"Super 8 1/2" ist ein Film von Bruce LaBruce, der hier wieder für Regie und Drehbuch verantwortlich ist und gleichzeitig die Rolle des Hauptdarstellers spielt, aus dem Jahr 1994.
Hauptfigur ist der ausgebrannte Ex-Pornostar Bruce, dessen Schicksal hier im Stil einer Dokumentation (a cautionary Bio-Pic) erzählt wird. Er trifft auf die Avantgarde-Filmemacherin Googie (Stacy Friedrich), die einen Film über ihn drehen will. Bruce erhofft sich davon ein Comeback in der Szene, aber Googie nutzt ihn und diesen Film nur aus, um dadurch Geld für ein anderes Projekt zu bekommen. Überhaupt nutzt in diesem Film scheinbar jeder den anderen nur aus, um selbst einen Vorteil daraus zu ziehen.
Bruce erzählt aus seinem Leben, von den Filmen, in denen er mitgewirkt hat und dazu laufen Ausschnitte daraus im Hintergrund, oft nur in sehr schlechter Qualität, was allerdings auch so gewollt ist. Bei einigen Filmen hat er sogar selbst Regie geführt und verklärt diese Werke im Nachhinein zu wahren Kunstwerken im Stile eines Andy Warhol. Bei einer Pressekonferenz zu der fertigen Dokumentation sitzt er dann in bester Warhol-Attitüde und mit blonden Haaren vor den Journalisten und antwortet nur gelangweilt und sehr egozentrisch auf die Fragen. Die Presse ist allerdings weniger an ihm, sondern eher an Googie interessiert, was sehr schmerzlich gezeigt wird. Er sitzt später nur noch teilnahmslos am Rande.
Das tägliche Leben von Bruce besteht nur noch aus Nichtstun, Verzweiflung und Alkohol und das geplante Comeback bleibt nur ein Traum. Als ihn dann auch noch sein junger Freund, der Stricher und Pornodarsteller Pierce (Klaus von Bücker) verlässt, bricht Bruce völlig zusammen und landet schließlich in der Klapsmühle.
Auch dieser Film von Bruce LaBruce ist wieder äußerst sehenswert und schön schräg geworden. Mit ca. 100 Minuten Laufzeit ist er vielleicht einen Tick zu lang geraten, denn einige Nebenhandlungen hätten durchaus etwas gekürzt werden können, z. B. die beiden lesbischen Schwestern, die ebenfalls in Googies Filmen auftauchen. Die sind zwar auch toll dargestellt, für den Film aber eigentlich nicht wichtig und so zieht sich das alles ein wenig in die Länge. Macht aber nichts, denn LaBruce ist hier wieder ganz in seinem Element, nimmt nichts wirklich ernst und zieht alles gnadenlos durch den Kakao. In seinen Filmen steckt auch immer ganz viel Satire, das zeigt sich hier wieder sehr deutlich. Der Film ist natürlich auch wieder eine Low Budget-Produktion und in schwarzweiß gedreht.
Bruce LaBruce selbst ist wieder einmal göttlich anzuschauen in seiner Darstellung des kaputten Pornostars, den er wunderbar verkörpert in all seiner Eitelkeit und Egomanie und seiner Hilflosigkeit, mit der Situation in der er sich befindet umzugehen. Dazu gibt es wieder jede Menge Sex- und Blowjob-Szenen, bei denen die Kamera jedes Mal voll drauf hält, also nichts für zartbesaitete Zuschauer. Für die ist der Film aber sowieso nicht gedacht. Alle anderen, die wie ich die Filme von Bruce LaBruce schätzen, werden auch diesen lieben. Ob vor oder hinter der Kamera, der Mann ist einfach genial und seine Filme sind extrem bemerkenswert. Ganz große Empfehlung deshalb wieder von mir und wie immer nicht für jeden Geschmack geeignet.
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