Sonntag, 22. Januar 2012

Das traurige Leben der Gloria S.

"Das traurige Leben der Gloria S." ist ein Film von Christine Groß und Ute Schall (beide Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2011.

Die Regisseurin Charlotte Weiß (Nina Kronjäger) ist genervt. Ihr letzter Film, über das Leben von Ulrike Meinhof, ist nicht so geworden, wie sie das wollte und wurde auch noch von einem Kollegen verrissen. Also beschließt Charlotte, etwas Neues zu versuchen, nämlich einen Dokumentarfilm. Thema: Frauen in schwierigen Lebensumständen, Hartz IV, alleinerziehend, so etwas in der Richtung.

Charlottes Produzentin Margarete (Margarita Broich) ist von dem Plan nicht sehr angetan, kann es ihr aber auch nicht ausreden. Dass Charlotte von der Thematik keine Ahnung hat, weder vom Dokumentarfilm, noch von der Realität der Frauen, die sie porträtieren will, stört sie nur wenig. Doch wo macht man solche Frauen ausfindig? Charlotte macht deshalb das, was sie immer macht: ein Casting.

Dort erscheint die erfolglose Schauspielerin Gloria Schneider (Christine Groß), die zusammen mit einer kleinen Schauspielgruppe regelmäßig vor ein paar Zuschauern Theater spielt. Gloria ist pleite und braucht den Job, um überleben zu können. Also tischt sie Charlotte und ihrem Team eine Lebensgeschichte auf, die sich gewaschen hat. Sie war im Gefängnis, wurde dort vom Wärter vergewaltigt, bekam eine Tochter, lebt von Hartz IV, usw. Charlotte ist begeistert und Gloria wird ihre Protagonistin.

Nun rückt das kleine Filmteam (Kameramann, Tonfrau, Aufnahmeleiterin) in Glorias Wohnung ein, die sie mit Hilfe einer Freundin erstmal umgestaltet hat. Charlotte will Gloria in ihrem normalen Umfeld filmen, alles soll ganz natürlich aussehen. Also sitzt Gloria in ihrer kleinen Küche und trinkt ihren Kaffee, während das Filmteam sich ständig selbst im Weg steht und dauernd etwas umschmeißt.

Als Gloria beim Einkaufen gefilmt wird, trifft sie zufällig auf ihren Kollegen Pierre (Jean Chaize), der kurzerhand die Rolle des ehemaligen Gefängniswärters und Vater von Glorias Tochter Paula übernimmt. Paula selbst wird von einer jungen und hochschwangeren Kollegin gespielt, was der Geschichte erneut noch einen Höhepunkt aufsetzt. Der Vater des ungeborenen Kindes der sechzehnjährigen Paula ist selbstverständlich ein kleiner Krimineller, hier wird schließlich nichts ausgelassen.

Von Gloria und ihren Freunden unbemerkt, kommt das Filmteam jedoch irgendwann hinter ihr Geheimnis und dreht nun den Spieß um, in dem es die Geschichte von Gloria noch weiter ausschmückt. Gloria muss mitspielen, ob sie will oder nicht, denn sie kann ihre Tarnung nicht aufgeben. Also bis zum bitteren Ende weitermachen.

Dieser kleine und feine Film, der mit gerade mal 75 Minuten recht kurz gehalten ist, sollte unbedingt angeschaut werden, denn er ist eine wahre Perle. Die Story ist genial und die Umsetzung ist es auch. Allein schon das Filmteam ist zum Schreien und die Dreharbeiten in der kleinen Wohnung gestalten sich als schwierig und gleichzeitig sehr komisch.

Die Besetzung kann nur als gelungen bezeichnet werden, auf der einen Seite die verpeilte Regisseurin Charlotte, traumhaft gespielt von einer sensationellen Nina Kronjäger, und auf der anderen Seite die Schauspielerin Gloria, ebenso toll gespielt von Christine Groß. Der Rest des Ensembles ist ebenfalls äußerst sehenswert, wie der ganze Film.

Bitte nicht verpassen, der Film lohnt sich auf jeden Fall. Ganz große Empfehlung von mir und meinen Respekt für das ganze Team. Klasse.
 

Keine Kommentare: