"35 Rum" - "35 Rhums" ist ein Film von Claire Denis aus dem Jahr 2008. Das Drehbuch schrieb sie auch hier wieder zusammen mit Jean-Pol Fargeau.
Lionel (Alex Descas) ist kreolischer Abstammung und lebt zusammen mit seiner bildschönen Tochter Joséphine (Mati Diop) in einem Pariser Vorort. Er ist Zugführer und hat seine Tochter allein großgezogen, da die Mutter schon früh gestorben ist. Lionel und Joséphine leben glücklich zusammen und haben einen vertrauten, zärtlichen Umgang miteinander, doch Lionel weiß auch, dass es langsam an der Zeit ist, Joséphine gehen zu lassen.
Die Taxifahrerin Gabrielle (Nicole Dogue), die im gleichen Haus wohnt, ist schon seit vielen Jahren in Lionel verliebt und hat sich auch immer um Joséphine gekümmert, aber inzwischen ist ihre Aufdringlichkeit den beiden etwas lästig geworden. Der Nachbar Noé (Grégoire Colin) hat seine Wohnung von seinen verstorbenen Eltern geerbt und seitdem nichts dort verändert. Er kümmert sich um die alte Katze, aber sonst hält ihn dort nicht viel, außer der stillen Liebe zu Joséphine. Als die Katze eines Tages stirbt, will Noé wegziehen und Joséphine muss eine Entscheidung treffen.
Ein Kollege von Lionel, der alte René (Julieth Mars Toussaint), wird in den Ruhestand verabschiedet, vor dem er sich allerdings fürchtet und sich daraufhin kurze Zeit später das Leben nimmt. Lionel erkennt, das die Zeit auch für ihn nicht stehenbleibt und unternimmt mit Joséphine einen Ausflug nach Lübeck, ans Grab ihrer Mutter, bevor Joséphine und Noé heiraten werden.
Der Film erzählt eine ganz zauberhafte Vater-Tochter-Geschichte, die direkt ins Herz geht. Eine leise Melancholie zieht sich dabei durch den Film, der sehr schön ist und auch ein bisschen traurig. Claire Denis erzählt ihre Geschichte herrlich unaufgeregt und ausgesprochen ruhig, darauf muss man sich einlassen können. Viele Szenen sind einfach still und schön anzuschauen, aber viel passiert eben nicht. Muss aber auch nicht sein, denn der Film überzeugt gerade durch seine Stille und Schlichtheit und durch die Geschichten der handelnden Personen und ihre Verbindungen untereinander. Eine Wohltat und der passende Film für einen ruhigen Tag.
Ich habe aber doch noch etwas auszusetzen, auch wenn es mir sehr leid tut: Bei dem Ausflug nach Lübeck, der meiner Meinung nach komplett überflüssig ist, besuchen Lionel und Joséphine die Schwester der verstorbenen Mutter, die hier von Ingrid Caven gespielt wird. Da erleidet der schöne Film einen unnötigen Bruch, der nicht hätte sein müssen. Ich fand Ingrid Caven schon bei Fassbinder immer schlimm, aber dieser Eindruck verstärkt sich noch mit zunehmendem Alter, damit meine ich sowohl mein eigenes, als auch das von Frau Caven. Hier ist sie mal wieder völlig neben der Spur und wirkt so, als hätte sie gerade etwas eingenommen. Egal, solange sie wenigstens nicht singt und das tut sie hier glücklicherweise nicht.
Davon abgesehen ist der Film überaus gelungen, in schönen Bildern eingefangen und sehr empfehlenswert für Freunde kleiner Filmperlen. Die Darsteller sind absolut hinreißend - mit einer besagten Ausnahme - und sorgen dafür, dass man sie direkt ins Herz schließt. Ganz große Empfehlung.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen