Samstag, 26. Februar 2011

Ondine

"Ondine" ist ein Film von Neil Jordan (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009. Kameramann war hier Christopher Doyle.

Der irische Fischer Syracuse (Colin Farrell) zieht eines Tages in seinem Netz eine junge Frau (Alicja Bachleda) aus dem Meer. Diese ist sehr verängstigt und möchte von niemandem gesehen werden, also bietet ihr Syracuse Unterschlupf in der Hütte seiner verstorbenen Mutter an. Die Frau, die sich Ondine nennt, geht auf das Angebot ein und zieht in das kleine Haus.

Syracuse wird von den übrigen Dorfbewohnern gerne mal verspottet und sie nennen ihn "Circus, den Clown". Er ist trockener Alkoholiker und hat eine nierenkranke Tochter namens Annie (Alison Barry), die im Rollstuhl sitzt und regelmäßig zur Dialyse muss. Annie wohnt seit der Scheidung ihrer Eltern bei ihrer Mutter, die ebenfalls Alkoholikerin ist, aber immer noch trinkt.

Syracuse erzählt Annie eine Geschichte von einem Fischer, der eine Frau aus dem Wasser gezogen hat und Annie glaubt, dass es ein Selkie, eine Robbenfrau ist. Ondine begleitet Syracuse auf seinem Fischerboot und während sie eine fremde Melodie singt, füllen sich die Fangkörbe und Netze scheinbar wie von selbst. Ist Ondine vielleicht tatsächlich ein Fabelwesen? Hat sie etwa magische Kräfte?

Spätestens als ein geheimnisvoller Fremder im Dorf auftaucht und nach der jungen Frau fragt, ahnt man schon, dass die Geschichte eben doch nicht so märchenhaft sein kann, denn Ondine hat auch ein Vorleben, das sie nun einzuholen scheint. Wie wird die Geschichte wohl ausgehen?

Ich hatte erst Bedenken, mir diesen Film anzuschauen, denn von der Beschreibung her lässt das auf ziemlichen Kitsch schließen. Doch dann dachte ich mir, wenn dieser Film von Neil Jordan ist, dann kann es kein zuckersüßes Märchen sein, der Mann dreht einfach ganz andere Filme. Und was soll ich sagen, es lohnt sich tatsächlich einen Blick zu riskieren, denn Christopher Doyle hat ganz wunderbare Landschaftsaufnahmen eingefangen, die man nicht verpassen sollte. Bereits mit der überaus stimmigen Anfangssequenz, die über die Inseln und das Meer fährt und mit sehr schöner Musik unterlegt ist, hatte er mich auf seiner Seite.

Dass die Geschichte hier und da ein bisschen am Kitsch vorbeischrammt, ist durchaus zu verschmerzen, denn Neil Jordan erzählt dieses kleine Märchen sehr augenzwinkernd. Allzu ernst darf man das alles nicht nehmen und es ist eben auch ein wenig versponnen, aber die Bilder reißen es wirklich heraus. Wenn dann noch jemand wie Stephen Rea den Dorfpfarrer spielt, dann kann eigentlich nichts mehr schiefgehen. Kleine Anmerkung noch an die Herrschaften, die für die Kostüme zuständig sind: Es wäre schön gewesen, wenn die Klamotten von Ondine etwas weniger nuttig ausgesehen hätten.

Insgesamt gesehen ein netter kleiner Film, der zwischen Märchen, Kitsch und Drama pendelt. Wer die Filme von Neil Jordan mag, der wird sicher auch diesen mögen, auch wenn er ein bisschen anders ist. Sehenswert ist er trotzdem, was vor allem an Colin Farrell liegt, der hier wirklich eine tolle Leistung zeigt und sehr überzeugend ist.
 

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