"Dealer" ist ein Film von Thomas Arslan (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1999. Es ist der zweite Teil seiner Berlin-Trilogie, zu der noch die Filme "Geschwister" und "Der schöne Tag" gehören.
Can (Tamer Yigit) lebt zusammen mit seiner Freundin Jale (Idil Üner) und der gemeinsamen dreijährigen Tochter in Berlin. Er ist als Dealer auf den Straßen unterwegs und sein Boss Hakan verspricht ihm schon seit längerem, sich um seine Zukunft zu kümmern. Doch nichts passiert, Hakans Worten folgen keine Taten und auch Can kann sich zu keiner Veränderung in seinem Leben aufraffen. Jale hat jedenfalls die Nase voll von diesem Leben und sie verlässt Can, nachdem sie ihn wiederholt vor die Wahl gestellt hat.
Nachdem Hakan von Rivalen erschossen wurde, steigt Can endlich aus und versucht es mit einem normalen, wenn auch ungeliebten Job in einer Restaurantküche. Ein letztes Mal will er als Dealer arbeiten und die restlichen Drogen verticken, die er noch von Hakan hat, doch dabei wird er von der Polizei erwischt und landet im Gefängnis. Sein zögerliches Verhalten hat dafür gesorgt, dass er nun alles verloren hat und auch Jale erklärt ihm geradeheraus, keine vier Jahre auf ihn warten zu wollen.
Der Film ist mit ca. 75 Minuten Laufzeit relativ kurz gehalten, kann aber auf ganzer Linie überzeugen. Es gibt keinerlei Action-Szenen (warum auch?), kaum Dialoge, aber dafür lange und ruhige Einstellungen. Die Bilder sprechen für sich und sind überaus authentisch. Thomas Arslan weiß genau was er tut und er hat exakt den richtigen Blick für die wirklich wichtigen Dinge. Zudem hat er hier mal wieder ausgesprochen tolle Darsteller am Start, die ihre Rollen perfekt und glaubhaft verkörpern. Neben Tamer Yigit und Idil Üner möchte ich noch besonders Birol Ünel als Zivilpolizisten und Baki Davrak als Drogensüchtigen hervorheben. Wirklich eine großartige Besetzung und ein wunderbarer Film.
Insgesamt gesehen hat es Thomas Arslan geschafft, dass ich den Glauben an den deutschen Film noch nicht ganz verloren habe. Er kann seine Geschichten erzählen, ohne ständig eine unangenehme "Was bin ich doch wichtig"-Fahne schwenken zu müssen, wie so viele andere deutsche Regisseure es heutzutage tun oder glauben tun zu müssen, warum auch immer. Ich möchte sogar so weit gehen, ihn als einen modernen Fassbinder-Nachfolger zu bezeichnen, denn beiden Regisseuren ist der scharfe Blick auf die Situation ihrer Protagonisten und deren Umfeld gemein. Thomas Arslan schafft es ganz problemlos, kleine und unaufdringliche Geschichten zu erzählen, die einen trotzdem nicht mehr loslassen und faszinieren. Dafür muss man ihm unendlich dankbar sein. Bitte mehr davon.
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