Sonntag, 2. Oktober 2011

All My Life

"All My Life" - "Toul omry" ist ein Film von Maher Sabry (Regie, Drehbuch, Kamera, Schnitt, Produktion) aus dem Jahr 2008. Es ist der erste ägyptische Film, der sich offen mit Homosexualität beschäftigt und das Leben und Leiden schwuler Männer in Ägypten aufzeigt.

Die Hauptperson ist der junge Rami, der in Kairo lebt und schwul ist. Sein Freund hat ihn gerade verlassen, um eine Frau zu heiraten, der Familie wegen. Sein bester Freund Karim hat einen amerikanischen Freund, der ihn drängt, gemeinsam mit ihm nach Amerika zu ziehen. Karim will allerdings sein Land und seine Freunde nicht verlassen. Schwules Leben ist nur verdeckt möglich, zu groß ist die Gefahr, bei einer Razzia verhaftet zu werden. Es drohen Anklagen wegen Nichtigkeiten und Folter. Die Regierung führt einen regelrechten Feldzug gegen die Schwulen und die Zeitungen verbreiten hauptsächlich absurde Meldungen zu diesem Thema.

Also nicht gerade die besten Bedingungen für Rami, der eigentlich nur auf der Suche nach Liebe ist. Aber wie und wo soll er gefahrlos jemanden kennenlernen, der es ehrlich mit ihm meint? Er lernt ein paar Männer kennen, aber es bleibt bei flüchtigem Sex und kurzen Begegnungen. Der junge Kellner Atef will mehr von Rami, doch der zögert, weil Atef einer anderen Klasse angehört. Atef verlässt daraufhin die Stadt, er spürt Ramis Zurückhaltung und kann damit nicht umgehen.

Im Chat lernt Rami einen Mann namens Raoul kennen, der ihn zu verstehen scheint. Als die beiden endlich ein Treffen vereinbaren, tappt Rami in eine Falle und es sieht nicht gut für ihn aus.

Maher Sabry hat seinen No-Budget-Film in einem Zeitraum von drei Jahren heimlich in Kairo gedreht. Einige Passagen entstanden in San Francisco, aber ein Teil eben in Ägypten. Das Bild ist teilweise schlecht, man sieht ihm das nicht vorhandene Budget natürlich an, das sollte aber niemanden davon abhalten, sich diesen Film anzuschauen. Nach gut zwei Stunden Laufzeit, die mir gar nicht so lang vorgekommen sind, landet man wieder in der Realität und muss das alles erstmal verdauen. In Ägypten wurde sogar die Verbrennung des Films gefordert und an eine öffentliche Aufführung ist gar nicht erst zu denken. Doch über das Internet und den Schwarzmarkt wird auch dieser Film sein Publikum im Land erreichen.

Insgesamt gesehen ein wichtiger und mutiger Film, der zeigt wie Menschen unterdrückt und misshandelt werden, die doch einfach nur ihr Leben und Lieben selbst bestimmen wollen. Traurig, aber wahr. Unbedingt anschauen.
  

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