Samstag, 10. Dezember 2011

M. Butterfly

"M. Butterfly" ist ein Film von David Cronenberg aus dem Jahr 1993. Das Drehbuch schrieb David Henry Hwang und basiert auf seinem eigenen Theaterstück.

Im Jahr 1964 arbeitet René Gallimard (Jeremy Irons) als Buchhalter in der französischen Botschaft in Peking. Er und seine Frau Jeanne (Barbara Sukowa) sind erst seit kurzem im Land und René macht sich mit seiner gründlichen Arbeit nicht nur Freunde, sondern eckt bei anderen Botschaftsangestellten ziemlich an.

Bei einer Abendveranstaltung lernt er die Opernsängerin Song Liling (John Lone) kennen, die einen Ausschnitt aus Puccinis "Madame Butterfly" vorträgt und ihn sofort verzaubert. Sie lädt ihn ein, sie in der Peking-Oper zu besuchen und so entwickelt sich recht schnell eine Liebesbeziehung zwischen den beiden. Gallimard wird überraschend zum Vizekonsul befördert und trifft sich nun immer öfter mit Song Liling, die sich ihm aber nie nackt zeigt, sondern ihr gemeinsames Liebesspiel fantasievoll ausschmückt und das mit traditionellen Bräuchen rechtfertigt. René akzeptiert das alles ohne jeden Einwand.

Schließlich gibt Song Liling sogar vor, von Gallimard schwanger zu sein und verlässt die Stadt, um das Kind in ihrem Heimatdorf zur Welt zu bringen. Während ihrer Abwesenheit kommt es in Peking zur Revolution und alle Künstler werden in Arbeitslager gesteckt. Song Liling kehrt noch einmal zu René zurück, tatsächlich mit einem Kind im Arm, nur um ihm ihre Liebe zu gestehen und dann wieder zu verschwinden.

René wird wegen falscher Entscheidungen als Vizekonsul abberufen und kehrt nach Paris zurück. Er lebt von seiner Frau getrennt und trauert der Zeit in China und seiner Liebe zu Song Liling nach, als diese im Jahr 1968 dann unerwartet vor seiner Tür steht und beide ihre Liebesbeziehung wieder aufnehmen. Doch ihr "Glück" ist nicht von Dauer, denn René wird wegen Spionage angeklagt und erfährt erst während der Gerichtsverhandlung, dass er jahrelang einen Mann geliebt hat. Im Gefängnis wird er dann selbst zu einer Madame Butterfly und hat einen letzten großen Auftritt, der tragisch endet.

Was für ein Film und was für eine Leidenschaft, ich bin absolut hingerissen. Angeblich ist dieser Cronenberg-Film nicht sehr beliebt und geschätzt, er war sogar ein Flop an der Kinokasse und ich muss mich doch fragen: Warum eigentlich? Mein Herz hat er sofort erreicht, weil er einfach traumhaft schön ist. Wie kann man das nicht sehen?

Der Film, der sogar auf einer wahren Begebenheit beruht, lebt vor allen Dingen von der Präsenz der beiden Schauspieler Jeremy Irons und John Lone, die beide umwerfend in ihren Rollen sind. Jeremy Irons ist perfekt als Mann, der von seinen Emotionen mitgerissen wird, egal welche Konsequenzen das für ihn auch hat. Er ist so vernarrt in seine Illusion einer perfekten Frau, die sich aber letztendlich als perfekte Lüge entpuppt, dass er darüber fast seinen Verstand verliert. Sie ist seine Butterfly und er erkennt nicht die grausame Wirklichkeit von Intrigen, Erpressung und Spionage, die dahinter steckt. Er ist ein armes, aber dummes Opfer seiner Leidenschaft.

John Lone ist ebenso perfekt besetzt, er ist androgyn, geheimnisvoll, undurchschaubar und wirklich wunderschön. Er gehört einer fremden Kultur an, die Gallimard nicht versteht, aber die ihn in seinen Bann zieht. Verurteilen kann man weder den einen noch den anderen, sie können einfach nicht anders handeln. Dass es sich bei Song Liling tatsächlich um einen Mann handelt, wird übrigens ziemlich schnell klar und besonders die erste Liebesszene in ihrem Schlafzimmer ist umwerfend gestaltet.

So, genug der Worte, der Film ist absolut großartig und sollte unbedingt angeschaut werden. Ganz große Empfehlung von mir, egal was bisher darüber geschrieben wurde.

Keine Kommentare: