Freitag, 25. Februar 2011

Rückkehr ans Meer - Le Refuge

"Rückkehr ans Meer" - "Le Refuge" ist ein Film von Francois Ozon, der hier zusammen mit Mathieu Hippeau auch das Drehbuch geschrieben hat, aus dem Jahr 2009.

Mousse (Isabelle Carré) und Louis (Melvil Poupaud) sind ein drogensüchtiges Liebespaar. Sie leben bzw. hausen in einer großen Altbauwohnung in Paris, die der Familie von Louis gehört. Ein junger Dealer kommt vorbei und bringt den so dringend benötigten Stoff. Beide setzen sich ihren Schuss und schlafen friedlich ein, scheinbar, denn das Heroin war mit Valium geschnitten und die Überdosis bringt Louis um und lässt Mousse nur knapp überleben. Im Krankenhaus erfährt sie vom Tod ihres Geliebten und man teilt ihr außerdem mit, dass sie schwanger ist.

Mousse geht zur Beerdigung von Louis, wo sie dessen schwulen Bruder Paul (Louis-Ronan Choisy) kennenlernt und danach eine Aussprache mit Louis' Mutter (Claire Vernet) hat, die ihr nur kalt mitteilt, dass die Familie an dem Kind nicht interessiert ist und ihr zu einem Abbruch der Schwangerschaft rät.

Daraufhin verlässt Mousse Paris und fährt ans Meer, in das kleine Haus eines Freundes. Sie braucht Ruhe und will Frieden und zu sich selbst finden. Einige Monate später kommt Paul für ein paar Tage vorbei. Er ist auf dem Weg nach Spanien und möchte Mousse, die inzwischen hochschwanger ist, besuchen. Die ist zunächst nicht besonders erfreut über ihren Gast, aber aus der anfänglichen Zurückhaltung wird doch bald echte Zuneigung. Paul fängt ein Verhältnis mit Serge (Pierre Louis-Calixte) an, was von Mousse beinahe eifersüchtig verfolgt wird. Als Paul wieder abreist ist viel geschehen mit ihm und Mousse, mit ihnen und zwischen ihnen. Mousse spürt den Schmerz seiner Abwesenheit und kann auch endlich die Trauer um Louis zulassen, was ihr zuvor nicht möglich war.

Im letzten Teil, der wieder in Paris spielt, besucht Paul Mousse nach der Geburt ihrer Tochter, die sie Louise nennt, im Krankenhaus. Als sie sieht, wie Paul das Baby voller Liebe anschaut, weiß sie was sie zu tun hat. Sie verlässt das Krankenhaus und übergibt ihre Tochter in die Hände von Paul. Mousse schreibt ihm einen Brief, in dem sie ihm ihre Gründe erklärt. Sie muss erst wieder lieben und leben lernen und fühlt sich für die Mutterrolle noch nicht bereit.

Francois Ozon hat mal wieder das gemacht, was er immer macht, nämlich genau den Film zu drehen, der ihm am Herzen liegt, egal was die Kritiker auch sagen mögen. Wer immer auch versuchen will, diesen Regisseur in irgendeine Schublade zu stecken, der wird mit Bravour scheitern, gottseidank. Wenn es einen roten Faden in seinen Werken gibt, dann ist es vielleicht das Thema Familie, das er aber gerne auf seine Art thematisiert, so auch hier. Die üblichen Konventionen gelten bei ihm nichts und das ist sehr begrüßenswert.

Der Film entlässt einen mit dem schönen Gefühl, dass die Geschichte nicht zu Ende ist und dass es so wie es ist wunderbar funktionieren wird. Das soll ihm erstmal einer nachmachen. Bei der Besetzung hat sich Francois Ozon mal wieder selbst übertroffen. Neben der wunderbaren Isabelle Carré und dem wie immer herausragenden Melvil Poupaud, ist ihm mit Louis-Ronan Choisy ein weiterer Glücksgriff gelungen. Der junge Musiker und Sänger hatte noch keine Schauspielerfahrung und agiert trotzdem ganz unverkrampft und glaubhaft. Er verleiht seiner Rolle einen ganz besonderen Zauber und er ist - nebenbei bemerkt - einfach bildschön. Gleichzeitig ist er auch für den besonders schönen Soundtrack zuständig, der den Film begleitet. Sein Album "Rivière de plumes" kann ich in diesem Zusammenhang nur sehr empfehlen.

Isabelle Carré ist in ihrer spröden Schönheit ein echtes Erlebnis als Mousse. Man kann sie nicht richtig einschätzen, erfährt nichts über ihre Vergangenheit, sie kapselt sich ab und öffnet sich nur sehr langsam. Was immer auch in ihr vorgehen mag, sie zeigt es nicht. Melvil Poupaud hat leider nur einen sehr kurzen Auftritt, aber sein charismatisches Wesen bleibt für den Rest des Films im Gedächtnis. Genau das hat Francois Ozon so gewollt, der mit ihm schon den großartigen Film "Die Zeit die bleibt" gedreht hat. Ozon hatte erst leichte Bedenken ihm diese Rolle anzubieten, weil er ihn hier schon wieder sterben lässt und das auch noch nach nur wenigen Filmminuten, doch Melvil Poupaud war sofort dabei. Louis-Ronan Choisy schließlich macht den Film mit seiner Darstellung komplett. Ebenso wie Mousse macht auch sein Charakter eine große Wandlung durch und ist am Ende des Films bei sich angekommen.

Insgesamt gesehen ist das ein sehr intensiver und zu Herzen gehender Film, der einfach berührend und manchmal fast zum Heulen schön ist. Eingefangen ist das alles in wunderschönen und sehr ruhigen Bildern, auf die man sich schon einlassen sollte, so wie auch auf den ganzen Film, aber das sollte bei einer Arbeit von Francois Ozon eigentlich keine Schwierigkeit sein. Ich persönlich liebe seine Filme und kann sie nur sehr empfehlen, denn für mich ist Francois Ozon einer der besten und innovativsten Regisseure, die es gibt und jeder seiner Filme ist eine Entdeckung für sich. Ganz große Empfehlung auf jeden Fall von mir für diesen absolut zauberhaften und gefühlvollen Film.

Keine Kommentare: