Freitag, 13. August 2010

Martha

"Martha" ist ein Film von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1974.

Martha (Margit Carstensen), 31 Jahre alt und noch unberührt, ist mit ihrem Vater (Adrian Hoven) in Rom, als dieser an einem plötzlichen Herzinfarkt stirbt. Vor der Deutschen Botschaft begegnet sie erstmals Helmut (Karlheinz Böhm). Besonders beeindruckend in Szene gesetzt von Michael Ballhaus mit seiner berühmten Kamerafahrt. Wieder zurück in Deutschland treffen die beiden erneut aufeinander und schon bald wird geheiratet. Doch die Ehe mit Helmut ist für Martha so ganz anders, als sie es je gedacht hätte. Ein Alptraum beginnt.

Helmut beginnt Martha zu erziehen, zu unterdrücken und vollständig zu kontrollieren. Er kündigt ohne ihr Wissen ihren Job und sorgt für eine Einweisung ihrer Mutter in ein Pflegeheim. Im Bett fällt er wie ein Tier über sie her und misshandelt sie. "Wehr' Dich nie wieder gegen mich, wenn ich Dich liebhaben will." Bereits in den Flitterwochen in Italien hatte er sich brutal auf sie gestürzt, als sie mit einem grauenvollen Sonnenbrand auf dem Bett lag und vor Schmerzen stöhnte. Er ist ein grausamer Sadist, mit einem lieben Lächeln im Gesicht. Als er nach einer mehrtägigen Reise wieder nach Hause kommt und Martha sieht, die sich extra eine neue Frisur zugelegt hat und sichtlich stolz ist, verfällt er in gehässiges Gelächter. "Bist Du nicht eigentlich schon zu alt für so eine Frisur?" Helmut verlangt von Martha absolute Ergebenheit. Sie soll das Haus nicht mehr verlassen und nur für ihn da sein, sogar das Telefon meldet er ab.

Es geht um die Unterdrückung der Frau in der Ehe, durch die Gewalt des Mannes. Fassbinder hat hier die Ehe seiner Eltern quasi als Vorbild genommen und beweist ein weiteres Mal seinen sehr genauen Blick auf das Wesentliche und sein Gespür für die Dinge, die sich unter der Oberfläche abspielen. Die Emanzipation der Frauen wird mit Valium bekämpft. Bei Martha allerdings hat man das Gefühl, sie will unterdrückt, bzw. erzogen werden, sagt sie doch von sich selbst: "Ich bin doch völlig hilflos." Auch reagiert sie teilweise wie ein kleines Kind, beispielsweise als Helmut sie ins Schlafzimmer bittet: "Aber ich habe das Essen fertig und es ist doch noch gar nicht dunkel."

Das ist ein sensationeller Film, voll mit bitterem und groteskem Humor, der wieder mal zeigt, was für ein Genie Rainer Werner Fassbinder gewesen ist. Kameramann war hier wie bereits erwähnt der wunderbare Michael Ballhaus, der mit Fassbinder insgesamt sechzehn Filme in neun Jahren gedreht hat. Margit Carstensen und Karlheinz Böhm sind verstörend gut in ihren Rollen. Absolut empfehlenswert.

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