"À Toute Vitesse" - "Full Speed" ist ein Film von Gaël Morel (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1996 und gleichzeitig sein sehr überzeugendes Debüt als Regisseur.
Der junge Quentin (Pascal Cervo) hat einen Schreibwettbewerb gewonnen und wird quasi über Nacht zum neuen und leuchtenden Stern am Himmel der Jungschriftsteller. Sein lebensnahes Buch über die Situation der Jugendlichen in den Vorstädten wird überall wohlwollend zur Kenntnis genommen und der junge Autor wird schnell zum Liebling der Medien. Doch der plötzliche Rummel um seine Person steigt Quentin zu Kopf und entfremdet ihn von seinen Freunden, was er aber gar nicht weiter bemerkt.
Sein bester Freund Jimmy (Stéphane Rideau) hält immer zu ihm, auch wenn er immer öfter nur am Rand steht. Quentins Freundin Julie (Élodie Bouchez) verliebt sich mit der Zeit in Jimmy, der aber seinen Freund nicht betrügen will und Quentin gegenüber immer noch loyal ist, selbst als dieser später schon in Paris lebt und sich nicht mehr bei ihm meldet.
Der junge Algerier Samir (Mezziane Bardadi) verliebt sich in Quentin und erzählt ihm die traurige Geschichte seiner verstorbenen Jugendliebe Rick (Romain Auger). Quentin wittert in dieser Story einen Stoff für seinen nächsten Roman und lässt Samir vorerst in dem Glauben, an ihm interessiert zu sein. Doch als Samir mehr von ihm will, bricht Quentin das Verhältnis rigoros ab. Die Geschichte will er trotzdem verwenden, was Samir enttäuscht und wütend zur Kenntnis nimmt.
Als Samir Jimmy aufsuchen will, um mit ihm über Quentin zu reden, wird er von ein paar brutalen Schlägern verprügelt, ehe Jimmy dazwischen gehen kann und dabei selbst einiges einstecken muss. Die Verletzungen, die Jimmy erst nicht weiter ernst nimmt, erweisen sich jedoch als ziemlich schwerwiegend, was er aber für sich behält. Er versucht vergebens, Quentin telefonisch zu erreichen, aber der ruft ihn nicht zurück.
Am Ende dieser doch ziemlich traurigen Geschichte erkennt Quentin, dass er ganz allein dasteht. Er hat sowohl Jimmy, als auch Julie und Samir auf verschiedene Arten verloren und kann die Zeit nicht zurückdrehen. Sein Traum von einer Zukunft als erfolgreicher Schriftsteller war so groß, dass er ohne mit der Wimper zu zucken seine Freunde dafür geopfert hat und nicht bemerkt hat, wie diese selbst in ihr Unglück laufen.
Das ist ein ganz großartiger Film von Gaël Morel, der sein Debüt als Schauspieler in André Téchinés Film "Les roseaux sauvages" (1994) gegeben hat und hier eine tolle erste Leistung als Regisseur und Autor abliefert. An seiner Seite hat er aus Téchinés Film gleich die wunderbaren Schauspieler Élodie Bouchez und Stéphane Rideau übernommen, die auch hier wieder glänzen können. Besonders der fabelhafte Stéphane Rideau, der hier eigentlich der heimliche Hauptdarsteller ist, kann wie immer überzeugen und ist zudem sehr sexy.
Insgesamt gesehen ein wirklich sehenswerter kleiner Film, der sehr berührt und absolut glaubhaft präsentiert wird. Die Geschichte ist gut erzählt und geht zu Herzen, die Bilder sind gelungen und die Darsteller sind grandios. Hier gibt es aber auch gar nichts zu meckern, sehr schön. Ganz große Empfehlung von mir für dieses kleine und feine Meisterwerk.
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