Sonntag, 2. Oktober 2011

Orly

"Orly" ist ein Film von Angela Schanelec (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010. Kameramann war hier Reinhold Vorschneider.

Schauplatz ist der Pariser Flughafen Orly. Mitten im alltäglichen Gewimmel und Gewusel (gedreht wurde bei laufendem Flughafenbetrieb) treffen Menschen aufeinander, die sich nicht kennen und ins Gespräch kommen, während andere sich eigentlich nichts mehr zu erzählen haben. Flüchtige Begegnungen, jeder hat ein anderes Ziel,  sie alle verbindet nur der Ort, an dem sie sich befinden. Das Flughafengebäude ist eine eigene kleine Welt für sich, hier spielen sich ständig kleine Geschichten ab, von banal bis dramatisch.

Eine Frau (Natacha Régnier) und ein Mann (Bruno Todeschini) kommen zufällig ins Gespräch. Er fliegt nach San Francisco, sie nach Montreal. Beide stammen ursprünglich aus Paris, sind weggezogen, wollen aber wieder zurück. Es entsteht ein Moment der Vertrautheit und Nähe.

Ein junger Mann (Emile Berling) und seine Mutter (Mireille Perrier) sind auf dem Weg zur Beerdigung des Vaters bzw. Ex-Ehemanns. Es herrscht gereizte Stimmung zwischen ihnen und sie haben sich nicht viel zu sagen. Während die Mutter eher verzweifelt vor sich hin plappert und von einer Affäre spricht, die sie vor vielen Jahren hatte, kontert der Junge mit seinem Coming-Out.

Ein junges Paar (Jirka Zett und Lina Falkner) aus Deutschland wartet auf den Flug nach Hause. Der Urlaub ist vorbei, zu sagen haben auch sie sich nicht wirklich etwas, vielleicht haben sie genug voneinander, vielleicht sind sie aber auch nur müde oder auch beides.

Eine Frau (Maren Eggert) ist alleine unterwegs. Sie wirkt traurig, ihr Blick ist leer. Sie sucht sich etwas abseits einen Platz und liest dann den Abschiedsbrief ihres Mannes (Josse de Pauw).

Das ist ein absolut großartiger Film, der mich schwer begeistert hat. Leider wird dieses fabelhafte kleine Werk bloß wieder kaum Zuschauer haben, was wirklich schade ist. Die Darsteller sind allesamt sehr gut und verkörpern ihre Rollen jederzeit glaubhaft. Man muss schon ein bisschen Zeit und Muße mitbringen, um den Film auf sich wirken zu lassen, das sollte aber eigentlich kein Problem sein, denn es lohnt sich wirklich.

Insgesamt gesehen eine kleine Perle, die man nicht verpassen sollte. Es gibt viele schlechte Filme und nur manchmal so gute wie diesen hier. Ganz große Empfehlung.

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