Mittwoch, 26. Oktober 2011

Das Irrlicht

"Das Irrlicht" - "Le feu follet" ist ein Film von Louis Malle (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1963. Die Handlung beruht auf dem gleichnamigen Roman von Pierre Drieu La Rochelle, der 1931 veröffentlicht wurde.

Alain (Maurice Ronet) ist ein Mensch, der nichts mehr spürt. Er ist ein Verzweifelter, der keine Ziele mehr im Leben hat und auch den Glauben an Glück, Freundschaft und Liebe verloren hat. In einer noblen Entzugsklinik in Versailles soll er von seiner Alkoholsucht geheilt werden. Seine amerikanische Ehefrau Dorothy ist längst wieder in ihrem Land, sie hat Alain wegen seiner Trunksucht verlassen.

Sein behandelnder Arzt teilt ihm mit, er wäre nun geheilt und könne die Klinik wieder verlassen, doch genau das will Alain gar nicht. Zu behaglich ist das Leben dort, er muss sich um nichts kümmern und wird umsorgt. "Das Leben ist schön" sagt ihm sein Arzt, eine überflüssige Floskel, die bei Alain nur Abscheu hervorruft. Für ihn ist längst alles vorbei, er plant seinen ganz eigenen Abschied von der Welt.

"Morgen bringe ich mich um", mit diesen Worten geht Alain zu Bett und man weiß, er wird seinen Plan auch in die Tat umsetzen, die Pistole liegt bereit. Am nächsten Tag fährt er nach Paris und besucht seine Freunde von früher. Es wird ein Tag des Abschieds und der Erkenntnis, dass seine Freunde längst ihre Träume geopfert haben. Sie sind selbstgefällig geworden, verstehen nicht mehr, worum es Alain überhaupt geht oder auch nur einmal gegangen ist.

Natürlich fängt Alain wieder zu Trinken an, das ist alles, was ihm noch bleibt. Wenigstens für einen Moment den Ekel herunterspülen. Den Ekel vor sich selbst und vor den anderen, die ihn anscheinend alle verraten haben. Seine Ziele, seine Träume, alles ist weg und niemand versteht ihn. Er wird höchstens bemitleidet und man tuschelt hinter seinem Rücken über ihn.

Am Abend ist Alain wieder in seinem Zimmer und ordnet seine Sachen. Er legt sich ins Bett und richtet die Pistole auf sein Herz. "Ich bringe mich um, weil ihr mich nicht geliebt habt und ich euch auch nicht."

Dieser Film von Louis Malle geht definitiv an die Nieren, weil er so schonungslos in seiner Aussage ist. Unterlegt ist das mit der wundervollen Musik von Eric Satie und in stimmungsvollen Schwarzweißbildern eingefangen. Der wirklich fabelhafte und sehr schöne Maurice Ronet verkörpert den verzweifelten Alain so glaubhaft, dass man schon Angst um ihn haben muss. Eine beeindruckende und sensationelle Darstellung eines fantastischen Schauspielers. Da fehlen mir schon fast die Worte, besonders angesichts der immer gleichen nichtssagenden Gesichter, die heutzutage so im Kino zu sehen sind.

Insgesamt gesehen ein Film, den man sich wirklich nicht anschauen sollte, wenn man sich gerade mit Selbstmordabsichten oder Depressionen herumschlägt, denn dazu ist er zu bedrückend und deprimierend. Ansonsten kann ich nur eine ganz große Empfehlung aussprechen, denn das ist ein so bemerkenswerter Film, wie man ihn leider nur sehr selten zu sehen bekommt.

1 Kommentar:

Yvonne hat gesagt…

Ein sehr berührender Film, und ich kann mich deiner Kritik nur anschließen (mehr hier: http://www.leselink.de/filme/drama-filme/das-irrlicht.html ). Vor allem die Dialoge haben mich stark beeindruckt und mich im Nachhinein immer wieder an den Film denken lassen.

Ebenfalls sehenswert: "Oslo, 31. August", der auf dem selben Roman basiert und die Geschichte in die heutige Zeit verlegt.