"No Skin Of My Ass" ist ein Film von Bruce LaBruce (Regie, Drehbuch und Kameramitarbeit) aus dem Jahr 1991 und sein erster Langfilm.
Er erzählt die Geschichte eines Friseurs (ebenfalls Bruce LaBruce), der einen jungen und frierenden Skinhead (Klaus von Bücker) im Park aufliest und ihn mit zu sich nach Hause nimmt. Vorher hatte er sich Robert Altmans Film "That Cold Day in the Park" im Fernsehen angeschaut und anschließend einen Spaziergang unternommen, bei dem er den jungen Skin entdeckt hatte. Der Junge redet nicht und wird von dem Friseur in die Badewanne gesteckt und gewaschen, während er quasi ein Selbstgespräch führt.
Es stellt sich heraus, dass der Friseur sich mit dem Thema "Skinheads" ausführlich beschäftigt hat, was hier zweifellos einen gewissen sexuellen Fetischismus darstellt. Ihn interessiert hauptsächlich der ästhetische Gesichtspunkt, der sich in der Kleidung, den Stiefeln und dem kurzen Haarschnitt ausdrückt.
Nach dem Bad führt er den Skinhead in ein Zimmer und schließt ihn dort ein. Er will das Objekt seiner Begierde bei sich behalten. Der Junge kann aber unerkannt entkommen und taucht bei seiner lesbischen Schwester auf, die gerade dabei ist einen Film zu drehen. Zusammen mit ihren Freundinnen plant sie ein für sie wichtiges und revolutionäres Projekt. Ihr Bruder wird dabei mit vor die Kamera gezerrt, muss sich ausziehen und soll die Frauen anmachen, die aber so rein gar nicht an ihm interessiert sind. Er muss sich selbst eingestehen, dass er eigentlich zum Friseur zurück will und so führt ihn sein Weg wieder dorthin. Seine Schwester macht ihm letztendlich klar, dass er doch im Grunde jemanden sucht, den er lieben kann und dass der Friseur genau diese Person ist. Also können die beiden Männer sich endlich ihre Liebe eingestehen, haben sie doch nun das gefunden, wonach sie gesucht haben.
Ich gebe es offen zu, ich habe eine Schwäche für die Filme von Bruce LaBruce und je mehr ich davon sehe, umso mehr mag ich sie. Gut gemachte und ambitionierte Werke von Filmemachern, die den Mainstream ignorieren und voll hinter ihren Werken stehen, lassen mein Herz eben höher schlagen. So auch diese kleine Low Budget-Produktion, die gerade mal 70 Minuten lang ist und in schwarzweiß gedreht wurde. Natürlich ist die Optik nicht toll, aber das gehört einfach dazu. Aufgemacht ist das alles fast wie ein Stummfilm, der natürlich mit Musik unterlegt ist, aber die Dialoge werden aus dem Off gesprochen und vermitteln das Gefühl, als würde man von Texttafeln ablesen, was durch die Einblendung der Untertitel noch unterstrichen wird. Ich finde das sehr gelungen, das gibt dem Film eine ganz besondere Note.
Die Laiendarsteller wirken überaus authentisch und Bruce LaBruce selbst ist auch immer sehenswert. Wie in seinen späteren Werken ist auch hier schon alles schön politisch unkorrekt, es wird viel gequalmt, die - selbstverständlich - lesbischen Frauenfiguren sind mal wieder mit dem Filmemachen und großen Zielen beschäftigt, während die schwulen Männer sich hauptsächlich mit sich selbst und miteinander beschäftigen. Ja, es gibt auch wieder viel nackte Haut zu sehen und reichlich Sex, wobei LaBruce auch deutlich zeigt, dass er keine Scheu hat, sich selbst vor der Kamera zu präsentieren. Braucht er auch nicht, er geht durchaus als optischer Leckerbissen durch, wenn ich das mal so sagen darf.
Das "New Queer Cinema" ist eindeutig sein Bereich und hier tobt er sich auch richtig aus, was man nur begrüßen kann. Seine Filme scheren sich nicht im Geringsten um irgendwelche Konventionen und das ist absolut lobenswert. Filmemacher wie Bruce LaBruce machen keine Filme für jeden Geschmack und das soll mal wieder eine ganz klare Empfehlung sein.
Kleine Anmerkung am Rande: Der Film hat natürlich keine Jugendfreigabe und ist auch nur etwas schwer zu bekommen. Besonderen Dank deshalb an den "Männerschwarm"-Laden in Hamburg, der die DVD des Berliner Wurstfilm-Labels vorrätig hatte.
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