"Das Schmuckstück" - "Potiche" ist ein Film von Francois Ozon (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010 und beruht auf dem gleichnamigen Bühnenstück von Pierre Barillet und Jean-Pierre Grédy aus dem Jahr 1980.
Suzanne Pujol (Catherine Deneuve) lebt in der kleinen Stadt Saint-Gudule, wir schreiben das Jahr 1977, und ist die Ehefrau des Patriarchen Robert (Fabrice Luchini), der die Regenschirmfabrik ihres Vaters übernommen hat und mit strenger Hand leitet. Von seiner Frau erwartet Robert nichts weiter, als seine Meinung zu teilen und ansonsten dekorativ an seiner Seite zu stehen, eben ein Schmuckstück (Potiche). Dass er sie nebenbei ganz selbstverständlich mit anderen Frauen betrügt, gehört für den Macho eben einfach zu seiner Lebensauffassung und wird von ihm auch nicht weiter hinterfragt.
Als die Arbeiter in der Fabrik anfangen zu streiken, um bessere Arbeitsbedingungen zu fordern, erleidet Robert einen Zusammenbruch und fällt längere Zeit aus. Der kommunistische Bürgermeister Maurice Babin (Gérard Depardieu), mit dem Suzanne vor vielen Jahren eine ganz kurze Affäre hatte, überredet sie dazu, den Posten ihres Mannes zu übernehmen und die Arbeiter zu beruhigen. Zusammen mit ihren Kindern Laurent (Jérémie Renier) und Joelle (Judith Godrèche) bringt Suzanne die Fabrik wieder in Schwung. Roberts Sekretärin Nadège (Karin Viard), eine seiner vielen Affären, steht ihr dabei stets loyal zur Seite.
Nach seiner Genesung will Robert wieder die Leitung der Firma selbst übernehmen, aber Suzanne macht keine Anstalten wieder in ihr Hausfrauendasein zurückzukehren. Erst durch ein Komplott gewinnt Robert wieder die Oberhand, während Suzanne bereits ganz andere Pläne verfolgt und erfolgreich in die Politik wechselt, wobei sie sogar Babin hinter sich lässt.
Ach, was für ein wunderbarer Film. Ich liebe die Filme von Francois Ozon ja sowieso und diesen hier auch ganz besonders, weil er hier wieder einmal ganz viel richtig gemacht hat. Angefangen bei dem wunderbaren Vorspann mit Catherine Deneuve im roten Trainingsanzug und mit Haarnetz, die durch den Wald joggt und den Tieren zuschaut, herrlich. Ebenso schön und gelungen ist das gesamte Setting, die Dekorationen und Klamotten, alles perfekt im Siebziger-Jahre-Feeling, genau wie die Musikuntermalung. "Potiche" ist eine rasante Komödie im Boulevard-Stil geworden und eine einzige große Liebeserklärung an die fantastische Catherine Deneuve, die sich mit einer wahren Glanzleistung dafür bedankt.
Francois Ozon schert sich nicht um die Kritiker, sondern dreht nach wie vor die Filme, die ihm am Herzen liegen und warum sollte er auch nicht. Er weiß was er will und er setzt es um. Hier stimmt auch wieder jedes kleine Detail, der Kitsch, die Musik, die Fondue-Teller, alles perfekt durchdacht und an seinem Platz. Zudem gibt es äußerst gelungene Split-Screen-Aufnahmen, die das Bild abrunden. Das Theaterhafte der Vorlage übernimmt Francois Ozon hier ganz locker, weil ihm das einfach liegt, das hat er bereits in "Tropfen auf heisse Steine" bewiesen.
Gesellschaftskritik ist natürlich auch vorhanden, denn Ozon beschränkt sich nicht allein auf schöne Bilder. Es geht einerseits um verletzte männliche Eitelkeiten, aber auch um mangelnde weibliche Solidarität. Es ist keine direkte Kritik, die Ozon hier aufzeigt, vielmehr öffnet er den Blick auf ein männlich dominiertes System, das aber auch nachdenklich macht, trotz aller Komik. Die Tochter wirft ihrer Mutter vor, sich unterdrücken zu lassen, nur um dann letztendlich selbst als Heimchen am Herd zu landen und ihrem Ehemann ihren Platz in der Firma zu überlassen, während Suzanne Karriere macht.
Catherine Deneuve ist ein Traum in dieser Rolle und dominiert den ganzen Film, völlig zu Recht. Wenn sie am Ende dann singt "Das Leben ist schön", dann ist selbst das nicht kitschig, sondern einfach schön. Neben ihr wirkt sogar Schwergewicht Gérard Depardieu klein, obwohl er mit seinem Umfang so langsam die Leinwand sprengt. Zudem gibt es noch eine wunderbare Szene mit den beiden auf der Tanzfläche des Clubs "Badaboum", die wirklich sehenswert ist. Besonders erwähnenswert und schnuckelig ist auch noch Jérémie Renier, der in den 70er-Jahre-Klamotten sehr sexy und einfach hinreißend aussieht, so wie Francois Ozon das auch extra für ihn haben wollte. Seine Figur wird zwar nicht direkt als schwul erklärt, spricht aber deutlich für sich. Insgesamt sehr gelungen, ebenso wie der ganze Film. Von mir also auf jeden Fall eine große Empfehlung, es lohnt sich, denn dieser Film ist selbst ein wahres Schmuckstück.
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