"Lornas Schweigen" - "Le Silence de Lorna" ist ein Film der Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2008.
Die junge Lorna (Arta Dobroshi), die aus Albanien stammt, hat den jungen Belgier Claudy (Jérémie Renier) geheiratet, um die belgische Staatsangehörigkeit zu erlangen. Vermittelt hat das der skrupellose Fabio (Fabrizio Rongione), der offiziell als Taxifahrer arbeitet, aber eigentlich von anderen Geschäften lebt. Lorna träumt davon, eine eigene kleine Snackbar zu betreiben, doch den dafür benötigten Kredit bekommt sie eben erst durch ihre Heirat mit einem Belgier. Ihr Freund Sokol (Alban Ukaj) ist derweil in anderen Ländern unterwegs, um Geld zu verdienen.
Nach ihrer Heirat mit dem drogensüchtigen Claudy soll dieser so schnell wie möglich wieder verschwinden, damit Lorna einen Russen heiraten kann, der ebenfalls belgischer Staatsbürger werden will. Der Deal ist bereits ausgemacht, das Geld steht bereit, aber der ahnungslose Claudy will plötzlich einen Entzug machen und Lorna soll ihm dabei helfen. Lorna gerät in einen Gewissenskonflikt, denn einerseits will sie Claudy zur Seite stehen, aber andererseits sitzt ihr Fabio im Nacken.
Nachdem sie sich nicht an die Verabredungen hält, lässt Fabio Claudy mittels einer Überdosis umbringen. Lorna ist sich jedoch inzwischen sicher, von Claudy schwanger zu sein und verprellt damit nicht nur Fabio und den Russen, sondern auch ihren Freund Sokol. Als ein Handlanger von Fabio sie aus der Stadt fährt, ahnt Lorna, dass man sie beseitigen will. Es gelingt ihr aber, in einen Wald zu flüchten und in einer verlassenen Hütte unterzukommen, wo sie sich mit ihrem, allerdings nur eingebildeten Kind, ausruhen kann.
Dieser Film der Dardenne-Brüder ist wie üblich keine leichte Kost, aber trotzdem sehr sehenswert, schon wegen der grandiosen Darsteller. Die Geschichte ist ähnlich deprimierend wie die anderen Filme der Dardennes, doch auch ebenso empfehlenswert, denn solche Geschichten bekommt man nicht oft zu sehen. Wenn man sich einmal auf diesen Stil eingelassen hat, dann verlangt man automatisch nach mehr. Ich empfehle deshalb auch die Filme "Le Fils" (Der Sohn) und "L'Enfant" (Das Kind), die beide ebenfalls sehr packend sind. Es ist schön in der heutigen Zeit solche Filme sehen zu können, die sich so wohltuend von dem ganzen Mainstream-Mist abheben, mit dem man heutzutage so belästigt wird. Ganz große Empfehlung deshalb von mir.
Sonntag, 26. Juni 2011
Just One Time
"Just One Time" ist ein Film von Lane Janger (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1999 und wurde jetzt erstmals auf DVD (OmU) veröffentlicht.
Der New Yorker Feuerwehrmann Anthony (Lane Janger) und seine Freundin, die Anwältin Amy (Joelle Carter) wollen in Kürze heiraten. Anthony hat aber noch eine langjährige Fantasie im Kopf, die ihm Amy erfüllen soll. Er möchte sie mit einer anderen Frau in Aktion sehen, was Amy bisher strikt abgelehnt hat, aber nun wird es ihr langsam zuviel. Sie ist bereit, sich auf diese Fantasie einzulassen, wenn Anthony im Gegenzug etwas mit einem Mann anfängt, was bei diesem zu starken Beklemmungen führt. Zugegeben, bei dieser Ausgangssituation wollte ich den Film schon ausschalten.
Rein zufällig gibt es da den jungen schwulen Victor (Guillermo Diaz), der schon lange für Anthony schwärmt und nur auf so eine Gelegenheit gewartet hat und die wunderschöne Lesbe Michelle (Jennifer Esposito), die gegenüber wohnt. Beide werden in die Geschichte mit einbezogen und es gibt so einige Missverständnisse, bis endlich wieder jeder seinen Platz erobert hat.
Auf der DVD-Hülle steht das Wort "Urkomisch", das bei mir schon sämtliche Alarmglocken klingen lässt. Ebenso konnte ich lesen, dies sei ein "Klassiker des Queer Cinema". Kann es sein, dass diese Formulierung inzwischen inflationär verwendet oder auch verwurstet wird? Was für ein Quatsch. Wenn man es lustig findet, dass einem hier haufenweise homophobe Sprüche um die Ohren fliegen, ja dann mag das wohl stimmen. Oder findet irgendjemand den Besuch der Feuerwehrmänner in der Schwulenbar komisch, die alle nur Angst davor haben, dass die Schwulen gleich über sie herfallen und die dann doch nur ihren Spaß haben? Hach, wie lustig.
Was soll das überhaupt mit den Veröffentlichungen dieser Filme, die jahrelang von niemandem - völlig zu Recht - beachtet wurden? Räumt da jemand seine Grabbelkiste auf? Und jeder noch so uninteressante Film, so wie dieser, bekommt dann noch aufgedruckt, er sei ein Klassiker des Queer Cinema. Nein, ist er nicht. Das ist ärgerlicher Scheiß, mehr nicht. Bitte verpassen, denn der Film ist total überflüssig.
Der New Yorker Feuerwehrmann Anthony (Lane Janger) und seine Freundin, die Anwältin Amy (Joelle Carter) wollen in Kürze heiraten. Anthony hat aber noch eine langjährige Fantasie im Kopf, die ihm Amy erfüllen soll. Er möchte sie mit einer anderen Frau in Aktion sehen, was Amy bisher strikt abgelehnt hat, aber nun wird es ihr langsam zuviel. Sie ist bereit, sich auf diese Fantasie einzulassen, wenn Anthony im Gegenzug etwas mit einem Mann anfängt, was bei diesem zu starken Beklemmungen führt. Zugegeben, bei dieser Ausgangssituation wollte ich den Film schon ausschalten.
Rein zufällig gibt es da den jungen schwulen Victor (Guillermo Diaz), der schon lange für Anthony schwärmt und nur auf so eine Gelegenheit gewartet hat und die wunderschöne Lesbe Michelle (Jennifer Esposito), die gegenüber wohnt. Beide werden in die Geschichte mit einbezogen und es gibt so einige Missverständnisse, bis endlich wieder jeder seinen Platz erobert hat.
Auf der DVD-Hülle steht das Wort "Urkomisch", das bei mir schon sämtliche Alarmglocken klingen lässt. Ebenso konnte ich lesen, dies sei ein "Klassiker des Queer Cinema". Kann es sein, dass diese Formulierung inzwischen inflationär verwendet oder auch verwurstet wird? Was für ein Quatsch. Wenn man es lustig findet, dass einem hier haufenweise homophobe Sprüche um die Ohren fliegen, ja dann mag das wohl stimmen. Oder findet irgendjemand den Besuch der Feuerwehrmänner in der Schwulenbar komisch, die alle nur Angst davor haben, dass die Schwulen gleich über sie herfallen und die dann doch nur ihren Spaß haben? Hach, wie lustig.
Was soll das überhaupt mit den Veröffentlichungen dieser Filme, die jahrelang von niemandem - völlig zu Recht - beachtet wurden? Räumt da jemand seine Grabbelkiste auf? Und jeder noch so uninteressante Film, so wie dieser, bekommt dann noch aufgedruckt, er sei ein Klassiker des Queer Cinema. Nein, ist er nicht. Das ist ärgerlicher Scheiß, mehr nicht. Bitte verpassen, denn der Film ist total überflüssig.
House of Boys
"House of Boys" ist ein Film von Jean-Claude Schlim (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009.
Es ist das Jahr 1984, der achtzehnjährige Frank (Layke Anderson) kehrt seinem spießigen Elternhaus und der Kleinstadt den Rücken und zieht nach Amsterdam. Er ist jung, schwul und will verdammt noch mal seinen Spaß haben. Über Umwege landet er im "House of Boys", einem kleinen schwulen Nachtclub, der von Madame (Udo Kier) geleitet wird. Bevor er allerdings zum Tanzen auf die Bühne darf, muss er sich erstmal an der Bar beweisen. Das Zimmer teilt sich Frank mit Jake (Benn Northover), dem einzigen Hetero im Haus, in den er sich prompt verliebt. Jake hat aber eine Freundin und außer ein paar Stammkunden sonst keine weiteren sexuellen Kontakte zu Männern.
Bald kommt es jedoch zum Bruch zwischen Jake und seiner Freundin und die Bahn ist frei für Frank. Die beiden jungen Männer kommen sich näher und Jake verliebt sich auch in Frank. Ab jetzt könnte also alles schön und glücklich sein, denn beruflich läuft es ebenfalls sehr gut, doch da taucht ein gnadenloser Feind auf - Aids. Jake erkrankt und schon bald wird klar, dass er an dieser neuen und mysteriösen Krankheit leidet, über die man bisher kaum etwas weiß. Zwar hat er mit Dr. Marsh (Stephen Fry) einen verständnisvollen und engagierten Arzt an seiner Seite, dem aber weitestgehend die Hände gebunden sind, weil die Krankheit eben noch zu unbekannt und unerforscht ist.
Nach dem Rausschmiss aus dem "House of Boys" finden Frank und Jake Unterkunft bei Emma (Eleanor David), der guten Seele des Hauses, die sich wie eine mütterliche Freundin um die Beiden kümmert. Und auch die anderen Jungs stehen Frank und Jake zur Seite, bis zum bitteren Ende.
Ich gebe zu, dass ich innerlich etwas zerrissen bin. Einerseits möchte ich diesen Film mögen und ihn auch empfehlen, aber andererseits hat er auch einige unübersehbare Schwächen. Die Geschichte über Freundschaft und Liebe ist ja sehr schön, trägt aber mitunter ein bisschen zu dick auf und dann wird es schon manchmal sehr schmalzig und kitschig. Die Schauspieler retten das aber mit ihrer durchaus glaubhaften Darstellung und auch die Nebenrollen können sich sehen lassen, wie z. B. Steven Webb als Angelo. Die Bühnenauftritte von Udo Kier kann man getrost als etwas bizarr bezeichnen, aber ein Udo Kier hat eben Narrenfreiheit und darf das.
Positiv hervorzuheben ist noch der Soundtrack, der sehr passend ist, negativ dagegen sind einige Dialoge, die eigentlich nur zum Weghören sind. Die Schauwerte halten sich in Grenzen, denn die Auftritte der Boys sind doch insgesamt sehr züchtig. Jean-Claude Schlim, der hier als Snowwhite auch selbst noch eine kleine Rolle spielt, hat jahrelang für dieses Projekt gekämpft, was ich ihm hoch anrechne, aber leider lässt er kaum ein Klischee aus und packt gerade gegen Ende des Films noch ein Problem nach dem anderen obendrauf. Von Jakes schwieriger Kindheit, über Emmas Kind, Madames Feigheit bis hin zu Angelos geschlechtsangleichender Operation. Das ist alles viel zu viel und eigentlich auch total überflüssig. So traurig der Film auch ist, richtig berührt hat er mich merkwürdigerweise nicht. Und das Ende ist leider absolut kitschig geworden, das hätte viel besser sein müssen.
Insgesamt gesehen ein Film mit diversen kleinen Schwächen, über die ich aber hinwegsehen kann, weil mir der Grundgedanke und die Besetzung gut gefallen. Bitte möglichst im englischen Original anschauen, wenn auch leider keine Untertitel verfügbar sind.
Es ist das Jahr 1984, der achtzehnjährige Frank (Layke Anderson) kehrt seinem spießigen Elternhaus und der Kleinstadt den Rücken und zieht nach Amsterdam. Er ist jung, schwul und will verdammt noch mal seinen Spaß haben. Über Umwege landet er im "House of Boys", einem kleinen schwulen Nachtclub, der von Madame (Udo Kier) geleitet wird. Bevor er allerdings zum Tanzen auf die Bühne darf, muss er sich erstmal an der Bar beweisen. Das Zimmer teilt sich Frank mit Jake (Benn Northover), dem einzigen Hetero im Haus, in den er sich prompt verliebt. Jake hat aber eine Freundin und außer ein paar Stammkunden sonst keine weiteren sexuellen Kontakte zu Männern.
Bald kommt es jedoch zum Bruch zwischen Jake und seiner Freundin und die Bahn ist frei für Frank. Die beiden jungen Männer kommen sich näher und Jake verliebt sich auch in Frank. Ab jetzt könnte also alles schön und glücklich sein, denn beruflich läuft es ebenfalls sehr gut, doch da taucht ein gnadenloser Feind auf - Aids. Jake erkrankt und schon bald wird klar, dass er an dieser neuen und mysteriösen Krankheit leidet, über die man bisher kaum etwas weiß. Zwar hat er mit Dr. Marsh (Stephen Fry) einen verständnisvollen und engagierten Arzt an seiner Seite, dem aber weitestgehend die Hände gebunden sind, weil die Krankheit eben noch zu unbekannt und unerforscht ist.
Nach dem Rausschmiss aus dem "House of Boys" finden Frank und Jake Unterkunft bei Emma (Eleanor David), der guten Seele des Hauses, die sich wie eine mütterliche Freundin um die Beiden kümmert. Und auch die anderen Jungs stehen Frank und Jake zur Seite, bis zum bitteren Ende.
Ich gebe zu, dass ich innerlich etwas zerrissen bin. Einerseits möchte ich diesen Film mögen und ihn auch empfehlen, aber andererseits hat er auch einige unübersehbare Schwächen. Die Geschichte über Freundschaft und Liebe ist ja sehr schön, trägt aber mitunter ein bisschen zu dick auf und dann wird es schon manchmal sehr schmalzig und kitschig. Die Schauspieler retten das aber mit ihrer durchaus glaubhaften Darstellung und auch die Nebenrollen können sich sehen lassen, wie z. B. Steven Webb als Angelo. Die Bühnenauftritte von Udo Kier kann man getrost als etwas bizarr bezeichnen, aber ein Udo Kier hat eben Narrenfreiheit und darf das.
Positiv hervorzuheben ist noch der Soundtrack, der sehr passend ist, negativ dagegen sind einige Dialoge, die eigentlich nur zum Weghören sind. Die Schauwerte halten sich in Grenzen, denn die Auftritte der Boys sind doch insgesamt sehr züchtig. Jean-Claude Schlim, der hier als Snowwhite auch selbst noch eine kleine Rolle spielt, hat jahrelang für dieses Projekt gekämpft, was ich ihm hoch anrechne, aber leider lässt er kaum ein Klischee aus und packt gerade gegen Ende des Films noch ein Problem nach dem anderen obendrauf. Von Jakes schwieriger Kindheit, über Emmas Kind, Madames Feigheit bis hin zu Angelos geschlechtsangleichender Operation. Das ist alles viel zu viel und eigentlich auch total überflüssig. So traurig der Film auch ist, richtig berührt hat er mich merkwürdigerweise nicht. Und das Ende ist leider absolut kitschig geworden, das hätte viel besser sein müssen.
Insgesamt gesehen ein Film mit diversen kleinen Schwächen, über die ich aber hinwegsehen kann, weil mir der Grundgedanke und die Besetzung gut gefallen. Bitte möglichst im englischen Original anschauen, wenn auch leider keine Untertitel verfügbar sind.
Samstag, 25. Juni 2011
Nachtblende
"Nachtblende" - "L'homme qui voulait vivre sa vie" ist ein Film von Eric Lartigau aus dem Jahr 2010. Das Drehbuch stammt von Stéphane Cabel und beruht auf dem Roman von Douglas Kennedy.
Paul (Romain Duris) ist ein junger und erfolgreicher Anwalt in Paris. Er hat eine Frau (Marina Fois) und zwei kleine Kinder und lebt in einem großen Haus vor der Stadt mit allem nur erdenklichen Luxus. Anne (Catherine Deneuve), seine Partnerin in der Kanzlei, eröffnet ihm eines Tages, schwer krank zu sein und bald zu sterben. Er soll die Kanzlei übernehmen und in ihrem Sinne weiterführen. Eigentlich ein reizvoller Gedanke, doch Paul ist mit seinem Leben nicht glücklich. Er wäre viel lieber Fotograf geworden, was ihm aber sein Vater verboten hatte. Der Traum lässt Paul jedoch nicht los und als er bemerkt, dass seine Frau ihn ausgerechnet mit dem Fotografen von nebenan betrügt und die Scheidung will, rastet er aus.
Im Affekt tötet er Grégoire (Eric Ruf), beseitigt anschließend die Leiche und nimmt Grégoires Identität an. Dann inszeniert er noch seinen eigenen Abgang und will ein neues Leben beginnen. Mit Grégoires Papieren, seinem alten Auto und seiner Fotoausrüstung macht er sich auf und landet irgendwo in einem kleinen Ort in Osteuropa.
Was sich bis jetzt schon idiotisch anhört, wird ab da noch viel bekloppter, aber der Reihe nach. Paul, also jetzt ja eigentlich Grégoire, mietet sich ein kleines verfallenes Haus, zieht mit seiner Kamera umher und fotografiert, was ihm eben vor die Linse kommt. Er macht die Bekanntschaft mit dem älteren Bartholomé (Niels Arestrup), der Fotos von ihm sieht und zufällig Chefredakteur einer Zeitung ist. Durch ihn lernt Paul/Grégoire Ivana (Branka Katic) kennen, die dafür sorgt, dass seine Bilder in der Zeitung veröffentlicht werden. Natürlich bekommt er auch sofort eine große Ausstellung in einer Kunstgalerie, die dann auch gleich in die ganze Welt reisen soll, was auch sonst. Da bekommt unser Held aber ganz schnell kalte Füße und macht sich vom Acker, aber das ist noch nicht das Ende der Geschichte.
Nein, denn das Ende der Geschichte ist dann auch noch so blöd, dass ich gerne darauf verzichte, diesen Quatsch hier wiederzugeben. Ehrlich gesagt, ich habe lange nicht mehr so einen Schwachsinn gesehen. Dieses männliche Selbstfindungsdrama ist von vorne bis hinten einfach nur dumm und überflüssig. Mal abgesehen davon, dass jegliche Logik hier außer Kraft gesetzt wird, ist die Geschichte sterbenslangweilig erzählt und mit 114 Minuten auch viel zu lang.
Die Besetzung kann man getrost vergessen, mal abgesehen von dem Kurzauftritt der fabelhaften Catherine Deneuve, denn Romain Duris und Marina Fois wirken zu keinem Zeitpunkt als Paar glaubhaft. Das glückliche Familienleben existiert wohl nur im Drehbuch, das man ebenfalls gleich in die Tonne treten kann. Was aber wirklich nervt, ist die Darstellung von Romain Duris, der wie ein überdrehtes kleines Kind wirkt und einfach nur anstrengend ist. Bei aller Liebe, aber dieser Film ist absolut nicht empfehlenswert. So ein Blödsinn, den kann man gerne verpassen. Warum der deutsche Titel "Nachtblende" heißt? Egal.
Paul (Romain Duris) ist ein junger und erfolgreicher Anwalt in Paris. Er hat eine Frau (Marina Fois) und zwei kleine Kinder und lebt in einem großen Haus vor der Stadt mit allem nur erdenklichen Luxus. Anne (Catherine Deneuve), seine Partnerin in der Kanzlei, eröffnet ihm eines Tages, schwer krank zu sein und bald zu sterben. Er soll die Kanzlei übernehmen und in ihrem Sinne weiterführen. Eigentlich ein reizvoller Gedanke, doch Paul ist mit seinem Leben nicht glücklich. Er wäre viel lieber Fotograf geworden, was ihm aber sein Vater verboten hatte. Der Traum lässt Paul jedoch nicht los und als er bemerkt, dass seine Frau ihn ausgerechnet mit dem Fotografen von nebenan betrügt und die Scheidung will, rastet er aus.
Im Affekt tötet er Grégoire (Eric Ruf), beseitigt anschließend die Leiche und nimmt Grégoires Identität an. Dann inszeniert er noch seinen eigenen Abgang und will ein neues Leben beginnen. Mit Grégoires Papieren, seinem alten Auto und seiner Fotoausrüstung macht er sich auf und landet irgendwo in einem kleinen Ort in Osteuropa.
Was sich bis jetzt schon idiotisch anhört, wird ab da noch viel bekloppter, aber der Reihe nach. Paul, also jetzt ja eigentlich Grégoire, mietet sich ein kleines verfallenes Haus, zieht mit seiner Kamera umher und fotografiert, was ihm eben vor die Linse kommt. Er macht die Bekanntschaft mit dem älteren Bartholomé (Niels Arestrup), der Fotos von ihm sieht und zufällig Chefredakteur einer Zeitung ist. Durch ihn lernt Paul/Grégoire Ivana (Branka Katic) kennen, die dafür sorgt, dass seine Bilder in der Zeitung veröffentlicht werden. Natürlich bekommt er auch sofort eine große Ausstellung in einer Kunstgalerie, die dann auch gleich in die ganze Welt reisen soll, was auch sonst. Da bekommt unser Held aber ganz schnell kalte Füße und macht sich vom Acker, aber das ist noch nicht das Ende der Geschichte.
Nein, denn das Ende der Geschichte ist dann auch noch so blöd, dass ich gerne darauf verzichte, diesen Quatsch hier wiederzugeben. Ehrlich gesagt, ich habe lange nicht mehr so einen Schwachsinn gesehen. Dieses männliche Selbstfindungsdrama ist von vorne bis hinten einfach nur dumm und überflüssig. Mal abgesehen davon, dass jegliche Logik hier außer Kraft gesetzt wird, ist die Geschichte sterbenslangweilig erzählt und mit 114 Minuten auch viel zu lang.
Die Besetzung kann man getrost vergessen, mal abgesehen von dem Kurzauftritt der fabelhaften Catherine Deneuve, denn Romain Duris und Marina Fois wirken zu keinem Zeitpunkt als Paar glaubhaft. Das glückliche Familienleben existiert wohl nur im Drehbuch, das man ebenfalls gleich in die Tonne treten kann. Was aber wirklich nervt, ist die Darstellung von Romain Duris, der wie ein überdrehtes kleines Kind wirkt und einfach nur anstrengend ist. Bei aller Liebe, aber dieser Film ist absolut nicht empfehlenswert. So ein Blödsinn, den kann man gerne verpassen. Warum der deutsche Titel "Nachtblende" heißt? Egal.
Freitag, 24. Juni 2011
Sagat
"Sagat" ist ein Film von Pascal Roche und Jérôme M. Oliveira (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2011.
Es handelt sich hier um eine Dokumentation über den französischen Pornostar Francois Sagat, der 1979 in der Kleinstadt Cognac geboren wurde und inzwischen auf eine beachtliche internationale Karriere zurückblicken kann. Doch dieser Erfolg wurde ihm nicht einfach so in die Wiege gelegt, denn aufgewachsen ist Francois als schmächtiger und schüchterner Junge, der in der Schule gehänselt wurde und sich lange nicht entscheiden konnte, ob er nun lieber Mann oder Frau sein wollte. Irgendwann hat er sich dann für die männliche Variante entschieden und angefangen, seinen Körper entsprechend zu formen. Mit Hilfe von Anabolika und ständigem Training ist aus ihm der Francois Sagat geworden, den die Welt heute kennt.
Die SISSY zieht Vergleiche mit Joe Dallesandro, der auch ein Sexsymbol seiner Zeit gewesen ist. Für mich ist Francois Sagat aber doch eher mit Peter Berlin, "That Man: Peter Berlin", vergleichbar, der sich ja auch selbst als Ikone erschaffen hat. Da haben sie etwas gemeinsam, denn Sagat hat sein Äußeres ebenfalls bis zur absoluten Perfektion geschaffen.
Ganz offen redet er hier über sein Leben, seine Arbeit als Pornodarsteller, über seine Gefühle und seine Zukunft. Das ist alles sehr interessant, aber leiden beschränken sich die Filmemacher darauf, immer nur den Körper von Sagat in den Vordergrund zu stellen und vernachlässigen dabei die Person, die dahinter steckt und sich als ernsthaft und intelligent erweist. Die Dokumentation ist mit knapp vierzig Minuten auch sehr überschaubar und schöpft ihr Potential bei weitem nicht aus. Ein paar bekannte Leute die beruflich mit Sagat zu tun hatten, wie z. B. Chi Chi LaRue, Bruce LaBruce oder Christoph Honoré, dürfen zwei, drei Sätze sagen, dann sind sie auch schon wieder weg, ebenso wie die Schwester von Francois Sagat. Schade, da hätte ruhig mehr kommen können.
Was erfährt man insgesamt von Sagat? Er ist smart, sexy und unkonventionell, liebt Verkleidungen, lehnt Bareback grundsätzlich ab und hat kein Talent sich zu prostituieren, wie er selbst sagt. Er hat durch den Porno viel über sich selbst gelernt und hält die Liebe für einen unmöglichen Traum. Hier kann man hinter seiner starken Fassade einen sehr sensiblen Menschen entdecken.
So gut diese Dokumentation auch gemeint sein mag, dem Menschen Francois Sagat wird sie nicht wirklich gerecht, denn der ist viel komplexer, als es die beiden Filmemacher zeigen können. Ihn ausschließlich auf seinen Körper zu reduzieren ist schlicht und einfach falsch, denn es steckt eine durchaus interessante Persönlichkeit darin.
Neben der doch recht kurzen Dokumentation gibt es einige Extras auf der DVD, die noch weitere, teilweise bislang unveröffentlichte Aufnahmen von Sagat zeigen. Die sind ganz nett anzuschauen, aber auch nicht besonders spektakulär.
Insgesamt gesehen ein Film, den ich schon empfehlen kann, weil hier mit Francois Sagat eine sehr besondere Person im Mittelpunkt steht. Man mag von ihm halten was man will, aber es lässt sich nicht abstreiten, dass er ein wirklich gutaussehender Mann ist, der seinen Körper perfektioniert hat. Allein schon für diesen Hintern muss man ihn anbeten, ganz ehrlich. Die Dokumentation an sich hätte aber viel besser sein können und müssen, da schwächelt doch so einiges. Egal, sehenswert ist es trotzdem, der Mensch Francois Sagat ist einfach spannend genug und er hat hier jederzeit die Kontrolle über das Bild, das von ihm vermittelt wird. Sehr beeindruckend. Ach ja, über die FSK-Freigabe ab 18 habe ich mal wieder sehr gelacht.
Es handelt sich hier um eine Dokumentation über den französischen Pornostar Francois Sagat, der 1979 in der Kleinstadt Cognac geboren wurde und inzwischen auf eine beachtliche internationale Karriere zurückblicken kann. Doch dieser Erfolg wurde ihm nicht einfach so in die Wiege gelegt, denn aufgewachsen ist Francois als schmächtiger und schüchterner Junge, der in der Schule gehänselt wurde und sich lange nicht entscheiden konnte, ob er nun lieber Mann oder Frau sein wollte. Irgendwann hat er sich dann für die männliche Variante entschieden und angefangen, seinen Körper entsprechend zu formen. Mit Hilfe von Anabolika und ständigem Training ist aus ihm der Francois Sagat geworden, den die Welt heute kennt.
Die SISSY zieht Vergleiche mit Joe Dallesandro, der auch ein Sexsymbol seiner Zeit gewesen ist. Für mich ist Francois Sagat aber doch eher mit Peter Berlin, "That Man: Peter Berlin", vergleichbar, der sich ja auch selbst als Ikone erschaffen hat. Da haben sie etwas gemeinsam, denn Sagat hat sein Äußeres ebenfalls bis zur absoluten Perfektion geschaffen.
Ganz offen redet er hier über sein Leben, seine Arbeit als Pornodarsteller, über seine Gefühle und seine Zukunft. Das ist alles sehr interessant, aber leiden beschränken sich die Filmemacher darauf, immer nur den Körper von Sagat in den Vordergrund zu stellen und vernachlässigen dabei die Person, die dahinter steckt und sich als ernsthaft und intelligent erweist. Die Dokumentation ist mit knapp vierzig Minuten auch sehr überschaubar und schöpft ihr Potential bei weitem nicht aus. Ein paar bekannte Leute die beruflich mit Sagat zu tun hatten, wie z. B. Chi Chi LaRue, Bruce LaBruce oder Christoph Honoré, dürfen zwei, drei Sätze sagen, dann sind sie auch schon wieder weg, ebenso wie die Schwester von Francois Sagat. Schade, da hätte ruhig mehr kommen können.
Was erfährt man insgesamt von Sagat? Er ist smart, sexy und unkonventionell, liebt Verkleidungen, lehnt Bareback grundsätzlich ab und hat kein Talent sich zu prostituieren, wie er selbst sagt. Er hat durch den Porno viel über sich selbst gelernt und hält die Liebe für einen unmöglichen Traum. Hier kann man hinter seiner starken Fassade einen sehr sensiblen Menschen entdecken.
So gut diese Dokumentation auch gemeint sein mag, dem Menschen Francois Sagat wird sie nicht wirklich gerecht, denn der ist viel komplexer, als es die beiden Filmemacher zeigen können. Ihn ausschließlich auf seinen Körper zu reduzieren ist schlicht und einfach falsch, denn es steckt eine durchaus interessante Persönlichkeit darin.
Neben der doch recht kurzen Dokumentation gibt es einige Extras auf der DVD, die noch weitere, teilweise bislang unveröffentlichte Aufnahmen von Sagat zeigen. Die sind ganz nett anzuschauen, aber auch nicht besonders spektakulär.
Insgesamt gesehen ein Film, den ich schon empfehlen kann, weil hier mit Francois Sagat eine sehr besondere Person im Mittelpunkt steht. Man mag von ihm halten was man will, aber es lässt sich nicht abstreiten, dass er ein wirklich gutaussehender Mann ist, der seinen Körper perfektioniert hat. Allein schon für diesen Hintern muss man ihn anbeten, ganz ehrlich. Die Dokumentation an sich hätte aber viel besser sein können und müssen, da schwächelt doch so einiges. Egal, sehenswert ist es trotzdem, der Mensch Francois Sagat ist einfach spannend genug und er hat hier jederzeit die Kontrolle über das Bild, das von ihm vermittelt wird. Sehr beeindruckend. Ach ja, über die FSK-Freigabe ab 18 habe ich mal wieder sehr gelacht.
Sonntag, 19. Juni 2011
Verliebte Jungs
"Verliebte Jungs" ist eine Sammlung von sieben schwulen Kurzfilmen, die bei Salzgeber erschienen ist.
Zu sehen sind die Filme "Starcrossed" USA 2005, "Beim Friseur" Frankreich 2004, "Cairo Calling" USA/Kanada 2005, "Joe" England 2005, "Die Umfrage" Frankreich 2004, "Lonely 15" Norwegen 2004 und "Billys Dad is a Fudge Packer" USA 2004.
Bei Kurzfilmen stellt sich ja immer die Frage, ob sie es schaffen, in der knappen Zeit, die ihnen zur Verfügung steht, ihr Publikum zu erreichen und eine Geschichte zu erzählen, die im Kopf des Zuschauers auch hängenbleibt. Es ist unbestritten, dass die Qualität von Kurzfilmen durchaus sehr schwankend ist. Es gibt gute, weniger gute, auch schlechte und eben manchmal auch herausragende Werke darunter. Darüber zu urteilen liegt natürlich im Auge des jeweiligen Betrachters.
Diese Sammlung finde ich schon sehenswert, auch wenn der Titel "Verliebte Jungs" meiner Meinung nach nicht so ganz glücklich gewählt ist. Ein Highlight ist bereits der erste Film "Starcrossed", der von der Liebe zweier Brüder zueinander erzählt und mit einem Ende aufwartet, das einem schlicht den Atem raubt. Da haben es die folgenden Filme natürlich etwas schwer, den Zuschauer ebenso zu packen, aber schlecht sind sie deswegen nicht. Mal abgesehen von dem Animationsfilm aus Norwegen, den ich persönlich jetzt nicht so toll fand, lohnen sich die anderen Beiträge schon.
Insgesamt gesehen eine Sammlung von Kurzfilmen, die man sich durchaus anschauen kann. Wahrscheinlich ist hier für jeden Geschmack etwas dabei und langweilig wird es auch nicht. Absolut empfehlenswert.
Zu sehen sind die Filme "Starcrossed" USA 2005, "Beim Friseur" Frankreich 2004, "Cairo Calling" USA/Kanada 2005, "Joe" England 2005, "Die Umfrage" Frankreich 2004, "Lonely 15" Norwegen 2004 und "Billys Dad is a Fudge Packer" USA 2004.
Bei Kurzfilmen stellt sich ja immer die Frage, ob sie es schaffen, in der knappen Zeit, die ihnen zur Verfügung steht, ihr Publikum zu erreichen und eine Geschichte zu erzählen, die im Kopf des Zuschauers auch hängenbleibt. Es ist unbestritten, dass die Qualität von Kurzfilmen durchaus sehr schwankend ist. Es gibt gute, weniger gute, auch schlechte und eben manchmal auch herausragende Werke darunter. Darüber zu urteilen liegt natürlich im Auge des jeweiligen Betrachters.
Diese Sammlung finde ich schon sehenswert, auch wenn der Titel "Verliebte Jungs" meiner Meinung nach nicht so ganz glücklich gewählt ist. Ein Highlight ist bereits der erste Film "Starcrossed", der von der Liebe zweier Brüder zueinander erzählt und mit einem Ende aufwartet, das einem schlicht den Atem raubt. Da haben es die folgenden Filme natürlich etwas schwer, den Zuschauer ebenso zu packen, aber schlecht sind sie deswegen nicht. Mal abgesehen von dem Animationsfilm aus Norwegen, den ich persönlich jetzt nicht so toll fand, lohnen sich die anderen Beiträge schon.
Insgesamt gesehen eine Sammlung von Kurzfilmen, die man sich durchaus anschauen kann. Wahrscheinlich ist hier für jeden Geschmack etwas dabei und langweilig wird es auch nicht. Absolut empfehlenswert.
Strapped
"Strapped" ist ein Film von Joseph Graham (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010.
In einem großen Mietshaus in San Francisco besucht ein junger Stricher (Ben Bonenfant) einen Kunden. Als er das Gebäude anschließend wieder verlassen will, schafft er es nicht, den Ausgang zu finden. Alles ist verwinkelt, die Flure enden im Nichts und es scheint kein Entkommen möglich. Doch auf seinem Weg durch das Haus laufen unserem Hustler, der keinen Namen zu haben scheint, verschiedene Männer über den Weg, die alle etwas von ihm wollen.
Also was soll's, die Nacht ist jung und unser Freund gelangt von einem Kunden zum nächsten. Was immer auch von ihm verlangt wird, er kann sich in beinahe jeden Charakter hineinversetzen und passt sich den Wünschen des Kunden an. Er schlüpft in so viele verschiedene Rollen, dass er sich dabei selbst irgendwo verloren hat. Im Laufe der Nacht wird ihm klar, dass er ein echtes Identitätsproblem hat. Die Suche nach dem Ausgang aus diesem Haus wird für ihn immer mehr auch die Suche nach sich selbst.
Was für ein zauberhafter kleiner Film, ich bin absolut begeistert. Eine echte Filmperle, die nur leider wieder kaum Publikum haben wird, was ausgesprochen schade ist. Die berührende Geschichte um den jungen Stricher ist fabelhaft erzählt, in tollen und faszinierenden Bildern eingefangen und mit sehr stimmungsvoller Musik unterlegt. Hauptdarsteller Ben Bonenfant ist gleichzeitig hinreißend und bezaubernd und je nach Stimmungslage auch lustig oder traurig. Das alles spielt er wirklich sensationell, doch auch die anderen Schauspieler können allesamt überzeugen.
Insgesamt gesehen eine ganz große Empfehlung von mir für einen äußerst gelungenen Film, der einfach wunderbar anders ist und zugleich noch einen der schönsten Filmküsse überhaupt zeigt. Unbedingt anschauen.
In einem großen Mietshaus in San Francisco besucht ein junger Stricher (Ben Bonenfant) einen Kunden. Als er das Gebäude anschließend wieder verlassen will, schafft er es nicht, den Ausgang zu finden. Alles ist verwinkelt, die Flure enden im Nichts und es scheint kein Entkommen möglich. Doch auf seinem Weg durch das Haus laufen unserem Hustler, der keinen Namen zu haben scheint, verschiedene Männer über den Weg, die alle etwas von ihm wollen.
Also was soll's, die Nacht ist jung und unser Freund gelangt von einem Kunden zum nächsten. Was immer auch von ihm verlangt wird, er kann sich in beinahe jeden Charakter hineinversetzen und passt sich den Wünschen des Kunden an. Er schlüpft in so viele verschiedene Rollen, dass er sich dabei selbst irgendwo verloren hat. Im Laufe der Nacht wird ihm klar, dass er ein echtes Identitätsproblem hat. Die Suche nach dem Ausgang aus diesem Haus wird für ihn immer mehr auch die Suche nach sich selbst.
Was für ein zauberhafter kleiner Film, ich bin absolut begeistert. Eine echte Filmperle, die nur leider wieder kaum Publikum haben wird, was ausgesprochen schade ist. Die berührende Geschichte um den jungen Stricher ist fabelhaft erzählt, in tollen und faszinierenden Bildern eingefangen und mit sehr stimmungsvoller Musik unterlegt. Hauptdarsteller Ben Bonenfant ist gleichzeitig hinreißend und bezaubernd und je nach Stimmungslage auch lustig oder traurig. Das alles spielt er wirklich sensationell, doch auch die anderen Schauspieler können allesamt überzeugen.
Insgesamt gesehen eine ganz große Empfehlung von mir für einen äußerst gelungenen Film, der einfach wunderbar anders ist und zugleich noch einen der schönsten Filmküsse überhaupt zeigt. Unbedingt anschauen.
Samstag, 18. Juni 2011
Ein Sohn
"Ein Sohn" - "Un Fils" ist ein Film von Amal Bedjaoui aus dem Jahr 2003. Das Drehbuch schrieb sie zusammen mit Isabelle Pichaud.
Selim (Mohamed Hicham) ist ein junger und schöner Mann, der zusammen mit seiner etwas älteren Freundin Louise (Isabelle Pichaud) im Pariser Nachtleben unterwegs und mit ihr gemeinsam auf Kundensuche ist. Gerne werden sie zusammen gebucht, aber manchmal auch nur einer von beiden. Sie streifen durch die Nachtclubs und werden fast immer fündig. Als Selim den Freier Max (Aurélien Recoing) kennenlernt, fühlt er sich von ihm angezogen, vielleicht weil er in ihm eine Art Vaterfigur sieht, aber Max beendet das Verhältnis schnell wieder.
Einmal in der Woche besucht Selim seinen Vater Omar (Hammou Graia), der seit dem Tod seiner Frau sehr einsam und zurückgezogen lebt, in Weltschmerz versinkt und an einem Rückenleiden laboriert, aber für die Befindlichkeiten seines Sohnes keinen Blick hat. Zu Omars Geburtstag schenkt ihm Selim einen größeren Geldbetrag, mit dem eine Operation möglich wäre, aber Omar lehnt das Geld barsch ab. Selim hatte ihm nur erzählt, dass er in einem Hotel arbeitet und gut bezahlt wird, aber Omar glaubt ihm nicht.
Eines Abends auf dem Weg nach Hause in das schäbige Hotel, in dem Selim lebt, wird er auf der Straße von ein paar Schlägern und Schwulenhassern übel zusammengeschlagen und nimmt anschließend eine Überdosis Drogen, die er zuvor bei Max gestohlen hatte. Als Omar vom Tod seines Sohnes erfährt, wird er erstmals mit dem tatsächlichen Leben von Selim konfrontiert und steht ratlos vor den Dingen, die er nun sieht und nicht versteht. Für den Rest seines Lebens muss er nun damit klar kommen, seinen Sohn nicht gekannt zu haben.
Ja, die lieben Eltern, die es ja immer nur gut meinen mit ihren Kindern, das ist doch in den meisten Fällen nur leeres Geschwätz, denn im Grunde wissen sie nichts und eigentlich wollen sie auch nichts wissen. Vielleicht schweife ich hier etwas ab, aber das Thema macht mich halt wütend. Sie suhlen sich in ihrer Selbstzufriedenheit und wissen rein gar nichts über das Leben ihrer eigenen Kinder. Das ist bei Selims Vater so und auch bei der Mutter von Louise, wie man aus einem Telefonat erfahren kann. Sehr traurig, aber auch sehr real.
Der Film ist absolut sehenswert, besonders wegen Mohamed Hicham, der aussieht wie ein junger Gott - vor allem in dem roten Pailletten-Top - und einfach umwerfend schön ist. Aber auch sonst ist dieser Film wirklich empfehlenswert, weil er eine kleine und traurige Geschichte erzählt. Ich ordne den Film noch unter Kurzfilm ein, was vielleicht nicht ganz richtig ist, aber da er weniger als 60 Minuten dauert, passt er da ganz gut hinein.
Selim (Mohamed Hicham) ist ein junger und schöner Mann, der zusammen mit seiner etwas älteren Freundin Louise (Isabelle Pichaud) im Pariser Nachtleben unterwegs und mit ihr gemeinsam auf Kundensuche ist. Gerne werden sie zusammen gebucht, aber manchmal auch nur einer von beiden. Sie streifen durch die Nachtclubs und werden fast immer fündig. Als Selim den Freier Max (Aurélien Recoing) kennenlernt, fühlt er sich von ihm angezogen, vielleicht weil er in ihm eine Art Vaterfigur sieht, aber Max beendet das Verhältnis schnell wieder.
Einmal in der Woche besucht Selim seinen Vater Omar (Hammou Graia), der seit dem Tod seiner Frau sehr einsam und zurückgezogen lebt, in Weltschmerz versinkt und an einem Rückenleiden laboriert, aber für die Befindlichkeiten seines Sohnes keinen Blick hat. Zu Omars Geburtstag schenkt ihm Selim einen größeren Geldbetrag, mit dem eine Operation möglich wäre, aber Omar lehnt das Geld barsch ab. Selim hatte ihm nur erzählt, dass er in einem Hotel arbeitet und gut bezahlt wird, aber Omar glaubt ihm nicht.
Eines Abends auf dem Weg nach Hause in das schäbige Hotel, in dem Selim lebt, wird er auf der Straße von ein paar Schlägern und Schwulenhassern übel zusammengeschlagen und nimmt anschließend eine Überdosis Drogen, die er zuvor bei Max gestohlen hatte. Als Omar vom Tod seines Sohnes erfährt, wird er erstmals mit dem tatsächlichen Leben von Selim konfrontiert und steht ratlos vor den Dingen, die er nun sieht und nicht versteht. Für den Rest seines Lebens muss er nun damit klar kommen, seinen Sohn nicht gekannt zu haben.
Ja, die lieben Eltern, die es ja immer nur gut meinen mit ihren Kindern, das ist doch in den meisten Fällen nur leeres Geschwätz, denn im Grunde wissen sie nichts und eigentlich wollen sie auch nichts wissen. Vielleicht schweife ich hier etwas ab, aber das Thema macht mich halt wütend. Sie suhlen sich in ihrer Selbstzufriedenheit und wissen rein gar nichts über das Leben ihrer eigenen Kinder. Das ist bei Selims Vater so und auch bei der Mutter von Louise, wie man aus einem Telefonat erfahren kann. Sehr traurig, aber auch sehr real.
Der Film ist absolut sehenswert, besonders wegen Mohamed Hicham, der aussieht wie ein junger Gott - vor allem in dem roten Pailletten-Top - und einfach umwerfend schön ist. Aber auch sonst ist dieser Film wirklich empfehlenswert, weil er eine kleine und traurige Geschichte erzählt. Ich ordne den Film noch unter Kurzfilm ein, was vielleicht nicht ganz richtig ist, aber da er weniger als 60 Minuten dauert, passt er da ganz gut hinein.
Biutiful
"Biutiful" ist ein Film des mexikanischen Regisseurs Alejandro González Inárritu aus dem Jahr 2010. Das Drehbuch schrieb er gemeinsam mit Armando Bo und Nicolás Giacobone.
Uxbal (Javier Bardem) ist ein Kleinkrimineller und lebt in Barcelona. Er hat eine manisch-depressive Exfrau, Marambra (Maricel Álvarez), und zwei Kinder, die zehnjährige Ana und den siebenjährigen Mateo, um die er sich liebevoll kümmert. Er hält sich mit kleinen Gaunereien über Wasser und versucht doch stets anderen Menschen zu helfen, denen es schlechter geht als ihm. Starke Unterleibsschmerzen und Blut im Urin lassen ihn endlich einen Arzt aufsuchen, aber die Diagnose ist niederschmetternd. Er hat Krebs im Endstadium und nur noch wenige Monate zu leben.
Verzweifelt versucht Uxbal, sein Leben zu ordnen und vor allen Dingen, die Zukunft seiner Kinder zu sichern. Doch nahezu alles geht schief. Die Versöhnung mit Marambra und der Wunsch, ihr die Kinder anvertrauen zu können, scheitern an Marambras gestörter Persönlichkeit. Eine kleine Hoffnung gibt es, als Ige (Diaryatou Daff) mit ihrem Baby bei Uxbal Unterschlupf findet, nachdem ihr Mann Ekwene (Cheikh Ndiaye) in den Senegal abgeschoben wurde. Ekwene war einer der illegalen Straßenhändler, um die sich Uxbal gekümmert hat.
Uxbal arbeitet auch für einen gewissenlosen Geschäftemacher, der mit billigen Arbeitskräften ebenso billige Produkte herstellt, die dann als Markenware auf der Straße verkauft werden. Als er für die Chinesen, die ohne Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung im Keller des Geschäftes untergebracht sind, ein paar minderwertige Heizlüfter kauft, kommt es zur Katastrophe. Die fünfundzwanzig Menschen ersticken in der Nacht an dem Gas, das aus den Lüftern austritt.
Immer mehr geschwächt, sieht Uxbal sein Ende kommen und auch seine Fähigkeit, die Toten zu sehen und mit ihnen zu kommunizieren, nimmt zu. So unruhig sein Leben auch war, sein Ende ist beinahe friedlich und versöhnlich.
Den Film muss man erst mal sacken lassen, das sage ich lieber gleich. Wer allerdings die anderen Filme von Alejandro González Inárritu schon kennt, der weiß wahrscheinlich schon, worauf er sich hier einlässt. Nach "Amores Perros", "21 Gramm" und "Babel" ist dies also der vierte Film von Inárritu und ein weiterer Meilenstein in dessen Karriere.
Der Film ist schmerzhaft, aber in wunderbaren Bildern festgehalten. Noch nie sah Barcelona so kalt und schmutzig aus, nie war es in so düsteren Bildern zu sehen. Und doch scheint es in jedem Augenblick authentisch zu sein, handelt der Film doch eben nicht von den Menschen, die auf der Sonnenseite leben. Uxbal hat seinen Vater nie kennengelernt, da dieser mit nur zwanzig Jahren im Exil in Mexiko starb, nachdem er Spanien verlassen musste und seine Frau schwanger zu Hause blieb. Im Alter von nur zehn Jahren hat er dann auch seine Mutter verloren. Im Film gibt es aber eine wunderbare Begegnung zwischen Uxbal und seinem Vater, die ich überaus gelungen finde.
Wenn ich hier etwas zu kritisieren habe, dann ist das höchstens die Länge des Films. Mit über zwei Stunden Laufzeit ist das alles ein bisschen zu gut gemeint. Ansonsten hat Inárritu wieder einen fabelhaften Film hingelegt, der sehr gelungen ist. Die Musik übertreibt zwar gelegentlich etwas, aber das ist zu verschmerzen. Für die letzte halbe Stunde des Films empfehle ich schon mal ein paar Taschentücher in der Nähe liegen zu haben, das kann nicht schaden.
Von mir gibt es jedenfalls eine ganz besondere Empfehlung für diesen Film und dafür gibt es auch mehrere Gründe und die lauten: Bardem, Bardem und Bardem. Was Javier Bardem hier für eine Leistung abliefert, das kann man einfach nicht in Worte fassen. Dieser Mann ist so großartig in seiner Darstellung, ich habe selten etwas Vergleichbares gesehen. Unbedingt anschauen und mitleiden. Dass man sich hinterher wie ausgekotzt fühlt, ja das liegt an Inárritu, das beherrscht er wie kein anderer, aber da muss man durch. Mit einem Wort: Biutiful.
Uxbal (Javier Bardem) ist ein Kleinkrimineller und lebt in Barcelona. Er hat eine manisch-depressive Exfrau, Marambra (Maricel Álvarez), und zwei Kinder, die zehnjährige Ana und den siebenjährigen Mateo, um die er sich liebevoll kümmert. Er hält sich mit kleinen Gaunereien über Wasser und versucht doch stets anderen Menschen zu helfen, denen es schlechter geht als ihm. Starke Unterleibsschmerzen und Blut im Urin lassen ihn endlich einen Arzt aufsuchen, aber die Diagnose ist niederschmetternd. Er hat Krebs im Endstadium und nur noch wenige Monate zu leben.
Verzweifelt versucht Uxbal, sein Leben zu ordnen und vor allen Dingen, die Zukunft seiner Kinder zu sichern. Doch nahezu alles geht schief. Die Versöhnung mit Marambra und der Wunsch, ihr die Kinder anvertrauen zu können, scheitern an Marambras gestörter Persönlichkeit. Eine kleine Hoffnung gibt es, als Ige (Diaryatou Daff) mit ihrem Baby bei Uxbal Unterschlupf findet, nachdem ihr Mann Ekwene (Cheikh Ndiaye) in den Senegal abgeschoben wurde. Ekwene war einer der illegalen Straßenhändler, um die sich Uxbal gekümmert hat.
Uxbal arbeitet auch für einen gewissenlosen Geschäftemacher, der mit billigen Arbeitskräften ebenso billige Produkte herstellt, die dann als Markenware auf der Straße verkauft werden. Als er für die Chinesen, die ohne Arbeits- und Aufenthaltsgenehmigung im Keller des Geschäftes untergebracht sind, ein paar minderwertige Heizlüfter kauft, kommt es zur Katastrophe. Die fünfundzwanzig Menschen ersticken in der Nacht an dem Gas, das aus den Lüftern austritt.
Immer mehr geschwächt, sieht Uxbal sein Ende kommen und auch seine Fähigkeit, die Toten zu sehen und mit ihnen zu kommunizieren, nimmt zu. So unruhig sein Leben auch war, sein Ende ist beinahe friedlich und versöhnlich.
Den Film muss man erst mal sacken lassen, das sage ich lieber gleich. Wer allerdings die anderen Filme von Alejandro González Inárritu schon kennt, der weiß wahrscheinlich schon, worauf er sich hier einlässt. Nach "Amores Perros", "21 Gramm" und "Babel" ist dies also der vierte Film von Inárritu und ein weiterer Meilenstein in dessen Karriere.
Der Film ist schmerzhaft, aber in wunderbaren Bildern festgehalten. Noch nie sah Barcelona so kalt und schmutzig aus, nie war es in so düsteren Bildern zu sehen. Und doch scheint es in jedem Augenblick authentisch zu sein, handelt der Film doch eben nicht von den Menschen, die auf der Sonnenseite leben. Uxbal hat seinen Vater nie kennengelernt, da dieser mit nur zwanzig Jahren im Exil in Mexiko starb, nachdem er Spanien verlassen musste und seine Frau schwanger zu Hause blieb. Im Alter von nur zehn Jahren hat er dann auch seine Mutter verloren. Im Film gibt es aber eine wunderbare Begegnung zwischen Uxbal und seinem Vater, die ich überaus gelungen finde.
Wenn ich hier etwas zu kritisieren habe, dann ist das höchstens die Länge des Films. Mit über zwei Stunden Laufzeit ist das alles ein bisschen zu gut gemeint. Ansonsten hat Inárritu wieder einen fabelhaften Film hingelegt, der sehr gelungen ist. Die Musik übertreibt zwar gelegentlich etwas, aber das ist zu verschmerzen. Für die letzte halbe Stunde des Films empfehle ich schon mal ein paar Taschentücher in der Nähe liegen zu haben, das kann nicht schaden.
Von mir gibt es jedenfalls eine ganz besondere Empfehlung für diesen Film und dafür gibt es auch mehrere Gründe und die lauten: Bardem, Bardem und Bardem. Was Javier Bardem hier für eine Leistung abliefert, das kann man einfach nicht in Worte fassen. Dieser Mann ist so großartig in seiner Darstellung, ich habe selten etwas Vergleichbares gesehen. Unbedingt anschauen und mitleiden. Dass man sich hinterher wie ausgekotzt fühlt, ja das liegt an Inárritu, das beherrscht er wie kein anderer, aber da muss man durch. Mit einem Wort: Biutiful.
Donnerstag, 16. Juni 2011
Offene Herzen
"Offene Herzen" - "Les Corps Ouverts" ist der mehrfach preisgekrönte Debütfilm von Sébastien Lifshitz aus dem Jahr 1998 und erscheint jetzt erstmals in Deutschland auf DVD. Das Drehbuch schrieb Lifshitz zusammen mit Stéphane Bouquet.
Der achtzehnjährige Rémi (Yasmine Belmadi), der zusammen mit seinem schwerkranken Vater (Mohamed Damraoui) und seiner Schwester (Dora Dhouib) in Paris lebt, ist wie die meisten Jugendlichen in seinem Alter auf der Suche nach sich selbst und seinem Platz im Leben. Sexuelle Beziehungen hat er sowohl zu Männern, als auch zu Frauen, aber das ist für ihn eigentlich kein Thema. Durch einen Aushang in der Schule, in dem es um ein Filmprojekt geht, lernt er den älteren Marc (Pierre-Loup Rajot) kennen, mit dem er eine Affäre beginnt, doch er ist noch zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um diese Beziehung zu vertiefen.
Insgesamt gesehen ist das hier auch keine klassische Coming Out-Geschichte, sondern eher eine Coming of Age-Story, in der Rémi mit seinem Schulfreund (Malik Zidi) herum hängt, sich um seinen Vater kümmert, im Pornokino sexuelle Kontakte mit einem Unbekannten (Sébastien Lifshitz) hat und in der Nacht durch Paris streift. Wohin es ihn letztlich führen wird und was aus ihm wird, das erzählt der Film nicht, das liegt allein in der Fantasie des Zuschauers.
Der Film dauert nur ca. 45 Minuten, aber er erzählt trotzdem ganz viel und ist wirklich extrem sehenswert. Das liegt zum großen Teil an dem hervorragenden Yasmine Belmadi, der hier eine fantastische Leistung zeigt und auch später noch mit Sébastien Lifshitz und unter anderem auch mit Francois Ozon zusammen gearbeitet hat. Leider ist er bereits 2009 im Alter von nur 33 Jahren bei einem Unfall mit einem Motorroller gestorben, was wirklich ein Jammer ist. Seine Filme sind aber immerhin ein schönes Andenken an ihn. Sehr empfehlenswert.
Auf der jetzt erschienenen DVD befindet sich als Bonus noch der Kurzfilm "Ein Sohn" der Regisseurin Amal Bedjaoui aus dem Jahr 2003.
Der achtzehnjährige Rémi (Yasmine Belmadi), der zusammen mit seinem schwerkranken Vater (Mohamed Damraoui) und seiner Schwester (Dora Dhouib) in Paris lebt, ist wie die meisten Jugendlichen in seinem Alter auf der Suche nach sich selbst und seinem Platz im Leben. Sexuelle Beziehungen hat er sowohl zu Männern, als auch zu Frauen, aber das ist für ihn eigentlich kein Thema. Durch einen Aushang in der Schule, in dem es um ein Filmprojekt geht, lernt er den älteren Marc (Pierre-Loup Rajot) kennen, mit dem er eine Affäre beginnt, doch er ist noch zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um diese Beziehung zu vertiefen.
Insgesamt gesehen ist das hier auch keine klassische Coming Out-Geschichte, sondern eher eine Coming of Age-Story, in der Rémi mit seinem Schulfreund (Malik Zidi) herum hängt, sich um seinen Vater kümmert, im Pornokino sexuelle Kontakte mit einem Unbekannten (Sébastien Lifshitz) hat und in der Nacht durch Paris streift. Wohin es ihn letztlich führen wird und was aus ihm wird, das erzählt der Film nicht, das liegt allein in der Fantasie des Zuschauers.
Der Film dauert nur ca. 45 Minuten, aber er erzählt trotzdem ganz viel und ist wirklich extrem sehenswert. Das liegt zum großen Teil an dem hervorragenden Yasmine Belmadi, der hier eine fantastische Leistung zeigt und auch später noch mit Sébastien Lifshitz und unter anderem auch mit Francois Ozon zusammen gearbeitet hat. Leider ist er bereits 2009 im Alter von nur 33 Jahren bei einem Unfall mit einem Motorroller gestorben, was wirklich ein Jammer ist. Seine Filme sind aber immerhin ein schönes Andenken an ihn. Sehr empfehlenswert.
Auf der jetzt erschienenen DVD befindet sich als Bonus noch der Kurzfilm "Ein Sohn" der Regisseurin Amal Bedjaoui aus dem Jahr 2003.
Dienstag, 14. Juni 2011
Wild Side
"Wild Side" ist ein Film von Sébastien Lifshitz aus dem Jahr 2004. Das Drehbuch schrieb Lifshitz erneut zusammen mit Stéphane Bouquet.
Die Transsexuelle Stéphanie (Stéphanie Michelini) lebt in Paris und verdient ihren Lebensunterhalt als Prostituierte. Privat lebt sie in einer gut funktionierenden Dreierbeziehung mit dem jungen Stricher Djamel (Yasmine Belmadi) und dem Exil-Russen Mikhail (Edouard Nikitine). Als ihre Mutter (Josiane Stoléru) schwer erkrankt, machen sich die Drei auf den Weg nach Nordfrankreich, in den Heimatort von Stéphanie.
Die Gegend ist kalt, einsam und unwirtlich. Hier, weit weg von dem Trubel des Lebens in Paris, wird nicht nur Stéphanie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, auch Djamel und Mikhail holt die Erinnerung an die eigene Kindheit und Familie ein. Als Stéphanie das Dorf vor siebzehn Jahren verlassen hat, hieß sie noch Pierre. Ihr Vater und ihre Schwester waren eines Tages fort, allerdings lässt die Geschichte offen, was mit ihnen passiert ist. Stéphanie hat den Verlust der geliebten Schwester nie ganz verkraftet. Ihre Mutter sagt ihr jetzt auf den Kopf zu, wie gut es sei, dass ihr Vater sie nicht mehr so sehen konnte, nachdem er sich so sehr einen Sohn gewünscht hatte. Zur Lebenssituation ihrer Tochter äußert sie sich nicht explizit, aber man kann ahnen, was sie darüber denkt.
Nachdem ihre Mutter gestorben ist, löst Stéphanie den Haushalt auf und fährt zusammen mit Djamel und Mikhail wieder zurück nach Paris. Der Tod ihrer Mutter ist für Stéphanie der endgültige Abschied von der Kindheit, aber sie ist nicht allein. Die Drei haben sich gefunden und sind jetzt ihre eigene kleine Familie.
Die Familien in den Filmen von Sébastien Lifshitz sind immer irgendwie kaputt oder unvollständig. Der Vater ist meist abwesend oder tot und die Mutter ist oft depressiv, so auch hier. Aber bei aller Traurigkeit, dieser Film entlässt einen mit einem Gefühl der Hoffnung. Hier haben sich drei Menschen gefunden, die sich gegenseitig Halt und Stärke geben und die sich lieben. Das ist mehr, als es in den meisten herkömmlichen Familien gibt.
Insgesamt gesehen ein schöner und stiller Film, der zu Herzen geht und tief bewegt. Die Darsteller sind allesamt sehr gut besetzt und absolut herausragend. Die Rückblenden in die Kindheit sind dabei ebenfalls sehr gelungen und schön inszeniert. Das Milieu, in dem die Drei in Paris leben, ist glaubhaft eingefangen und keine der Figuren wird für ihr Handeln verurteilt und warum sollten sie das auch. Ganz große Empfehlung.
Das Making-Of ist sehenswert, aber mit 60 Minuten viel zu lang geraten, hier hätte man locker die Hälfte streichen können. Interessanterweise entpuppt sich die fabelhafte Kamerafrau Agnès Godard, die auch schon mit Claire Denis und vielen anderen gearbeitet hat, hier als etwas prüde, was den Dreh der Sexszenen angeht, wobei es da wirklich keinen Grund zur Aufregung gibt.
Die Transsexuelle Stéphanie (Stéphanie Michelini) lebt in Paris und verdient ihren Lebensunterhalt als Prostituierte. Privat lebt sie in einer gut funktionierenden Dreierbeziehung mit dem jungen Stricher Djamel (Yasmine Belmadi) und dem Exil-Russen Mikhail (Edouard Nikitine). Als ihre Mutter (Josiane Stoléru) schwer erkrankt, machen sich die Drei auf den Weg nach Nordfrankreich, in den Heimatort von Stéphanie.
Die Gegend ist kalt, einsam und unwirtlich. Hier, weit weg von dem Trubel des Lebens in Paris, wird nicht nur Stéphanie mit ihrer Vergangenheit konfrontiert, auch Djamel und Mikhail holt die Erinnerung an die eigene Kindheit und Familie ein. Als Stéphanie das Dorf vor siebzehn Jahren verlassen hat, hieß sie noch Pierre. Ihr Vater und ihre Schwester waren eines Tages fort, allerdings lässt die Geschichte offen, was mit ihnen passiert ist. Stéphanie hat den Verlust der geliebten Schwester nie ganz verkraftet. Ihre Mutter sagt ihr jetzt auf den Kopf zu, wie gut es sei, dass ihr Vater sie nicht mehr so sehen konnte, nachdem er sich so sehr einen Sohn gewünscht hatte. Zur Lebenssituation ihrer Tochter äußert sie sich nicht explizit, aber man kann ahnen, was sie darüber denkt.
Nachdem ihre Mutter gestorben ist, löst Stéphanie den Haushalt auf und fährt zusammen mit Djamel und Mikhail wieder zurück nach Paris. Der Tod ihrer Mutter ist für Stéphanie der endgültige Abschied von der Kindheit, aber sie ist nicht allein. Die Drei haben sich gefunden und sind jetzt ihre eigene kleine Familie.
Die Familien in den Filmen von Sébastien Lifshitz sind immer irgendwie kaputt oder unvollständig. Der Vater ist meist abwesend oder tot und die Mutter ist oft depressiv, so auch hier. Aber bei aller Traurigkeit, dieser Film entlässt einen mit einem Gefühl der Hoffnung. Hier haben sich drei Menschen gefunden, die sich gegenseitig Halt und Stärke geben und die sich lieben. Das ist mehr, als es in den meisten herkömmlichen Familien gibt.
Insgesamt gesehen ein schöner und stiller Film, der zu Herzen geht und tief bewegt. Die Darsteller sind allesamt sehr gut besetzt und absolut herausragend. Die Rückblenden in die Kindheit sind dabei ebenfalls sehr gelungen und schön inszeniert. Das Milieu, in dem die Drei in Paris leben, ist glaubhaft eingefangen und keine der Figuren wird für ihr Handeln verurteilt und warum sollten sie das auch. Ganz große Empfehlung.
Das Making-Of ist sehenswert, aber mit 60 Minuten viel zu lang geraten, hier hätte man locker die Hälfte streichen können. Interessanterweise entpuppt sich die fabelhafte Kamerafrau Agnès Godard, die auch schon mit Claire Denis und vielen anderen gearbeitet hat, hier als etwas prüde, was den Dreh der Sexszenen angeht, wobei es da wirklich keinen Grund zur Aufregung gibt.
Montag, 13. Juni 2011
35 Rum
"35 Rum" - "35 Rhums" ist ein Film von Claire Denis aus dem Jahr 2008. Das Drehbuch schrieb sie auch hier wieder zusammen mit Jean-Pol Fargeau.
Lionel (Alex Descas) ist kreolischer Abstammung und lebt zusammen mit seiner bildschönen Tochter Joséphine (Mati Diop) in einem Pariser Vorort. Er ist Zugführer und hat seine Tochter allein großgezogen, da die Mutter schon früh gestorben ist. Lionel und Joséphine leben glücklich zusammen und haben einen vertrauten, zärtlichen Umgang miteinander, doch Lionel weiß auch, dass es langsam an der Zeit ist, Joséphine gehen zu lassen.
Die Taxifahrerin Gabrielle (Nicole Dogue), die im gleichen Haus wohnt, ist schon seit vielen Jahren in Lionel verliebt und hat sich auch immer um Joséphine gekümmert, aber inzwischen ist ihre Aufdringlichkeit den beiden etwas lästig geworden. Der Nachbar Noé (Grégoire Colin) hat seine Wohnung von seinen verstorbenen Eltern geerbt und seitdem nichts dort verändert. Er kümmert sich um die alte Katze, aber sonst hält ihn dort nicht viel, außer der stillen Liebe zu Joséphine. Als die Katze eines Tages stirbt, will Noé wegziehen und Joséphine muss eine Entscheidung treffen.
Ein Kollege von Lionel, der alte René (Julieth Mars Toussaint), wird in den Ruhestand verabschiedet, vor dem er sich allerdings fürchtet und sich daraufhin kurze Zeit später das Leben nimmt. Lionel erkennt, das die Zeit auch für ihn nicht stehenbleibt und unternimmt mit Joséphine einen Ausflug nach Lübeck, ans Grab ihrer Mutter, bevor Joséphine und Noé heiraten werden.
Der Film erzählt eine ganz zauberhafte Vater-Tochter-Geschichte, die direkt ins Herz geht. Eine leise Melancholie zieht sich dabei durch den Film, der sehr schön ist und auch ein bisschen traurig. Claire Denis erzählt ihre Geschichte herrlich unaufgeregt und ausgesprochen ruhig, darauf muss man sich einlassen können. Viele Szenen sind einfach still und schön anzuschauen, aber viel passiert eben nicht. Muss aber auch nicht sein, denn der Film überzeugt gerade durch seine Stille und Schlichtheit und durch die Geschichten der handelnden Personen und ihre Verbindungen untereinander. Eine Wohltat und der passende Film für einen ruhigen Tag.
Ich habe aber doch noch etwas auszusetzen, auch wenn es mir sehr leid tut: Bei dem Ausflug nach Lübeck, der meiner Meinung nach komplett überflüssig ist, besuchen Lionel und Joséphine die Schwester der verstorbenen Mutter, die hier von Ingrid Caven gespielt wird. Da erleidet der schöne Film einen unnötigen Bruch, der nicht hätte sein müssen. Ich fand Ingrid Caven schon bei Fassbinder immer schlimm, aber dieser Eindruck verstärkt sich noch mit zunehmendem Alter, damit meine ich sowohl mein eigenes, als auch das von Frau Caven. Hier ist sie mal wieder völlig neben der Spur und wirkt so, als hätte sie gerade etwas eingenommen. Egal, solange sie wenigstens nicht singt und das tut sie hier glücklicherweise nicht.
Davon abgesehen ist der Film überaus gelungen, in schönen Bildern eingefangen und sehr empfehlenswert für Freunde kleiner Filmperlen. Die Darsteller sind absolut hinreißend - mit einer besagten Ausnahme - und sorgen dafür, dass man sie direkt ins Herz schließt. Ganz große Empfehlung.
Lionel (Alex Descas) ist kreolischer Abstammung und lebt zusammen mit seiner bildschönen Tochter Joséphine (Mati Diop) in einem Pariser Vorort. Er ist Zugführer und hat seine Tochter allein großgezogen, da die Mutter schon früh gestorben ist. Lionel und Joséphine leben glücklich zusammen und haben einen vertrauten, zärtlichen Umgang miteinander, doch Lionel weiß auch, dass es langsam an der Zeit ist, Joséphine gehen zu lassen.
Die Taxifahrerin Gabrielle (Nicole Dogue), die im gleichen Haus wohnt, ist schon seit vielen Jahren in Lionel verliebt und hat sich auch immer um Joséphine gekümmert, aber inzwischen ist ihre Aufdringlichkeit den beiden etwas lästig geworden. Der Nachbar Noé (Grégoire Colin) hat seine Wohnung von seinen verstorbenen Eltern geerbt und seitdem nichts dort verändert. Er kümmert sich um die alte Katze, aber sonst hält ihn dort nicht viel, außer der stillen Liebe zu Joséphine. Als die Katze eines Tages stirbt, will Noé wegziehen und Joséphine muss eine Entscheidung treffen.
Ein Kollege von Lionel, der alte René (Julieth Mars Toussaint), wird in den Ruhestand verabschiedet, vor dem er sich allerdings fürchtet und sich daraufhin kurze Zeit später das Leben nimmt. Lionel erkennt, das die Zeit auch für ihn nicht stehenbleibt und unternimmt mit Joséphine einen Ausflug nach Lübeck, ans Grab ihrer Mutter, bevor Joséphine und Noé heiraten werden.
Der Film erzählt eine ganz zauberhafte Vater-Tochter-Geschichte, die direkt ins Herz geht. Eine leise Melancholie zieht sich dabei durch den Film, der sehr schön ist und auch ein bisschen traurig. Claire Denis erzählt ihre Geschichte herrlich unaufgeregt und ausgesprochen ruhig, darauf muss man sich einlassen können. Viele Szenen sind einfach still und schön anzuschauen, aber viel passiert eben nicht. Muss aber auch nicht sein, denn der Film überzeugt gerade durch seine Stille und Schlichtheit und durch die Geschichten der handelnden Personen und ihre Verbindungen untereinander. Eine Wohltat und der passende Film für einen ruhigen Tag.
Ich habe aber doch noch etwas auszusetzen, auch wenn es mir sehr leid tut: Bei dem Ausflug nach Lübeck, der meiner Meinung nach komplett überflüssig ist, besuchen Lionel und Joséphine die Schwester der verstorbenen Mutter, die hier von Ingrid Caven gespielt wird. Da erleidet der schöne Film einen unnötigen Bruch, der nicht hätte sein müssen. Ich fand Ingrid Caven schon bei Fassbinder immer schlimm, aber dieser Eindruck verstärkt sich noch mit zunehmendem Alter, damit meine ich sowohl mein eigenes, als auch das von Frau Caven. Hier ist sie mal wieder völlig neben der Spur und wirkt so, als hätte sie gerade etwas eingenommen. Egal, solange sie wenigstens nicht singt und das tut sie hier glücklicherweise nicht.
Davon abgesehen ist der Film überaus gelungen, in schönen Bildern eingefangen und sehr empfehlenswert für Freunde kleiner Filmperlen. Die Darsteller sind absolut hinreißend - mit einer besagten Ausnahme - und sorgen dafür, dass man sie direkt ins Herz schließt. Ganz große Empfehlung.
Sonntag, 12. Juni 2011
Une Robe d'Été
"Une Robe d'Été" - "Sommerkleid" ist ein Kurzfilm von Francois Ozon (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1996.
Luc (Frédéric Mangenot) und Sébastien (Sébastien Charles) sind ein junges schwules Paar, das gemeinsam Urlaub macht. Die Stimmung ist ein bisschen getrübt, es herrscht Langeweile und Luc hat schlechte Laune. Sébastien will ihn ein wenig aufmuntern mit einem erotischen Tanz zu dem Song "Bang Bang". Nützt aber alles nichts, Luc sucht genervt das Weite und fährt an einen verlassenen Strand, wo er nackt badet.
Als er wenig später eingeschlafen ist, weckt ihn die junge Lucia (Lucia Sanchez), die angeblich Feuer braucht und den hübschen Jungen mit ihren Augen verschlingt. Sie überredet ihn zu einem sexuellen Intermezzo im nahen Wäldchen, auf das Luc sich auch ganz spontan einlässt, aber als die beiden wieder zum Strand zurückkommen, sind Lucs Sachen verschwunden. Lucia leiht Luc ihr Kleid, damit er nicht nackt losziehen muss, was Luc allerdings erst widerwillig annimmt. Auf dem Weg zum Ferienhaus aber gefällt er sich immer mehr in dem Kleid und kaum zu Hause angekommen, fallen er und Sébastien gleich leidenschaftlich übereinander her.
Das ist ein sehr süßer Kurzfilm, der mit zwei ausgesprochen hübschen Darstellern aufwarten kann und insgesamt sehr locker, sehr französisch und sehr sexy ist. Unbedingt sehenswert und ein frühes Highlight von Francois Ozon, dessen Filme ich sowieso liebe.
Luc (Frédéric Mangenot) und Sébastien (Sébastien Charles) sind ein junges schwules Paar, das gemeinsam Urlaub macht. Die Stimmung ist ein bisschen getrübt, es herrscht Langeweile und Luc hat schlechte Laune. Sébastien will ihn ein wenig aufmuntern mit einem erotischen Tanz zu dem Song "Bang Bang". Nützt aber alles nichts, Luc sucht genervt das Weite und fährt an einen verlassenen Strand, wo er nackt badet.
Als er wenig später eingeschlafen ist, weckt ihn die junge Lucia (Lucia Sanchez), die angeblich Feuer braucht und den hübschen Jungen mit ihren Augen verschlingt. Sie überredet ihn zu einem sexuellen Intermezzo im nahen Wäldchen, auf das Luc sich auch ganz spontan einlässt, aber als die beiden wieder zum Strand zurückkommen, sind Lucs Sachen verschwunden. Lucia leiht Luc ihr Kleid, damit er nicht nackt losziehen muss, was Luc allerdings erst widerwillig annimmt. Auf dem Weg zum Ferienhaus aber gefällt er sich immer mehr in dem Kleid und kaum zu Hause angekommen, fallen er und Sébastien gleich leidenschaftlich übereinander her.
Das ist ein sehr süßer Kurzfilm, der mit zwei ausgesprochen hübschen Darstellern aufwarten kann und insgesamt sehr locker, sehr französisch und sehr sexy ist. Unbedingt sehenswert und ein frühes Highlight von Francois Ozon, dessen Filme ich sowieso liebe.
Sommer wie Winter
"Sommer wie Winter" - "Presque Rien" ist ein Film von Sébastien Lifshitz aus dem Jahr 2000 und gleichzeitig der erste lange Spielfilm von Lifshitz, der hier zusammen mit Stéphane Bouquet auch das Drehbuch schrieb.
Der achtzehnjährige Mathieu (Jérémie Elkaim) verbringt die Sommerferien mit seiner Mutter, seiner jüngeren Schwester und einer Tante in einem Haus am Meer. Die Situation innerhalb der Familie ist angespannt, denn erst kürzlich starb das jüngste Kind mit nur drei Jahren an Krebs. Die Mutter, die sich drei Jahre lang nur um das kranke Kind gekümmert hat, während die beiden älteren auf sich allein gestellt waren, hat den Verlust noch nicht verkraftet und verbringt die meiste Zeit im Bett, benebelt von Medikamenten. Der Vater lässt sich erst gar nicht sehen und schiebt seine Arbeit vor.
Mathieu und seine Schwester verbringen ihre Tage am Strand, wo Mathieu eines Tages den jungen Cédric (Stéphane Rideau) kennenlernt. Zwischen den beiden hübschen jungen Männern entwickelt sich schnell eine heftige Affäre, auch wenn Mathieu erst noch Probleme damit hat, seiner Familie gegenüber seine Gefühle für Cédric einzugestehen. Doch am Ende der Ferien beschließt er, nicht zurück nach Paris zu fahren, sondern zu Cédric nach Nantes zu ziehen und dort zu studieren.
Die schönen sommerlichen Bilder werden unterbrochen von Aufnahmen aus dem kalten Winter. Anderthalb Jahre sind vergangen, Mathieu hat gerade einen Selbstmordversuch hinter sich und er hat sich von Cédric getrennt. Die Psychiaterin im Krankenhaus rät ihm, an den Ort der ersten Begegnung mit Cédric zu fahren, um dort eventuell mehr über sich zu erfahren. Mathieu kehrt also zurück in das Haus am Meer. Jetzt, im Winter, ist alles verlassen, kalt und einsam. Er sucht Kontakt zu einem früheren Freund von Cédric, als würde er Antworten erwarten, ohne aber die Fragen zu kennen. Was immer auch in diesen anderthalb Jahren passiert ist, eines ist ganz klar, Mathieu ist erwachsener und reifer geworden.
Warum sich Mathieu und Cédric getrennt haben und weshalb Mathieu sich das Leben nehmen wollte, darüber kann man nur spekulieren. Von einer Depression ist kurz die Rede und das wäre eine mögliche Erklärung, aber manchmal sind die Dinge eben so, wie sie sind und Menschen handeln auch nicht immer rational.
Dadurch dass Sébastien Lifshitz den Figuren ihr Geheimnis lässt, bleibt der Film angenehm in der Schwebe. Die beiden jungen Darsteller sind ganz bezaubernd, besonders Jérémie Elkaim, der eine enorme Entwicklung durchmacht. Sehr gelungen. Man sollte sich für diesen Film viel Zeit und Muße nehmen, denn der Anfang ist etwas spröde und es dauert ein bisschen, bis es wirklich interessant wird. Hat man sich aber einmal darauf eingelassen, dann funktioniert der Film sehr gut. Ich persönlich habe aber auch zwei Anläufe gebraucht, bis ich in der richtigen Stimmung dazu war. Nun kann ich aber definitiv eine Empfehlung aussprechen, es lohnt sich wirklich.
Insgesamt gesehen ein Film mit schönen Bildern und sehr gelungener Musikuntermalung. Viele Fragen bleiben unbeantwortet, was ich aber überhaupt nicht schlimm finde.
Als Extra befindet sich auf der DVD noch der Kurzfilm "Une Robe d'Été" von Francois Ozon aus dem Jahr 1996, den ich ebenfalls sehr empfehlen kann.
Eine Warnung noch am Ende: Bitte den Film unbedingt im Original mit Untertiteln anschauen. Ich habe lediglich den Trailer in der deutschen Synchronisation gesehen und war entsetzt. Die Synchronstimmen machen hier wirklich - mal wieder - alles kaputt und ruinieren die ganze Atmosphäre des Films.
Der achtzehnjährige Mathieu (Jérémie Elkaim) verbringt die Sommerferien mit seiner Mutter, seiner jüngeren Schwester und einer Tante in einem Haus am Meer. Die Situation innerhalb der Familie ist angespannt, denn erst kürzlich starb das jüngste Kind mit nur drei Jahren an Krebs. Die Mutter, die sich drei Jahre lang nur um das kranke Kind gekümmert hat, während die beiden älteren auf sich allein gestellt waren, hat den Verlust noch nicht verkraftet und verbringt die meiste Zeit im Bett, benebelt von Medikamenten. Der Vater lässt sich erst gar nicht sehen und schiebt seine Arbeit vor.
Mathieu und seine Schwester verbringen ihre Tage am Strand, wo Mathieu eines Tages den jungen Cédric (Stéphane Rideau) kennenlernt. Zwischen den beiden hübschen jungen Männern entwickelt sich schnell eine heftige Affäre, auch wenn Mathieu erst noch Probleme damit hat, seiner Familie gegenüber seine Gefühle für Cédric einzugestehen. Doch am Ende der Ferien beschließt er, nicht zurück nach Paris zu fahren, sondern zu Cédric nach Nantes zu ziehen und dort zu studieren.
Die schönen sommerlichen Bilder werden unterbrochen von Aufnahmen aus dem kalten Winter. Anderthalb Jahre sind vergangen, Mathieu hat gerade einen Selbstmordversuch hinter sich und er hat sich von Cédric getrennt. Die Psychiaterin im Krankenhaus rät ihm, an den Ort der ersten Begegnung mit Cédric zu fahren, um dort eventuell mehr über sich zu erfahren. Mathieu kehrt also zurück in das Haus am Meer. Jetzt, im Winter, ist alles verlassen, kalt und einsam. Er sucht Kontakt zu einem früheren Freund von Cédric, als würde er Antworten erwarten, ohne aber die Fragen zu kennen. Was immer auch in diesen anderthalb Jahren passiert ist, eines ist ganz klar, Mathieu ist erwachsener und reifer geworden.
Warum sich Mathieu und Cédric getrennt haben und weshalb Mathieu sich das Leben nehmen wollte, darüber kann man nur spekulieren. Von einer Depression ist kurz die Rede und das wäre eine mögliche Erklärung, aber manchmal sind die Dinge eben so, wie sie sind und Menschen handeln auch nicht immer rational.
Dadurch dass Sébastien Lifshitz den Figuren ihr Geheimnis lässt, bleibt der Film angenehm in der Schwebe. Die beiden jungen Darsteller sind ganz bezaubernd, besonders Jérémie Elkaim, der eine enorme Entwicklung durchmacht. Sehr gelungen. Man sollte sich für diesen Film viel Zeit und Muße nehmen, denn der Anfang ist etwas spröde und es dauert ein bisschen, bis es wirklich interessant wird. Hat man sich aber einmal darauf eingelassen, dann funktioniert der Film sehr gut. Ich persönlich habe aber auch zwei Anläufe gebraucht, bis ich in der richtigen Stimmung dazu war. Nun kann ich aber definitiv eine Empfehlung aussprechen, es lohnt sich wirklich.
Insgesamt gesehen ein Film mit schönen Bildern und sehr gelungener Musikuntermalung. Viele Fragen bleiben unbeantwortet, was ich aber überhaupt nicht schlimm finde.
Als Extra befindet sich auf der DVD noch der Kurzfilm "Une Robe d'Été" von Francois Ozon aus dem Jahr 1996, den ich ebenfalls sehr empfehlen kann.
Eine Warnung noch am Ende: Bitte den Film unbedingt im Original mit Untertiteln anschauen. Ich habe lediglich den Trailer in der deutschen Synchronisation gesehen und war entsetzt. Die Synchronstimmen machen hier wirklich - mal wieder - alles kaputt und ruinieren die ganze Atmosphäre des Films.
Samstag, 11. Juni 2011
Mein dominantes Leben
"Mein dominantes Leben" - "My Normal" ist ein Film von Irving Schwartz aus dem Jahr 2009. Das Drehbuch stammt von Adam Sales und Renee Garzon.
Die schöne Natalie (Nicole LaLiberte) ist eine Domina in New York und liebt ihren Job. Ihre Kunden beten sie an, weil sie wirklich gut ist, in dem was sie tut. Im richtigen Leben steht Natalie aber auf Frauen und als sie eines Tages Jasmine (Dawn Noel Pignuola) begegnet, verliebt sie sich spontan in sie. Alles könnte also wunderbar sein, hätte Jasmine nicht so ein Problem mit dem Job ihrer Freundin, der ihr Alpträume macht. Weil Jasmine aber gar nicht damit klarkommt, trennen sich die Wege der Frauen wieder.
Natalie und ihr Freund Noah (Ty Jones) arbeiten zusammen an einem Drehbuch-Projekt, wovon sich beide viel versprechen. Doch der Einstieg in die Filmbranche ist hart und schwerfällig. Immer wieder erleiden sie Rückschläge, bis Natalie sich wieder auf ihre Qualitäten als Domina besinnt. Dank der Hilfe ihres treuen Kunden Jim (Heath Kelts) kann das Filmprojekt dann aber doch endlich in Angriff genommen werden.
Das ist ein ganz zauberhafter kleiner Film, der wirklich gut zu unterhalten weiß. Es geht darum, seine Träume zu verwirklichen, auch wenn niemand anderes daran glaubt. Überhaupt sollte man sein Leben nur ändern, wenn man es wirklich will und niemals deswegen, weil ein anderer Mensch es von einem verlangt, das kann nur schiefgehen. Dass Jasmine hier so ein großes Problem mit dem Job ihrer Freundin hat, macht für mich zwar nicht wirklich Sinn, aber das gehört eben zum Film.
Die Darsteller sind toll, angefangen bei der wundervollen Nicole LaLiberte, die ich ganz spontan zu den schönsten Frauen zähle, die ich jemals gesehen habe und die mit ihren roten Haaren hier wirklich der Hammer ist, bis zu den Männerrollen, die mit Ty Jones und Heath Kelts bestens besetzt sind.
Insgesamt gesehen ein sehr amüsanter kleiner Film, der mir wirklich gut gefallen hat und dem ich viele ZuschauerInnen wünsche. Absolut empfehlenswert.
Die schöne Natalie (Nicole LaLiberte) ist eine Domina in New York und liebt ihren Job. Ihre Kunden beten sie an, weil sie wirklich gut ist, in dem was sie tut. Im richtigen Leben steht Natalie aber auf Frauen und als sie eines Tages Jasmine (Dawn Noel Pignuola) begegnet, verliebt sie sich spontan in sie. Alles könnte also wunderbar sein, hätte Jasmine nicht so ein Problem mit dem Job ihrer Freundin, der ihr Alpträume macht. Weil Jasmine aber gar nicht damit klarkommt, trennen sich die Wege der Frauen wieder.
Natalie und ihr Freund Noah (Ty Jones) arbeiten zusammen an einem Drehbuch-Projekt, wovon sich beide viel versprechen. Doch der Einstieg in die Filmbranche ist hart und schwerfällig. Immer wieder erleiden sie Rückschläge, bis Natalie sich wieder auf ihre Qualitäten als Domina besinnt. Dank der Hilfe ihres treuen Kunden Jim (Heath Kelts) kann das Filmprojekt dann aber doch endlich in Angriff genommen werden.
Das ist ein ganz zauberhafter kleiner Film, der wirklich gut zu unterhalten weiß. Es geht darum, seine Träume zu verwirklichen, auch wenn niemand anderes daran glaubt. Überhaupt sollte man sein Leben nur ändern, wenn man es wirklich will und niemals deswegen, weil ein anderer Mensch es von einem verlangt, das kann nur schiefgehen. Dass Jasmine hier so ein großes Problem mit dem Job ihrer Freundin hat, macht für mich zwar nicht wirklich Sinn, aber das gehört eben zum Film.
Die Darsteller sind toll, angefangen bei der wundervollen Nicole LaLiberte, die ich ganz spontan zu den schönsten Frauen zähle, die ich jemals gesehen habe und die mit ihren roten Haaren hier wirklich der Hammer ist, bis zu den Männerrollen, die mit Ty Jones und Heath Kelts bestens besetzt sind.
Insgesamt gesehen ein sehr amüsanter kleiner Film, der mir wirklich gut gefallen hat und dem ich viele ZuschauerInnen wünsche. Absolut empfehlenswert.
Miral
"Miral" ist ein Film von Julian Schnabel aus dem Jahr 2010. Das Drehbuch stammt von Rula Jebreal und beruht auf ihrem eigenen Roman.
Beruhend auf wahren Begebenheiten erzählen der Roman, ebenso wie der Film die Geschichten von vier Frauen in einem Zeitraum von fünfzig Jahren. Hintergrund aller Geschichten ist der ständige Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern.
Im Jahr 1948 gründet Hind Husseini (Hiam Abbass) in Ost-Jerusalem ein Waisenhaus, das "Dar-Al-Tifl". Erst sind es 55 Kinder, später werden es weit über 1000 sein. Hind will den Kindern eine gute Erziehung und eine gute Ausbildung bieten. Im weiteren Verlauf erzählt der Film von Nadia, die jahrelang innerhalb der eigenen Familie missbraucht wurde und von Fatima, die Nadia im Gefängnis kennenlernt. Als Nadia aus dem Gefängnis kommt, heiratet sie Jamal (Alexander Siddig). Was für sie eine reine Vernunftehe ist, bedeutet für ihn wahre Liebe. Als die gemeinsame Tochter Miral zehn Jahre alt ist, begeht die labile Nadia Selbstmord. Jamal bringt seine Tochter daraufhin in das Waisenhaus von Hind, wo sie von nun an unter der Woche untergebracht ist.
Die erwachsene Miral (Freida Pinto) lernt den Politaktivisten Hani (Omar Metwally) kennen und lieben und zieht sich damit den Zorn von Hind und auch von Jamal zu, die ihr beide raten, sich aus politischen Dingen herauszuhalten. Aus Liebe zu Hani begibt sich Miral in Gefahr und muss dafür büßen, seelisch und körperlich. Doch ihr Weg führt sie immer wieder nach Hause zurück, sowohl zu Hind, als auch zu ihrem Vater Jamal.
Bei aller Liebe, aber das ist alles so schwülstig und kitschig, dass ich mehrfach mit den Augen gerollt habe. Es ist ja alles sehr gut gemeint, aber auch sehr anstrengend und mit knapp zwei Stunden definitiv zu lang. Die Musikuntermalung ist auch zu verkitscht und ebenso hart an der Schmerzgrenze wie auch die ganzen Bilder des Films. Ich will hier aber nicht eine weitere schlechte Kritik über dieses Werk schreiben, denn eigentlich mag ich Julian Schnabel und seine Filme ganz gern. Deshalb möchte ich besonders auf die Extras hinweisen, denn da gibt es noch sehenswerte und interessante Interviews mit Julian Schnabel (wie üblich im Pyjama) und Rula Jebreal, die alles wieder ein bisschen aufwerten.
An den Darstellern gibt es nichts auszusetzen, Freida Pinto und Hiam Abbass machen ihre Sache recht gut, wie auch der Rest der Besetzung. Willem Dafoe und Vanessa Redgrave sind nur zu Beginn ganz kurz zu sehen und wurden wohl hauptsächlich wegen ihrer Namen engagiert. Egal, sie sind immer sehenswert.
Insgesamt gesehen ein Film, der schwierig zu beurteilen ist. Das Thema ist natürlich immer noch aktuell und eine politische und vor allen Dingen zufriedenstellende Lösung gibt es auch heute noch nicht, aber mir war es alles in allem einfach zu einseitig und schwülstig. Ich würde gerne etwas anderes schreiben, aber ich gebe hier nur eine eingeschränkte Empfehlung.
Beruhend auf wahren Begebenheiten erzählen der Roman, ebenso wie der Film die Geschichten von vier Frauen in einem Zeitraum von fünfzig Jahren. Hintergrund aller Geschichten ist der ständige Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern.
Im Jahr 1948 gründet Hind Husseini (Hiam Abbass) in Ost-Jerusalem ein Waisenhaus, das "Dar-Al-Tifl". Erst sind es 55 Kinder, später werden es weit über 1000 sein. Hind will den Kindern eine gute Erziehung und eine gute Ausbildung bieten. Im weiteren Verlauf erzählt der Film von Nadia, die jahrelang innerhalb der eigenen Familie missbraucht wurde und von Fatima, die Nadia im Gefängnis kennenlernt. Als Nadia aus dem Gefängnis kommt, heiratet sie Jamal (Alexander Siddig). Was für sie eine reine Vernunftehe ist, bedeutet für ihn wahre Liebe. Als die gemeinsame Tochter Miral zehn Jahre alt ist, begeht die labile Nadia Selbstmord. Jamal bringt seine Tochter daraufhin in das Waisenhaus von Hind, wo sie von nun an unter der Woche untergebracht ist.
Die erwachsene Miral (Freida Pinto) lernt den Politaktivisten Hani (Omar Metwally) kennen und lieben und zieht sich damit den Zorn von Hind und auch von Jamal zu, die ihr beide raten, sich aus politischen Dingen herauszuhalten. Aus Liebe zu Hani begibt sich Miral in Gefahr und muss dafür büßen, seelisch und körperlich. Doch ihr Weg führt sie immer wieder nach Hause zurück, sowohl zu Hind, als auch zu ihrem Vater Jamal.
Bei aller Liebe, aber das ist alles so schwülstig und kitschig, dass ich mehrfach mit den Augen gerollt habe. Es ist ja alles sehr gut gemeint, aber auch sehr anstrengend und mit knapp zwei Stunden definitiv zu lang. Die Musikuntermalung ist auch zu verkitscht und ebenso hart an der Schmerzgrenze wie auch die ganzen Bilder des Films. Ich will hier aber nicht eine weitere schlechte Kritik über dieses Werk schreiben, denn eigentlich mag ich Julian Schnabel und seine Filme ganz gern. Deshalb möchte ich besonders auf die Extras hinweisen, denn da gibt es noch sehenswerte und interessante Interviews mit Julian Schnabel (wie üblich im Pyjama) und Rula Jebreal, die alles wieder ein bisschen aufwerten.
An den Darstellern gibt es nichts auszusetzen, Freida Pinto und Hiam Abbass machen ihre Sache recht gut, wie auch der Rest der Besetzung. Willem Dafoe und Vanessa Redgrave sind nur zu Beginn ganz kurz zu sehen und wurden wohl hauptsächlich wegen ihrer Namen engagiert. Egal, sie sind immer sehenswert.
Insgesamt gesehen ein Film, der schwierig zu beurteilen ist. Das Thema ist natürlich immer noch aktuell und eine politische und vor allen Dingen zufriedenstellende Lösung gibt es auch heute noch nicht, aber mir war es alles in allem einfach zu einseitig und schwülstig. Ich würde gerne etwas anderes schreiben, aber ich gebe hier nur eine eingeschränkte Empfehlung.
Freitag, 10. Juni 2011
Black Swan
"Black Swan" ist ein Film von Darren Aronofsky aus dem Jahr 2010. Das Drehbuch stammt von Andres Heinz und Mark Heyman.
Die junge und ehrgeizige Ballerina Nina (Natalie Portman) tanzt in einem New Yorker Ballettensemble und hofft auf die Hauptrolle in dem nächsten Stück, einer Neuaufführung von Tschaikowskis "Schwanensee". Der Choreograph Thomas (Vincent Cassel) möchte, dass die Hauptrolle die gleichzeitig den guten weißen Schwan und auch den bösen schwarzen Schwan darstellt, von ein und derselben Tänzerin verkörpert wird. Nina ist seine erste Wahl für den weißen Schwan, aber für die Darstellung des schwarzen Schwans fehlt es ihr seiner Meinung nach an Leidenschaft und Verführungskunst. Als die junge Tänzerin Lily (Mila Kunis) zum Ensemble kommt, sieht Nina in ihr sofort die Konkurrentin, denn Lily besitzt alle Eigenschaften, die der schwarze Schwan haben muss.
Nina lebt noch bei ihrer Mutter (Barbara Hershey), die einst selbst Tänzerin war und ihren Traum von einer Karriere aufgeben musste, als sie schwanger wurde. Nun hat sie sich zu einer Art Übermutter entwickelt und setzt alles daran, dass ihre Tochter den Weg geht, der ihr verschlossen blieb. Nina wird von ihr völlig vereinnahmt, lebt in einem pinkfarbigen Kinderzimmer mit lauter Stofftieren und unter ständiger Kontrolle. Doch nun muss sie sich das erste Mal in ihrem Leben richtig beweisen und aus sich herausgehen, um die Rolle ihres Lebens spielen zu können.
Hin- und hergerissen zwischen den Wünschen der Mutter und den Anforderungen von Thomas beginnt Nina zu halluzinieren, ihre sexuellen Fantasien zu erforschen und kann bald Traum und Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden. Ihr entschiedener Drang zur Perfektion führt sie nicht nur an ihre Grenzen, sondern noch weit darüber hinaus, bis zum bitteren Ende.
Darren Aronofsky hat hier einen ziemlich perfekten Psychothriller hingelegt, der von Anfang bis Ende spannend erzählt ist und in wunderbaren, teils düsteren Bildern daherkommt. Atemlos verfolgt man Ninas Handeln und ihre Wandlung in einen schwarzen Schwan, wohl wissend, dass es böse ausgehen wird und sie eigentlich keine Chance hat, lebend aus dieser Geschichte herauszukommen. Ihr eigener Ehrgeiz und der ihrer Mutter haben sie schon früh zu einem Opfer gemacht. Die Entdeckung ihrer Sexualität kommt für sie zu spät und kann sie nicht mehr retten, ihr droht das gleiche Schicksal wie der erst kürzlich ausgemusterten Ballerina Beth (Winona Ryder), die sich quasi schon vom Leben verabschiedet hat.
Die Darsteller sind allesamt hervorragend, wobei besonders Natalie Portman zu erwähnen ist, die für diese Rolle völlig zu Recht den "Oscar" bekommen hat und sich hier die Seele aus dem Körper tanzt und spielt. An ihrer Seite brillieren noch Vincent Cassel, Barbara Hershey und Mila Kunis, die den Film wirklich sehenswert machen. Winona Ryder hat zwar nur eine kleine Rolle, ist aber ebenfalls erwähnenswert. Insgesamt gesehen ein schmerzhafter Film, der einen mitleiden und mitbluten lässt, was nicht immer schön, aber auf jeden Fall sehr stark ist. Der Horror ist hier ganz greifbar, aber man kann sich ihm nicht entziehen. Ganz großes Kino und wirklich sehr empfehlenswert. Und wer bis jetzt noch kein Fan von Natalie Portman war, der ist spätestens jetzt bekehrt, jede Wette.
Die junge und ehrgeizige Ballerina Nina (Natalie Portman) tanzt in einem New Yorker Ballettensemble und hofft auf die Hauptrolle in dem nächsten Stück, einer Neuaufführung von Tschaikowskis "Schwanensee". Der Choreograph Thomas (Vincent Cassel) möchte, dass die Hauptrolle die gleichzeitig den guten weißen Schwan und auch den bösen schwarzen Schwan darstellt, von ein und derselben Tänzerin verkörpert wird. Nina ist seine erste Wahl für den weißen Schwan, aber für die Darstellung des schwarzen Schwans fehlt es ihr seiner Meinung nach an Leidenschaft und Verführungskunst. Als die junge Tänzerin Lily (Mila Kunis) zum Ensemble kommt, sieht Nina in ihr sofort die Konkurrentin, denn Lily besitzt alle Eigenschaften, die der schwarze Schwan haben muss.
Nina lebt noch bei ihrer Mutter (Barbara Hershey), die einst selbst Tänzerin war und ihren Traum von einer Karriere aufgeben musste, als sie schwanger wurde. Nun hat sie sich zu einer Art Übermutter entwickelt und setzt alles daran, dass ihre Tochter den Weg geht, der ihr verschlossen blieb. Nina wird von ihr völlig vereinnahmt, lebt in einem pinkfarbigen Kinderzimmer mit lauter Stofftieren und unter ständiger Kontrolle. Doch nun muss sie sich das erste Mal in ihrem Leben richtig beweisen und aus sich herausgehen, um die Rolle ihres Lebens spielen zu können.
Hin- und hergerissen zwischen den Wünschen der Mutter und den Anforderungen von Thomas beginnt Nina zu halluzinieren, ihre sexuellen Fantasien zu erforschen und kann bald Traum und Wirklichkeit nicht mehr unterscheiden. Ihr entschiedener Drang zur Perfektion führt sie nicht nur an ihre Grenzen, sondern noch weit darüber hinaus, bis zum bitteren Ende.
Darren Aronofsky hat hier einen ziemlich perfekten Psychothriller hingelegt, der von Anfang bis Ende spannend erzählt ist und in wunderbaren, teils düsteren Bildern daherkommt. Atemlos verfolgt man Ninas Handeln und ihre Wandlung in einen schwarzen Schwan, wohl wissend, dass es böse ausgehen wird und sie eigentlich keine Chance hat, lebend aus dieser Geschichte herauszukommen. Ihr eigener Ehrgeiz und der ihrer Mutter haben sie schon früh zu einem Opfer gemacht. Die Entdeckung ihrer Sexualität kommt für sie zu spät und kann sie nicht mehr retten, ihr droht das gleiche Schicksal wie der erst kürzlich ausgemusterten Ballerina Beth (Winona Ryder), die sich quasi schon vom Leben verabschiedet hat.
Die Darsteller sind allesamt hervorragend, wobei besonders Natalie Portman zu erwähnen ist, die für diese Rolle völlig zu Recht den "Oscar" bekommen hat und sich hier die Seele aus dem Körper tanzt und spielt. An ihrer Seite brillieren noch Vincent Cassel, Barbara Hershey und Mila Kunis, die den Film wirklich sehenswert machen. Winona Ryder hat zwar nur eine kleine Rolle, ist aber ebenfalls erwähnenswert. Insgesamt gesehen ein schmerzhafter Film, der einen mitleiden und mitbluten lässt, was nicht immer schön, aber auf jeden Fall sehr stark ist. Der Horror ist hier ganz greifbar, aber man kann sich ihm nicht entziehen. Ganz großes Kino und wirklich sehr empfehlenswert. Und wer bis jetzt noch kein Fan von Natalie Portman war, der ist spätestens jetzt bekehrt, jede Wette.
Dienstag, 7. Juni 2011
Bandaged
"Bandaged" ist ein Film von Maria Beatty aus dem Jahr 2009, das Drehbuch stammt von Claire Menichi. Erwähnenswert ist hier noch, dass Abel Ferrara als ausführender Produzent und Jürgen Brüning als Produzent beteiligt waren.
Die Handlung spielt in einer heruntergekommenen Villa und in einer Zeit, die sich nicht genau bestimmen lässt. Das ist aber auch nicht weiter wichtig, also nehmen wir mal an es ist ungefähr Mitte des 20. Jahrhunderts. Die junge und hübsche Lucille (Janna Lisa Dombrowsky) lebt mit ihrem Vater, dem Chirurgen Arthur (Hans Piesbergen) und ihrer alten Tante Ingrid (Martine Erhel) zusammen. Ihr achtzehnter Geburtstag steht kurz bevor und Lucille möchte gerne Literatur studieren, was ihr Vater aber strikt ablehnt. Er will, dass sie Medizin studiert und ihm später bei seinen Forschungen helfen kann. Weil Lucille sich damit nicht anfreunden kann, unternimmt sie einen Selbstmordversuch, der allerdings nicht zu sehen ist, und erleidet dabei furchtbare Gesichtsverletzungen. Zu ihrer Pflege engagiert Arthur die Krankenschwester Joan (Susanne Sachsse), die nun rund um die Uhr auf Lucille aufpassen soll.
Im hauseigenen Labor ist Arthur seit Jahren damit beschäftigt, beschädigte Hautzellen wieder herzustellen und so versucht er auch Lucilles Gesicht selbst zu heilen. Der Tod seiner Frau ist ihm dabei Ansporn, auch wenn nicht klar wird, was eigentlich genau mit ihr geschehen ist. Inzwischen verlieben sich Lucille und Joan ineinander und es gibt ein paar erotische Momente zu sehen, aber sie werden schon bald ertappt und Joan muss das Anwesen verlassen. Arthur sperrt seine Tochter daraufhin in ihrem Zimmer ein, aber sie kann ihm doch entkommen. Was nun aus allen Beteiligten wird, das bleibt in der Schwebe, denn das Ende ist offen.
Ich mache es kurz, das ist ein kleines B-Movie, das man sehen kann, aber nicht muss. Alles wirkt sehr gekünstelt, ist aber bei weitem nicht trashig genug, um wirklich gut zu unterhalten. Doch ganz so schlecht ist der Film auch wieder nicht, er hat einen gewissen Charme und deshalb kommt hier kein Verriss von mir. Viel konnte ich über diesen Film nicht erfahren, aber es wurde mehrfach bemängelt, dass hier Englisch gesprochen wird, obwohl der Film aus Deutschland stammt. Meine Güte, wenn man sonst keine Probleme hat... Gut, das gesprochene Englisch klingt ein wenig hölzern, aber das hat mich persönlich gar nicht gestört. Passt alles eben zum B-Movie-Charakter.
Irgendwie mochte ich den Film trotz allem, auch wenn gar nicht furchtbar viel passiert. Die Story um den verrückten Chirurgen und seine Versuche im Labor ist nicht ausgereift genug, ebenso die Liebesgeschichte zwischen Lucille und Joan, aber es hat alles einen gewissen Reiz, auch wenn vieles eben nicht perfekt ist. Die Liebesszenen zwischen Lucille und Joan wirken allerdings schon ziemlich angestrengt. Von den Darstellern hat mir besonders Susanne Sachsse gut gefallen, die einfach hinreißend ist und den Film wirklich sehenswert macht. Ja, ich gebe es zu, den Rest kann man getrost vergessen, aber ich habe durchaus schon schlimmere Filme als diesen gesehen. Alles in allem eine eingeschränkte Empfehlung.
Die Handlung spielt in einer heruntergekommenen Villa und in einer Zeit, die sich nicht genau bestimmen lässt. Das ist aber auch nicht weiter wichtig, also nehmen wir mal an es ist ungefähr Mitte des 20. Jahrhunderts. Die junge und hübsche Lucille (Janna Lisa Dombrowsky) lebt mit ihrem Vater, dem Chirurgen Arthur (Hans Piesbergen) und ihrer alten Tante Ingrid (Martine Erhel) zusammen. Ihr achtzehnter Geburtstag steht kurz bevor und Lucille möchte gerne Literatur studieren, was ihr Vater aber strikt ablehnt. Er will, dass sie Medizin studiert und ihm später bei seinen Forschungen helfen kann. Weil Lucille sich damit nicht anfreunden kann, unternimmt sie einen Selbstmordversuch, der allerdings nicht zu sehen ist, und erleidet dabei furchtbare Gesichtsverletzungen. Zu ihrer Pflege engagiert Arthur die Krankenschwester Joan (Susanne Sachsse), die nun rund um die Uhr auf Lucille aufpassen soll.
Im hauseigenen Labor ist Arthur seit Jahren damit beschäftigt, beschädigte Hautzellen wieder herzustellen und so versucht er auch Lucilles Gesicht selbst zu heilen. Der Tod seiner Frau ist ihm dabei Ansporn, auch wenn nicht klar wird, was eigentlich genau mit ihr geschehen ist. Inzwischen verlieben sich Lucille und Joan ineinander und es gibt ein paar erotische Momente zu sehen, aber sie werden schon bald ertappt und Joan muss das Anwesen verlassen. Arthur sperrt seine Tochter daraufhin in ihrem Zimmer ein, aber sie kann ihm doch entkommen. Was nun aus allen Beteiligten wird, das bleibt in der Schwebe, denn das Ende ist offen.
Ich mache es kurz, das ist ein kleines B-Movie, das man sehen kann, aber nicht muss. Alles wirkt sehr gekünstelt, ist aber bei weitem nicht trashig genug, um wirklich gut zu unterhalten. Doch ganz so schlecht ist der Film auch wieder nicht, er hat einen gewissen Charme und deshalb kommt hier kein Verriss von mir. Viel konnte ich über diesen Film nicht erfahren, aber es wurde mehrfach bemängelt, dass hier Englisch gesprochen wird, obwohl der Film aus Deutschland stammt. Meine Güte, wenn man sonst keine Probleme hat... Gut, das gesprochene Englisch klingt ein wenig hölzern, aber das hat mich persönlich gar nicht gestört. Passt alles eben zum B-Movie-Charakter.
Irgendwie mochte ich den Film trotz allem, auch wenn gar nicht furchtbar viel passiert. Die Story um den verrückten Chirurgen und seine Versuche im Labor ist nicht ausgereift genug, ebenso die Liebesgeschichte zwischen Lucille und Joan, aber es hat alles einen gewissen Reiz, auch wenn vieles eben nicht perfekt ist. Die Liebesszenen zwischen Lucille und Joan wirken allerdings schon ziemlich angestrengt. Von den Darstellern hat mir besonders Susanne Sachsse gut gefallen, die einfach hinreißend ist und den Film wirklich sehenswert macht. Ja, ich gebe es zu, den Rest kann man getrost vergessen, aber ich habe durchaus schon schlimmere Filme als diesen gesehen. Alles in allem eine eingeschränkte Empfehlung.
Montag, 6. Juni 2011
Nachmittag
"Nachmittag" ist ein Film von Angela Schanelec (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2007. Die Handlung beruht lose auf dem Theaterstück "Die Möwe" von Anton Tschechow.
In einem Haus am See, irgendwo am Stadtrand von Berlin, lebt der ältere Alex (Fritz Schediwy). Sein junger Neffe Konstantin (Jirka Zett) kümmert sich um ihn und den Haushalt. Konstantins Mutter Irene (Angela Schanelec) ist Schauspielerin und kommt nur zu Besuch vorbei. Im Haus nebenan lebt die Familie von Agnes (Miriam Horwitz), die gerade ihre Ferien hier verbringt. Agnes und Konstantin waren einmal ein Paar, jetzt sind sie es scheinbar nicht mehr, aber sicher sind sie sich da beide nicht. Alles hängt in der Schwebe.
Konstantin will Schriftsteller werden, er schreibt unermüdlich, aber ist doch voller Zweifel und scheint an seinen eigenen Ambitionen zu scheitern. Ganz mit sich selbst beschäftigt, bemerkt er nicht, wie sehr Agnes um seine Aufmerksamkeit bettelt. Agnes möchte ihren Weg finden, etwas vom Leben haben, aber Konstantin hört ihr nicht zu, begreift nicht was sie sagt. Ein ähnlich gestörtes Verhältnis hat er zu seiner Mutter Irene. Je mehr Irene versucht, ihm näher zu kommen, desto mehr blockt er ab.
Irene hat ihren neuen Freund, den Schriftsteller Max (Mark Waschke) mitgebracht, für den sich besonders Agnes interessiert. Sie führt lange Gespräche mit ihm und fasst dann spontan den Entschluss, abzureisen. Eine Erklärung hierfür gibt es nicht, so wie es auch für alle anderen Beziehungen und ihre Komplikationen keine erklärenden Worte gibt. Es gibt keinen Anfang und auch kein Ende, es gibt nur ein paar Nachmittage am See.
Der Film beginnt auf einer Theaterbühne, auf der aber nicht gespielt wird. Die Handlung spielt dann in dem Haus am See und das ist die eigentliche Bühne für dieses Stück, das man durchaus als Theaterstück sehen kann, denn sämtliche Dialoge klingen sehr theaterhaft. Ich finde das sehr schön und habe keine Probleme damit, aber viele Zuschauer dürften davon abgeschreckt werden. Zudem wirken die durchgehend guten Schauspieler so, als wären sie tatsächlich gerade aus einem Tschechow-Stück herausgepurzelt.
Angela Schanelec erzählt ihren Film über den schleichenden Zerfall zwischenmenschlicher Beziehungen sehr ruhig und bedächtig, aber niemals langweilig. Kameramann Reinhold Vorschneider hat dazu wunderbare Bilder eingefangen, die überaus gelungen sind und einfach nur schön.
Insgesamt gesehen ein sehr sehenswerter Film, der mich jedenfalls begeistert hat. Wer eine Vorliebe für das Theater hat, der ist hier sicher gut bedient und wird Gefallen daran haben, alle anderen könnten vielleicht eher Probleme mit der Erzählweise und den Dialogen haben. Große Empfehlung.
In einem Haus am See, irgendwo am Stadtrand von Berlin, lebt der ältere Alex (Fritz Schediwy). Sein junger Neffe Konstantin (Jirka Zett) kümmert sich um ihn und den Haushalt. Konstantins Mutter Irene (Angela Schanelec) ist Schauspielerin und kommt nur zu Besuch vorbei. Im Haus nebenan lebt die Familie von Agnes (Miriam Horwitz), die gerade ihre Ferien hier verbringt. Agnes und Konstantin waren einmal ein Paar, jetzt sind sie es scheinbar nicht mehr, aber sicher sind sie sich da beide nicht. Alles hängt in der Schwebe.
Konstantin will Schriftsteller werden, er schreibt unermüdlich, aber ist doch voller Zweifel und scheint an seinen eigenen Ambitionen zu scheitern. Ganz mit sich selbst beschäftigt, bemerkt er nicht, wie sehr Agnes um seine Aufmerksamkeit bettelt. Agnes möchte ihren Weg finden, etwas vom Leben haben, aber Konstantin hört ihr nicht zu, begreift nicht was sie sagt. Ein ähnlich gestörtes Verhältnis hat er zu seiner Mutter Irene. Je mehr Irene versucht, ihm näher zu kommen, desto mehr blockt er ab.
Irene hat ihren neuen Freund, den Schriftsteller Max (Mark Waschke) mitgebracht, für den sich besonders Agnes interessiert. Sie führt lange Gespräche mit ihm und fasst dann spontan den Entschluss, abzureisen. Eine Erklärung hierfür gibt es nicht, so wie es auch für alle anderen Beziehungen und ihre Komplikationen keine erklärenden Worte gibt. Es gibt keinen Anfang und auch kein Ende, es gibt nur ein paar Nachmittage am See.
Der Film beginnt auf einer Theaterbühne, auf der aber nicht gespielt wird. Die Handlung spielt dann in dem Haus am See und das ist die eigentliche Bühne für dieses Stück, das man durchaus als Theaterstück sehen kann, denn sämtliche Dialoge klingen sehr theaterhaft. Ich finde das sehr schön und habe keine Probleme damit, aber viele Zuschauer dürften davon abgeschreckt werden. Zudem wirken die durchgehend guten Schauspieler so, als wären sie tatsächlich gerade aus einem Tschechow-Stück herausgepurzelt.
Angela Schanelec erzählt ihren Film über den schleichenden Zerfall zwischenmenschlicher Beziehungen sehr ruhig und bedächtig, aber niemals langweilig. Kameramann Reinhold Vorschneider hat dazu wunderbare Bilder eingefangen, die überaus gelungen sind und einfach nur schön.
Insgesamt gesehen ein sehr sehenswerter Film, der mich jedenfalls begeistert hat. Wer eine Vorliebe für das Theater hat, der ist hier sicher gut bedient und wird Gefallen daran haben, alle anderen könnten vielleicht eher Probleme mit der Erzählweise und den Dialogen haben. Große Empfehlung.
Sonntag, 5. Juni 2011
O Fantasma
"O Fantasma" ist der erste Spielfilm von Joao Pedro Rodrigues (Regie und Drehbuch) und stammt aus dem Jahr 2000.
Sérgio (Ricardo Meneses) ist ein junger Müllmann und lebt und arbeitet in Lissabon. Er ist verschlossen, redet kaum und sein einziger Freund scheint der Hund Lorde zu sein, der auf dem Hof der Müllabfuhr lebt. Nachts streift er durch die Strassen Lissabons, immer auf der Suche nach erotischen Begegnungen. Er versucht krampfhaft, seine sexuellen Fantasien auszuleben und wird dabei zunehmend rücksichtsloser.
Er verguckt sich in Joao (Andre Barbosa), bei dem er eines Tages Sperrmüll abholt. Immer wieder unternimmt Sérgio Versuche, Joao nahe zu sein, wird aber von diesem abgewiesen. Was dann passiert, kann man eigentlich nur Stalking nennen, den Sérgio bricht in Joaos Haus ein, durchsucht seine Mülltonne und nimmt als Andenken eine kaputte Badehose mit, die er fortan trägt und wie einen Fetisch verehrt. Aber das ist noch nicht alles...
Sérgio übernimmt die Verhaltensweisen eines Hundes, verhält sich immer merkwürdiger und ist bei seinen nächtlichen Streifzügen nun mit einem schwarzen Ganzkörper-Latexanzug bekleidet. Wie ein Hund ist er auf der Müllhalde unterwegs, um dort Nahrung zu finden.
Verstehen muss man das alles nicht, denn es ist schon ziemlich versponnen und der gute Sérgio hat definitiv einen an der Waffel. Andererseits haben die Bilder schon einen gewissen Reiz, wenn man sich darauf einlassen kann und die Geschichte so akzeptiert, wie sie ist. Mit Realität hat das alles gar nichts zu tun, muss aber auch nicht sein. Es ist schließlich die alleinige künstlerische Freiheit des Regisseurs, seine ganz spezielle Geschichte so zu erzählen, wie er es möchte.
Insgesamt gesehen kein Film für die große Masse, aber das muss ja nichts Schlechtes sein. Mir persönlich hat "To Die Like A Man", ebenfalls von Joao Pedro Rodrigues, besser gefallen, aber das ist eben Geschmackssache. Empfehlenswert sind beide Filme, auch wenn sie etwas sperrig sind.
Sérgio (Ricardo Meneses) ist ein junger Müllmann und lebt und arbeitet in Lissabon. Er ist verschlossen, redet kaum und sein einziger Freund scheint der Hund Lorde zu sein, der auf dem Hof der Müllabfuhr lebt. Nachts streift er durch die Strassen Lissabons, immer auf der Suche nach erotischen Begegnungen. Er versucht krampfhaft, seine sexuellen Fantasien auszuleben und wird dabei zunehmend rücksichtsloser.
Er verguckt sich in Joao (Andre Barbosa), bei dem er eines Tages Sperrmüll abholt. Immer wieder unternimmt Sérgio Versuche, Joao nahe zu sein, wird aber von diesem abgewiesen. Was dann passiert, kann man eigentlich nur Stalking nennen, den Sérgio bricht in Joaos Haus ein, durchsucht seine Mülltonne und nimmt als Andenken eine kaputte Badehose mit, die er fortan trägt und wie einen Fetisch verehrt. Aber das ist noch nicht alles...
Sérgio übernimmt die Verhaltensweisen eines Hundes, verhält sich immer merkwürdiger und ist bei seinen nächtlichen Streifzügen nun mit einem schwarzen Ganzkörper-Latexanzug bekleidet. Wie ein Hund ist er auf der Müllhalde unterwegs, um dort Nahrung zu finden.
Verstehen muss man das alles nicht, denn es ist schon ziemlich versponnen und der gute Sérgio hat definitiv einen an der Waffel. Andererseits haben die Bilder schon einen gewissen Reiz, wenn man sich darauf einlassen kann und die Geschichte so akzeptiert, wie sie ist. Mit Realität hat das alles gar nichts zu tun, muss aber auch nicht sein. Es ist schließlich die alleinige künstlerische Freiheit des Regisseurs, seine ganz spezielle Geschichte so zu erzählen, wie er es möchte.
Insgesamt gesehen kein Film für die große Masse, aber das muss ja nichts Schlechtes sein. Mir persönlich hat "To Die Like A Man", ebenfalls von Joao Pedro Rodrigues, besser gefallen, aber das ist eben Geschmackssache. Empfehlenswert sind beide Filme, auch wenn sie etwas sperrig sind.
Beau Travail
"Beau Travail" ist ein Film von Claire Denis aus dem Jahr 1999. Das Drehbuch schrieb sie zusammen mit Jean-Paul Fargeau. Die Handlung beruht zum Teil auf dem Roman "Billy Budd" von Herman Melville, der auch Grundlage der gleichnamigen Oper von Benjamin Britten ist.
Eine Truppe französischer Fremdenlegionäre ist in Djibouti stationiert. Sergeant Galoup (Denis Lavant) erzählt die Geschichte aus dem Off. Seine Zeit bei der Legion ist vorbei, er musste gehen, aber dazu später. Man sieht die Männer bei ihrer alltäglichen Arbeit, beim Training, beim Waschen und Bügeln, eben einfach Routine. Was sie dort eigentlich zu suchen haben, wer weiß das schon. Sie führen einen aussichtslosen Krieg gegen niemanden, außer vielleicht sich selbst.
Das ist alles in fantastischen Bildern eingefangen, man spürt die Hitze und den Wind auf der Haut, während im Hintergrund das Meer unglaublich blau leuchtet. Sergeant Galoup entwickelt inzwischen eine wahre Obsession für den Neuankömmling Gilles Sentain (Grégoire Colin), die bald auch nicht mehr seinem Vorgesetzten Commander Bruno Forestier (Michel Subor) verborgen bleibt. Galoup beschließt daraufhin, Sentain loszuwerden und setzt ihn wegen eines extra herbeigeführten Verstoßes in der Salzwüste aus, nur ausgestattet mit einem defekten Kompass. Als Forestier davon erfährt, muss Galoup die Legion verlassen. Wieder zurück in Frankreich findet er jedoch nicht ins Leben zurück, da die Legion sein ganzes Leben und seine Familie war. Nun, ohne Uniform, ist er ein Nichts und eben nichts unterscheidet ihn mehr von den anderen Menschen.
Als schönes Schlussbild sieht man Galoup einsam in einer Disco zu dem Song "The Rhythm of the Night" tanzen, erst zurückhaltend, dann aber immer offensiver. Ganz langsam kann er seine innere Beherrschung aufgeben und endlich mal gelöst sein. Was aus ihm wird, das erfahren wir hier nicht.
Claire Denis hat hier einen unglaublich ästhetischen und beeindruckenden Film präsentiert, in dem sie die männliche Schönheit wahrlich zelebriert und die Charaktere trotz ihrer Ambivalenz immer menschlich und glaubhaft zeigt. Gewalt und Begierde gehen hier Hand in Hand und Ähnlichkeiten zu beispielsweise Derek Jarmans "Sebastiane" aus dem Jahr 1976 drängen sich förmlich auf. Die Beziehung zwischen Galoup und Sentain erinnert mich auch ein bisschen an das Verhältnis zwischen Leutnant Seblon und dem Matrosen Querelle (Roman von Jean Genet, Verfilmung von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1982), auch wenn die Handlung hier eine andere ist. Gemeinsamkeiten gibt es trotzdem.
Insgesamt gesehen ein sehr sehenswerter, wenn auch sehr spezieller Film, der mich jedoch überzeugt hat. Besonders Denis Lavant ist mehr als nur einen Blick wert. Leider ist die DVD nur in der französischen Originalfassung mit englischen Untertiteln erhältlich, aber gesprochen wird sowieso nicht viel. Sehr empfehlenswert.
Eine Truppe französischer Fremdenlegionäre ist in Djibouti stationiert. Sergeant Galoup (Denis Lavant) erzählt die Geschichte aus dem Off. Seine Zeit bei der Legion ist vorbei, er musste gehen, aber dazu später. Man sieht die Männer bei ihrer alltäglichen Arbeit, beim Training, beim Waschen und Bügeln, eben einfach Routine. Was sie dort eigentlich zu suchen haben, wer weiß das schon. Sie führen einen aussichtslosen Krieg gegen niemanden, außer vielleicht sich selbst.
Das ist alles in fantastischen Bildern eingefangen, man spürt die Hitze und den Wind auf der Haut, während im Hintergrund das Meer unglaublich blau leuchtet. Sergeant Galoup entwickelt inzwischen eine wahre Obsession für den Neuankömmling Gilles Sentain (Grégoire Colin), die bald auch nicht mehr seinem Vorgesetzten Commander Bruno Forestier (Michel Subor) verborgen bleibt. Galoup beschließt daraufhin, Sentain loszuwerden und setzt ihn wegen eines extra herbeigeführten Verstoßes in der Salzwüste aus, nur ausgestattet mit einem defekten Kompass. Als Forestier davon erfährt, muss Galoup die Legion verlassen. Wieder zurück in Frankreich findet er jedoch nicht ins Leben zurück, da die Legion sein ganzes Leben und seine Familie war. Nun, ohne Uniform, ist er ein Nichts und eben nichts unterscheidet ihn mehr von den anderen Menschen.
Als schönes Schlussbild sieht man Galoup einsam in einer Disco zu dem Song "The Rhythm of the Night" tanzen, erst zurückhaltend, dann aber immer offensiver. Ganz langsam kann er seine innere Beherrschung aufgeben und endlich mal gelöst sein. Was aus ihm wird, das erfahren wir hier nicht.
Claire Denis hat hier einen unglaublich ästhetischen und beeindruckenden Film präsentiert, in dem sie die männliche Schönheit wahrlich zelebriert und die Charaktere trotz ihrer Ambivalenz immer menschlich und glaubhaft zeigt. Gewalt und Begierde gehen hier Hand in Hand und Ähnlichkeiten zu beispielsweise Derek Jarmans "Sebastiane" aus dem Jahr 1976 drängen sich förmlich auf. Die Beziehung zwischen Galoup und Sentain erinnert mich auch ein bisschen an das Verhältnis zwischen Leutnant Seblon und dem Matrosen Querelle (Roman von Jean Genet, Verfilmung von Rainer Werner Fassbinder aus dem Jahr 1982), auch wenn die Handlung hier eine andere ist. Gemeinsamkeiten gibt es trotzdem.
Insgesamt gesehen ein sehr sehenswerter, wenn auch sehr spezieller Film, der mich jedoch überzeugt hat. Besonders Denis Lavant ist mehr als nur einen Blick wert. Leider ist die DVD nur in der französischen Originalfassung mit englischen Untertiteln erhältlich, aber gesprochen wird sowieso nicht viel. Sehr empfehlenswert.
Samstag, 4. Juni 2011
Villa Amalia
"Villa Amalia" ist ein Film von Benoit Jacquot (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2009 und basiert auf dem gleichnamigen Roman von Pascal Quignard.
Die erfolgreiche Pianistin Ann (Isabelle Huppert) verfolgt heimlich ihren Mann Thomas (Xavier Beauvois) bis in einen Vorort, wo er sich mit einer anderen Frau trifft. Während sie die beiden beobachtet, wird sie selbst von einem alten Freund überrascht. Georges (Jean-Hugues Anglade) lädt sie in sein Haus ein und wird von nun an zu ihrem Vertrauten.
Ab jetzt überstürzen sich die Ereignisse, denn Ann löst ihr bisheriges Leben auf, mit allem was dazu gehört. Sie trennt sich nach fünfzehn Jahren von ihrem Mann, verbrennt ihre Noten, Fotos und persönliche Erinnerungen. Das Fremdgehen des Ehemannes ist nicht das ausschlaggebende dabei, das merkt man schnell, wenn auch der tatsächliche Grund für ihre Flucht im Dunkeln bleibt. Sie ist unberechenbar wie ein Vulkan, der gerade ausgebrochen ist, sprunghaft und doch bestimmt. Nachdem sie ihre Wohnung verkauft hat, ihr Konto gekündigt und ihr Telefon abgemeldet hat, reist sie durch Europa, bis sie schließlich in Italien verweilt und eine kleine heruntergekommene Behausung hoch oben über dem Meer, die "Villa Amalia" bezieht. Hier kommt sie erstmals seit langer Zeit zur Ruhe und verliebt sich ganz spontan in die junge Giulia (Maya Sansa).
Bei der Beerdigung ihrer Mutter trifft Ann auf ihren Vater, der die Familie früh verließ und endlich ergibt sich für sie die Möglichkeit, mit ihm über ihre Gefühle zu reden. Am Ende des Films ist Ann aber wieder in ihrem neuen Zuhause und was die Zukunft bringen wird, das steht in den Sternen.
Das ist ein sehr stiller Film, der vor allen Dingen von seinen wunderbaren Bildern lebt und mit der sehr stimmungsvollen Musik von Bruno Coulais unterlegt ist. Er ist gleichzeitig traurig und doch wunderschön, aber die Attraktion des Films ist natürlich die zauberhafte Isabelle Huppert, die mit ihrer unglaublichen Präsenz alles beherrscht. Bei dem Versuch die Kunst oder die Schönheit dieser Frau in Worte zu fassen, muss ich leider kapitulieren, sie ist einfach unbeschreiblich und wirklich atemberaubend schön.
Ann ist auf der Suche nach sich selbst. Das klingt abgedroschen, ist es aber nicht. Sie wirft ihr bisheriges Leben weg und da bleiben eben auch manchmal ein paar Menschen auf der Strecke. Manchmal führt man einen Wechsel bewusst herbei und manchmal passiert es auch einfach von ganz alleine. Man muss sein eigenes Handeln nicht immer erklären, es gibt Dinge, die man nun mal nur mit sich allein ausmachen muss.
Insgesamt gesehen ein wunderbarer Film, den ich nur sehr empfehlen kann und den sich alle Fans von Isabelle Huppert sowieso anschauen werden. Eine berührende Geschichte, tolle Bilder und eine fabelhafte Hauptdarstellerin, was will man mehr?
Die erfolgreiche Pianistin Ann (Isabelle Huppert) verfolgt heimlich ihren Mann Thomas (Xavier Beauvois) bis in einen Vorort, wo er sich mit einer anderen Frau trifft. Während sie die beiden beobachtet, wird sie selbst von einem alten Freund überrascht. Georges (Jean-Hugues Anglade) lädt sie in sein Haus ein und wird von nun an zu ihrem Vertrauten.
Ab jetzt überstürzen sich die Ereignisse, denn Ann löst ihr bisheriges Leben auf, mit allem was dazu gehört. Sie trennt sich nach fünfzehn Jahren von ihrem Mann, verbrennt ihre Noten, Fotos und persönliche Erinnerungen. Das Fremdgehen des Ehemannes ist nicht das ausschlaggebende dabei, das merkt man schnell, wenn auch der tatsächliche Grund für ihre Flucht im Dunkeln bleibt. Sie ist unberechenbar wie ein Vulkan, der gerade ausgebrochen ist, sprunghaft und doch bestimmt. Nachdem sie ihre Wohnung verkauft hat, ihr Konto gekündigt und ihr Telefon abgemeldet hat, reist sie durch Europa, bis sie schließlich in Italien verweilt und eine kleine heruntergekommene Behausung hoch oben über dem Meer, die "Villa Amalia" bezieht. Hier kommt sie erstmals seit langer Zeit zur Ruhe und verliebt sich ganz spontan in die junge Giulia (Maya Sansa).
Bei der Beerdigung ihrer Mutter trifft Ann auf ihren Vater, der die Familie früh verließ und endlich ergibt sich für sie die Möglichkeit, mit ihm über ihre Gefühle zu reden. Am Ende des Films ist Ann aber wieder in ihrem neuen Zuhause und was die Zukunft bringen wird, das steht in den Sternen.
Das ist ein sehr stiller Film, der vor allen Dingen von seinen wunderbaren Bildern lebt und mit der sehr stimmungsvollen Musik von Bruno Coulais unterlegt ist. Er ist gleichzeitig traurig und doch wunderschön, aber die Attraktion des Films ist natürlich die zauberhafte Isabelle Huppert, die mit ihrer unglaublichen Präsenz alles beherrscht. Bei dem Versuch die Kunst oder die Schönheit dieser Frau in Worte zu fassen, muss ich leider kapitulieren, sie ist einfach unbeschreiblich und wirklich atemberaubend schön.
Ann ist auf der Suche nach sich selbst. Das klingt abgedroschen, ist es aber nicht. Sie wirft ihr bisheriges Leben weg und da bleiben eben auch manchmal ein paar Menschen auf der Strecke. Manchmal führt man einen Wechsel bewusst herbei und manchmal passiert es auch einfach von ganz alleine. Man muss sein eigenes Handeln nicht immer erklären, es gibt Dinge, die man nun mal nur mit sich allein ausmachen muss.
Insgesamt gesehen ein wunderbarer Film, den ich nur sehr empfehlen kann und den sich alle Fans von Isabelle Huppert sowieso anschauen werden. Eine berührende Geschichte, tolle Bilder und eine fabelhafte Hauptdarstellerin, was will man mehr?
L'Enfant
"L'Enfant" ist ein Film der belgischen Brüder Jean-Pierre und Luc Dardenne (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2005 und wurde in Cannes mit der Goldenen Palme ausgezeichnet.
Bruno (Jérémie Renier) und Sonia (Déborah Francois) sind ein junges Paar und leben in einer kleinen tristen Stadt in Belgien. Echte Zukunftsperspektiven gibt es hier nicht und so leben die beiden von Sozialhilfe und halten sich mit Brunos kleinen Gaunereien über Wasser. Aber dann ändert sich die Situation, denn Sonia bekommt ein Kind, den kleinen Jimmy. Als sie aus dem Krankenhaus kommt, hat Bruno kurzzeitig ihre Wohnung untervermietet, um an zusätzliches Geld zu kommen. Für seinen Sohn interessiert er sich nicht, will ihn nicht auf den Arm nehmen und ignoriert ihn größtenteils.
Aus einer Laune heraus verkauft Bruno den kleinen Jimmy an eine Kinderhändlerbande, weil er in ihm nur eine Ware sieht, die man zu Geld machen kann. Als er Sonia davon berichtet, bricht diese zusammen und muss ins Krankenhaus. Bruno kann das Kind zwar wieder zurückbekommen, aber dafür schuldet er der Bande jetzt eine Menge Geld und wird als Warnung erst einmal verprügelt. Der nächste Überfall, den Bruno zusammen mit dem jüngeren Steve (Jérémie Segard) begeht, gelingt nur zum Teil, denn die beiden können zwar eine Handtasche stehlen, werden aber verfolgt und Steve wird sogar von der Polizei gefasst. Zum ersten Mal in seinem Leben übernimmt Bruno nun Verantwortung und stellt sich der Polizei, um Steve zu entlasten. Als er im Gefängnis sitzt, bekommt er Besuch von Sonia und beide brechen in Tränen aus.
Der Film ist trotz allem nicht deprimierend, was ich sehr erstaunlich finde, er ist zwar eigentlich unendlich traurig und doch jederzeit fesselnd, eine ganz bemerkenswerte Leistung. Der Zuschauer wird sofort in die Handlung hineingeworfen und kann Bruno und Sonia erleben, wie sie miteinander herumtollen, das ergaunerte Geld gleich wieder mit vollen Händen ausgeben und sich um nichts wirklich Sorgen machen. Doch zumindest bei Sonia findet durch den kleinen Jimmy ein Umdenken statt, sie kümmert sich liebevoll um ihren Sohn, während Bruno keinen Zugang zu ihm findet.
Bruno ist ein fast unschuldig wirkender dummer Junge, ein kleiner Gauner, den man aber trotzdem lieber in den Arm nehmen möchte, als ihn verdientermaßen abzuwatschen. Hat er irgendwelche moralischen Bedenken, Skrupel oder Gewissensbisse als er seinen Sohn verkauft? Nein, hat er nicht, denn genau das ist sein Leben, alles ist eine Ware und alles hat seinen Preis. Erst spät scheint er zu begreifen, was er wirklich getan hat. Das ist bewegend, berührend und sehr ehrlich von den Dardenne-Brüdern umgesetzt worden.
Die beiden Hauptdarsteller sind absolut großartig in ihren Rollen, wobei besonders Jérémie Renier als Bruno sehr überzeugen kann und dafür sorgt, dass man seine Figur nicht sofort verurteilt. Warum aber diese jungen Menschen, die ja selbst noch fast Kinder sind und kaum für sich selbst sorgen können, unbedingt ein Kind in die Welt setzen müssen, das werde ich persönlich jedenfalls nie begreifen.
Insgesamt gesehen ein sehr empfehlenswerter Film, der unter die Haut geht und nachdenklich macht, aber ohne dabei zu bitter zu werden. Absolut gelungen.
Bruno (Jérémie Renier) und Sonia (Déborah Francois) sind ein junges Paar und leben in einer kleinen tristen Stadt in Belgien. Echte Zukunftsperspektiven gibt es hier nicht und so leben die beiden von Sozialhilfe und halten sich mit Brunos kleinen Gaunereien über Wasser. Aber dann ändert sich die Situation, denn Sonia bekommt ein Kind, den kleinen Jimmy. Als sie aus dem Krankenhaus kommt, hat Bruno kurzzeitig ihre Wohnung untervermietet, um an zusätzliches Geld zu kommen. Für seinen Sohn interessiert er sich nicht, will ihn nicht auf den Arm nehmen und ignoriert ihn größtenteils.
Aus einer Laune heraus verkauft Bruno den kleinen Jimmy an eine Kinderhändlerbande, weil er in ihm nur eine Ware sieht, die man zu Geld machen kann. Als er Sonia davon berichtet, bricht diese zusammen und muss ins Krankenhaus. Bruno kann das Kind zwar wieder zurückbekommen, aber dafür schuldet er der Bande jetzt eine Menge Geld und wird als Warnung erst einmal verprügelt. Der nächste Überfall, den Bruno zusammen mit dem jüngeren Steve (Jérémie Segard) begeht, gelingt nur zum Teil, denn die beiden können zwar eine Handtasche stehlen, werden aber verfolgt und Steve wird sogar von der Polizei gefasst. Zum ersten Mal in seinem Leben übernimmt Bruno nun Verantwortung und stellt sich der Polizei, um Steve zu entlasten. Als er im Gefängnis sitzt, bekommt er Besuch von Sonia und beide brechen in Tränen aus.
Der Film ist trotz allem nicht deprimierend, was ich sehr erstaunlich finde, er ist zwar eigentlich unendlich traurig und doch jederzeit fesselnd, eine ganz bemerkenswerte Leistung. Der Zuschauer wird sofort in die Handlung hineingeworfen und kann Bruno und Sonia erleben, wie sie miteinander herumtollen, das ergaunerte Geld gleich wieder mit vollen Händen ausgeben und sich um nichts wirklich Sorgen machen. Doch zumindest bei Sonia findet durch den kleinen Jimmy ein Umdenken statt, sie kümmert sich liebevoll um ihren Sohn, während Bruno keinen Zugang zu ihm findet.
Bruno ist ein fast unschuldig wirkender dummer Junge, ein kleiner Gauner, den man aber trotzdem lieber in den Arm nehmen möchte, als ihn verdientermaßen abzuwatschen. Hat er irgendwelche moralischen Bedenken, Skrupel oder Gewissensbisse als er seinen Sohn verkauft? Nein, hat er nicht, denn genau das ist sein Leben, alles ist eine Ware und alles hat seinen Preis. Erst spät scheint er zu begreifen, was er wirklich getan hat. Das ist bewegend, berührend und sehr ehrlich von den Dardenne-Brüdern umgesetzt worden.
Die beiden Hauptdarsteller sind absolut großartig in ihren Rollen, wobei besonders Jérémie Renier als Bruno sehr überzeugen kann und dafür sorgt, dass man seine Figur nicht sofort verurteilt. Warum aber diese jungen Menschen, die ja selbst noch fast Kinder sind und kaum für sich selbst sorgen können, unbedingt ein Kind in die Welt setzen müssen, das werde ich persönlich jedenfalls nie begreifen.
Insgesamt gesehen ein sehr empfehlenswerter Film, der unter die Haut geht und nachdenklich macht, aber ohne dabei zu bitter zu werden. Absolut gelungen.
Donnerstag, 2. Juni 2011
Seeing Heaven
"Seeing Heaven" ist ein Film von Ian Powell (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 2010.
Der junge Callboy Paul (Alexander Bracq) ist bei seinen Kunden sehr begehrt, denn er ist jung, schön und wirkt dabei so unschuldig wie ein Engel. Beim Sex mit seinen Freiern hat er Halluzinationen, in denen er seinen verschwundenen Zwillingsbruder Saul sieht, der anscheinend in großer Gefahr ist. Paul versucht verzweifelt, die Wahrheit über Saul herauszufinden und ihm nahe zu sein. Dabei ist ihm fast jedes Mittel recht und er gerät an einen dubiosen Pornoregisseur, der so seine eigenen Pläne mit Paul hat.
Die "SISSY" schreibt dazu: "Seeing Heaven ist das Verkopfteste, was im Moment zu haben ist." Damit ist im Prinzip schon alles gesagt, denn verkopft ist der Film in der Tat. Er macht es einem auch nicht gerade leicht, aber wenn man sich tatsächlich auf die Geschichte einlässt, dann hat er wirklich einige starke Momente und kann durchaus überzeugen. Leider gelingt das nicht über die ganze Laufzeit, denn die eigentlich gute Idee der Suche des jungen Paul nach sich selbst, wurde nicht sehr glücklich umgesetzt. Der Film verheddert sich zu sehr und lässt den Zuschauer dabei relativ ungerührt zurück, was wirklich schade ist.
Der junge Hauptdarsteller ist optisch gut besetzt, aber er wirkt immer ein bisschen zu statisch, wirkliche Emotionen nehme ich ihm nicht ab. Ein großes Problem dieses Films sind aber die Dialoge, die sind durchgehend viel zu aufgeblasen und sollen immens wichtig klingen, passen aber vorne und hinten nicht in die Handlung und verwirren nur. Was den Film für mich rettet, das sind die Darsteller, die zwar nicht unbedingt durch ihre Schauspielkunst auffallen, aber dafür sehr sympathisch sind. Insgesamt gesehen ist der Film viel zu bemüht und das bricht ihm das Genick, aber irgendwie mochte ich ihn trotzdem, weil ich den guten Ansatz dahinter erkennen kann. Von mir trotz allem nur eine eingeschränkte Empfehlung, aber dafür eine ganz liebe.
Der junge Callboy Paul (Alexander Bracq) ist bei seinen Kunden sehr begehrt, denn er ist jung, schön und wirkt dabei so unschuldig wie ein Engel. Beim Sex mit seinen Freiern hat er Halluzinationen, in denen er seinen verschwundenen Zwillingsbruder Saul sieht, der anscheinend in großer Gefahr ist. Paul versucht verzweifelt, die Wahrheit über Saul herauszufinden und ihm nahe zu sein. Dabei ist ihm fast jedes Mittel recht und er gerät an einen dubiosen Pornoregisseur, der so seine eigenen Pläne mit Paul hat.
Die "SISSY" schreibt dazu: "Seeing Heaven ist das Verkopfteste, was im Moment zu haben ist." Damit ist im Prinzip schon alles gesagt, denn verkopft ist der Film in der Tat. Er macht es einem auch nicht gerade leicht, aber wenn man sich tatsächlich auf die Geschichte einlässt, dann hat er wirklich einige starke Momente und kann durchaus überzeugen. Leider gelingt das nicht über die ganze Laufzeit, denn die eigentlich gute Idee der Suche des jungen Paul nach sich selbst, wurde nicht sehr glücklich umgesetzt. Der Film verheddert sich zu sehr und lässt den Zuschauer dabei relativ ungerührt zurück, was wirklich schade ist.
Der junge Hauptdarsteller ist optisch gut besetzt, aber er wirkt immer ein bisschen zu statisch, wirkliche Emotionen nehme ich ihm nicht ab. Ein großes Problem dieses Films sind aber die Dialoge, die sind durchgehend viel zu aufgeblasen und sollen immens wichtig klingen, passen aber vorne und hinten nicht in die Handlung und verwirren nur. Was den Film für mich rettet, das sind die Darsteller, die zwar nicht unbedingt durch ihre Schauspielkunst auffallen, aber dafür sehr sympathisch sind. Insgesamt gesehen ist der Film viel zu bemüht und das bricht ihm das Genick, aber irgendwie mochte ich ihn trotzdem, weil ich den guten Ansatz dahinter erkennen kann. Von mir trotz allem nur eine eingeschränkte Empfehlung, aber dafür eine ganz liebe.
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