"Alice et Martin" ist ein Film von André Téchiné aus dem Jahr 1998. Das Drehbuch schrieb Téchiné zusammen mit Olivier Assayas und Gilles Taurand.
Der Film erzählt die Geschichte des jungen Martin (Alexis Loret), der im Alter von zehn Jahren von seiner alleinerziehenden Mutter Jeanine (Carmen Maura) bei seinem leiblichen Vater Victor (Pierre Maguelon) abgeliefert wird, den er bis dahin noch nicht kennengelernt hatte. Jeanine denkt an die Zukunft ihres Sohnes und will ihm eine gesicherte Existenz ermöglichen, aber sein Vater, der eine Fabrik besitzt und noch drei ältere Söhne hat, kann mit dem Jungen nichts anfangen und so wächst Martin in einer Umgebung voller Kälte und Lieblosigkeit heran.
Zehn Jahre später stirbt Victor bei einem Treppensturz und Martin verlässt fluchtartig das Haus. Einige Wochen später landet Martin in Paris und sucht seinen dort lebenden schwulen Halbbruder Benjamin (Mathieu Amalric) auf, der sich eine kleine Wohnung mit der Musikerin Alice (Juliette Binoche) teilt. Benjamin verdient als Schauspieler kaum Geld und auch Alice ist nicht besonders erfolgreich, doch sie nehmen Martin sofort in ihrer Wohnung auf.
Eher zufällig wird Martin als Model engagiert und bekommt einige lukrative Aufträge. Er bemüht sich um Alice, die seinem hartnäckigen Werben schließlich nachgibt und sich auch in ihn verliebt. Während einer gemeinsamen Reise eröffnet ihm Alice, dass sie ein Kind erwartet. Daraufhin fällt Martin in einen Schockzustand, weil die Vorstellung selbst Vater eines Kindes zu werden bei ihm ein traumatisches Erlebnis wieder zu Tage fördert. Er verschließt sich immer mehr und lässt sich sogar freiwillig in eine Anstalt einweisen. Nun ist es an Alice, Martins Familiengeheimnis zu lüften und um ihre gemeinsame Liebe zu kämpfen.
André Téchiné erzählt hier eine sehr eigenwillige Liebesgeschichte, die zum Teil etwas sperrig wirkt und an einigen Stellen auch ein bisschen abgehoben ist. Das wird aber durch die großartigen Schauspieler sofort wieder wettgemacht, denn sowohl Alexis Loret, als auch in den Nebenrollen Mathieu Amalric und Carmen Maura machen ihre Sache sehr gut. Letztendlich gehört der Film aber allein der wunderbaren Juliette Binoche, die ihre Rolle wie üblich mit viel Wärme und Liebe erfüllt. Es ist wie immer ein Vergnügen, sie spielen zu sehen.
Die Kamerafrau Caroline Champetier hält das alles in beeindruckenden Bildern fest und auch die Musikuntermalung kann überzeugen. Mit fast zwei Stunden Laufzeit ist der Film aber insgesamt ein bisschen zu lang geworden, ein paar Kürzungen hätten hier nicht geschadet. Macht aber auch nichts, weil der Film an sich durchaus überzeugen kann, wenn man sich auf die ruhige Erzählweise und die Handlung einlassen kann.
Auch dieser Film ist allerdings wieder nur als UK-Import zu haben, wie gehabt, französische Fassung mit englischen Untertiteln. Das ist eben die einzige Alternative, wenn man Filme von André Téchiné sehen will. Es ist aber schade, dass dieser fabelhafte Regisseur hierzulande so vernachlässigt wird.
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