"The Celluloid Closet" ist eine Dokumentation aus dem Jahr 1995 und beschäftigt sich mit der Rolle bzw. der Darstellung von Schwulen und Lesben in hundert Jahren Filmgeschichte seit 1895. Regie führten hier Rob Epstein und Jeffrey Friedman. Grundlage für diesen Film war das gleichnamige Buch von Vito Russo, das im Jahr 1981 erschienen ist und noch heute in seiner Art einzigartig und beliebt ist.
In verschiedenen Interviews mit Filmschaffenden aller Art und Filmausschnitten wird hier gezeigt, wie schwierig es war, Homosexualität im Film zu zeigen, besonders in Hollywood. Einst ein totales Tabu und noch als Geisteskrankheit bezeichnet, später dann durch viele Auflagen und Richtlinien zensiert, den sogenannten Hays-Code, zeigt dieser Film die Entwicklung des schwulen Kinos bis in die heutige Zeit, das heißt in diesem Fall bis 1995, als diese Dokumentation entstand.
Interessant ist die Darstellung der Homosexuellen in den Filmen. War es früher die lustige Tunte, die Sissy, die aber irgendwie immer ziemlich asexuell wirkte, wurden Schwule dann später eine Zeit lang als böse und gefährlich gezeichnet, bevor sich dieses Bild auch wieder änderte. Außerdem gab es immer ziemliche Unterschiede in der Wahrnehmung von Liebesszenen zwischen Männern oder zwischen Frauen. Schön sind auch die verschiedenen Blickwinkel auf Filme wie "Ben Hur" und "Rebecca" oder auch auf schwule Darsteller wie z. B. Sal Mineo oder Rock Hudson, die aber nicht als solche wirken dürften.
Wie auch immer, wenn davon berichtet wird, dass ein Studioboss im Jahr 1982 beim Ansehen einer Szene, in der sich zwei Männer küssen und lieben, schimpfend rausrennt, dann weiß man heute jedenfalls, da sind wir schon ein Stück weiter. Wobei aber besonders das amerikanische Publikum nervös reagierte, wenn auf der Leinwand oder auf der Bühne Zärtlichkeiten zwischen Männern ausgetauscht wurden. Alles in allem ist das eine sehr sehenswerte Dokumentation, die viele Informationen liefert und gleichzeitig sehr unterhaltsam ist. Schön zu wissen, dass man heute aber schon wesentlich entspannter mit diesem Thema umgeht, wenn auch noch nicht überall und nicht so, wie es eigentlich sein sollte.
Von mir gibt es jedenfalls eine Empfehlung für diese Dokumentation, es lohnt sich auf jeden Fall. In den Interviews kommen unter anderem Quentin Crisp, Armistead Maupin, Gore Vidal, Susan Sarandon und viele andere zu Wort. Sehr sehenswert.
Vito Russo hat diesen Film nicht mehr erleben können, da er leider schon im Jahr 1990 an den Folgen von Aids starb. Er hat viele Jahre an seinem Buch gearbeitet und unzählige Vorträge dazu gehalten. Einer dieser Auftritte, der im März 1990 aufgezeichnet wurde, ist als Audiokommentar auf der DVD enthalten und es ist ein Vergnügen, seinen Ausführungen zu lauschen. Nicht untertitelt, aber sehr gut verständlich. Kann ich ebenfalls sehr empfehlen.
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