"Gigola" ist ein Film von Laure Charpentier (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010 und beruht auf ihrem eigenen Roman, der 1972 erschienen ist und damals gleich verboten wurde.
Die junge Georges (Lou Doillon) ist zum ersten Mal verliebt und zwar in ihre Lehrerin Sybil (Ana Padrao). Jahre später, Sybil hat sich wegen einer anderen Frau umgebracht, lebt Georges in Paris, nennt sich Gigola und verbringt ihre Nächte rund um den Place Pigalle. Es sind die frühen sechziger Jahre, Gigola kleidet sich wie ein Dandy und verkehrt in lesbischen Nachtklubs. Sie ist ein Star dort, an einem Ort, wo Frauen ein selbstbestimmtes Leben führen und sich nicht von der Gesellschaft einreden lassen wollen, wie ihr Leben auszusehen hat.
Gigola kümmert sich auch um ein paar Huren und lässt diese für sich arbeiten, wie z. B. die alte Dolly (Virginie Pradal) oder auch die junge Cora (Marie Kremer), die sie zu ihrer Geliebten macht und ihrem Zuhälter Tony (Eduardo Noriega) abkauft. Mit Tony trifft sie häufiger zusammen, er ist ein stadtbekannter Gangster, aber beide respektieren sich.
Gigola lässt sich von älteren und reichen Frauen aushalten, denen sie ihren Körper zur Verfügung stellt, aber niemals ihre Seele. Odette (Marisa Paredes) ist eine von ihnen, die sich in Gigola verliebt, aber von ihr nur gedemütigt wird. Gigola kann ihre große Liebe Sybil nicht vergessen und nach einem Selbstmordversuch landet sie bei der Ärztin Alice, die Sybil zum Verwechseln ähnlich sieht.
Zu ihren Eltern hat Gigola keinen besonders guten Kontakt. Ihr Vater Henry (Thierry Lhermitte) hat die Familie vor über zwanzig Jahren verlassen, ist ein verkappter Schriftsteller und drogen- und spielsüchtig. Ihre Mutter Solange (Marisa Berenson) kann mit Gigolas Verhalten nichts anfangen, aber unterstützt noch immer ihren Mann, wenn er sie um Geld anbettelt. Gigola reagiert wütend auf ihren Vater und auf die Nachgiebigkeit ihrer Mutter.
Nachdem sie Alice kennengelernt hat, möchte sie ihr Leben ändern und hofft auf eine gemeinsame Zukunft. Dafür will sie sogar ein Kind bekommen, weshalb sie sich auf eine Liebschaft mit Tony einlässt. Als dieser mal wieder im Gefängnis sitzt, teilt Gigola ihm mit, ein Kind von ihm zu erwarten, aber ihn nicht als Vater zu wollen.
Nach der Geburt ihres Sohnes weiß Gigola aber nicht so genau, wie ihr Leben nun weitergehen soll. Das Pariser Nachtleben, die Clubs und die Frauen oder doch ihr Sohn, wie wird sie sich entscheiden?
Ganz kurz gesagt, der Film an sich ist ganz nett, aber kein großer Wurf. So spannend die Vorlage und natürlich auch das Thema sein mögen, die Umsetzung ist es leider nicht. Das krankt vor allen Dingen an einer fehlenden durchgehenden Erzählweise, denn hier gibt es meistens nur eine Aneinanderreihung von Bildern, die manchmal auch spontan in die Vergangenheit springen und insgesamt nicht immer überzeugen können. Zudem ist die Musikuntermalung mitunter etwas zu seicht geraten und die deutschen Untertitel sind teilweise sehr fragwürdig.
Zugegeben, Lou Doillon sieht wirklich ganz entzückend aus als Gigola, aber sie ist keine besonders begnadete Schauspielerin. Sie hat fast keine Ausstrahlung und kommt nicht über zwei verschiedene Gesichtsausdrücke hinaus. Tatsächlich wirkt sie nur wie für ein Foto posierend in die Kulissen gestellt, statt wirklich zu agieren. Alles wirkt ziemlich künstlich und aufgesetzt, aber es berührt nicht.
Ganz anders dagegen die beiden bewährten Almodovar-Musen Marisa Paredes und Rossy de Palma, die sich lustvoll in ihre Rollen werfen und wie immer herausragend sind. Marisa Berenson und Thierry Lhermitte, als Gigolas Eltern, können da leider nicht mithalten und fallen höchstens durch ihr sehr sparsames Spiel auf. Besonders hervorheben möchte ich aber noch Eduardo Noriega, den einzigen erwähnenswerten Mann in dieser Frauenwelt, der über eine enorme erotische Ausstrahlung verfügt und hier nicht vergessen werden sollte.
Insgesamt hat mich das alles nicht besonders überzeugt, obwohl ich gerne etwas anderes sagen würde. Ich mochte hier vieles, aber einiges eben auch nicht. Ist aber wie immer nur meine Meinung, jeder Interessierte sollte sich das selbst anschauen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen