Samstag, 5. März 2011

Im Namen der Bibel

"Im Namen der Bibel" - "For The Bibel Tells Me So" ist eine Dokumentation von Daniel Karslake, der hier Regie geführt hat und zusammen mit Helen Mendoza auch das Drehbuch geschrieben und den Film produziert hat, aus dem Jahr 2007.

Der Film zeigt auf, wie Schwule und Lesben in Amerika geächtet und verteufelt werden. Scheinheilige "Prediger" fühlen sich berufen, Homosexualität als großes und zu bekämpfendes Übel darzustellen und schüren damit landesweit die immer noch starke Homophobie. Die Gottesdienste werden somit zu wahren Hexenjagden und jagen einem Schauer über den Rücken, genau wie die "Programme" zur Umerziehung Homosexueller.

Daniel Karslake erzählt die Geschichte von fünf verschiedenen Familien, die alle stark gläubig sind und die erst dann zum Umdenken kamen, als sie selbst einen schwulen Sohn oder eine lesbische Tochter hatten. In sehr persönlichen Interviews kommen die Beteiligten zu Wort und berichten von ihren Gefühlen und Gedanken in der Zeit des Coming-Outs ihrer Kinder und ihrem Leben danach. Das geht sehr unter die Haut, ist schmerzlich und auch bewegend.

Eine dieser Geschichten befasst sich mit Bischof Gene Robinson, der 2003 als erster offen Homosexueller zum Bischof geweiht wurde. Er hatte lange Zeit versucht, seine Homosexualität zu unterdrücken, war verheiratet und hat zwei Töchter. Als er schließlich feststellte eine Lüge zu leben, hat er sich einvernehmlich von seiner Frau getrennt und wenig später einen Mann getroffen, mit dem er immer noch zusammenlebt. Robinsons Eltern kommen ebenfalls zu Wort, für sie war diese Entwicklung nur schwer zu verstehen.

Auch die anderen Familiengeschichten sind sehr berührend und werden ganz offen erzählt, wie etwa von der Mutter, deren lesbische Tochter sich umgebracht hat und die erst danach anfangen konnte, ihre eigene Denkweise zu ändern und die sich seitdem für die Anerkennung von Homosexuellen einsetzt.

Insgesamt gesehen hat mich diese Dokumentation abwechselnd sprachlos und unglaublich wütend gemacht, besonders angesichts der Bilder von sogenannten Gottesgläubigen, die öffentlich allen Homosexuellen den Kampf ansagen und ihnen den Tod wünschen. Wenn dann noch erwähnt wird, dass Gene Robinson am Tag seiner Bischofsweihe eine kugelsichere Weste unter seinem Gewand getragen hat, dann frage ich mich, in was für einer Welt wir eigentlich leben.

Der lustigste Moment im Film ist übrigens ganz am Anfang zu sehen, wenn die bekannte Homohasserin Anita Bryant während einer Veranstaltung im Jahr 1977 eine Torte ins Gesicht bekommt und anschließend für den armen Sünder betet - immer noch mit der Torte im Gesicht. Das glaubt man nicht, wenn man es nicht selbst gesehen hat.

Ich kann diese Dokumentation nur sehr empfehlen, auch wenn es teilweise schwer zu ertragen ist. Daniel Karslake hat hier einen grandiosen Film geschaffen, dem ich viele Zuschauer wünsche und von dem ich hoffe, dass er auch etwas bewirkt.
  

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