Sonntag, 26. Juni 2011

House of Boys

"House of Boys" ist ein Film von Jean-Claude Schlim (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009.

Es ist das Jahr 1984, der achtzehnjährige Frank (Layke Anderson) kehrt seinem spießigen Elternhaus und der Kleinstadt den Rücken und zieht nach Amsterdam. Er ist jung, schwul und will verdammt noch mal seinen Spaß haben. Über Umwege landet er im "House of Boys", einem kleinen schwulen Nachtclub, der von Madame (Udo Kier) geleitet wird. Bevor er allerdings zum Tanzen auf die Bühne darf, muss er sich erstmal an der Bar beweisen. Das Zimmer teilt sich Frank mit Jake (Benn Northover), dem einzigen Hetero im Haus, in den er sich prompt verliebt. Jake hat aber eine Freundin und außer ein paar Stammkunden sonst keine weiteren sexuellen Kontakte zu Männern.

Bald kommt es jedoch zum Bruch zwischen Jake und seiner Freundin und die Bahn ist frei für Frank. Die beiden jungen Männer kommen sich näher und Jake verliebt sich auch in Frank. Ab jetzt könnte also alles schön und glücklich sein, denn beruflich läuft es ebenfalls sehr gut, doch da taucht ein gnadenloser Feind auf - Aids. Jake erkrankt und schon bald wird klar, dass er an dieser neuen und mysteriösen Krankheit leidet, über die man bisher kaum etwas weiß. Zwar hat er mit Dr. Marsh (Stephen Fry) einen verständnisvollen und engagierten Arzt an seiner Seite, dem aber weitestgehend die Hände gebunden sind, weil die Krankheit eben noch zu unbekannt und unerforscht ist.

Nach dem Rausschmiss aus dem "House of Boys" finden Frank und Jake Unterkunft bei Emma (Eleanor David), der guten Seele des Hauses, die sich wie eine mütterliche Freundin um die Beiden kümmert. Und auch die anderen Jungs stehen Frank und Jake zur Seite, bis zum bitteren Ende.

Ich gebe zu, dass ich innerlich etwas zerrissen bin. Einerseits möchte ich diesen Film mögen und ihn auch empfehlen, aber andererseits hat er auch einige unübersehbare Schwächen. Die Geschichte über Freundschaft und Liebe ist ja sehr schön, trägt aber mitunter ein bisschen zu dick auf und dann wird es schon manchmal sehr schmalzig und kitschig. Die Schauspieler retten das aber mit ihrer durchaus glaubhaften Darstellung und auch die Nebenrollen können sich sehen lassen, wie z. B. Steven Webb als Angelo. Die Bühnenauftritte von Udo Kier kann man getrost als etwas bizarr bezeichnen, aber ein Udo Kier hat eben Narrenfreiheit und darf das.

Positiv hervorzuheben ist noch der Soundtrack, der sehr passend ist, negativ dagegen sind einige Dialoge, die eigentlich nur zum Weghören sind. Die Schauwerte halten sich in Grenzen, denn die Auftritte der Boys sind doch insgesamt sehr züchtig. Jean-Claude Schlim, der hier als Snowwhite auch selbst noch eine kleine Rolle spielt, hat jahrelang für dieses Projekt gekämpft, was ich ihm hoch anrechne, aber leider lässt er kaum ein Klischee aus und packt gerade gegen Ende des Films noch ein Problem nach dem anderen obendrauf. Von Jakes schwieriger Kindheit, über Emmas Kind, Madames Feigheit bis hin zu Angelos geschlechtsangleichender Operation. Das ist alles viel zu viel und eigentlich auch total überflüssig. So traurig der Film auch ist, richtig berührt hat er mich merkwürdigerweise nicht. Und das Ende ist leider absolut kitschig geworden, das hätte viel besser sein müssen.

Insgesamt gesehen ein Film mit diversen kleinen Schwächen, über die ich aber hinwegsehen kann, weil mir der Grundgedanke und die Besetzung gut gefallen. Bitte möglichst im englischen Original anschauen, wenn auch leider keine Untertitel verfügbar sind.

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