"The Raspberry Reich" ist ein Film von Bruce LaBruce (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2004.
Der Film erzählt von einer kleinen Gruppe Terroristen, die in Berlin den Sohn eines reichen Industriellen entführen wollen. Sie bezeichnen sich selbst als sechste Generation der RAF und nennen sich Gudrun, Che, Andreas und so weiter, als Verbeugung für ihre Vorbilder. Ständig beten sie ihre Thesen rauf und runter, obwohl - eigentlich tut das nur die dominante Gudrun (Susanne Sachsse), die einzige Frau im Team, die anscheinend in der Gruppe den Ton angibt. Die männlichen Mitglieder sitzen eher unbeteiligt daneben und scheinen sich zu fügen, mangels eigener Ideen, wie es scheint.
Gudrun predigt außerdem, die Revolution muss auch eine sexuelle Revolution sein und die sexuelle Revolution muss auch eine homosexuelle Revolution sein. Also ermuntert sie ihre Genossen, es miteinander zu treiben, im Dienst der guten Sache, versteht sich.
Die Entführung des Bankierssohnes Patrick (Andreas Rupprecht) geht über die Bühne, aber zwei wichtige Dinge können unsere Möchtegern-Terroristen noch nicht wissen. Erstens, Clyde, der Patrick ausspionieren sollte, hat längst ein Verhältnis mit diesem angefangen. Und zweitens, Patrick hatte vor kurzem sein Coming-Out und wurde daraufhin von seinem Vater enterbt. Außerdem sympathisiert er sowieso mit der Gruppe, was die eigentlichen Pläne total über den Haufen wirft. Gudrun will aber nichts von Planänderungen wissen und die Sache weiter durchziehen, nur leider hat sie diesmal nicht mit dem Widerstand ihrer männlichen Mitstreiter gerechnet. Diese Revolution ist jedenfalls gescheitert, bevor sie richtig begonnen hat.
Bruce LaBruce hat hier einen extrem schrägen und skurrilen Film hingelegt, der sich wirklich sehen lassen kann. Natürlich ist es auch wieder ein Gay-Porno, es gibt Sex ohne Ende, aber andererseits nimmt LaBruce alles schön politisch unkorrekt auf die Schippe und baut Szenen ein, die teilweise brüllend komisch sind. Besonders Gudrun (Susanne Sachsse ist ein Traum in dieser Rolle) ist herrlich überzeichnet, aber nie lächerlich. Die männlichen Darsteller sind hauptsächlich aus der Porno-Branche und durchweg sehenswert.
Als Vertreter des "New Queer Cinema" hat sich Bruce LaBruce bereits einen Namen gemacht, er ist mit scheinbar kindlicher Freude dabei, bestehende Konventionen mit Vergnügen zu ignorieren und das lässt noch auf einige weitere interessante Werke von ihm hoffen. Seine bisherigen Filme werde ich mir auch noch - soweit verfügbar - anschauen, mehr dazu demnächst. An dieser Stelle zunächst schon mal der Hinweis auf "Otto; or, Up with Dead People", den ich ebenfalls sehr empfehlen kann.
Insgesamt gesehen ist "The Raspberry Reich" ein Film der nicht für jeden Geschmack ist, aber das soll wie üblich mal wieder eine Empfehlung sein. Ich hatte jedenfalls meinen Spaß und finde ihn äußerst sehenswert.
Nachtrag: Es gibt auch von diesem Film eine Hardcore-Version, die von dem Berliner Porno-Label Cazzo-Film unter dem Titel "The Revolution is my Boyfriend" vertrieben wird. Ich habe mir beide Versionen im Abstand von ein paar Wochen angeschaut und kann da keine großen Veränderungen feststellen. Beide Filme sind mit ca. neunzig Minuten Laufzeit angegeben und obwohl die Hardcore-Version scheinbar mehr Sex-Szenen zu bieten hat, bin ich doch ein bisschen unsicher, wo da wohl geschnitten wurde. Egal, der Film ist und bleibt auf jeden Fall sehenswert, in welcher Version auch immer.
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