Sonntag, 15. Januar 2012

Exotica

"Exotica" ist ein Film von Atom Egoyan (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1994.

Das "Exotica" ist ein Nachtclub in Toronto. Eigentlich ist es eine Art Striplokal, wo die Tänzerinnen für ein paar Dollar auch an den Tisch kommen und nur für einen Kunden tanzen. Es gibt aber eine feste Regel, die jeder akzeptieren muss, die Männer dürfen nur anschauen, aber nicht anfassen. Wer sich nicht daran hält, der landet auf der Straße und bekommt Hausverbot.

Geleitet wird der Club von der hochschwangeren Zoé (Arsinée Khanjian), die den Laden von ihrer Mutter übernommen hat. Als Conférencier und gleichzeitig auch Rausschmeißer ist Eric (Elias Koteas) hier tätig. Die junge Christina (Mia Kirshner) steht Abend für Abend in einer Schulmädchenuniform auf der Bühne und hat einen Stammkunden, für den sie meistens tanzt. Der Steuerprüfer Francis (Bruce Greenwood) ist vernarrt in Christina.

Francis führt eine Buchprüfung bei dem Zoohändler Thomas (Don McKellar) durch, der dadurch ebenfalls in die Geschichte mit einbezogen wird. Der eifersüchtige Eric, ein Ex-Freund von Christina, überredet Francis, Christina während des Tanzes zu berühren, sie würde das wollen. Als Francis das später tatsächlich auch tut, wird er von Eric persönlich aus dem Club geworfen.

Francis schlägt Thomas einen Deal vor. Wenn dieser an seiner Stelle in den Club geht und mit Christina spricht, dann würde er über einige Ungereimtheiten in seinen Büchern hinwegsehen. In der Zwischenzeit realisiert Francis, dass Eric ihm eine Falle gestellt hat und will sich rächen. Im Schreibtisch von Thomas findet er eine Waffe, die er an sich nimmt.

Die handelnden Personen und ihre persönlichen Geschichten sind auf raffinierte Weise miteinander verknüpft. Erst ganz am Ende schließt sich der Kreis und man kann nur Staunen, wie komplex Atom Egoyan das erdacht hat. Die einzelnen Schicksale ergeben zusammen eine bittersüße Story, die sehr berührt. Inszeniert ist das alles sehr behutsam, beinahe zärtlich und auch sehr fesselnd.

Die Schauspieler sind eine Offenbarung, jeder von ihnen ist ein Erlebnis. Ich habe jedenfalls selten ein besseres Ensemble gesehen. In einer kleinen Nebenrolle ist die noch sehr junge Sarah Polley zu bewundern, die auch schon in jungen Jahren eine ganz Große ist.

Ein überwältigender Film, untermalt von schöner Musik, unter anderem von dem Leonard Cohen-Song "Everybody Knows". Eine deutsche DVD-Fassung gibt es leider nicht, was tatsächlich ein Skandal ist. Hierzulande kann man sich nur die englischsprachige Fassung besorgen, die ich wirklich nur Jedem ans Herz legen kann, es lohnt sich. Ganz große Empfehlung für ein kleines Meisterwerk.

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