Dienstag, 8. Februar 2011

Hustler White

"Hustler White" ist ein Film von Bruce LaBruce und Rick Castro, die hier beide zusammen Regie geführt und das Drehbuch geschrieben haben, aus dem Jahr 1996.

Der Film beschäftigt sich mit der Stricher-Szene auf dem Santa Monica Boulevard in Los Angeles. Der affektierte deutsche Journalist Jürgen (Bruce LaBruce) kommt extra nach Los Angeles, um ein Buch über diese Szene zu schreiben. Er begegnet dabei zufällig dem Stricher Monti (Toni Ward) und verliebt sich auf der Stelle in ihn. Monti hat gerade seinen letzten Kunden beklaut und ist auf der Flucht, dabei überfährt er versehentlich einen anderen Stricher.

Wiederholt kreuzen sich die Wege von Jürgen und Monti, aber nie von Dauer. Schließlich kommen beide doch ins Gespräch und Jürgen bietet Monti Geld dafür an, wenn dieser ihm von seinen Erlebnissen und Erfahrungen auf der Straße berichtet. Monti willigt ein und zusammen machen sich beide auf, die Gegend zu erkunden. Jürgen möchte seinem neuen Schwarm näher kommen und während Monti im Pool planscht, scheint es fast soweit zu sein. Doch dann passiert ein Unglück, Monti rutscht aus, fällt in den Pool und stößt sich dabei den Kopf. Als Jürgen mit den Drinks wiederkommt, findet er den scheinbar leblosen Körper vor. Verzweifelt packt er ihn ein und fährt mit ihm an den Strand...

Neben der eher zu vernachlässigenden Story bietet dieser Film tatsächlich einen Einblick in die Stricher-Szene in Los Angeles. Völlig wertungsfrei werden hier die teilweise perversen Gelüste der Kunden gezeigt, ohne diese in irgendeiner Form zu verurteilen. Das ist dem Film hoch anzurechnen, geht es doch schließlich nicht darum, hier irgendjemand anzuklagen.

Rick Castro kennt sich in der Szene gut aus, er hatte als Fotograf schon einige Jahre mit den Strichern dort gearbeitet. Daraus entstand dann die Idee zu diesem Film und Bruce LaBruce agiert hier sowohl vor, als auch hinter der Kamera. Seine Darstellung des Jürgen ist einfach köstlich und herrlich überzeichnet, ich hätte ihm noch stundenlang zuschauen können. Toni Ward ist natürlich hauptsächlich ein optischer Augenschmaus, der hier in erster Linie seinen schönen Körper präsentiert, da stört das fehlende schauspielerische Talent eigentlich nicht.

Insgesamt gesehen ein Film der in keine Schublade passt, das muss er aber auch nicht. Von Dokumentation bis Love-Story ist hier einfach alles enthalten. Das ist natürlich eine Low-Budget-Produktion, was man dem Film auch ansieht, aber das tut hier nichts zur Sache. Die Bilder sind durchweg gelungen und sehenswert, allein schon die extrem kitschige Strand-Szene am Ende ist so schön absurd, da ist es schon fast schade, dass der Film wenig später bereits vorbei ist. Anders als in den sonstigen Werken von LaBruce gibt es hier deutlich weniger Sex zu sehen und wenn, dann behält immer mindestens einer seine Socken an. Ein Hinweis auf die Prüderie in Amerika? Das ist natürlich ziemlich lächerlich, aber es schadet dem Film nicht im Geringsten.

Bruce LaBruce ist jedenfalls absolut hinreißend in seiner Rolle und darf zum Schluss sogar noch ein bisschen an Toni Ward herumfummeln, ganz brav natürlich. Seine Filmfigur fragt dann zum wiederholten Mal "Are you gay or are you straight?" Antwort von Monti: "I'm a Hustler."

Nebenbei bemerkt gibt es in diesem Film deutliche Anspielungen auf so berühmte Werke wie "Sunset Boulevard" und "Tod in Venedig" und Bruce LaBruce ist hier eine geniale schwule Mischung aus Gloria Swanson und Gustav von Aschenbach. Von mir jedenfalls eine große Empfehlung.

"Sunset Boulevard" ist übrigens einer der wunderbarsten Filme, die es gibt und ich würde es nicht wagen, darüber etwas zu schreiben, so großartig ist er. Ich kann aber nur jedem empfehlen, sich dieses Meisterwerk anzuschauen und das dazugehörige Making-Of, das sehr interessante Einblicke in die Filmwelt vermittelt.

Keine Kommentare: