Sonntag, 9. Oktober 2011

Süßes Gift

"Süßes Gift" - "Merci pour le chocolat" ist ein Film von Claude Chabrol aus dem Jahr 2000. Das Drehbuch schrieb Chabrol auch hier wieder gemeinsam mit Caroline Eliacheff und beruht auf dem Roman "The Chocolate Cobweb" von Charlotte Armstrong.

In Lausanne leitet Marie-Claire Muller (Isabelle Huppert), genannt Mika, die Schokoladenfabrik, die sie von ihrem Vater geerbt hat. Gerade hat sie zum zweiten Mal den erfolgreichen Pianisten André Polonski (Jacques Dutronc) geheiratet und lebt mit ihm und seinem Sohn Guillaume (Rodolphe Pauly) glücklich zusammen. Guillaumes Mutter Lisbeth ist Jahre zuvor bei einem tragischen Unfall gestorben, sie war am Steuer ihres Autos eingeschlafen.

Die junge Jeanne (Anna Mouglalis), die am gleichen Tag wie Guillaume geboren ist, erfährt durch Zufall, dass man sie damals im Krankenhaus kurz mit dem Kind von Polonski verwechselt hat. Auch wenn ihre Mutter diese Angelegenheit herunterspielt, will Jeanne doch wissen, ob sie nicht vielleicht doch Polonskis Tochter ist, immerhin will auch sie Pianistin werden. Also stattet sie André und Mika einen Besuch ab.

André findet Gefallen an der jungen Frau und will sie unterrichten, während Guillaume eifersüchtig reagiert, denn er kann mit der Liebe seines Vaters zur Musik nichts anfangen. Mika kümmert sich liebevoll um Jeanne und lädt sie für ein paar Tage ins Haus ein. Doch Jeanne findet schon bald heraus, dass sich hinter der heilen Fassade des Familienlebens einige Abgründe auftun. So ist z. B. immer Rohypnol im Haus, ohne das André nicht einschlafen kann. Doch das findet sich auch im berühmten Kakao, den Mika ihrer Familie jeden Abend serviert und auch bei Lisbeth wurde nach ihrem Tod Rohypnol im Körper gefunden.

Eines Abends jedoch ist das Medikament ausgegangen und Mika hat angeblich vergessen, es zu besorgen. Sie schickt Jeanne und Guillaume mit dem Auto los, um zur Apotheke im Ort zu fahren. Während der Fahrt wird Jeanne, die am Steuer sitzt, plötzlich schläfrig.

Das ist auch wieder so ein feiner kleiner Film von Claude Chabrol, der völlig unspektakulär daherkommt und einen doch in seinen Bann zieht. Es gibt kaum Hintergrundinformationen, die braucht es aber auch gar nicht. Erst spät dämmert es dem etwas weltfremden Pianisten, was in seiner Umgebung vor sich geht. Mika, die perfekte Frau an seiner Seite, möchte sich um alle Personen in ihrem Umfeld kümmern, sie umsorgen und unter Kontrolle haben. Es soll ihnen gut gehen, denn dann geht es ihr auch gut. Dass sie dabei Grenzen überschreitet, das ist ihr nicht bewusst. Sie kann nicht mehr zwischen Gut und Böse unterscheiden.

Der Film lebt von seinen starken Darstellern, besonders Jacques Dutronc ist perfekt besetzt als André. Ihn umgibt immer eine spezielle Aura, die hier besonders gut passt. Die Rolle der Mika konnte nur von Isabelle Huppert gespielt werden, nur sie hat dieses gewisse Etwas, das Unergründliche hinter ihrer Fassade, das man höchstens erahnen kann. Was diese Frau allein mit ihrem Gesicht ausdrücken kann, macht mich immer wieder sprachlos. Das ist ganz große Schauspielkunst und so etwas sieht man leider viel zu selten. Gebt dieser Frau jeden Preis, den es zu verleihen gibt, sie hat sie alle verdient.

Insgesamt gesehen ein großartiger Film, mit tollen Darstellern, exzellent ausgestattet und überaus sehenswert. Ganz große Empfehlung.
 

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