Sonntag, 1. Januar 2012

Die Haut, in der ich wohne

"Die Haut, in der ich wohne" - "La piel que habito" ist ein Film von Pedro Almodóvar (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2011 und beruht auf einem Roman von Thierry Jonquet.

Der erfolgreiche Chirurg Robert Ledgard (Antonio Banderas) lebt in Toledo in seinem riesigen Anwesen "El Cigarral". Seine Haushälterin Marilia (Marisa Paredes) kümmert sich um sein Wohlergehen und das seines Hausgastes. In einem abgeschlossenen Zimmer, von mehreren Kameras beobachtet, lebt seit einigen Jahren schon die schöne Vera (Elena Anaya), eine unfreiwillige Patientin des Professors. Sie ist sein Werk, ganz und gar.

Eines Tages erscheint Marilias Sohn Zeca (Roberto Álamo), der seine Mutter seit zehn Jahren nicht mehr gesehen hat. Mit einem Tigerkostüm bekleidet, bittet er seine Mutter um Unterschlupf. Als er auf einem der vielen Bildschirme im Haus die junge Vera sieht, hält er sie für die verstorbene Frau von Robert und will sie unbedingt sehen. Marilia stellt sich ihm in den Weg, wird aber von Zeca überwältigt, der daraufhin in das Zimmer von Vera eindringt und sie vergewaltigt. Robert kehrt inzwischen nach Hause zurück, sieht was vorgefallen ist und erschießt Zeca.

Während Robert die Leiche entsorgt, erzählt Marilia Vera die Geschichte von Gal, Roberts Frau. Gal wollte zehn Jahre zuvor ihren Mann verlassen, als sie zusammen mit Zeca einen schweren Autounfall hatte und schlimmste Verbrennungen am ganzen Körper erlitt. Zwar konnte sie dank Roberts Hilfe überleben, aber kurze Zeit später nahm sie sich das Leben, was ihre Tochter Norma mit ansehen musste.

Ein paar Jahre später schien Norma sich wieder gefangen zu haben, als sie auf einer Party von dem jungen Vicente (Jan Cornet) vergewaltigt wurde. Dieses neue Trauma kann Norma allerdings nicht verkraften und bringt sich kurz darauf um. Robert will sich unbedingt für ihren Tod rächen und plötzlich verschwindet Vicente spurlos von der Bildfläche. Das alles ist inzwischen sechs Jahre her und aus Vicente ist im Laufe dieser Zeit Vera geworden, Roberts Meisterstück. Ich verrate hier wirklich nicht zu viel, denn wer sich nur ein bisschen mit diesem Film beschäftigt hat, der kennt den finalen Plot.

In unzähligen operativen Eingriffen hat Robert nicht nur eine Frau erschaffen, die Gals Gesicht hat, sondern ihr gleichzeitig eine neue und künstliche Haut verpasst. Immer mehr verfällt Robert der schönen Vera, die er pausenlos auf den riesigen Monitoren verfolgt und die seine Liebe schließlich auch scheinbar erwidert. Doch kann er ihr wirklich vertrauen oder wird sich Vera/Vicente für seine Taten rächen?

Almodóvars Robert ist ein moderner Dr. Frankenstein, der keine Skrupel hat und keine Grenzen kennt. Seine Kreatur ist perfekt gelungen, aber eben auch unberechenbar, das hat Robert in seinem Forscherwahn nicht einkalkuliert. Der Film selbst ist eine gelungene Mischung aus Horrorfilm, Thriller, Melodram und Liebesgeschichte und funktioniert ausgezeichnet. Mit fast zwei Stunden Laufzeit ist er keine Minute zu lang, sondern durchgehend fesselnd und emotional. Im Gegenteil, das Ende wirft den Zuschauer eher unsanft aus dem Geschehen, ich hätte noch stundenlang zuschauen können.

Die Ausstattung ist ein Traum. Das wunderbare Haus und die exquisite Einrichtung laden zum Schwärmen ein. Die Bilder von Kameramann José Luis Alcaine sind einfach nur schön und überwältigend. Gleiches gilt für die Kostüme, sei es nun der hautfarbene Ganzkörperanzug von Vera oder auch das Tigerkostüm von Zeca, einfach hinreißend.

Nach über zwanzig Jahren Pause hat Almodóvar erneut mit Antonio Banderas zusammengearbeitet, dem er in den Achtziger Jahren seine ersten und besten Rollen gegeben hat. Nach vielen Jahren in Hollywood und einigen eher mäßigen Filmen, kann Banderas hier endlich wieder zeigen, dass er tatsächlich ein guter Schauspieler ist. Die Rolle des Robert ist ihm auf den Leib geschrieben und er verkörpert sie schlicht und ergreifend perfekt.

Die fast schon überirdisch schöne Elena Anaya als Vera ist ebenfalls ein echter Treffer, genau wie die fabelhafte Marisa Paredes. Mit dieser Besetzung konnte der Film nur gut werden, mehr geht nicht.

Ganz große Empfehlung von mir für dieses grandiose Werk, das nur von einem so genialen Regisseur wie Pedro Almodóvar stammen kann. Bitte nicht verpassen.

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