den Kopf stellen wird. Zur Seite steht ihm dabei unter anderem der Privatdetektiv Jim Bob (Don Johnson), ein Typ, der mit allen Wassern gewaschen ist.
Was nun folgt ist eine Geschichte, die so niemand erwarten konnte. Mehr kann ich hier auch nicht erzählen, um die Spannung nicht zu zerstören. Es lohnt sich aber auf jeden Fall, sich diesen Film anzuschauen, der zwar ruhig erzählt ist, rund 109 Minuten Laufzeit hat, aber auch durchaus noch einige Actionszenen zu bieten hat, die sich sehen lassen können.
Die Besetzung jedenfalls ist superb. Neben Michael C. Hall als bravem Familienvater, der plötzlich über sich hinauswachsen muss, überzeugen vor allem Sam Shepard, der gewohnt brummelig und wortkarg einen sehr ambivalenten Typen darstellt, als auch Don Johnson, immer noch höllisch attraktiv, der sogar ein bisschen Humor in die Story einbringt. Die beiden alten Haudegen Shepard und Johnson lassen Hall dabei ein bisschen blass aussehen, was aber insgesamt super passt.
Erwähnen muss ich noch die perfekte Ausstattung, das Flair der Achtziger Jahre wurde sehr gut eingefangen, sowie den wunderbaren Soundtrack. Ich kann den Film nur sehr empfehlen, zwar ein reiner Männerfilm, aber wirklich gut und spannend gemacht. Über die Handlung sollte man nicht zu viel nachdenken, sondern sie einfach so akzeptieren, wie sie ist. Macht Spaß.
Texas, im Jahr 1989. Richard Dane (Michael C. Hall) ist ein unbescholtener Familienvater und führt zusammen mit seiner Frau Ann (Vinessa Shaw) und dem gemeinsamen kleinen Sohn ein eher unauffälliges Leben. Das ändert sich schlagartig, als eines Nachts ein Einbrecher in sein Haus eindringt und von dem nervösen Richard unbeabsichtigt erschossen wird. Nach Angaben des zuständigen Polizisten Ray Price (Nick Damici) handelt es sich bei dem Toten um den gesuchten Verbrecher Freddy Russel. Die Akten werden geschlossen und Richard als Held gefeiert, aber er selbst findet keine Ruhe und geht als einziger Trauergast zu Freddys Begräbnis. Dort trifft er auf Ben Russel (Sam Shepard), der gerade aus dem Gefängnis entlassen wurde und sich als Freddys Vater entpuppt. Der wortkarge Mann spricht Richard auf seinen eigenen Sohn an und fortan ist Richard um seine Familie besorgt, da er befürchtet, Ben sei auf Rache aus.
Tatsächlich taucht Ben öfter in der Nähe von Richards Familie auf und schließlich auch in deren Haus. Die Polizei kann Ben aber schon bald überwältigen und verhaften. Durch Zufall findet Richard einen Hinweis darauf, dass der Mann, den er erschossen hat, nicht Freddy Russel sein kann. Ray Price wischt seine Bedenken beiseite, erklärt seine Unsicherheit mit den für ihn schockierenden Ereignissen in jener Nacht und schickt Richard nach Hause. Doch Richard lässt die Sache keine Ruhe. Auf eigene Faust forscht er weiter nach und kommt dabei einer unglaublichen Geschichte auf die Spur, die sein bisheriges braves Leben komplett auf den Kopf stellen wird. Zur Seite steht ihm dabei unter anderem der Privatdetektiv Jim Bob (Don Johnson), ein Typ, der mit allen Wassern gewaschen ist.
Was nun folgt ist eine Geschichte, die so niemand erwarten konnte. Mehr kann ich hier auch nicht erzählen, um die Spannung nicht zu zerstören. Es lohnt sich aber auf jeden Fall, sich diesen Film anzuschauen, der zwar ruhig erzählt ist, rund 109 Minuten Laufzeit hat, aber auch durchaus noch einige Actionszenen zu bieten hat, die sich sehen lassen können.
Die Besetzung jedenfalls ist superb. Neben Michael C. Hall als bravem Familienvater, der plötzlich über sich hinauswachsen muss, überzeugen vor allem Sam Shepard, der gewohnt brummelig und wortkarg einen sehr ambivalenten Typen darstellt, als auch Don Johnson, immer noch höllisch attraktiv, der sogar ein bisschen Humor in die Story einbringt. Die beiden alten Haudegen Shepard und Johnson lassen Hall dabei ein bisschen blass aussehen, was aber insgesamt super passt.
Erwähnen muss ich noch die perfekte Ausstattung, das Flair der Achtziger Jahre wurde sehr gut eingefangen, sowie den wunderbaren Soundtrack. Ich kann den Film nur sehr empfehlen, zwar ein reiner Männerfilm, aber wirklich gut und spannend gemacht. Über die Handlung sollte man nicht zu viel nachdenken, sondern sie einfach so akzeptieren, wie sie ist. Macht Spaß.
Samstag, 21. Februar 2015
The Face of Love
"The Face of Love" ist ein Film von Arie Posin aus dem Jahr 2013. Das Drehbuch schrieb Posin zusammen mit Matthew McDuffie.
Ja, manchmal habe selbst ich ein Bedürfnis nach romantischen und kitschigen Liebesgeschichten, erst recht, wenn sie wie hier von so wunderbaren Schauspielern dargeboten werden. Also los...
Nikki (Annette Bening), eine Frau Ende Fünfzig, hat vor fünf Jahren ihren geliebten Mann Garret (Ed Harris) bei einem Badeunfall in Mexico verloren und lebt seitdem sehr zurückgezogen. Den Glauben an die Liebe hat sie aufgegeben. Ihr bleiben ihre erwachsene Tochter Summer (Jess Weixler) und ihr ebenfalls verwitweter Nachbar Roger (Robin Williams).
Früher war Nikki mit ihrem Mann oft im Museum of Modern Art zu Besuch, doch nach seinem Tod konnte sie sich nicht mehr dazu durchringen. Auf Anregung ihrer Tochter stattet Nikki dem Museum einen Besuch ab und trifft dabei auf einen Mann, der Garret zum Verwechseln ähnlich sieht. Tom (Ed Harris) gibt dort Unterricht in Kunst und Malerei. Nikki bittet Tom um Privatunterricht und beide kommen sich schnell näher. Dabei verschweigt Nikki jedoch, wie sehr Tom ihrem verstorbenen Gatten ähnelt. Sie will ihn ganz für sich haben, keine Fragen stellen und die Vergangenheit wieder aufleben lassen.
Das funktioniert natürlich nur bedingt, denn als Summer ihre Mutter besucht und den neuen Mann an ihrer Seite sieht, wird sie hysterisch und Tom verlässt das Haus. Nikki überredet ihn zu einem Trip nach Mexico und dort wird Tom endlich klar, welche Rolle er hier spielt. Doch auch Tom hat ein Geheimnis, das er nicht offenbart.
Das Ende verrate ich nicht, aber wer hier nicht heult, der hat kein Herz.
Annette Bening ist eine der schönsten Frauen überhaupt und sie hat auch immer noch ein echtes Gesicht, was in Hollywood ja sonst eher Mangelware ist. Ja, sie hat Falten und ja, die sind wunderschön. Ich kann mich an ihr nicht sattsehen, ebenso wie an Ed Harris, die beide hier durch ihr großartiges Spiel überzeugen können. In einer Nebenrolle glänzt der wunderbare Robin Williams in einer seiner letzten Rollen, was dem Film auch eine gewisse Tragik verleiht.
Genug geschwärmt, der Film und die Schauspieler sind toll und sehenswert, man muss sich halt auf die Geschichte einlassen können, das sollte aber kein Problem sein. Große Empfehlung von mir.
Ja, manchmal habe selbst ich ein Bedürfnis nach romantischen und kitschigen Liebesgeschichten, erst recht, wenn sie wie hier von so wunderbaren Schauspielern dargeboten werden. Also los...
Nikki (Annette Bening), eine Frau Ende Fünfzig, hat vor fünf Jahren ihren geliebten Mann Garret (Ed Harris) bei einem Badeunfall in Mexico verloren und lebt seitdem sehr zurückgezogen. Den Glauben an die Liebe hat sie aufgegeben. Ihr bleiben ihre erwachsene Tochter Summer (Jess Weixler) und ihr ebenfalls verwitweter Nachbar Roger (Robin Williams).
Früher war Nikki mit ihrem Mann oft im Museum of Modern Art zu Besuch, doch nach seinem Tod konnte sie sich nicht mehr dazu durchringen. Auf Anregung ihrer Tochter stattet Nikki dem Museum einen Besuch ab und trifft dabei auf einen Mann, der Garret zum Verwechseln ähnlich sieht. Tom (Ed Harris) gibt dort Unterricht in Kunst und Malerei. Nikki bittet Tom um Privatunterricht und beide kommen sich schnell näher. Dabei verschweigt Nikki jedoch, wie sehr Tom ihrem verstorbenen Gatten ähnelt. Sie will ihn ganz für sich haben, keine Fragen stellen und die Vergangenheit wieder aufleben lassen.
Das funktioniert natürlich nur bedingt, denn als Summer ihre Mutter besucht und den neuen Mann an ihrer Seite sieht, wird sie hysterisch und Tom verlässt das Haus. Nikki überredet ihn zu einem Trip nach Mexico und dort wird Tom endlich klar, welche Rolle er hier spielt. Doch auch Tom hat ein Geheimnis, das er nicht offenbart.
Das Ende verrate ich nicht, aber wer hier nicht heult, der hat kein Herz.
Annette Bening ist eine der schönsten Frauen überhaupt und sie hat auch immer noch ein echtes Gesicht, was in Hollywood ja sonst eher Mangelware ist. Ja, sie hat Falten und ja, die sind wunderschön. Ich kann mich an ihr nicht sattsehen, ebenso wie an Ed Harris, die beide hier durch ihr großartiges Spiel überzeugen können. In einer Nebenrolle glänzt der wunderbare Robin Williams in einer seiner letzten Rollen, was dem Film auch eine gewisse Tragik verleiht.
Genug geschwärmt, der Film und die Schauspieler sind toll und sehenswert, man muss sich halt auf die Geschichte einlassen können, das sollte aber kein Problem sein. Große Empfehlung von mir.
Annabelle
"Annabelle" ist ein Film von John R. Leonetti aus dem Jahr 2014. Das Drehbuch stammt von Gary Dauberman. Hierbei handelt es sich um das Prequel zu dem Film "The Conjuring" von James Wan aus dem Jahr 2013, der bei "Annabelle" lediglich als Produzent tätig war. John R. Leonetti hingegen war bei "The Conjuring" der Kameramann.
Der Film beginnt, wie auch bereits in "The Conjuring", mit den beiden Krankenschwestern, die 1968 von ihren bösen Erfahrungen mit der Puppe erzählen, die sie Annabelle nennen. Diese Aufnahmen wurden aus "The Conjuring" übernommen, auch wenn Ed und Lorraine Warren hier nicht zu sehen sind, wie auch im Rest des Films. Hier wird aber erklärt, wie die Puppe zu ihrem Namen kam. Angeblich ist nämlich der Geist der siebenjährigen Annabelle Higgins in sie gefahren, als diese starb, so jedenfalls will das ein Medium herausgefunden haben. Das ist zwar immer noch nicht ganz die echte Geschichte, aber egal, erstmal weiter mit diesem Film, der ein Jahr zuvor spielt.
Das junge Ehepaar John (Ward Horton) und Mia (Annabelle Wallis) lebt in einem beschaulichen Vorort, hat nette Nachbarn, unter anderem die Higgins von nebenan, und geht am Sonntag natürlich brav zum Gottesdienst. Mia ist hochschwanger und John ist angehender Doktor im Prüfungsstress. Ansonsten sind sie wohl das langweiligste Ehepaar, das jemals gezeigt wurde. Im Schneckentempo schleichen sie durch ihr kleines spießiges Häuschen, erklären sich ständig ihre gegenseitige Liebe und richten ein Kinderzimmer ein, wie es wohl kitschiger kaum sein kann. Mia liebt und sammelt Puppen und bekommt von ihrem herzigen Gatten nun noch ein besondersabscheuliches schönes Exemplar geschenkt, welches gleich einen Platz zwischen den anderen Puppen findet. Hach, ist das alles lieblich.
Soweit die Ausgangssituation, die bereits zum wegdämmern einlädt. Eines Nachts werden die Nachbarn von Mia und John, nämlich das Ehepaar Higgins, von Satanisten überfallen und getötet. Auch John und Mia werden angegriffen, können aber den Überfall überleben, weil die Polizei rechtzeitig zur Stelle ist. Die Angreifer waren Annabelle Higgins, die Tochter der Nachbarn und einer ihrer Freunde, die wohl einer Sekte angehört haben. Der Mann wurde von der Polizei erschossen, aber Annabelle hat sich selbst die Kehle durchgeschnitten. Im Arm hielt sie dabei die bereits erwähnte Puppe, die dabei mit ihrem Blut getränkt wurde. Das war dann wohl die Geburtsstunde von 'Annabelle', die von da an von einem Dämon besessen war, der nun munter Jagd auf die Seele der armen Mia machte.
Nach einem Feuer im trauten Eigenheim zieht das goldige Pärchen mit seinem inzwischen geborenen kleinen Töchterchen Leah flugs um in ein Apartmenthaus. Doch auch hier will es sich nicht zum Besseren wenden. John ist in der Klinik, während seine Frau Mia mit der kleinen Leah alleine ist und immer noch von Dämonen verfolgt wird, die immer rabiater werden. Weder Detective Clarkin (Eric Ladin), noch Pater Perez (Tony Amendola) können wirklich helfen. Lediglich die Nachbarin Evelyn (Alfre Woodard) scheint Mia zu verstehen und kann durch ein selbstloses Opfer dem Schrecken ein Ende setzen.
Ich gebe keine Empfehlung für diesen Film ab, weil der wirklich zu blöd ist. Wo "The Conjuring" noch schön ausgestattet und perfekt besetzt und gespielt war, herrscht hier nur große Leere. Die größte Pleite sind dabei die beiden Hauptdarsteller Ward Horton und Annabelle Wallis, die so lahmarschig durch den Film schlafwandeln, dass es kaum auszuhalten ist. Besonders Annabelle Wallis wirkt stets wie abwesend und kommt auch nicht über einen einzigen Gesichtsausdruck hinaus. In den Nebenrollen können Alfre Woodard und Tony Amendola zwar durchaus Akzente setzen, jedoch behindert das lausige Drehbuch auch ihr Spiel. Von den teils grottigen Dialogen will ich gar nicht erst anfangen.
Dann wäre da noch die (gewollte) Ähnlichkeit mit Roman Polanskis Film "Rosemary's Baby", bei dem "Annabelle" sich zwar reichlich bedient, aber leider auch nicht viel Glück bei der Umsetzung hat. Und sicher ist es auch nur ein großer Zufall, dass unsere beiden Schnarchnasen nun ausgerechnet John und Mia heißen. Hießen die Schauspieler in Polanskis Film nicht John Cassavetes und Mia Farrow?
Insgesamt gesehen natürlich keine Empfehlung von mir für diesen Quark, den man besser verpassen sollte.
Der Film beginnt, wie auch bereits in "The Conjuring", mit den beiden Krankenschwestern, die 1968 von ihren bösen Erfahrungen mit der Puppe erzählen, die sie Annabelle nennen. Diese Aufnahmen wurden aus "The Conjuring" übernommen, auch wenn Ed und Lorraine Warren hier nicht zu sehen sind, wie auch im Rest des Films. Hier wird aber erklärt, wie die Puppe zu ihrem Namen kam. Angeblich ist nämlich der Geist der siebenjährigen Annabelle Higgins in sie gefahren, als diese starb, so jedenfalls will das ein Medium herausgefunden haben. Das ist zwar immer noch nicht ganz die echte Geschichte, aber egal, erstmal weiter mit diesem Film, der ein Jahr zuvor spielt.
Das junge Ehepaar John (Ward Horton) und Mia (Annabelle Wallis) lebt in einem beschaulichen Vorort, hat nette Nachbarn, unter anderem die Higgins von nebenan, und geht am Sonntag natürlich brav zum Gottesdienst. Mia ist hochschwanger und John ist angehender Doktor im Prüfungsstress. Ansonsten sind sie wohl das langweiligste Ehepaar, das jemals gezeigt wurde. Im Schneckentempo schleichen sie durch ihr kleines spießiges Häuschen, erklären sich ständig ihre gegenseitige Liebe und richten ein Kinderzimmer ein, wie es wohl kitschiger kaum sein kann. Mia liebt und sammelt Puppen und bekommt von ihrem herzigen Gatten nun noch ein besonders
Soweit die Ausgangssituation, die bereits zum wegdämmern einlädt. Eines Nachts werden die Nachbarn von Mia und John, nämlich das Ehepaar Higgins, von Satanisten überfallen und getötet. Auch John und Mia werden angegriffen, können aber den Überfall überleben, weil die Polizei rechtzeitig zur Stelle ist. Die Angreifer waren Annabelle Higgins, die Tochter der Nachbarn und einer ihrer Freunde, die wohl einer Sekte angehört haben. Der Mann wurde von der Polizei erschossen, aber Annabelle hat sich selbst die Kehle durchgeschnitten. Im Arm hielt sie dabei die bereits erwähnte Puppe, die dabei mit ihrem Blut getränkt wurde. Das war dann wohl die Geburtsstunde von 'Annabelle', die von da an von einem Dämon besessen war, der nun munter Jagd auf die Seele der armen Mia machte.
Nach einem Feuer im trauten Eigenheim zieht das goldige Pärchen mit seinem inzwischen geborenen kleinen Töchterchen Leah flugs um in ein Apartmenthaus. Doch auch hier will es sich nicht zum Besseren wenden. John ist in der Klinik, während seine Frau Mia mit der kleinen Leah alleine ist und immer noch von Dämonen verfolgt wird, die immer rabiater werden. Weder Detective Clarkin (Eric Ladin), noch Pater Perez (Tony Amendola) können wirklich helfen. Lediglich die Nachbarin Evelyn (Alfre Woodard) scheint Mia zu verstehen und kann durch ein selbstloses Opfer dem Schrecken ein Ende setzen.
Ich gebe keine Empfehlung für diesen Film ab, weil der wirklich zu blöd ist. Wo "The Conjuring" noch schön ausgestattet und perfekt besetzt und gespielt war, herrscht hier nur große Leere. Die größte Pleite sind dabei die beiden Hauptdarsteller Ward Horton und Annabelle Wallis, die so lahmarschig durch den Film schlafwandeln, dass es kaum auszuhalten ist. Besonders Annabelle Wallis wirkt stets wie abwesend und kommt auch nicht über einen einzigen Gesichtsausdruck hinaus. In den Nebenrollen können Alfre Woodard und Tony Amendola zwar durchaus Akzente setzen, jedoch behindert das lausige Drehbuch auch ihr Spiel. Von den teils grottigen Dialogen will ich gar nicht erst anfangen.
Dann wäre da noch die (gewollte) Ähnlichkeit mit Roman Polanskis Film "Rosemary's Baby", bei dem "Annabelle" sich zwar reichlich bedient, aber leider auch nicht viel Glück bei der Umsetzung hat. Und sicher ist es auch nur ein großer Zufall, dass unsere beiden Schnarchnasen nun ausgerechnet John und Mia heißen. Hießen die Schauspieler in Polanskis Film nicht John Cassavetes und Mia Farrow?
Insgesamt gesehen natürlich keine Empfehlung von mir für diesen Quark, den man besser verpassen sollte.
Sonntag, 15. Februar 2015
Maps to the Stars
"Maps to the Stars" ist ein Film von David Cronenberg aus dem Jahr 2014. Das Drehbuch stammt von Bruce Wagner.
Die junge Agatha Weiss (Mia Wasikowska) hat die letzten sieben Jahre in einer psychiatrischen Klinik in Florida verbracht, nachdem sie zuvor ihr Elternhaus angezündet und ihrem kleinen Bruder Schlafmittel verabreicht hatte. Ihre Familie hat sie seitdem nie wieder gesehen. Nun kehrt Agatha nach Los Angeles zurück, mietet sich eine Limousine und freundet sich mit dem Fahrer Jerome (Robert Pattinson) an. Ihr erster Weg führt sie zu dem Ort, wo früher das Haus ihrer Familie stand, doch da ist nur ein großes Nichts.
Agatha ist seit dem Feuer und trotz zahlreicher Operationen immer noch von Brandnarben entstellt, die sie unter der Kleidung und langen schwarzen Handschuhen zu verstecken versucht. Auch Teile ihres Gesichts sind davon befallen. Sie nimmt nicht sofort Kontakt zu ihrer Familie auf, sondern sucht sich erst einen Job. Über Twitter ist sie seit einiger Zeit mit der Schauspielerin Carrie Fisher bekannt, die ihr eine Anstellung als persönliche Assistentin bei Havana Segrand (Julianne Moore) besorgt.
Havana ist eine in die Jahre gekommene Schauspielerin, die mit ihrem Alter und den damit verbundenen schwindenden Rollenangeboten hadert und zudem vom Geist ihrer früh verstorbenen Mutter Clarice (Sarah Gadon) verfolgt wird, von der sie als Kind sexuell missbraucht wurde. Deswegen ist sie in Behandlung bei Dr. Stafford Weiss (John Cusack), einem in Hollywood sehr bekannten Psychotherapeuten, Guru und Autor zahlreicher Selbsthilfe-Bücher. Staffords Ehefrau Christina (Olivia Williams) kümmert sich um die Karriere des gemeinsamen Sohnes Benjie (Evan Bird), der den damaligen Brand und die Tablettenvergiftung unbehelligt überstanden hat und mit seinen dreizehn Jahren bereits ein seit Jahren gefeierter Kinderstar ist. Dass er darüber hinaus auch ein echter Kotzbrocken ist und bereits einen Drogenentzug hinter sich hat, das muss ja niemand wissen.
Benötigt hier noch jemand die Beschreibung einer dysfunktionalen Familie? Ich glaube nicht. David Cronenberg und sein Autor Bruce Wagner legen hier sehr deutlich den Finger in die Wunde, die in Hollywood wohl sehr verbreitet ist. Gut, das ist jetzt auch nichts wirklich Neues, ist hier aber sehr anschaulich demonstriert. Zusammenfassend kann man sagen, dass hier wirklich alle einen an der Waffel haben, mehr oder weniger. Meistens mehr. Aber weiter mit der Geschichte.
Havana will unbedingt die Hauptrolle in dem Remake eines Films spielen, mit dem ihre Mutter in den Sechziger Jahren zum Star wurde. Durch sehr tragische Wendungen, die mit dem Tod eines kleinen Jungen verbunden sind, bekommt sie schließlich die Rolle, für die zuvor eigentlich eine andere Schauspielerin vorgesehen war. Doch das scheinbar tödliche Karussell aus Gemeinheiten, Boshaftigkeit und Missgunst will einfach nicht stoppen und fordert immer mehr Opfer.
Es wird auch noch ein bisschen blutig, das kann man wohl von Cronenberg auch erwarten, und immer wieder sind es Feuer und Wasser, die hier im Vordergrund stehen. Langweilig ist der Film zu keinem Zeitpunkt, auch wenn andere Kritiken das behaupten. Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Mir hat der Film durchaus gefallen, auch wenn sein Thema und die Umsetzung nicht für jeden Geschmack geeignet sind.
Kommen wir zu den Darstellern. An erster Stelle steht natürlich die atemberaubende Julianne Moore, die mal wieder beweist, eine der größten Schauspielerinnen ihrer Generation zu sein und die einfach alles spielen kann. Zum Glück verweigert sie sich dem in Hollywood grassierenden Schönheitswahn und bleibt einfach sie selbst. Toll und beeindruckend, immer wieder. An ihrer Seite glänzt die junge Mia Wasikowska erneut mit einer bewundernswerten Darstellung. Himmel, ist die talentiert. In den Nebenrollen muss man noch John Cusack und Olivia Williams erwähnen, ebenso wie Evan Bird als Kinderstar. Sehr gut gemacht. Mehr fallen mir hier aber nicht ein...
Also wer mit Neurosen, falschen Freundlichkeiten und hartem Konkurrenzkampf keine Probleme hat, der sollte sich diesen Film anschauen. Ich kann ihn jedenfalls sehr empfehlen.
Die junge Agatha Weiss (Mia Wasikowska) hat die letzten sieben Jahre in einer psychiatrischen Klinik in Florida verbracht, nachdem sie zuvor ihr Elternhaus angezündet und ihrem kleinen Bruder Schlafmittel verabreicht hatte. Ihre Familie hat sie seitdem nie wieder gesehen. Nun kehrt Agatha nach Los Angeles zurück, mietet sich eine Limousine und freundet sich mit dem Fahrer Jerome (Robert Pattinson) an. Ihr erster Weg führt sie zu dem Ort, wo früher das Haus ihrer Familie stand, doch da ist nur ein großes Nichts.
Agatha ist seit dem Feuer und trotz zahlreicher Operationen immer noch von Brandnarben entstellt, die sie unter der Kleidung und langen schwarzen Handschuhen zu verstecken versucht. Auch Teile ihres Gesichts sind davon befallen. Sie nimmt nicht sofort Kontakt zu ihrer Familie auf, sondern sucht sich erst einen Job. Über Twitter ist sie seit einiger Zeit mit der Schauspielerin Carrie Fisher bekannt, die ihr eine Anstellung als persönliche Assistentin bei Havana Segrand (Julianne Moore) besorgt.
Havana ist eine in die Jahre gekommene Schauspielerin, die mit ihrem Alter und den damit verbundenen schwindenden Rollenangeboten hadert und zudem vom Geist ihrer früh verstorbenen Mutter Clarice (Sarah Gadon) verfolgt wird, von der sie als Kind sexuell missbraucht wurde. Deswegen ist sie in Behandlung bei Dr. Stafford Weiss (John Cusack), einem in Hollywood sehr bekannten Psychotherapeuten, Guru und Autor zahlreicher Selbsthilfe-Bücher. Staffords Ehefrau Christina (Olivia Williams) kümmert sich um die Karriere des gemeinsamen Sohnes Benjie (Evan Bird), der den damaligen Brand und die Tablettenvergiftung unbehelligt überstanden hat und mit seinen dreizehn Jahren bereits ein seit Jahren gefeierter Kinderstar ist. Dass er darüber hinaus auch ein echter Kotzbrocken ist und bereits einen Drogenentzug hinter sich hat, das muss ja niemand wissen.
Benötigt hier noch jemand die Beschreibung einer dysfunktionalen Familie? Ich glaube nicht. David Cronenberg und sein Autor Bruce Wagner legen hier sehr deutlich den Finger in die Wunde, die in Hollywood wohl sehr verbreitet ist. Gut, das ist jetzt auch nichts wirklich Neues, ist hier aber sehr anschaulich demonstriert. Zusammenfassend kann man sagen, dass hier wirklich alle einen an der Waffel haben, mehr oder weniger. Meistens mehr. Aber weiter mit der Geschichte.
Havana will unbedingt die Hauptrolle in dem Remake eines Films spielen, mit dem ihre Mutter in den Sechziger Jahren zum Star wurde. Durch sehr tragische Wendungen, die mit dem Tod eines kleinen Jungen verbunden sind, bekommt sie schließlich die Rolle, für die zuvor eigentlich eine andere Schauspielerin vorgesehen war. Doch das scheinbar tödliche Karussell aus Gemeinheiten, Boshaftigkeit und Missgunst will einfach nicht stoppen und fordert immer mehr Opfer.
Es wird auch noch ein bisschen blutig, das kann man wohl von Cronenberg auch erwarten, und immer wieder sind es Feuer und Wasser, die hier im Vordergrund stehen. Langweilig ist der Film zu keinem Zeitpunkt, auch wenn andere Kritiken das behaupten. Das muss aber jeder für sich selbst entscheiden. Mir hat der Film durchaus gefallen, auch wenn sein Thema und die Umsetzung nicht für jeden Geschmack geeignet sind.
Kommen wir zu den Darstellern. An erster Stelle steht natürlich die atemberaubende Julianne Moore, die mal wieder beweist, eine der größten Schauspielerinnen ihrer Generation zu sein und die einfach alles spielen kann. Zum Glück verweigert sie sich dem in Hollywood grassierenden Schönheitswahn und bleibt einfach sie selbst. Toll und beeindruckend, immer wieder. An ihrer Seite glänzt die junge Mia Wasikowska erneut mit einer bewundernswerten Darstellung. Himmel, ist die talentiert. In den Nebenrollen muss man noch John Cusack und Olivia Williams erwähnen, ebenso wie Evan Bird als Kinderstar. Sehr gut gemacht. Mehr fallen mir hier aber nicht ein...
Also wer mit Neurosen, falschen Freundlichkeiten und hartem Konkurrenzkampf keine Probleme hat, der sollte sich diesen Film anschauen. Ich kann ihn jedenfalls sehr empfehlen.
Samstag, 14. Februar 2015
Dracula Untold
"Dracula Untold" ist ein Film von Gary Shore aus dem Jahr 2014 und gleichzeitig sein Langfilmdebüt. Das Drehbuch stammt von Matt Sazama und Burk Sharpless, die hier ebenfalls ihr Debüt abliefern.
Der Film beschäftigt sich mit der Figur des Fürsten Vlad III., den es tatsächlich gegeben hat, und der im 15. Jahrhundert in Transsilvanien ein kleines Fürstentum in der Walachei regiert hat. Auf Grund seines Umgangs mit feindlichen Truppen im Krieg erhielt er den Namen "Vlad der Pfähler". Seine Lebensgeschichte inspirierte Bram Stoker um 1890 herum zu seinem Roman "Dracula". Die Handlung des Films ist aber selbstverständlich reine Fiktion.
Fürst Vlad (Luke Evans) führt ein ruhiges und friedliches Leben mit seiner Frau Mirena (Sarah Gadon) und seinem kleinen Sohn Ingeras (Art Parkinson). Seine Untergebenen lieben und achten ihn. Doch eines Tages trifft ein Abgesandter des türkischen Sultans Mehmed (Dominic Cooper) ein und fordert nicht nur den üblichen Sold, sondern zudem auch noch 1000 Jünglinge, die als Krieger für das Osmanische Reich ausgebildet werden sollen. Vlad weiß, was das für die Jungen bedeutet, hat er doch einst das gleiche Schicksal erleiden müssen. Seinem Sohn und den anderen Kindern will er das nicht zumuten und so lehnt er die Bitte des Sultans unmissverständlich ab, mit bösen Folgen.
Vlad verfügt in seinem Fürstentum nur über eine kleine Armee, die dem drohenden Angriff der übermächtigen Türken nichts entgegenzusetzen hat. Also macht er sich auf ins Reißzahngebirge, wo in einer Höhle ein Monster mit übernatürlichen Kräften haust. Der Mönch Lucian (Paul Kaye) hat ihm dessen Geschichte anvertraut, nachdem Vlad selbst in dieser Höhle war und erlebt hat, dass dort etwas Unheimliches vor sich geht. Der Vampir Caligula (Charles Dance) lebt dort seit Jahrhunderten und wartet darauf, von einem Menschen befreit zu werden, der sein Blut trinkt. Vlad lässt sich darauf ein, er erhält die Kräfte des Vampirs und ihm bleiben drei Tage, in denen er seinen Blutdurst unterdrücken muss. Sollte er das schaffen, würde aus ihm wieder ein Mensch werden, falls nicht, bliebe er auf ewig ein Vampir.
Ausgestattet mit übernatürlichen Kräften gelingt es Vlad im Alleingang, die Türken in Schach zu halten und ihre Truppen zu dezimieren. Doch Mehmed will Rache und schickt immer mehr Krieger in die Schlacht. In der Zwischenzeit hat Vlad das Problem, dass seine Untertanen seine Verwandlung bemerken und sich gegen ihn auflehnen. Eine entscheidende Schlacht steht an und die drei Tage sind fast vorbei. Vlad ist der Verzweiflung nahe, als seine Frau schließlich ein großes Opfer bringt und damit den Ausgang der Geschichte entscheidend beeinflusst.
Jetzt habe ich doch tatsächlich wieder mehr geschrieben als ich eigentlich wollte und muss zugeben, so hört sich das alles auch ganz gut an, den Film selbst kann ich aber trotzdem nicht wirklich empfehlen. Es gibt allerdings einen guten Grund, sich dieses Werk anzuschauen, nämlich Luke Evans. Der war mir bisher unbekannt, passt hier aber sensationell gut in seine Rolle und trägt mühelos den ganzen Film. Muss er aber auch, weil an seiner Seite weit und breit niemand ist, der auch nur ansatzweise interessant ist. Mitunter tat er mir schon ein bisschen leid, wenn er so allein durch die Kulissen gejagt wurde, um mit wehenden Haaren und grimmigem Gesichtsausdruck seine Stärke und Entschiedenheit auszudrücken, während ihm das Drehbuch ständig Knüppel zwischen die Beine wirft.
Optisch gesehen ist der Film recht gut gelungen, aber inhaltlich gibt es doch diverse Dinge, die mich eher meckern lassen. Von den teils sehr schwülstigen Dialogen mal abgesehen, sollte man nicht anfangen, irgendwelche Fragen zu stellen, es bringt einfach nichts. Auch das nervige und aufgesetzt fröhliche Familienleben verursacht mir eher Übelkeit, was zum großen Teil auch an der Darstellung der holden Filmgattin liegt. Immer nur mit weit aufgerissenen Augen, offenem Mund und herausquellendem Dekolleté unterwegs, wünschte ich mir ihren Abgang schon sehr früh. Offensichtlich wird heute oftmals nur noch nach Optik gecastet. Nun ja, wem es gefällt. Den Rest der Mannschaft muss man auch nicht weiter erwähnen, mit Ruhm bekleckert sich hier niemand, außer Charles Dance, der seiner Rolle noch wirklich einen Stempel aufdrücken kann und der schön diabolisch ist.
Wie gesagt, Luke Evans ist hier die treibende Kraft und ihm habe ich gerne zugesehen, auch wenn der Rest eher mau ist. Wünschenswert wären für ihn natürlich bessere Rollen, es müssen auch keine Blockbuster sein, denn schauspielerisch hat der Mann tatsächlich was drauf und er muss nun wirklich nicht in so einem Quark verheizt werden. Insgesamt gesehen gibt es hier von mir nur eine sehr eingeschränkte Empfehlung. Ach ja, den Epilog hätte man sich auch sparen können.
Der Film beschäftigt sich mit der Figur des Fürsten Vlad III., den es tatsächlich gegeben hat, und der im 15. Jahrhundert in Transsilvanien ein kleines Fürstentum in der Walachei regiert hat. Auf Grund seines Umgangs mit feindlichen Truppen im Krieg erhielt er den Namen "Vlad der Pfähler". Seine Lebensgeschichte inspirierte Bram Stoker um 1890 herum zu seinem Roman "Dracula". Die Handlung des Films ist aber selbstverständlich reine Fiktion.
Fürst Vlad (Luke Evans) führt ein ruhiges und friedliches Leben mit seiner Frau Mirena (Sarah Gadon) und seinem kleinen Sohn Ingeras (Art Parkinson). Seine Untergebenen lieben und achten ihn. Doch eines Tages trifft ein Abgesandter des türkischen Sultans Mehmed (Dominic Cooper) ein und fordert nicht nur den üblichen Sold, sondern zudem auch noch 1000 Jünglinge, die als Krieger für das Osmanische Reich ausgebildet werden sollen. Vlad weiß, was das für die Jungen bedeutet, hat er doch einst das gleiche Schicksal erleiden müssen. Seinem Sohn und den anderen Kindern will er das nicht zumuten und so lehnt er die Bitte des Sultans unmissverständlich ab, mit bösen Folgen.
Vlad verfügt in seinem Fürstentum nur über eine kleine Armee, die dem drohenden Angriff der übermächtigen Türken nichts entgegenzusetzen hat. Also macht er sich auf ins Reißzahngebirge, wo in einer Höhle ein Monster mit übernatürlichen Kräften haust. Der Mönch Lucian (Paul Kaye) hat ihm dessen Geschichte anvertraut, nachdem Vlad selbst in dieser Höhle war und erlebt hat, dass dort etwas Unheimliches vor sich geht. Der Vampir Caligula (Charles Dance) lebt dort seit Jahrhunderten und wartet darauf, von einem Menschen befreit zu werden, der sein Blut trinkt. Vlad lässt sich darauf ein, er erhält die Kräfte des Vampirs und ihm bleiben drei Tage, in denen er seinen Blutdurst unterdrücken muss. Sollte er das schaffen, würde aus ihm wieder ein Mensch werden, falls nicht, bliebe er auf ewig ein Vampir.
Ausgestattet mit übernatürlichen Kräften gelingt es Vlad im Alleingang, die Türken in Schach zu halten und ihre Truppen zu dezimieren. Doch Mehmed will Rache und schickt immer mehr Krieger in die Schlacht. In der Zwischenzeit hat Vlad das Problem, dass seine Untertanen seine Verwandlung bemerken und sich gegen ihn auflehnen. Eine entscheidende Schlacht steht an und die drei Tage sind fast vorbei. Vlad ist der Verzweiflung nahe, als seine Frau schließlich ein großes Opfer bringt und damit den Ausgang der Geschichte entscheidend beeinflusst.
Jetzt habe ich doch tatsächlich wieder mehr geschrieben als ich eigentlich wollte und muss zugeben, so hört sich das alles auch ganz gut an, den Film selbst kann ich aber trotzdem nicht wirklich empfehlen. Es gibt allerdings einen guten Grund, sich dieses Werk anzuschauen, nämlich Luke Evans. Der war mir bisher unbekannt, passt hier aber sensationell gut in seine Rolle und trägt mühelos den ganzen Film. Muss er aber auch, weil an seiner Seite weit und breit niemand ist, der auch nur ansatzweise interessant ist. Mitunter tat er mir schon ein bisschen leid, wenn er so allein durch die Kulissen gejagt wurde, um mit wehenden Haaren und grimmigem Gesichtsausdruck seine Stärke und Entschiedenheit auszudrücken, während ihm das Drehbuch ständig Knüppel zwischen die Beine wirft.
Optisch gesehen ist der Film recht gut gelungen, aber inhaltlich gibt es doch diverse Dinge, die mich eher meckern lassen. Von den teils sehr schwülstigen Dialogen mal abgesehen, sollte man nicht anfangen, irgendwelche Fragen zu stellen, es bringt einfach nichts. Auch das nervige und aufgesetzt fröhliche Familienleben verursacht mir eher Übelkeit, was zum großen Teil auch an der Darstellung der holden Filmgattin liegt. Immer nur mit weit aufgerissenen Augen, offenem Mund und herausquellendem Dekolleté unterwegs, wünschte ich mir ihren Abgang schon sehr früh. Offensichtlich wird heute oftmals nur noch nach Optik gecastet. Nun ja, wem es gefällt. Den Rest der Mannschaft muss man auch nicht weiter erwähnen, mit Ruhm bekleckert sich hier niemand, außer Charles Dance, der seiner Rolle noch wirklich einen Stempel aufdrücken kann und der schön diabolisch ist.
Wie gesagt, Luke Evans ist hier die treibende Kraft und ihm habe ich gerne zugesehen, auch wenn der Rest eher mau ist. Wünschenswert wären für ihn natürlich bessere Rollen, es müssen auch keine Blockbuster sein, denn schauspielerisch hat der Mann tatsächlich was drauf und er muss nun wirklich nicht in so einem Quark verheizt werden. Insgesamt gesehen gibt es hier von mir nur eine sehr eingeschränkte Empfehlung. Ach ja, den Epilog hätte man sich auch sparen können.
Dienstag, 3. Februar 2015
The Immigrant
"The Immigrant" ist ein Film von James Gray aus dem Jahr 2013. Das Drehbuch schrieb Gray zusammen mit Ric Menello.
Im Jahr 1921 kommen die beiden Schwestern Ewa (Marion Cotillard) und Magda (Angela Sarafyan) nach langer und beschwerlicher Schiffsreise in Amerika an, ohne Geld, aber voller Hoffnung. Sie haben ihre polnische Heimat verlassen und hoffen auf einen Neuanfang im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und auf Unterkunft bei Verwandten in New York. Doch Magda ist während der Überfahrt an Tuberkulose erkrankt und darf nicht einreisen, sondern bleibt auf der Krankenstation auf Ellis Island vorerst in Quarantäne.
Da Ewa kein Geld und keine Unterkunft hat, angeblich gibt es die Adresse ihrer Verwandten gar nicht, droht ihr die sofortige Abschiebung, doch davor rettet sie der charmante Bruno (Joaquin Phoenix), der sie mit zu sich nach Manhattan nimmt. Sie könne als Näherin arbeiten, ein bisschen Geld verdienen, um ihre Schwester zu unterstützen und nach ihrer Genesung zu sich zu holen. Bruno umgibt sich mit mehreren Frauen, um die er sich kümmert und die in einem Theater als Tänzerinnen arbeiten. Sehr schnell wird Ewa aber klar, dass Bruno ein Zuhälter ist und auch sie selbst wird zur Prostitution gezwungen, um Geld zu verdienen. Ewa fügt sich in ihr Schicksal, weil sie ihre Schwester nicht im Stich lassen will und ihre Verwandten, die sie dann doch noch ausfindig machen kann, sich als äußerst selbstsüchtig erweisen, die jede Hilfe verweigern.
Durch Zufall lernt Ewa Emil (Jeremy Renner) kennen, der als Magier Orlando auftritt, ohne zu wissen, dass er der Cousin von Bruno ist. Ewa fühlt sich zu dem sanften und verständnisvollen Emil hingezogen, der sich ebenfalls in sie verliebt, aber sie hat auch durchaus Gefühle für Bruno, der zwar einerseits charmant und zuvorkommend, aber andererseits auch aufbrausend und jähzornig sein kann. Beide Männer erkennen, dass sie um dieselbe Frau wetteifern und dabei kommt es zu einem folgenreichen Unfall, der alles verändert.
Wird es für Ewa eine glückliche Zukunft in Amerika geben und wird sie ihre geliebte Schwester wiedersehen können? Nein, das beantworte ich hier nicht. Wer wissen will wie es endet, der muss schon selbst nachschauen, auch wenn ich keine direkte Empfehlung für diesen Film aussprechen kann. Warum eigentlich nicht? Das ist schwierig zu beantworten. Ehrlich gesagt, hat mich der Film einfach nicht wirklich gepackt. Die Ausstattung ist toll, die Bilder von Kameramann Darius Khondji sind es ebenfalls und die Schauspieler können meistens auch überzeugen.
Marion Cotillard ist wunderbar wie immer, auch wenn sie hier nicht viel von ihrer Klasse zeigen kann. Joaquin Phoenix ging mir tatsächlich ein bisschen auf den Keks mit seiner überzogenen Darstellung, manch einer mag das großartig finden, mich nervte es ein wenig. Überrascht hat mich hingegen Jeremy Renner, der hier sehr positiv auffällt, das hatte ich eigentlich nicht erwartet. Aber trotz allem ist der Film mit knapp zwei Stunden Laufzeit etwas zu lang geraten und die Charaktere kommen dem Zuschauer niemals wirklich nahe, so schade das auch ist.
Dass Regisseur James Gray Drama wirklich beherrscht, das hat er bereits in seinem großartigen Spielfilmdebüt "Little Odessa" bewiesen, einem Film der noch heute, zwanzig Jahre später, zu meinen absoluten Lieblingen gehört. "The Immigrant" ist kein schlechter Film, er hat nur bei weitem nicht die Kraft und die Wucht, die "Little Odessa" so einzigartig gemacht hat. Das mag nicht gerade objektiv sein, ist aber meine Meinung. Kann man sich ansehen, muss man aber nicht unbedingt.
Im Jahr 1921 kommen die beiden Schwestern Ewa (Marion Cotillard) und Magda (Angela Sarafyan) nach langer und beschwerlicher Schiffsreise in Amerika an, ohne Geld, aber voller Hoffnung. Sie haben ihre polnische Heimat verlassen und hoffen auf einen Neuanfang im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und auf Unterkunft bei Verwandten in New York. Doch Magda ist während der Überfahrt an Tuberkulose erkrankt und darf nicht einreisen, sondern bleibt auf der Krankenstation auf Ellis Island vorerst in Quarantäne.
Da Ewa kein Geld und keine Unterkunft hat, angeblich gibt es die Adresse ihrer Verwandten gar nicht, droht ihr die sofortige Abschiebung, doch davor rettet sie der charmante Bruno (Joaquin Phoenix), der sie mit zu sich nach Manhattan nimmt. Sie könne als Näherin arbeiten, ein bisschen Geld verdienen, um ihre Schwester zu unterstützen und nach ihrer Genesung zu sich zu holen. Bruno umgibt sich mit mehreren Frauen, um die er sich kümmert und die in einem Theater als Tänzerinnen arbeiten. Sehr schnell wird Ewa aber klar, dass Bruno ein Zuhälter ist und auch sie selbst wird zur Prostitution gezwungen, um Geld zu verdienen. Ewa fügt sich in ihr Schicksal, weil sie ihre Schwester nicht im Stich lassen will und ihre Verwandten, die sie dann doch noch ausfindig machen kann, sich als äußerst selbstsüchtig erweisen, die jede Hilfe verweigern.
Durch Zufall lernt Ewa Emil (Jeremy Renner) kennen, der als Magier Orlando auftritt, ohne zu wissen, dass er der Cousin von Bruno ist. Ewa fühlt sich zu dem sanften und verständnisvollen Emil hingezogen, der sich ebenfalls in sie verliebt, aber sie hat auch durchaus Gefühle für Bruno, der zwar einerseits charmant und zuvorkommend, aber andererseits auch aufbrausend und jähzornig sein kann. Beide Männer erkennen, dass sie um dieselbe Frau wetteifern und dabei kommt es zu einem folgenreichen Unfall, der alles verändert.
Wird es für Ewa eine glückliche Zukunft in Amerika geben und wird sie ihre geliebte Schwester wiedersehen können? Nein, das beantworte ich hier nicht. Wer wissen will wie es endet, der muss schon selbst nachschauen, auch wenn ich keine direkte Empfehlung für diesen Film aussprechen kann. Warum eigentlich nicht? Das ist schwierig zu beantworten. Ehrlich gesagt, hat mich der Film einfach nicht wirklich gepackt. Die Ausstattung ist toll, die Bilder von Kameramann Darius Khondji sind es ebenfalls und die Schauspieler können meistens auch überzeugen.
Marion Cotillard ist wunderbar wie immer, auch wenn sie hier nicht viel von ihrer Klasse zeigen kann. Joaquin Phoenix ging mir tatsächlich ein bisschen auf den Keks mit seiner überzogenen Darstellung, manch einer mag das großartig finden, mich nervte es ein wenig. Überrascht hat mich hingegen Jeremy Renner, der hier sehr positiv auffällt, das hatte ich eigentlich nicht erwartet. Aber trotz allem ist der Film mit knapp zwei Stunden Laufzeit etwas zu lang geraten und die Charaktere kommen dem Zuschauer niemals wirklich nahe, so schade das auch ist.
Dass Regisseur James Gray Drama wirklich beherrscht, das hat er bereits in seinem großartigen Spielfilmdebüt "Little Odessa" bewiesen, einem Film der noch heute, zwanzig Jahre später, zu meinen absoluten Lieblingen gehört. "The Immigrant" ist kein schlechter Film, er hat nur bei weitem nicht die Kraft und die Wucht, die "Little Odessa" so einzigartig gemacht hat. Das mag nicht gerade objektiv sein, ist aber meine Meinung. Kann man sich ansehen, muss man aber nicht unbedingt.
Sonntag, 1. Februar 2015
Lilting
"Lilting" ist ein Film von Hong Khaou (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2014 und gleichzeitig sein Langfilmdebüt.
In einem Seniorenheim in London lebt die verwitwete Junn (Pei-pei Cheng), eine Chinesin mit kambodschanischen Wurzeln, die zwar seit fast dreißig Jahren in England lebt, aber die Sprache nie gelernt hat. Ihr Sohn Kai (Andrew Leung) hat sich immer um alles gekümmert und sie schließlich in dem Seniorenheim untergebracht, wollte sie aber zu sich holen, wenn er eine größere Wohnung gefunden hat.
Doch plötzlich ist Kai tot, gestorben bei einem Verkehrsunfall und Junn bleibt allein zurück, auch wenn sie in ihren Tagträumen immer und immer wieder die letzte Begegnung mit ihrem Sohn wiederholt. An diesem Tag wollte Kai endlich seinen ganzen Mut zusammennehmen und ihr erklären, dass sein Freund und Mitbewohner Richard (Ben Whishaw) auch sein Lebensgefährte ist und das schon seit vier Jahren.
Richard besucht Junn, die ihn nicht mag und das auch nicht versteckt. Weil er mit Kai zusammengelebt hat, konnte sie nicht bei ihrem Sohn leben, das verzeiht sie ihm nicht. Wie tief das Verhältnis der beiden jungen Männer war, das weiß sie nicht oder will es nicht wissen. Aus Liebe zu seinem verstorbenen Geliebten möchte sich Richard um Junn kümmern, doch beide können sich nicht verständigen und die alte Frau ist äußerst abweisend.
Junn hat im Seniorenheim eine kleine Liebelei mit Alan (Peter Bowles) angefangen, der ebenfalls dort lebt. Auch diese beiden sprechen nicht die gleiche Sprache, scheinen aber glücklich miteinander zu sein. Richard engagiert die junge Vann (Naomi Christie), die als Übersetzerin tätig wird und Junn und Alan zur Seite steht. Doch die gerade erst aufkeimende Liebe bekommt Risse, je mehr beide voneinander erfahren. Wortlos waren sie scheinbar glücklicher.
Auch Richard versucht durch Vann, näher zu Junn vorzudringen und ihr von seinen Gefühlen für Kai zu erzählen. Beide sind gefangen in ihrer Trauer um den geliebten Menschen und müssen erst langsam lernen, den Verlust zu akzeptieren und sich gegenseitig zu respektieren und zu verstehen, auch ohne Worte.
Nein, das ist kein Wohlfühlfilm und das will er auch gar nicht sein. Hong Khaou verzichtet bewusst auf jeden Kitsch und erzählt seinen wunderbaren Film ganz ehrlich. Tränen fließen dabei auch, nicht nur bei den Beteiligten, sondern auch beim Zuschauer. Das liegt in erster Linie an Ben Whishaw, der so in seiner Rolle aufgeht, dass es wirklich herzzerreißend ist. Mich hat er hier jedenfalls absolut gepackt, auch wenn ich ihm bisher nicht wirklich viel abgewinnen konnte. Respekt für diese Darstellung.
Auch die anderen Schauspieler muss man einfach loben, dieser kleine, fast schon kammerspielartige Film ist ein wahres Highlight, das man nicht verpassen sollte. Unterlegt mit sehr zurückhaltender Musik und ausgestattet mit schönen Bildern kann ich diesen Film nur sehr empfehlen. Kamerafrau war hier übrigens Urszula Pontikos, die schon in Andrew Haighs "Weekend" mit ihrer Arbeit überzeugen konnte.
Insgesamt gesehen ein wirklich schöner und sehr berührender Film. Auf weitere Werke von Hong Khaou darf man gespannt sein. Ganz große Empfehlung.
In einem Seniorenheim in London lebt die verwitwete Junn (Pei-pei Cheng), eine Chinesin mit kambodschanischen Wurzeln, die zwar seit fast dreißig Jahren in England lebt, aber die Sprache nie gelernt hat. Ihr Sohn Kai (Andrew Leung) hat sich immer um alles gekümmert und sie schließlich in dem Seniorenheim untergebracht, wollte sie aber zu sich holen, wenn er eine größere Wohnung gefunden hat.
Doch plötzlich ist Kai tot, gestorben bei einem Verkehrsunfall und Junn bleibt allein zurück, auch wenn sie in ihren Tagträumen immer und immer wieder die letzte Begegnung mit ihrem Sohn wiederholt. An diesem Tag wollte Kai endlich seinen ganzen Mut zusammennehmen und ihr erklären, dass sein Freund und Mitbewohner Richard (Ben Whishaw) auch sein Lebensgefährte ist und das schon seit vier Jahren.
Richard besucht Junn, die ihn nicht mag und das auch nicht versteckt. Weil er mit Kai zusammengelebt hat, konnte sie nicht bei ihrem Sohn leben, das verzeiht sie ihm nicht. Wie tief das Verhältnis der beiden jungen Männer war, das weiß sie nicht oder will es nicht wissen. Aus Liebe zu seinem verstorbenen Geliebten möchte sich Richard um Junn kümmern, doch beide können sich nicht verständigen und die alte Frau ist äußerst abweisend.
Junn hat im Seniorenheim eine kleine Liebelei mit Alan (Peter Bowles) angefangen, der ebenfalls dort lebt. Auch diese beiden sprechen nicht die gleiche Sprache, scheinen aber glücklich miteinander zu sein. Richard engagiert die junge Vann (Naomi Christie), die als Übersetzerin tätig wird und Junn und Alan zur Seite steht. Doch die gerade erst aufkeimende Liebe bekommt Risse, je mehr beide voneinander erfahren. Wortlos waren sie scheinbar glücklicher.
Auch Richard versucht durch Vann, näher zu Junn vorzudringen und ihr von seinen Gefühlen für Kai zu erzählen. Beide sind gefangen in ihrer Trauer um den geliebten Menschen und müssen erst langsam lernen, den Verlust zu akzeptieren und sich gegenseitig zu respektieren und zu verstehen, auch ohne Worte.
Nein, das ist kein Wohlfühlfilm und das will er auch gar nicht sein. Hong Khaou verzichtet bewusst auf jeden Kitsch und erzählt seinen wunderbaren Film ganz ehrlich. Tränen fließen dabei auch, nicht nur bei den Beteiligten, sondern auch beim Zuschauer. Das liegt in erster Linie an Ben Whishaw, der so in seiner Rolle aufgeht, dass es wirklich herzzerreißend ist. Mich hat er hier jedenfalls absolut gepackt, auch wenn ich ihm bisher nicht wirklich viel abgewinnen konnte. Respekt für diese Darstellung.
Auch die anderen Schauspieler muss man einfach loben, dieser kleine, fast schon kammerspielartige Film ist ein wahres Highlight, das man nicht verpassen sollte. Unterlegt mit sehr zurückhaltender Musik und ausgestattet mit schönen Bildern kann ich diesen Film nur sehr empfehlen. Kamerafrau war hier übrigens Urszula Pontikos, die schon in Andrew Haighs "Weekend" mit ihrer Arbeit überzeugen konnte.
Insgesamt gesehen ein wirklich schöner und sehr berührender Film. Auf weitere Werke von Hong Khaou darf man gespannt sein. Ganz große Empfehlung.
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