Samstag, 14. Mai 2011

Der Räuber

"Der Räuber" ist ein Film von Benjamin Heisenberg (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010 und beruht auf dem gleichnamigen Roman von Martin Prinz.

Johann Rettenberger (Andreas Lust) hat sechs Jahre im Gefängnis verbracht wegen versuchten Bankraubes. Während dieser Zeit hat er ständig trainiert, im Hof ist er immer nur gelaufen und selbst in seiner Zelle hatte er ein Laufband stehen, auf dem er weiter und weiter gerannt ist. Nun ist der verschlossene und wortkarge Mann wieder in der Freiheit und trifft auf dem Arbeitsamt eine Freundin von früher. Erika (Franziska Weisz) lässt ihn bei sich einziehen, da sie seit dem Tod ihrer Mutter alleine in einer großen Wohnung lebt. Zwischen den beiden entwickelt sich eine zarte Liebesgeschichte, die aber von Anfang an zum Scheitern verurteilt ist, denn Johann kann sich nicht auf andere Menschen einlassen und Gefühle selbst nicht zeigen oder auch nur annehmen.

Johann nimmt als Außenseiter am Wiener Marathon teil, den er überraschend eindeutig gewinnt und ein üppiges Preisgeld dafür kassiert. Auch bei einem kurz darauf folgenden Berg-Marathon kann er als Sieger über die Ziellinie laufen. Einen aufdringlichen Bewährungsbeamten (Markus Schleinzer) der ihn nach dem Lauf verfolgt und nervt, tötet er im Affekt.

Das Laufen ist aber nicht seine einzige Obsession, denn er betätigt sich ebenso erfolgreich als Bankräuber, wobei ihm seine Laufkünste durchaus behilflich bei der Flucht sind. Zum Teil überfällt er auch schon mal zwei Banken nacheinander, aber das erbeutete Geld versteckt er nur unter seinem Bett. Es geht ihm scheinbar nur um den Kick, beim Laufen wie auch beim Überfallen der Banken.

Als er schließlich von der Polizei geschnappt wird, gelingt es ihm sogar, während des Verhörs aus dem Präsidium zu flüchten. Er flieht zu Fuß in das Wiener Umland und läuft um sein Leben, während Hundertschaften der Polizei ihm auf der Spur sind und ihn verfolgen. Bei seiner Flucht wird er allerdings von einem Rentner, dem er das Auto klaut, mit einem Messer schwer verwundet und stirbt bald darauf, nachdem er seine Verfolger aber zuvor erfolgreich abschütteln konnte.

Dem Film und dem Buch liegt eine wahre Begebenheit zu Grunde. In den Achtziger Jahren war Johann Kastenberger in Österreich als Serienbankräuber unterwegs, er war ebenfalls ein extremer Läufer, aber auch ein mehrfacher Mörder, darin unterscheidet sich der Film von der Wirklichkeit, die hier nur als Vorlage dient und auf die ich an dieser Stelle auch nicht näher eingehen will.

Der Film ist ein echtes Ereignis, packend und atemlos erzählt und von Kameramann Reinhold Vorschneider in perfekten Bildern eingefangen. Er ist stets an der Hauptfigur dran, auch wenn dieser sich nie wirklich fassen lässt. Überhaupt, Andreas Lust spielt diese Rolle mit einer fast unerträglichen und unglaublichen Präsenz, der man nur atemlos folgen kann. Er zeigt hier eine bewundernswerte Darstellung, die man nicht genug loben kann. Was Johann wirklich antreibt, das erfährt man nicht, aber er ist ein Getriebener, der läuft und läuft und selbst im Stillstand scheinbar nie zur Ruhe kommt. Er läuft vor sich selbst und dem Leben davon und man ist als Zuschauer bei jedem seiner Schritte dabei und schon allein vom Zuschauen kurzatmig, während Johann immer weiter läuft, seinem unausweichlichen Ende entgegen.

Insgesamt gesehen ein wirklich großartiger und sehr sehenswerter Film mit einem grandiosen Hauptdarsteller und gleichzeitig eine faszinierende Charakterstudie eines einsamen und in sich selbst gefangenen Menschen. Ich empfehle ebenfalls noch die Interviews mit den Beteiligten (Regisseur und Crew), die sich in den Extras auf der DVD befinden.

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