"Felicia, mein Engel" - "Felicia's Journey" ist ein Film von Atom Egoyan (Regie und Drehbuch) aus dem Jahr 1999 und beruht auf dem Roman von William Trevor.
Die siebzehnjährige Felicia (Elaine Cassidy) lebt in einem kleinen Dorf in Irland. Sie verliebt sich in den jungen Johnny (Peter McDonald), der nach England gehen will, um dort angeblich in einer Rasenmäherfabrik in Birmingham zu arbeiten. Der fest versprochene Brief von Johnny mit seiner neuen Adresse kommt natürlich nie an. Felicia weiß inzwischen dass sie schwanger ist, was ihre Situation nicht gerade angenehmer macht. Johnnys Mutter begegnet ihr nur ablehnend und Felicias eigener Vater macht ihr nichts als Vorwürfe. Felicia beschließt, nach England zu fahren und Johnny zu finden.
In Birmingham angekommen, macht sich Felicia auf die Suche nach der Rasenmäherfabrik, die es dort aber gar nicht gibt. Dabei lernt sie den älteren Hilditch (Bob Hoskins) kennen, der sich anbietet ihr behilflich zu sein. Der scheinbar so liebenswürdige Mann, der als Kantinenleiter arbeitet und allein in einem großen Haus wohnt, genießt die Tatsache, gebraucht zu werden und Felicia ist nicht das erste Mädchen, dem er "hilft".
Hilditchs Mutter Gala (Arsinée Khanjian) war eine berühmte Fernseh-Köchin, aus deren übergroßem Schatten sich Hilditch nie befreien konnte. Seine Mahlzeiten bereitet er sich immer noch tagtäglich nach den Videoaufzeichnungen der Kochsendungen seiner Mutter zu.
Hilditch nimmt Felicia bei sich auf und überredet sie zu einer Abtreibung, worauf sie sich schließlich auch einlässt. Als Felicia ihm später erklärt, wieder nach Hause gehen zu wollen, muss Hilditch handeln, denn er will seinen kleinen Engel nicht verlieren.
Der Film ist sehr ruhig und unaufgeregt, fesselt aber trotzdem, was unter anderem an der fantastischen Besetzung liegt. Bob Hoskins geht voll in seiner Rolle auf. Er ist liebenswürdig, ein bisschen pedantisch und gleichzeitig unheimlich. Die junge Elaine Cassidy verkörpert die naive Felicia absolut glaubhaft. Sie macht im Laufe des Films eine Wandlung durch und muss sich von einigen Träumen verabschieden.
Interessant ist auch die Ausstattung des Films, der zwar in der aktuellen Zeit spielt, sich aber nicht wirklich eindeutig zuordnen lässt. So könnte man bei Felicia und ihrer Erscheinung an die siebziger Jahre denken, wogegen Hilditch und sein Hintergrund deutlich an die fünfziger Jahre erinnern. Die Geschichte wird zum Teil in Rückblenden erzählt, um den Hintergrund der Figuren verständlich zu machen, sehr gelungen.
Insgesamt gesehen ein kleines und beeindruckendes Meisterwerk, das ich nur sehr empfehlen kann.
Weitere ebenfalls empfehlenswerte Filme von Atom Egoyan sind unter anderem "Wahre Lügen", "Simons Geheimnis" und "Das süße Jenseits". Den letzten Film "Chloe" mochte ich persönlich nicht so gerne, was eventuell daran liegen könnte, dass Egoyan in diesem Fall nicht auch selbst das Drehbuch geschrieben hat und somit vielleicht nicht die volle Kontrolle über den Stoff hatte.
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