"Taxi zum Klo" ist ein Film von Frank Ripploh (Regie, Drehbuch, Hauptdarsteller) aus dem Jahr 1980. Es ist ein kleiner Undergroundfilm, damals für wenig Geld produziert, der aber zum Kultfilm avanciert ist und nun im Directors Cut vorliegt.
Der Film zeigt einen Blick in das schwule Leben in Berlin Ende der siebziger Jahre. Die Hauptperson ist Frank (Frank Ripploh), der als Lehrer an einer Grundschule unterrichtet und in seiner Freizeit in der schwulen Szene unterwegs ist. In einem Kino lernt er Bernd (Bernd Broaderup) kennen, der dort als Kassierer arbeitet. Die beiden verlieben sich und Bernd zieht bei Frank ein.
Bernd träumt von einem ruhigen und gemütlichen Leben, am liebsten auf dem Land auf einem kleinen Bauernhof. Frank dagegen ist ständig auf der Jagd nach neuen Abenteuern, er will seine Sexualität ausleben und ist immer auf der Suche nach neuen Kicks. Er bringt seine Eroberungen sogar mit nach Hause und treibt es dort mit ihnen. Bernd kocht für Frank und kümmert sich um den Haushalt, was Frank fast wahnsinnig macht, auch wenn er insgeheim Angst hat, Bernd zu verlieren.
Auf dem Berliner Tuntenball vergnügt sich Frank den ganzen Abend mit einem jungen Kerl, während Bernd nur zuschauen kann. Auf dem Heimweg streiten sich die beiden deswegen und gehen getrennte Wege, aber ist damit wirklich alles aus?
Dieser Film ist ein tolles Zeitdokument der Ära vor Aids, hier gibt es keine Tabus. Die ziemlich ausführliche Darstellung der Sex-Szenen dürfte damals ein ziemlicher Skandal gewesen sein, wobei ich nicht weiß, wieviel davon in der ursprünglichen Kinofassung vorhanden war. Andererseits, wer sich diesen Film anschaut, der sollte schon wissen, worauf er sich einlässt, oder? Der Film war damals ein großer Erfolg, selbst in New York ist er sehr erfolgreich gelaufen.
Frank Ripploh, der tatsächlich als Lehrer tätig war, hatte sich 1978 in einem Artikel im "Stern" geoutet. Damals galt Homosexualität in weiten Schichten der Bevölkerung noch als abartig und pervers, es war ein absolutes Tabu. Viele Homosexuelle lebten deshalb eine Art Doppelleben, indem sie ihre Neigung verbargen. Traurig genug und so lange ist das alles gar nicht her.
Frank Ripploh ist am 24. Juni 2002 an einem Krebsleiden gestorben. Er selbst beschrieb "Taxi zum Klo" als einen Film über die Möglichkeit einer Liebe. Damit ist er schon verdammt nah an Fassbinder dran.
Insgesamt gesehen ein schriller kleiner Film, den ich nur sehr empfehlen kann, auch wenn er heute vielleicht schon etwas veraltet wirkt, es lohnt sich trotzdem, denn er ist erfrischend ehrlich und konsequent.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen