Montag, 23. Mai 2011

Der Wald vor lauter Bäumen

"Der Wald vor lauter Bäumen" ist ein Film von Maren Ade (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2003.

Die junge Lehrerin Melanie (Eva Löbau) kommt aus der schwäbischen Provinz und tritt in Karlsruhe ihre erste Stelle an einer Realschule an. Ganz auf sich gestellt, aber mit großen Ambitionen ausgestattet, will sie ihr Leben und ihre Arbeit erfüllen und scheitert dabei doch auf ganzer Linie. Melanie ist - vorsichtig ausgedrückt - etwas weltfremd und merkt nicht, dass sie eigentlich nur belächelt wird.

Gegenüber den Schülern kann sie sich nicht behaupten, denn die merken schnell, dass sie es hier mit einer schwächeren Person zu tun haben. Ihr Kollege Thorsten (Jan Neumann) interessiert sich zwar für sie, aber ihn hält sie auf Distanz, vermutlich weil er ebenso verzweifelt ist wie sie. Melanie ist einsam und sie sucht Kontakt zu ihrer Nachbarin Tina (Daniela Holtz), die eine Boutique besitzt und sich gerade von ihrem Freund getrennt hat. Tina ist jedoch schon bald von Melanie genervt, weil diese sich immer aggressiver in ihr Leben einmischt und sie fast schon auf Schritt und Tritt verfolgt.

Melanies Leben gerät immer mehr aus der Bahn, denn sie hat kein Privatleben und auch in der Schule erleidet sie einen Fehlschlag nach dem anderen. Jegliche Ordnung ist dahin, sowohl in ihrer Wohnung, als auch in ihr selbst. Die Frage ist, ob sie wirklich in der Lage ist, diesen Zustand zu ändern.

Das Ende des Films finde ich persönlich sehr gut gelungen, denn hier ist alles in der Schwebe. Es ist schön verrückt, wirkt aber auch irgendwie befreiend, für Melanie und auch für den Zuschauer. Überaus gelungen, wie überhaupt der ganze Film. Es macht keinen Spaß Melanie zu beobachten, weil sie einfach alles falsch macht und das nicht einmal bemerkt. Ich fühlte mich sogar sehr unwohl, ihr in ihrer Verzweiflung zuschauen zu müssen und doch konnte ich nicht wegsehen. Sie wirkt ein bisschen wie aus der Zeit gefallen, mit ihren altmodischen Klamotten und ihrer unvorteilhaften Frisur und man möchte sie manchmal einfach nur Schütteln, damit sie aus ihrer lebensfremden Verträumtheit aufwacht.

Trotzdem ist das ein sehr sehenswerter Film, auch wenn er teilweise unangenehm ist. Es gibt sie wirklich, diese Menschen wie Melanie oder auch Thorsten, machen wir uns da nichts vor, ich bin schon einigen von ihnen begegnet. Maren Ade hat hier einen guten Blick für die Situation ihrer Hauptdarstellerin entwickelt und Eva Löbau ist einfach großartig in ihrer Rolle. Insgesamt gesehen ein toller, aber auch etwas schmerzhafter Film. Bei der Gelegenheit möchte ich auch noch auf den Film "Alle Anderen" hinweisen, der ebenfalls von Maren Ade stammt. Der ist zwar auch etwas sperrig, aber gleichfalls sehr empfehlenswert.

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