Donnerstag, 21. Juli 2011

Howl

"Howl" ist ein Projekt der Dokumentarfilmer Rob Epstein und Jeffrey Friedman (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010. Der Film ist eine Mischung aus Spielfilm und Dokumentation und beschäftigt sich mit dem Gedicht "Howl", das Allen Ginsberg 1955 geschrieben hat.

Der Film ist in verschiedene Sequenzen aufgeteilt. Ein Teil stellt die legendäre erste Lesung des Gedichts durch Allen Ginsberg, der hier von James Franco verkörpert wird, in der Six Gallery in San Francisco nach. Ein weiterer Teil ist ein ebenfalls nachgestelltes Interview, das Ginsberg 1957 gegeben hat. Einen wichtigen Raum nimmt die Gerichtsverhandlung aus dem Jahr 1957 ein, in der Ginsbergs Verleger Lawrence Ferlinghetti wegen Obszönität im Zusammenhang mit der Veröffentlichung des Gedichts angeklagt wurde. Das Gedicht selbst wird im Film mit bunten Animationen von Eric Drooker unterlegt, die aber insgesamt eher nervtötend sind.

"Poesie lässt sich nicht in Prosa übersetzen, sonst wäre sie keine Poesie". Diese Aussage macht einer der Experten in der Gerichtsverhandlung und da stimmen wir wohl alle überein. Dass diese ganze Anklage ein schlechter Witz war und am Ende die Meinungsfreiheit verdient gesiegt hat, ist nur ein Punkt dieses Films. Aus heutiger Sicht kann man darüber eigentlich nur lachen, aber damals war das tatsächlich ein wichtiges Ereignis. Das Gedicht hat Ginsberg ursprünglich Carl Solomon gewidmet, den er in der Psychiatrie kennengelernt hat. Er selbst hat sich mit diesem Text sozusagen befreit und einfach alles geschrieben, was ihm so in den Sinn kam, beispielsweise über seine eigene Homosexualität, weil er davon ausgehen musste, es würde sowieso niemals veröffentlicht werden. Doch als es dann wider Erwarten doch veröffentlicht wurde, rief es natürlich gleich alle Moralapostel auf den Plan, sich über die "schmutzigen Wörter" darin zu mokieren.

Im Mittelpunkt dieses Films steht tatsächlich nur das Gedicht und nicht das Leben von Allen Ginsberg. Er tritt hier nur in den Schatten und sein Privatleben wird lediglich kurz angerissen, aber nicht weiter vertieft. So erfährt man auch nur wenig von seinen Bekanntschaften mit Jack Kerouac, Neal Cassady und William S. Burroughs, den anderen Vertretern der "Beat-Generation", und von seinem Lebensgefährten Peter Orlovsky.

Die Nebenrollen sind gut und prominent besetzt mit David Strathairn, Bob Balaban, Mary-Louise Parker, Treat Williams, Alessandro Nivola, Jeff Daniels und Jon Hamm, auch wenn sie alle weit unter ihren Möglichkeiten bleiben und hier eigentlich nicht weiter als bessere Statisten sind, was wirklich schade ist.

Die Idee zu diesem Film ist schon gut, aber die Umsetzung ist meiner Meinung nach nicht wirklich gelungen, denn es ist größtenteils einfach zu langweilig und öde geworden. Mit ca. 75 Minuten Filmlaufzeit ist dann auch schon die Grenze erreicht, mehr wäre in der Tat fatal gewesen. Dass Epstein und Friedman ansonsten ihr Metier beherrschen, das haben sie in anderen wunderbaren Dokumentationen bereits bewiesen. Ich möchte an dieser Stelle besonders auf die Filme "The Celluloid Closet" (1995) und "The Times of Harvey Milk" (1984) hinweisen, die sehr sehenswert sind.

Insgesamt gesehen kann ich hier nur eine eingeschränkte Empfehlung aussprechen, mir war das alles viel zu ermüdend. James Franco ist ganz nett als Allen Ginsberg, aber er reißt es auch nicht wirklich raus. Schade, das hätte besser sein können.

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