Sonntag, 15. August 2010

Tropfen auf heisse Steine

"Tropfen auf heisse Steine" ist ein Film von Francois Ozon aus dem Jahr 2000 und beruht auf einem Theaterstück, das Rainer Werner Fassbinder 1964 geschrieben hat.

Der dominante ältere Leopold (Bernard Giraudeau) lernt den sensiblen jüngeren Franz (Malik Zidi) kennen und nimmt ihn mit zu sich nach Hause. Die beiden nähern sich an, es wird viel getrunken und geredet. Eigentlich ist Franz mit seiner Freundin Anna (Ludivine Sagnier) verabredet, aber er ist mehr und mehr von Leopold fasziniert und bleibt bei ihm. Monate später leben beide in einer eheähnlichen Beziehung. Leopold ist als Vertreter oft auf Geschäftsreisen und verdient das Geld. Franz ist zu Hause und kümmert sich um die Wohnung und den Haushalt. Wenn Leopold Heim kommt, ist er schlecht gelaunt und lässt seinen Ärger an Franz aus. Es gibt Streitereien wegen Kleinigkeiten, gegenseitige Abhängigkeiten und besonders von Leopolds Seite aus fiese Machtspielchen.

Zunächst sind es Demütigungen und Beleidigungen, die aber immer öfter in verbale Gewalt ausarten. Als Leopold wieder auf einer Geschäftsreise ist, taucht Anna bei Franz auf. Sie liebt ihn immer noch und will mit ihm weggehen. Franz genießt seine Macht über Anna und nimmt ihr gegenüber Leopolds Verhaltensweisen an. Völlig überraschend kehrt Leopold vorzeitig zurück und erwischt Franz und Anna beim Kofferpacken. Die junge und naive Anna ist fasziniert von dem älteren Mann und will noch bleiben. Dann erscheint Vera (Anna Thomson), eine ehemalige Freundin von Leopold. Vera war früher ein Mann und hat sich Leopold zuliebe einer Geschlechtsumwandlung unterzogen, wurde aber trotzdem von diesem verlassen und trauert immer noch dieser Liebe nach. Leopold landet mit Anna und Vera im Bett, während Franz nachdenklich im Wohnzimmer bleibt. In Vera, Leopolds Kreatur, sieht er seine mögliche Zukunft und fasst einen folgenschweren Entschluss.

Die Handlung dieses Kammerspiels findet ausschließlich in Leopolds Wohnung statt, es scheint kein Entkommen aus diesen vier Wänden zu geben. Alle vier Personen sind Gefangene, unfähig sich zu befreien.

Fassbinder, der dieses Stück bereits im Alter von neunzehn Jahren geschrieben hat, hätte diesen Film bestimmt gemocht. Um es mit seinen Worten zu sagen: Es gibt keine wirkliche Liebe, es gibt nur die Möglichkeit einer Liebe. Der, der mehr liebt, ist der Unterlegene, weil der, der weniger liebt, mehr Macht hat.

Die Ausstattung des Films darf als Verbeugung Ozons an Fassbinder gesehen werden, der den Ort der Handlung bewusst in Deutschland gelassen hat. Die herrlich schräge Tanznummer "Tanze Samba mit mir" ist aber wieder ganz Ozon und sehr augenzwinkernd inszeniert. Insgesamt ein grandioser Film, dem ich ganz viele Zuschauer wünsche. Absolut empfehlenswert.

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