Samstag, 29. Oktober 2011

The Advocate for Fagdom

"The Advocate for Fagdom" ist ein Film von Angélique Bosio aus dem Jahr 2011 und beschäftigt sich mit dem Werk von Bruce LaBruce.

Der kanadische Filmemacher Bruce LaBruce (Jahrgang 1964) gilt als Begründer der Queercore-Bewegung, auch wenn anscheinend niemand mehr genau erklären kann, was damit eigentlich gemeint ist und wann dieser Begriff erstmals aufgetaucht ist. Egal, denn auch in seinen Werken ist vieles nicht zu erklären, muss es aber auch nicht, weil er die Bilder für sich sprechen lässt. Entweder man kann damit etwas anfangen oder eben nicht. LaBruce ist das "Enfant Terrible" für alle die sich nicht trauen, das Wort "Sex" auszusprechen und ihm geht es dabei hauptsächlich auch noch um schwulen Sex. An dieser Stelle darf das amerikanische Publikum gesammelt in Ohnmacht fallen, während der Meister sich bestens amüsiert.

Bruce LaBruce provoziert in seinen Filmen mit leichter Hand und er ist dabei auch noch politisch hübsch unkorrekt. So verknüpft er beispielsweise Gay-Porno mit politischen Aussagen, lässt Zombies durch die Welt taumeln und Leben retten und noch so einiges mehr. Ich vermute allerdings, dass die meisten Leute, die sich über seine Arbeiten beschweren, diese höchstwahrscheinlich gar nicht kennen. Ist ja auch alles Geschmackssache, nicht jeder muss das gut finden, aber zu verteufeln gibt es hier eben nichts.

Viele Weggefährten kommen hier zu Wort und es gibt jede Menge Geschichten über LaBruce zu erzählen. Unter anderem berichten Gus Van Sant, Bruce Benderson, Rick Castro, Jürgen Brüning, Jey Crisfar, Francois Sagat, Harmony Korine, John Waters, Susanne Sachsse und Antonio Ramirez Ortega von ihren Begegnungen und Arbeiten mit Bruce LaBruce und das ist sehr unterhaltsam.

Rick Castro berichtet beispielsweise von der Premiere von "Hustler White" und davon, wie die Menschen während der Vorstellung aus dem Kino stürmten. Die fabelhafte Susanne Sachsse, die in "The Raspberry Reich" und in "Otto; or, Up with Dead People" mitgespielt hat, bekommt hier die Gelegenheit, einige sehr kluge Dinge sagen zu können. Sie wurde damals übrigens von ihrer Agentur gefeuert, nachdem sie bei LaBruce zugesagt hat. Da verkneife ich mir jetzt mal jeden Kommentar und schüttel einfach nur den Kopf.

Wer die Filme von Bruce LaBruce noch nicht kennt, der sollte das schnellstens nachholen. Wer sein Werk schon kennt, der wird sich über die vielen Ausschnitte und wunderbaren Interviews freuen und sicher mal wieder den einen oder anderen Film anschauen wollen. Es lohnt sich in jedem Fall.

Insgesamt gesehen eine wundervolle und sehr verdiente Würdigung eines herausragenden Künstlers und eines der interessantesten Filmemachers unserer Zeit. Bruce LaBruce selbst entpuppt sich dabei als ausgesprochen sympathisch und sehr humorvoll, es muss also niemand Angst vor ihm haben, im Gegenteil. Ich liebe seine Filme und ich finde diese Dokumentation sehr gelungen. Ganz große Empfehlung.
 

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