Sonntag, 27. März 2011

Tintenfischalarm

"Tintenfischalarm" ist ein Dokumentarfilm von Elisabeth Scharang aus dem Jahr 2006.

Der Film handelt von Alex, der mit nicht eindeutigen Geschlechtsmerkmalen auf die Welt gekommen ist, also ein Zwitter. Da Alex inzwischen als Mann lebt, bleibe ich bei der Anrede "Er". Durch eine Radiosendung auf Alex aufmerksam geworden, begleitet Elisabeth Scharang ihn über einen Zeitraum von drei Jahren und verfolgt sein Leben und seine Entwicklung. Alex führt zusätzlich ein Videotagebuch und berichtet über seine Befindlichkeiten.

Intersexualität ist ein Thema, das vielfach totgeschwiegen wird und über das viel zu wenig bekannt ist. Von schätzungsweise zweitausend Kindern wird eines als intersexuell geboren, in Deutschland etwa 350 pro Jahr. Nur in den seltensten Fällen ist eine Operation wirklich notwendig, aber der Drang zur Normierung, sei es nun von Seiten der Ärzte oder der Eltern, endet eben oft mit einer geschlechtsangleichenden Operation.

So auch bei Alex, der in jungen Jahren diverse Eingriffe über sich ergehen lassen musste und als Mädchen aufgezogen wurde. Von Penis- und Hodenamputation, bis zur Vaginalplastik war alles vertreten. Die Operationsnarben sind als deutliches Zeichen für immer sichtbar. Besonders erschreckend finde ich, dass Alex mit seinen Eltern nie darüber reden konnte und sich selbst manchmal als Missgeburt empfand und seinen Körper hasste. Mit zwanzig Jahren erkrankte Alex an Leukämie und lag wochenlang im Koma, dem Tod näher als dem Leben.

Nachdem er mit Mitte Zwanzig erstmals Kontakt mit anderen Intersexuellen aufgenommen hatte und deren Geschichten erfuhr, entschloss er sich schließlich fortan als Mann zu leben und sich mit Testosteron behandeln zu lassen und sich die ungeliebten Brüste entfernen zu lassen. Zu seinem aktuellen Status sagt er dann ganz offen "Ich bin halt einfach ein wenig dazwischen" und das bringt die Sache eben genau auf den Punkt. Warum muss immer alles in Schubladen passen? Warum immer die strikte Unterteilung in Mann oder Frau? Es ist der Mensch der zählt. Wie vielen von diesen Kindern wird in jungen Jahren Gewalt angetan, nur um sie in ein Korsett zu pressen, das ihnen Zeit ihres Lebens Schmerzen bereiten wird?

Insgesamt gesehen ist das eine sehr berührende und extrem sehenswerte Dokumentation, die mit einer Thematik aufwartet, die nicht alltäglich ist und einen Blick in das Leben von Alex wirft, der gleichzeitig mutig und ausgesprochen sympathisch sein Leben meistert. Ich wünsche ihm dafür alles Glück der Welt.

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