Dienstag, 3. Mai 2011

Im Schatten

"Im Schatten" ist ein Film von Thomas Arslan (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010.

Der Film handelt von dem Gangster Trojan (Misel Maticevic), der nach fünf Jahren aus dem Gefängnis entlassen wird. Er sucht seinen früheren Partner Richard Bauer (Peter Kurth) auf, den er nicht verraten hat und von dem er nun den Anteil an der Beute von damals einfordert. Doch Richard will ihn loswerden und hetzt zwei Killer auf Trojan. Trojan nimmt Kontakt zu der Pflichtverteidigerin Dora Hillmann (Karoline Eichhorn) auf, die er von früher kennt und die zwielichtigen Geschäften gegenüber nicht abgeneigt ist. Bald darauf plant Trojan mit seinem alten Kumpel Nico (Rainer Bock) einen Überfall auf einen Geldtransporter, den Deal hat Dora eingefädelt.

Ruhig und konzentriert wird der Überfall geplant und durchgezogen, alles läuft glatt. Trojan ist ein Meister seines Fachs, er zweifelt nicht, er handelt. Doch nach dem gelungenen Überfall gibt es Probleme, denn der korrupte Polizist Meyer (Uwe Bohm), dem nichts heilig ist, der auf eigene Rechnung arbeitet und dafür auch über Leichen geht, hat Dora und Trojan observiert und will nun ebenfalls einen Anteil an der Beute haben. Die Sache läuft aus dem Ruder und es gibt Tote.

Da habe ich mich doch gerade erst kürzlich darüber beschwert, dass mir Deutsche Produktionen meistens zu bedeutungsschwanger sind und habe mich über mangelnde schauspielerische Leistungen beklagt und dann landet plötzlich "Im Schatten" in meinem DVD-Player und die Welt sieht gleich wieder ganz anders aus. Es gibt sie also doch noch, die guten und anspruchsvollen Filme, die zudem noch über hervorragende Darsteller verfügen. Danke Thomas Arslan für dieses kleine und brillante Meisterwerk und für diese Besetzung. Was für eine Wohltat und was für ein Vergnügen, diesen Film sehen zu können.

Der Filmstil der "Berliner Schule", deren Vertreter Thomas Arslan ist, zeichnet sich durch Reduzierung der Handlung auf ein Minimum aus, wenn ich das mal so salopp formulieren darf. Der Film ist mit 85 Minuten Laufzeit knapp gehalten, es wird kaum gesprochen und es gibt auch nur eine sparsame Musikuntermalung. Die Figurenzeichnungen erscheinen zwar spärlich, aber man erfährt durch ihr Handeln genug über sie, wenn man zwischen den Zeilen liest, denn vieles wird hier nicht direkt, sondern indirekt vermittelt. Die kurze Liebesszene zwischen Dora und Trojan finde ich zwar eigentlich schon fast überflüssig, weil sie nichts zur Sache tut, aber das ist auch nur meine Meinung.

Der Film lebt in erster Linie von den großartigen Schauspielern, die diese Bezeichnung auch tatsächlich verdienen. Uwe Bohm ist wie üblich sensationell und in seiner Rolle auch herrlich fies. Er gehört für mich zu den absoluten Ausnahmetalenten in diesem Land. Misel Maticevic muss aber ebenso erwähnt und gewürdigt werden, er wird von Rolle zu Rolle besser und kann hier besonders deutlich zeigen, was in ihm steckt. Sein Blick auf die Welt um ihn herum spricht Bände, er ist ein Krimineller, der sich selbst nichts vormacht. Karoline Eichhorn, Peter Kurth und Hanns Zischler glänzen in den Nebenrollen, besser geht es kaum. Insgesamt muss die Besetzung einfach als grandios bezeichnet werden.

Der Film ist relativ ruhig gehalten, aber trotzdem spannend erzählt und nie langweilig. Es gibt viele Szenen, in denen kaum etwas passiert, die aber doch überzeugen können, einfach weil sie so hervorragend aufgebaut und ausgearbeitet sind, wie z. B. die vielen Autofahrten durch Berlin oder das trostlose Leben Trojans in den seelenlosen Hotelzimmern. Ich kann diesen fabelhaften Film jedenfalls nur sehr empfehlen, genau wie Thomas Arslans Film "Ferien", der mir ebenfalls sehr gut gefallen hat. Ein großes Publikum wird er wohl leider nicht erreichen, was angesichts der Qualität seiner Werke sehr schade ist. Hoffentlich ändert sich das einmal, das wäre wirklich wünschenswert. Ich freue mich jedenfalls schon auf weitere Filme von Thomas Arslan.

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