Sonntag, 25. Dezember 2011

Mein Bruder Léo

"Mein Bruder Léo" - "Tout contre Léo" ist ein Film von Christophe Honoré (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2002 und beruht auf seinem eigenen Roman, der 1995 erschienen ist.

In einem kleinen Ort in der Bretagne lebt eine glückliche Familie mit vier Söhnen, im Alter von zwölf bis zwanzig Jahren. Alle gehen sehr liebevoll miteinander um, Harmonie ist hier tatsächlich an der Tagesordnung und wird nicht gespielt. Doch plötzlich ist diese Idylle gefährdet, denn Léo (Pierre Mignard), der älteste Sohn, dessen Homosexualität ein offenes Geheimnis war, ist HIV-Positiv. Geschockt beschließt die Familie daraufhin, den jüngsten Sohn Marcel (Yaniss Lespert) nicht mit dieser Tatsache zu konfrontieren.

Marcel hat jedoch schon mehr mitbekommen, als den anderen lieb wäre und fühlt sich nun ausgegrenzt, weil niemand mit ihm über diese Sache redet. Er reagiert trotzig und wütend, was von seiner Familie aber nicht verstanden wird, weil sich nun erst einmal alles um Léo dreht. Seine Mutter (Marie Bunel) schiebt ihn vorerst zu seinem Freund Yvan (Louis Gonzales) und dessen Mutter (Joana Preiss) ab, während sein Vater (Dominic Gould) Léo in eine Spezialklinik fährt. Als Léo nach den Untersuchungen wieder nach Hause kommt, ist er mit Medikamenten beladen und beschließt spontan, für einige Tage nach Paris zu fahren.

Marcel begleitet Léo auf seiner Reise und die beiden Brüder kommen sich sehr nahe und sprechen offen über Léos ZustandIrgendwie ahnen beide, dass diese Reise ihre letzte gemeinsame sein wird und so steigt Marcel am Ende allein in den Zug zurück nach Hause.

In der ersten Einstellung sieht man Léo allein am Strand sitzen und aufs Meer blicken. Er trägt ein T-Shirt mit dem Aufdruck "Paradise", der allerdings kaum noch lesbar ist. Damit ist die Figur des Léo schon beschrieben, denn das Paradies wird er nicht mehr finden und das weiß er auch. Das Ende der Geschichte ist mir persönlich eine Spur zu heftig ausgefallen und auch wenn ich das durchaus nachvollziehen kann, hätte ich mir doch einen anderen Ausgang gewünscht.

Die Story wird leise und ruhig erzählt, ist berührend inszeniert und wunderbar gespielt. Man muss sich auf die Ruhe und Langsamkeit einlassen können, das fällt aber nicht schwer. Wer auf Action steht, der schaut sich diesen Film sowieso nicht an. Alle anderen können eintauchen in eine heile Welt, die plötzlich auf den Kopf gestellt wird und sich erst neu zurechtschütteln muss.

Christophe Honoré hat hier einen schönen kleinen Film hingelegt, der zu Herzen geht und sehr gefühlvoll ist. Er kritisiert die Entscheidung der Familie, den jüngsten Sohn nicht über die Krankheit seines Bruders zu informieren und da stimme ich ihm absolut zu. Mit der lapidaren Erklärung "Dafür bist Du noch zu jung, das verstehst Du noch nicht." machen es sich viele Eltern zu einfach, denn Kinder verstehen oft viel mehr, als man ihnen zutraut und vor allen Dingen bekommen sie mehr mit, als man gemeinhin glaubt.

Insgesamt gesehen also ein sehr empfehlenswerter Film, der in wunderbaren Bildern eingefangen wurde und den man nicht verpassen sollte.

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