Sonntag, 10. Oktober 2010

Good News

"Good News" ist ein Dokumentarfilm von Ulrich Seidl aus dem Jahr 1990 und beschäftigt sich mit der Welt der ausländischen Zeitungsverkäufer auf den Strassen Wiens auf der einen Seite und der Welt der Zeitungsleser auf der anderen. Der passende Untertitel lautet auch dementsprechend: Von Kolporteuren, toten Hunden und anderen Wienern.

Die meist jungen Männer, Asylbewerber aus Ägypten, Pakistan, Indien, der Türkei und noch vielen weiteren Ländern, sind Tag und Nacht in ihren gelb-roten Jacken unterwegs, um die größten Tageszeitungen zu verkaufen. Die Vertriebsfirma schult die Mitarbeiter per Videoaufzeichnung, wodurch sie in ihre Arbeit eingewiesen werden. Immer freundlich sein, die Zeitungen ordentlich präsentieren, am zugewiesenen Platz bleiben usw. Auf der Strasse wird das von Kontrolleuren überprüft und wer sich nicht daran hält, muss mit Lohnkürzungen und Arbeitsplatzverlust rechnen. Das Motto lautet: Keep Smiling - Keep Selling.

Daneben zeigt der Film auch die private Seite der Kolporteure und die Behausungen, in denen diese untergebracht sind. Diese Bilder sind erwartungsgemäß schwer erträglich, weil die Lebensumstände dieser Männer wirklich erbärmlich sind.

Einzelne Verkäufer werden bei ihrer tagtäglichen Arbeit mit der Kamera verfolgt. So z. B. beim Zeitungsverkauf in einem Krankenhaus, das eher an den Wartesaal des Todes erinnert. Andere wieder werden beim Gespräch mit ihren Stammkunden gezeigt, meist ältere Menschen, die ein wenig Zuspruch suchen. Ein Verkäufer wird von einer Frau gefragt, ob man als Zeitungsverkäufer reich wird. Ich habe wirklich selten so eine dämliche Frage gehört.

Aber Ulrich Seidl hatte mit seinem Film nicht vor, den Zeitungskonzern anzuprangern, das passiert schon von alleine beim Anschauen. Er zeigt auf der anderen Seite die Österreicher in ihrem privaten Umfeld und ihren ganz normalen alltäglichen Wansinn. Und hier tut sich mal wieder die Hölle auf. Wie bekommen einen Blick in die Spießigkeit der Wohnzimmer und Schrebergärten, den Umgang mit den Haustieren, Menschen in ihrer Stammkneipe, im Solarium und so weiter. Das ist gleichzeitig erschreckend und bizarr. Ohne jede Scheu stellen sich die Menschen vor Seidls Kamera und erzählen aus ihrem Leben, da traut man weder seinen Augen noch seinen Ohren.

Wie üblich kann ich diesen Film nur sehr empfehlen, die Arbeiten von Ulrich Seidl sind einfach zu gut, um sie zu übersehen. Eine Warnung ist aber auch hier wieder angebracht, denn die Bilder sind teilweise nur schwer zu ertragen. Aber das ist das wahre Leben eben auch manchmal.

Keine Kommentare: