Dienstag, 12. Juli 2011

Kuss der Spinnenfrau

"Kuss der Spinnenfrau" - "Kiss of the Spider Woman" ist ein Film von Hector Babenco aus dem Jahr 1985. Das Drehbuch stammt von Leonard Schrader (dem Bruder von Paul Schrader) und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Manuel Puig.

Irgendwo in einem Gefängnis in Lateinamerika sitzen der politische Gefangene Valentin Arregui (Raul Julia) und der homosexuelle Luis Molina (William Hurt) zusammen in einer Zelle. Valentin ist mehrfach gefoltert worden und leidet stark unter den Folgen der Misshandlungen. Molina will ihn ablenken und erzählt ihm den Inhalt seiner Lieblingsfilme. Besonders die Diva Leni Lamaison (Sonia Braga) hat es ihm angetan und er schlüpft sozusagen in ihre Rolle und imitiert ihre Bewegungen, weil er gerne so wäre wie sie.

Valentin ist zuerst eher belustigt über die Erzählungen Molinas, aber nach und nach findet er doch Gefallen daran, auch wenn er Kritik daran übt, dass Molina von einem Nazi-Propagandafilm berichtet. Die beiden so grundverschiedenen Männer freunden sich sogar langsam an. Molina wurde allerdings vom Gefängnisdirektor auf Valentin angesetzt und soll versuchen, diesen auszuhorchen. Im Gegenzug wurde ihm dafür ein Straferlass in Aussicht gestellt.

Molina gibt aber nichts von seinen Gesprächen weiter, sondern versucht nur, die Haftbedingungen für sich und Valentin zu verbessern, indem er Lebensmittel ordert, die dann angeblich von seiner Mutter stammen sollen. Als Valentin vergiftet wird, kümmert sich Molina aufopfernd um ihn, doch das Schicksal bzw. in diesem Fall die Geheimpolizei hat mit beiden kein Erbarmen. Sie werden Opfer ihrer Träume von einer besseren Welt.

Es ist einfach wunderbar, dass dieses fabelhafte Werk nun endlich auf DVD erhältlich ist, das wurde aber auch Zeit. Was für ein Film, was für eine Leistung der Schauspieler, ich komme aus dem Schwärmen nicht heraus. Wer den Film schon kennt, der wird sich über die Veröffentlichung sicher ebenso freuen wie ich, wer ihn noch nicht kennt, dem sei er wärmstens ans Herz gelegt. Hier erlebt man Schauspielkunst, wie es sie leider nur viel zu selten zu sehen gibt. Neben den großartigen Darbietungen von Raul Julia und Sonia Braga, ist es besonders William Hurt der mich hier einfach sprachlos macht. Für diese Rolle hat er völlig zu Recht diverse Preise gewonnen, darunter auch den Oscar als bester Hauptdarsteller. Seine Darstellung des Molina ist jederzeit absolut würdevoll und niemals lächerlich, besser geht es nicht.

Besonders erwähnenswert ist noch das ausführliche Making-Of des Films, in dem der lange und steinige Entstehungsprozess geschildert wird. Regisseur Hector Babenco hatte den Romanautor Manuel Puig monatelang belagert, weil dieser ihm die Rechte an der Story nicht verkaufen wollte. Erst als es hieß, Burt Lancaster wolle die Rolle des Molina spielen, ließ er sich umstimmen. Das wurde allerdings später wieder verworfen, weil Lancaster sein eigenes Drehbuch geschrieben hat, was nicht mehr zu der eigentlichen Geschichte passte. Er musste das Projekt dann aber auch aus gesundheitlichen Gründen aufgeben. Hector Babenco musste außerdem für seine erste Arbeit in Amerika erst die Sprache lernen. Der Film ist gleichzeitig einer der ersten Independent-Filme, da er nur mit einem äußerst geringen Budget entstanden ist. William Hurt, der damals schon am Beginn einer großen Karriere stand, und sein Kollege Raul Julia erklärten Babenco am Abend vor Drehbeginn, ihre Rollen tauschen zu wollen, was diesen fast verzweifeln ließ, aber am nächsten Tag ging alles wie geplant über die Bühne.

Nach Abschluss der Dreharbeiten zogen sich die Schneidearbeiten noch endlos hin, bis der Film 1985 in Cannes erstmals aufgeführt und gefeiert wurde. Obwohl niemand je wirklich an einen großen Erfolg geglaubt hatte, hat der Film sein Publikum erreicht. Für mich ist das einer der besten Filme, die ich je gesehen habe und deshalb möchte ich auch eine ganz große Empfehlung aussprechen. Nur wenige Filme haben diese spezielle Magie, die von ihnen ausgeht - dieser ist einer davon.

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