Freitag, 30. Dezember 2011

Tesis

"Tesis" ist ein Film von Alejandro Amenábar aus dem Jahr 1996 und gleichzeitig sein erster Langfilm. Das Drehbuch schrieb Amenábar zusammen mit Mateo Gil.

Ángela (Ana Torrent) studiert in Madrid an der Filmhochschule. Als Thema für ihre Diplomarbeit hat sie sich für die Darstellung von Gewalt in den Medien entschieden. Professor Figueroa (Miguel Picazo) betreut ihre Arbeit. Ihr Kommilitone Chema (Fele Martinez) ist ein großer Fan von Gewaltfilmen aller Art und besitzt eine umfangreiche Sammlung. Ángela bittet Chema, ihr einige von diesen Filmen zu zeigen, der ist jedoch zuerst nicht sehr kooperativ. Später willigt er ein, Ángela bei ihm zu Hause Filme zu präsentieren, doch Ángela ist geschockt über die gezeigte Gewalt und mag gar nicht richtig hinschauen.

Am nächsten Tag findet Ángela in einem Vorführraum den toten Professor Figueroa, der beim Anschauen eines Films scheinbar an einem Asthmaanfall gestorben ist. Ohne groß darüber nachzudenken nimmt sie die Videokassette aus dem Player und verschwindet damit. Zusammen mit Chema sieht sie sich später das Band an, das den Mord an einer jungen Frau zeigt. Chema erkennt in der Frau die ehemalige Studentin Vanessa, die zwei Jahre zuvor spurlos verschwunden ist. Offensichtlich handelt es sich hierbei um einen echten Snuff-Film.

Chema fällt auf, dass der Film mehrfach geschnitten wurde und er kann anhand der Filmtechnik auch auf die wahrscheinlich verwendete Kamera schließen. Zusammen mit Ángela will er mehr über diesen Film und seine Entstehung herausfinden. Nach Figueroas Tod wird Professor Castro (Xabier Elorriaga) sein Nachfolger. Ángela trifft in der Universität auf den Studenten Bosco (Eduardo Noriega), der mit einer Kamera seine Freundin Yolanda (Rosa Campillo) filmt. Sie versucht ihm unauffällig zu folgen, wird aber von ihm entdeckt und nun von ihm verfolgt. Der schöne junge Mann verwirrt sie, soll das etwa ein Mörder sein?

Währenddessen entdeckt Chema in einem Geheimraum des Filmarchivs ein ganzes Lager mit weiteren Snuff-Filmen. Offensichtlich sind mehrere Personen aus dem Universitätsbetrieb darin verwickelt und für Ángela und Chema geht es bald um Leben und Tod. Wem können sie noch trauen und überhaupt, ist Chema wirklich ganz ahnungslos, so wie er es vorgibt oder weiß er mehr als er zugeben will? Ángela hat sich in der Zwischenzeit in Bosco verliebt, was die ganze Angelegenheit nicht einfacher macht...

Der Film ist auf jeden Fall sehr spannend, so viel kann ich schon mal sagen. Die gewalttätigen Szenen in den Videos werden übrigens nicht gezeigt, sondern spielen sich viel mehr im Kopf des Zuschauers ab. Man hört lediglich die Schreie des Opfers und das genügt auch schon, um den Horror entstehen zu lassen. Die Handlung selbst hat einige Lücken was die Logik der handelnden Personen betrifft. Warum Ángela und Chema nicht die Polizei einschalten und warum Ángela sich nachts allein auf den Weg zu Boscos Haus macht, obwohl sie sich verfolgt fühlt und ängstlich ist, das muss man nicht unbedingt verstehen. Andererseits erhöht das natürlich die Spannung und wenn man sich gleichzeitig das Alter des Regisseurs vor Augen führt und die Tatsache berücksichtigt, dass dieses sein erster Spielfilm ist, dann kann man nur sagen, dafür ist er grandios gelungen. Da kann man auch über so kleine Schwächen hinwegsehen. Dass Alejandro Amenábar sein Handwerk versteht, das hat er in späteren Filmen zur Genüge bewiesen.

Meine Leih-DVD hatte leider nur die deutsche Synchronfassung zu bieten, die mal wieder unterirdisch geraten ist. Die Stimmen schwanken zwischen gelangweilt und überdreht, also kein besonders prickelndes Erlebnis. Ich empfehle, wie so oft, unbedingt die Originalfassung anzuschauen. Die gibt es zwar nur mit englischen Untertiteln, aber das ist besser als nichts. Ich mag mich vielleicht irren, aber auf der spanischen DVD schien mir auch das Bild besser zu sein.

Die Besetzung ist sehr gelungen, alle Darsteller sind wirklich großartig und die Charaktere sind sehr ambivalent. Bis zum Schluss bleibt die Frage, wer denn nun sein wahres Gesicht zeigt und wer lügt. Ich kann den Film nur sehr empfehlen, es lohnt sich wirklich.

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