Sonntag, 24. Juli 2011

Diebe der Nacht

"Diebe der Nacht" - "Les Voleurs" ist ein Film von André Téchiné aus dem Jahr 1996. Das Drehbuch schrieb Téchiné zusammen mit Gilles Taurand.

Der kleine Justin (Julien Rivière) wird durch den Schrei seiner Mutter Mireille (Fabienne Babe) geweckt. Als er sich nach unten schleicht, erfährt er von seinem Großvater (Ivan Desny) das Ungeheuerliche: sein Vater Ivan (Didier Bezace) ist tot, es gab einen Unfall. Das ist der Beginn eines außergewöhnlichen Films, der seine Geschichte aus verschiedenen Blickwinkeln erzählt und sich auch Zeitsprünge erlaubt, ohne dabei aber verwirrend zu sein.

Ivan war ein Krimineller, das liegt hier offenbar in der Familie, denn auch sein Vater gehört der Truppe an und auch der kleine Justin zeigt bereits Interesse an der Arbeit der Männer. Ivans Bruder Alex (Daniel Auteuil) ist das schwarze Schaf der Familie, denn er ist Polizist geworden, weil er mit den Machenschaften seiner Familie nichts zu tun haben wollte. Das hat ihn zu einem Außenseiter gemacht, der nach einer gescheiterten Ehe in Lyon lebt und des Lebens überdrüssig ist.

Alex fängt ein rein sexuelles Verhältnis mit der jungen Juliette (Laurence Côte) an, die er kurz zuvor wegen eines Ladendiebstahls vernommen hatte. Juliette war auch einst die Geliebte von Ivan und ihr Bruder Jimmy (Benoît Magimel) ist Mitglied in Ivans Bande und Teilhaber seines Nachtclubs. Juliette hat ein wildes und selbstzerstörerisches Wesen, sie lässt niemanden wirklich an sich heran. Ruhe und Geborgenheit findet sie bei der älteren Philosophiedozentin Marie (Catherine Deneuve), mit der sie ebenfalls eine Affäre hat.

Nach Ivans Tod verschwindet Juliette aus der Stadt. Marie und Alex lernen sich in der Zwischenzeit ein wenig kennen und reden über Juliette. Dabei sind beide jedoch sehr zurückhaltend und wollen nicht zu viel von sich preisgeben. Diebe sind sie aber alle, Alex, Marie und auch Juliette, denn obwohl keiner von ihnen wirkliche Nähe zulassen kann, haben sie sich immer wieder kurze Momente des Glücks gestohlen. Mehr war ihnen nicht vergönnt.

Das ist ein sehr ruhiger und melancholischer Film, auf den man sich in jedem Fall einlassen muss. Mit knapp zwei Stunden Laufzeit gibt es trotzdem keine Längen, was natürlich vor allen Dingen an den absolut fantastischen Schauspielern liegt. Hier irgendeinen extra hervorzuheben wäre fatal, sie sind allesamt wunderbar. Die Geschichte ist wie ein Puzzle, das sich erst nach und nach zusammenfügt und am Schluss ein vollständiges Bild ergibt. Sehr beeindruckend und sehr sehenswert.

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