Samstag, 9. Oktober 2010

Roman Polanski: Wanted and Desired

"Roman Polanski: Wanted and Desired" ist eine Dokumentation von Marina Zenovich aus dem Jahr 2008 und beschäftigt sich mit dem Prozess gegen Roman Polanski, dem 1977 vorgewurfen wurde mit einer damals dreizehnjährigen Sex gehabt zu haben.

Roman Polanski wurde 1933 in Paris geboren. Seine Eltern kehrten 1936 nach Polen zurück, um der Verfolgung durch die Nationalsozialisten zu entgehen. Sie waren jedoch bald gezwungen, ins Krakauer Ghetto umzuziehen. Polanskis Mutter wurde im Konzentrationslager Auschwitz umgebracht, sein Vater hat in einem anderen KZ überlebt. Polanski selbst konnte sich verstecken und so den Krieg überleben.

Er begann Filme zu drehen und zog nach einiger Zeit in England schließlich nach Amerika. Er hatte bereits große Erfolge mit seinen Filmen und war mit der Schauspielerin Sharon Tate verheiratet, die im August 1969 von Mitgliedern der Manson-Bande in Los Angeles brutal ermordet wurde, als sie hochschwanger war.

Roman Polanski, der in seinem Leben schon so einiges mitgemacht hatte, wurde um sein Lebensglück gebracht, es blieb nur Kummer und Schmerz.

Das junge Mädchen, das von ihm angeblich missbraucht wurde, hatte er im Auftrag der Männerausgabe der "Vogue" fotografiert und das bereits zum zweiten Mal, als es in dem Haus von Jack Nicholson zu dem Übergriff unter Einfluss von Drogen kam. Polanski galt zu diesem Zeitpunkt als Womanizer, mit einer besonderen Vorliebe für junge Frauen. Die Mutter des jungen Mädchens selbst hatte sich bei ihm als Schauspielerin beworben.

Der Prozess gegen Polanski wurde zu einer Medienschlacht. Die Stimmen aus Europa waren meistens auf seiner Seite, aber in Amerika begann eine wahre Hexenjagd, die bis heute noch anhält. Polanski war für die meisten Amerikaner der geborene Schuldige. Der böse Ausländer, der mit Akzent sprach, Erfolg hatte, von kleiner Gestalt war und irgendwie schuldig schien. Dazu die Geschichte mit seiner ermordeten Frau, die ihn wie ein Fluch verfolgte. Das wurde er nie los. Allein diese Gedankengänge sind schockierend.

Der Prozess war eine Farce, geführt von einem Richter, der besonders mediengeil war, wie in dieser Dokumentation zu erfahren ist. Polanski verbrachte 42 Tage im Gefängnis und sollte dann begnadigt werden, aber es stellte sich heraus, dass der Richter sich nicht an die Vereinbarung halten würde. Daraufhin floh Polanski 1978 nach Frankreich, wo er seitdem lebte und nicht ausgeliefert wurde.

Seine eigentliche Tat soll hier nicht verharmlost werden, allerdings hat ihm sein damaliges Opfer längst verziehen und ist selbst nicht weiter an einer Verfolgung interessiert. Durch diese Dokumentation, die ohne Rücksprache mit Roman Polanski entstand, wurde der Fall in Amerika wieder neu ans Licht der Öffentlichkeit gezerrt und führte zu seinem zeitweiligen Hausarrest in der Schweiz im Jahr 2009. Auch wenn der Richter in dem Prozess damals offensichtlich falsch gehandelt hat, was außer Zweifel steht, kann Polanski nur begnadigt werden, wenn er sich erneut den amerikanischen Gerichten stellt, was er aber aus guten Gründen nicht tun wird. Sein Glauben an die Gerechtigkeit dürfte wohl stark erschüttert sein und wen sollte das wundern.

So interessant diese Dokumentation auch geworden ist, Roman Polanski wurde damit kein Gefallen getan. Es ist zwar zu befürworten, dass die Öffentlichkeit davon Kenntnis erhält, was damals passiert ist und wie das Recht verbogen wurde, aber es wird auch Zeit, diese Geschichte ruhen zu lassen.

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